Alt <> Neu - wie gut sind alte Füllfederhalter?

(älter als 30 Jahre)

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, Zollinger

Antworten
max
Beiträge: 81
Registriert: 30.12.2004 17:00
Wohnort: Wien & München

Alt <> Neu - wie gut sind alte Füllfederhalter?

Beitrag von max »

Hallo,
Als ziemlicher Neuling auf diesem Gebiet, würde mich interessieren was Ihr über alte (vintage) Füller denkt.
Mir fällt beim durchlesen hier auf, das zwar einerseits die alten Modelle (nicht nur Pelikan, sondern allgem.) SEHR gelobt werden - das aber andererseits offensichtlich die Mehrzahl im Alltag mit neuen Modellen schreibt.
Beim durchlesen des threads "Womit schreibt ihr aktuell" sind die große Mehrzahl der Füller aktuelle Modelle!

Sind die alten FH weniger zuverlässig? Empfindlicher? Zu schwer zu restaurieren?

Wäre schön hier mal ein paar Meinungen dazu zu hören?

Max
Schuttwegraeumer
Beiträge: 492
Registriert: 18.10.2004 3:56
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Schuttwegraeumer »

Vieleicht weil der Mehrheit die alten Füller zu schade sind. Nur eine Vermutung.
Ich verwende meienn M200 im Alltag, mit einem M800 oder M1000 wäre ich sicherlich vorsichtiger.

Schutti
Dirk Barmeyer

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Hallo,
sofern ein alter Füller gut schreibt und nicht eintrocknet schreibe ich natürlich mit ihm. Denn dazu sind die Dinger ja da !
Unterwegs nehme ich selten einen Füller mit, egal ob alt oder neu. Auf meinem Schreibtisch lauern wenig Gefahren, so daß es auf die Empfindlichkeit nicht ankommt.
Wenn ich die Zuverlässigkeit so mancher neuer Füller bedenke sollte man sich lieber einen "alten" kaufen !
Das Problem bei den alten ist aber, daß man erst nach dem Kauf erfährt, ob der Stift wirklich gut schreibt. Denn 14 Tage zur Ansicht bekommt man die Stifte in der Regel nicht. Andererseits : ein Aurora 88 aus ca. 1955 kostet ungefähr 50-90 Euro, ein neuer ca. 350 ?. Da kann man also gerne vier alte kaufen und den besten heraussuchen :-)
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Max,

ich gehöre ja auch zu denen, die die alten Füller immer sehr loben - aus gutem Grund. Aber ich gehöre auch zu denen, die meist mit aktuellen Modellen schreiben (müssen). Ich möchte einfach einen Pelikan 100N nicht im Alltag im robusten Einsatz schinden, da nehme ich lieber einen M 200.

Umgekehrt sind gerade die deutschen Füller der 30 bis 50er Jahre, meist mit Kolbenfüllsystem, so robust und gut reparierbar (auch Ersatzteile oft, natürlich nicht bei jedem Modell, unkompliziert zu bekommen), daß man sie schon im Alltag gut einsetzen kann. Viele sind auch auf Flugreisen sehr gut geeignet und laufen nicht aus, haben zudem einen sehr großen Tintenvorrat.

Neben Aussehen, Historie, Material (Celluloid, Hartgummi) sind die wesentlichen Unterschiede die Federcharakteristiken und der Hartgummi-Tinteleiter, gerade der Tintenleiter ist sehr viel besser als die heutigen. Das gilt natürlich nicht für jeden Schreiber, aber mehrheitlich gilt das schon.

Bei den "Amerikanern" ist das etwas differenzierter zu sehen. Gerade die Parker "51" sind prinzipiell sehr robuste Schreiber als Aerometric-Modelle, sind aber im Auslaufverhalten und in der Tintenfüllmenge und -kontrolle nicht optimal, viele Sheaffer haben sehr rigide (Lifetime-) Federn, die recht harsch schreiben können, auch die an sich vorzüglichen Waterman lagern gerne Tinte auf der Feder und in der Kappe ab.

