Review: Palomino Blackwing Volume 4

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Nikolaus
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Review: Palomino Blackwing Volume 4

Beitrag von Nikolaus » 12.04.2019 9:24

Guten Morgen allerseits,

heute gibt es eine Bleistift-Review. Wie ich im Fazit ganz unten geschrieben habe, wollte ich eigentlich nur ein neues Blackwing-Paket bestellen, weil ich mein erstes Zwölferpaket langsam aufgebraucht habe. Und plötzlich habe ich die Mars-Edition entdeckt. Da ich das ganze Weltraum-Thema liebe, hatte ich im Grunde keine Wahl… :)

Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende!


Review: Palomino Blackwing Volume 4

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Mit dem Blackwing Volume 4 zollt Palomino der nächsten Mars-Mission im Jahr 2020 Tribut. Der limitierte Bleistift ist in Marsfarben gehalten und hat ein Sandfinish spendiert bekommen, das mit seiner feinen Körnung an die Oberfläche des rostroten Planeten erinnern soll.

Ziel der Mission „Mars 2020“ wird es sein, Forschungen zu früherem Leben auf dem Mars durchzuführen und weitere geologische Erkenntnisse zu gewinnen. Der Roboter-Arm und die Kamera-Systeme des Mars-Rovers wurden von der Firma Motiv Space Systems entwickelt, für die ersten Entwürfe kam ein Palomino Blackwing zum Einsatz.

Der Blackwing Volume 4 ist eine von mittlerweile zahlreichen Limited Editions der Firma Palomino und kam – wie auch die Volumes 33 1⁄3, 10001 und 54 – im Jahr 2018 auf den Markt, um genau zu sein im Dezember 2018. In jedem Quartal bringt das Unternehmen eine Limited Edition heraus.

Zum Hersteller

Palomino ist einer der berühmtesten und legendärsten Hersteller von Bleistiften. Das Unternehmen wurde in den 1930er-Jahren gegründet. Die Produktion des legendären Blackwing 602 begann im Jahr 1934. Früher wie auch heute lautete der Slogan „half the pressure, twice the speed“. Der Stift avancierte schnell vom Büroartikel zum unverzichtbaren Instrument zahlreicher Künstler, unter anderem Chuck Jones, John Steinbeck, John Williams, Nelson Riddle, Quincy Jones, Eugene O’Neill und Archibald MacLeish.

Ende der 1980er Jahre wurde Palomino von Faber-Castell übernommen und sechs Jahre später an Sanford verkauft. Aufgrund von Kosteneinsparungen wurde die Bleistift-Produktion in den 1990er Jahren eingestellt. Die Blackwings waren jedoch so beliebt, dass Anhänger der Marke bis zu 50 US-Dollar und mehr für einen einzelnen Bleistift zahlten.

Im Jahr 2010 wurde Palomino schließlich wiederbelebt und der Blackwing neu aufgelegt. Die Produktion findet seitdem in Japan statt.

Auspacken

Die limitierten Editionen werden in den bekannten, markentypischen Blackwing-Paketen à zwölf Stück verkauft.

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Ein Schriftzug verrät, dass es sich um eine limitierte Edition handelt.

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Auf der Rückseite befinden sich Informationen zu der NASA-Mission Mars 2020…

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…und zu den Charakteristika des Blackwing Volume 4:
Sand-textured finish.
Cream imprint.
Dune bronze ferrule.
Cream eraze.
Soft graphite.
Hierzu später mehr.

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Okay, es geht um die Bleistifte – weg also mit der weißen Umverpackung. Bevor der finale Blick auf die Volumes 4 preisgegeben wird, lenkt Palomino die Aufmerksamkeit noch einmal auf die Weltraum-Missionen der letzten Jahrzehnte. Diese werden auf einem halbtransparenten Zettel mit einer Abbildung unserer Planeten dargestellt.

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Ein genauerer Blick auf den halbtransparenten „Beipackzettel“.

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Da sind sie endlich: zwölf Volumes 4.

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Erster Eindruck

Ich hatte natürlich eine ungefähre Vorstellung von dem, was mich erwarten würde, schließlich hatte ich mich vor dem Kauf über die Volumes 4 informiert. Die Farbgebung der Bleistifte war mir insofern bekannt und ist und eine gelungene Abwechslung zu den bisherigen Bleistiften, die ich benutzt habe und benutze. Ansonsten handelt es sich um eine Variation des bekannten Palomino Blackwing, die keine sensationellen Überraschungen bereithält. Wie man es von Palomino kennt, kommen die Bleistifte unangespitzt.

