Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

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TomSch
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Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

Beitrag von TomSch »

Moin Forist/inn/en.

Manchmal hat man einfach Glück ...
Einen solchen Fall möchte ich hier gern vorstellen.
Passen würde er auch in die Rubrik Federn, Schwerpunkt Flex.

Neulich erhielt ich einen äußerlich zunächst noch recht fit aussehenden Kämpen, von dem ich kurz später gar nicht angetan war: am Griffstück ein Haarriss; die Kappenringe lose; der Kolben beweglich, doch ohne Zug.
Es handelt sich um einen "Böhler Gold 56M".

Seine äußeren Werte:
Gewicht: leer 22gr, ohne Kappe 13gr
Länge: gesamt 12,5cm, Kappe 6,5cm, Korpus (ohne Feder) 9,5cm, (mit) 11,4cm, aufgesteckt 15cm
Durchmesser: Kappe 14mm, Korpus 12,5mm

Zur Feder (1)
(in Schreibschrift) "n(?)erkedo (darunter) ein Kreis mit Bergen?/Bäumen?/Dreieck? (darunter) Irid Point"

Weitere Merkmale
Wellenguilloche; freies Gravurfeld; stabiler Tropfenclip; wunderschön erhaltenes, baldachinförmiges Kappenköpfchen.

Rahmenbedingungen für die Schriftprobe (unten)
90gr Inacopia-Papier, Cayenne-Tinte von Noodler's

Zugegeben, beim Fixieren von Kappenringen muss ich noch viel üben. Sie halten zwar nun fest, doch sieht man die Reparatureingriffe unter der Lupe sehr deutlich. Schon besser gelungen ist das Kleben des Haarrisses und das Polieren der Klebestelle. Der Korkkolben verrichtet nach einiger Zeit des Wässerns dicht und brav seine Arbeit.

Fazit: durch sein außergewöhnliches Aussehen, seine phantastische Balance, durch sein Alter, durch seine sehr flexible Feder und, ja, vielleicht auch durch die einigermaßen erfolgreichen Reparaturversuche ist mir der Böhler im Moment einer der liebsten der Kolbenzunft. Ich beginne zu erahnen, welchen Spaß - bei entsprechender Übung - eine flexible Feder machen kann :P

Liebe und enthusiastische Grüße,
Thomas
Zuletzt geändert von TomSch am 08.04.2013 21:26, insgesamt 1-mal geändert.
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isegrimmgo
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Re: Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

Beitrag von isegrimmgo »

Hallo,
mein Osmia Brilliant 55M (14K M - Flex!) ist deinem Böhler sehr sehr ähnlich. Ich habe ihn aus einem Tauschgeschäft und er ist in sehr gutem Zustand. Gratulation!
Grüße
"Wolfgang
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Andi36
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Re: Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

Beitrag von Andi36 »

So einen Böhler Gold konnte ich im April günstig auf dem Flohmarkt erstehen.

Er war nicht betriebsbereit - aber das hatte ich auch nicht erwartet. Erwartet hätte ich auch nicht, dass das störrische Teil dermaßen schwer zu zerlegen ist.
Feder, Tintenleiter, die Kolbenmechanik, das war alles null-komma-nix zerlegt. Doch das Problem: Die Mechanik bewegt sich nicht.

Ultraschall und Fön - hat alles nichts genutzt. Immer wieder vergeblich versucht. Gestern habe ich dann zu einem Mittel gegriffen, dass ich bei Füllern sehr ungern verwende - zu Öl.

Und siehe da nach kurzer Einwirkzeit begann sich was ein wenig zu bewegen und nach nach weiteren 10 Minuten hatte ich dann den Mechanismus auseinander.
Der Grund für das außerordentliche fest sitzen - die Spindel aus Aluminumdruckgusss war oxidiert.

Hier mal zwei Fotos in zerlegtem Zustand.
böhler.jpg
böhler.jpg (392.21 KiB) 3321 mal betrachtet
böhler 2.jpg
böhler 2.jpg (387.35 KiB) 3322 mal betrachtet
Gängig machen und zusammenbauen muss noch etwas warten. Ich hab gerade nicht viel Zeit.

Gruß
Andreas
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TomSch
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Re: Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

Beitrag von TomSch »

Hallo Andreas.

Auch dir einen herzlichen Grückwunsch zu deinem Fitsch.
Wenn ich das recht erkannt habe, besitzt deiner sogar eine alte Degussa-Stahlfeder, die ja auch durchaus für ihren Flex bekannt sind.
Ich stelle fest, dass ich wieder häufiger auf Flohmärkte gehen muss. :mrgreen:

Tschüsskess, Thomas
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ostfüller
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Re: Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

Beitrag von ostfüller »

Hallo Andreas,

es sind immer wieder schöne Stücke, die Böhler. Wie hast Du das Öl an die Gewindestange bekommen? Ist die Kolbenstange noch ganz, das heißt nicht gerissen? Bei mir ist diese Stange leider minimal aber bedeutend für die Funktion geschrumpft und längs gerissen.

Beste Grüße aus Dresden
Marco
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Andi36
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Re: Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

Beitrag von Andi36 »

Hallo Marco,

nachdem ich den Kork von der Gewindestange runter hatte, konnte ich das Öl (in diesem Falle Ballistol) von vorne in die durchgängig hohle Gewindestange geben -> das kriecht dann schön langsam durch das ganze Gewinde.

Ich glaube auch, dass die Gewindestange geschrumpft ist (was bei Kunststoffen nicht ungewöhnlich ist) - andererseits hat die Spindel durch Oxidation an Durchmesser gewonnen. Dazu kommt, dass die oxidierte Oberfläche rau geworden ist. Im Ergebnis hat sich da selbst mit großem Kraftaufwand nichts mehr bewegt.

Die Gewindestange ist bei Dir vermutlich entlang der Nut gerissen - richtig? Dass das Risiko besteht, hatte ich mir bei genauer Betrachtung nach dem Zerlegen auch schon gedacht...

und Tom,
die Feder scheint nicht schlecht zu sein, ich hatte sie mal kurz in Tinte getaucht und sie gefiel mir. Viel Flex hat er nicht, aber ob und wie sich das auf's Schriftbild auswirkt muss man sehen, sobald er wieder zusammengebaut ist.

Wenn's Euch interessiert, berichte ich an dieser Stelle. Kann aber noch dauern, weil ich noch nicht genau weiß, wie ich die Spindel richtig gängig kriege.

Gruß
Andreas
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newlife
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Re: Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

Beitrag von newlife »

Wenn die Hülse durch Schrumpfung gerissen ist bzw. durch das Oxyd auf der Gewindestange, würde ich die Alustange vom Oxyd befreien und zusätzlich ringsherum der Länge nach mit Schleifpapier behandeln, bis auch eine gerissene Hülse wieder gut gleitet. Genug Material für eine gute Funktion der Spindel wird schon noch vorhanden sein. Eventuell den Riss noch etwas abdichten, aber dann sollte so eine Mechanik gerettet sein.
Grüße von Klaus!
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YETI
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Re: Böhler Gold - ein alter Kämpe bei einem neuen Besitzer

Beitrag von YETI »

Wenn im Füller genug Platz ist, kann man die Hülse mit Garn eng umwickeln und dann mit Sekundenkleber die Wicklung verkleben. Das hält den Riss zusammen und beugt neuen Rissen vor.

Gruß

Andreas
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