Neben den Alterungsprozessen bei Hartgummi-Gehäusen kann das an sich sehr bruchunempfindliche Celluloid nach 60 bis 80 Jahren halt auch Schaden nehmen und beim Anschlagen auch mal brechen. Bei einem besonderen Stift ärgert man sich dann umso mehr.

Bei den Alten ist es gerade die Ersetzbarkeit, die Probleme schaffen kann.

Ansonsten rate ich immer zu den Alten, da man sich nur so einen wirklichen eigenen Überblick verschaffen kann, wie gut ein Füllhalter tatsächlich schreiben kann. Ich bin immer wieder überrascht z. B. über den herausragenden Tintenleiter der alten Pelikan 100er.

Viele Grüße an Euch alle
Euer Thomas Baier
Zuletzt geändert von Thomas Baier am 02.02.2005 19:58, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
stift
Beiträge: 3062
Registriert: 05.12.2004 13:00
Wohnort: Wien

alte füller

Beitrag von stift »

hallo !
ich sammle seit ca. 10 jahren alte füller und auch neue,doch alter lieber.
hauptsächlich seit drei jahren montblanc und saftys.
ich habe immer einen füller bzw. zwei bei mir und das sind immer alte füller.
nicht weil ich die neuen nicht mag aber die sind einfach besser und schöner.
sie liegen auch beim schreiben schöner in der hand.
natürlich repariere ich meine alten füller selber,das ist natürlich eine kostenfrage den eine reparatur ist ja nicht billig.

das spannende beim reparieren ist dan am schluß die erste schreibprobe.
ich frage mich immer:wem hat der füller gehört wer hat damit geschrieben?
in der zeit der alten füller konnte sich ja nicht der kleine mann einen füller der gehobenen klasse leisten.

es ist einfach eine fastination für mich mit alten füllern zu schreiben.

m.l.g.
stift[/img]
Dieter N
Beiträge: 757
Registriert: 06.12.2004 22:29
Wohnort: bei Kiel

Beitrag von Dieter N »

Ich habe zwar nur wenige "gute" Füller, aber das Problem hat mich auch schon zu fassen.

Ich benutze im täglichen Arbeitsleben einen Waterman Man 100 und einen Lamy 2000. Da mir Waterman letztens sagte, dass nur noch sehr wenige OL/OGL-Federn in Hamburg lagern, werde ich sehr vorsichtig damit. Zwei Federn sind mir im Alltag schon unter die Räder gekommen und man muss im täglichen Gebrauch leider immer wieder damit rechnen. Obwohl der Man 100 kein wirklich alter Füller ist, fange ich an, deutlich vorsichtiger zu werden, was im stressigen Alltag aber enorm behindert.
Als ich dann bei einem alten Montblanc, den ich selten nutze, einen Riss im Gehäuse entdeckte, mochte ich ihn zuerst nicht mehr nutzen. Diesen Füller hat mein Vater sich vor ca. 50 Jahren erspart und ich möchte nicht, dass er zerstört wird, auch wenn ich für dieses Modell bei ebay leicht Ersatz bekäme - es wäre nicht Vaters Füller!
Ich schreibe daher viel mit dem Lamy, weil meiner recht neu ist, jederzeit ersetzbar und außer an dem Füllermodell an sich wenig Herzblut von mir hängt. Letzteres wird sich wohl mit jahrelanger treuer Nutzung ändern - mal sehen, ob ich ihn dann auch schone.

Damit geht es manchmal den alten Füllern wohl wie alten Autos: Man nutzt sie vorsichtig und bedächtig für besondere Momente und hat noch einen Golf/Astra/Focus o.ä. für den normalen Tag. Hut ab vor allen, die das Geld oder den Mut haben, etwas zu riskieren.

Gruß
Dieter N.
Antworten

Zurück zu „Alte Schreibgeräte/Oldies“