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Gespannt war ich aber auf den anfangs erwähnten Sand-Effekt. Ich war mir nicht sicher, wie intensiv die Körnung auf den Volumes 4 ausfällt, ob diese sich beim Schreiben bemerkbar macht und ob sie gegebenenfalls sogar beim Schreiben stört. Der Effekt ist auf den ersten Blick überraschend unauffällig. Selbst wenn man den Bleistift in der Hand hält und/oder ihn aus einer „normalen“ Entfernung betrachtet, sieht man die Körnung kaum.

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Erst wenn man genau hinschaut, offenbart sich die Körnung. Dann ist sie in etwa so deutlich wie auf dem nachfolgenden Bild.

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Aussehen und Verarbeitung

Die Verarbeitung des Blackwing Volume 4 ist tadellos und lässt keine Wünsche übrig, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um ein Verbrauchsprodukt handelt. Palomino hat die Limited Edition in Anlehnung an den Mars und die Mars-2020-Rover-Mission entworfen. Die Oberfläche des Stiftes ist dementsprechend marsrot und kommt in natura einem Farbmix aus Orange und Rot am nächsten. Die Beschriftung wird – wie auch das Radiergummi – als crèmefarben beschrieben und ist ein heller Crèmeton.

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Der Sand-Effekt wirkt auf den Nahaufnahmen intensiver, als er wirklich ist.

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Ob sich die Anzahl der Körner bei normaler Benutzung mit der Zeit verringert, wird sich noch herausstellen. Ich gehe allerdings nicht davon aus, denn ich habe kurz versucht, ein größeres Korn (die kleinen nimmt man mit dem bloßen Auge nicht wirklich wahr) abzukratzen – überraschenderweise ohne Erfolg. Punkt für Palomino.

Das ebenfalls als crèmefarben beschriebene Radiergummi ist fast weiß und befindet sich in dem für Blackwing-Bleistifte typischen Radiergummi-Halter. Es ist herausnehmbar bzw. austauschbar. Laut Palomino ist der Halter in einem Bronzeton gehalten. Dieser Farbton lässt sich allenfalls erahnen und wirkt eher wie Apples Spacegrau oder der Midnight-Ton, den man von den anthrazitfarbenen Montblanc-Beschlägen kennt.

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Die Volumes 4 sind im Gegensatz zu den glänzenden Blackwings 602 matt.

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„Soft graphite“: Volume 4 im Einsatz

In den Volumes 4 kommt das weichste Graphit aus dem Hause Palomino zur Anwendung. Dieses befindet sich auch im klassischen, schwarzen Blackwing.

Zur besseren Einordnung hilft es, die drei Graphit-Härtegrade der Standard-Blackwings zu kennen: Der schwarze Blackwing schreibt am dunkelsten und wird am schnellsten weich (am besten fürs Zeichnen geeignet). Der graue Blackwing 602 hat den härtesten Graphitkern, schreibt dementsprechend heller, wird aber dafür nicht so schnell weich (am besten geeignet fürs Schreiben). Der weiße Blackwing Pearl ist in der Mitte der beiden anderen Standard-Blackwings angesiedelt und dementsprechend ein Allrounder.

Im Vergleich zum harten Blackwing 602 werden die Unterschiede schnell deutlich. Der Volume 4 (obere Zeilen) schreibt dunkler, die Bleistiftspitze wird bereits nach wenigen Wörtern weicher, das Geschriebene breiter.

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„Wenn man eine Zeile mit dem Volume 4 schreibt, dann erkennt man den weichen Charakter. Im Gegensatz dazu bleibt der 602 deutlich straffer – und auch besser lesbar.“

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Dank des matten Finishs liegt der Volume 4 beim Schreiben sehr gut in der Hand.

Preis und Verfügbarkeit

Das Zwölferpaket kostet 35,90 Euro. Im Gegensatz zu den Standard-Versionen (Black, 602 und Pearl), die bei rund 30,00 Euro liegen, ist das ein Aufpreis von 20 Prozent. Jeder Bleistift kostet etwa 3,00 Euro. Einen Bleistift von Faber-Castell gibt es bereits zum Stückpreis von einem Euro. Für einen Verbrauchsgegenstand – und erst recht für einen Bleistift – kostet der Volume 4 also recht viel Geld. Die Schreibqualität und die Freude beim Benutzen sind allerdings hoch.

Der Aufpreis zu den unlimitierten Blackwing-Varianten ist natürlich eine Frage reiner Liebhaberei, immerhin schreiben die Limited Editions nicht anders. Letztlich geht es bei einem Hobby aber immer um Liebhaberei.

Die Verfügbarkeit ist nicht mehr die beste. Da die genaue Stückzahl unbekannt ist und der Blackwing Volume 4 nun bereits seit rund fünf Monaten auf dem Markt ist, sollte man schnell zuschlagen, wenn man die Chance hat und die Bleistifte kaufen will. Hier und da findet man die Edition noch.

Zusammenfassung

Der Kauf der Volumes 4 war ursprünglich ein reiner Zweckkauf. Weil ich die grauen Blackwings fast aufgebraucht habe, bin ich bei der Suche nach neuen Bleistiften auf die limitierte Mars-Edition gestoßen. Als Liebhaber der Weltraum-Missionen war jeder Widerstand zwecklos – nur einen Tag kam das Paket mit den Volumes 4 an. Seitdem die Bleistifte da sind, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich nach verschiedenen Blackwing-Versionen suche. Kurzum: Die verschiedenen Varianten machen sehr viel Spaß und bergen ein hohes Suchtpotential.

Der Blackwing Volume 4 besitzt tolle Details. Deren Umsetzung ist gelungen. Vor allem das Sand-Finish ist ausgefallen, aber sehr dezent und alltagstauglich. Wie sehr mir der weiche Graphitkern beim alltäglichen Schreiben zusagen wird, kann ich noch nicht beurteilen. Das härtere Graphit des 602 eignet sich – so mein persönliches Empfinden – jedenfalls besser zum Schreiben. Da fällt mir gerade ein: Die im März lancierte Blackwing Volume 811 Limited Edition hat eine Mine mit hartem Graphit… Ob der noch erhältlich ist?


Review: Palomino Blackwing Volume 4 auf Der Bürokrat
Cheers,
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Re: Review: Palomino Blackwing Volume 4

Beitrag von fismoll » 12.04.2019 10:40

Vielen Dank für dieses ausführliche Review und die tollen Fotos!

Nach einer Weile Schreibens mit dem 602 und dem Vergleich mit anderen, etwa gleich weichen Bleistiften komme ich zu dem Schluss, dass die Hauptattraktivität der Palominos im Hype und in der künstlichen Verknappung liegt, die interessiertes Publikum zum Kauf animiert. Das finde ich auch völlig in Ordnung und bin für mich selbst nur froh, diesem Virus nicht erlegen zu sein, denn die Preise sind eigentlich obszön.

Einen Nachteil möchte ich noch erwähnen - der Stift ist in herkömmlicher Weise nicht zu Ende zu nutzen, da er auf keinen üblichen Verlängerer passt. Blackwing bietet zwar Spitzenschoner aus Metall an, aber an einen passenden Verlängerer wurde nicht gedacht; da ist vermutlich Selbsthilfe gefragt (Stiftrest zerlegen oder den Verlängerer selbst schnitzen).
Beste Grüße - André

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Re: Review: Palomino Blackwing Volume 4

Beitrag von Nikolaus » 12.04.2019 10:50

Moin André,

danke Dir! Welche Bleistifte präferierst Du?

Das mit den Bleistiftverlängerern stimmt. Ich habe meine Blackwings bisher immer so lange genutzt, bis ich sie nicht mehr anspitzen konnte. Dann waren sie aber auch fast "aufgeschrieben" – für mich völlig in Ordnung.
Cheers,
Nils

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Re: Review: Palomino Blackwing Volume 4

Beitrag von fismoll » 12.04.2019 11:28

Fürs Kritzeln in der Einkaufsliste und in Notenblättern (Fingersatz, etc.) nehme ich (schon immer) Staedtler Noris HB, die fliegen bei uns überall herum und werden durch ihr gelb-schwarzes Design überall schnell wiedergefunden.
Fürs Schreiben nehme ich neben den 602 sehr oft Staedtler Lumograph 100 in 3B, und seit ich ein über 80 Jahre altes Dutzend Staedtler aus der Bucht gefischt habe (1,50€ + Versand), die gleich weich, aber schwärzer schreiben, immer häufiger auch diese. Nach solchen Stiften werde ich weiter fahnden, denn die Holzqualität war früher (also: so viel früher) deutlich besser als heute, die Minen sind offenbar nicht schlechter als in zeitgenössischen Stiften. 602er werde ich mir unter diesen Umständen keine mehr anschaffen, aber das ist eine Frage der Budgetverteilung, nicht des Budgets an sich ... ;)
Beste Grüße - André

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