Fallbleistift mit 2 Kugellagern - der OLI ROTOMIN

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Orlando1212
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Fallbleistift mit 2 Kugellagern - der OLI ROTOMIN

Beitrag von Orlando1212 »

Ich benutze und sammle eigentlich Tintenfüllhalter und so bin ich fast auf jedem Bremer Flohmarkt, aber auch in klassischen, analogen Aukionhäusern ein stetiger Besucher.
Vor etwa 10 Jahren habe ich auf einem Bremer Flohmarkt für 50 Cent einen neuen "Fallbleistift" erworben, in der Original-Verpackung mit Namen "OLI ROTOMIN". In der beiliegenden Beschreibung konnte ich etwas Besonderes lesen: dieser Stift hat 2 Kugellager, die Graphit-Spitze dreht sich beim Schreiben und bleibt so immer spitz!

Als ich das las, bin ich zurück zum Flohmarkt-Verkäufer und der erzählte mir einiges über diesen Stift, von dem ich vorher nie etwas gehört hatte. Der Verkäufer hatte noch 19 nagelneue Stifte in OVP und einer größeren Umverpackung und die kaufte ich alle zusammen, auch zu je 50 Cent und zog mit meiner Neu-Erwerbung nachhause.

Der OLI ROTOMIN stammte nach meinen Erkundigungen und Recherchen aus 1949/1950 aus Deutschland und der Entwickler hat ihn sogar hier beim Patentamt angemeldet (DBP und Auslandspatente lt Beipackzettel).
Diese Novität sprach sich damals in den 50er Jahren innerhalb der Stift-Produzenten-Szene weltweit schnell herum, weil es bis dato keinen Fallbleistift mit 2 Kugellagern gab, samt dem positiven Effekt, der sich daraus ergab.

Die Kunde von diesem exotischen Stift kam natürlich auch beim großen amerikanischen Stift- und Malbedarf Produzenten und Verkäufer „Keuffel & Esser“ an. Die beiden Gründer dieses Imperiums waren auch 2 ehemals deutsche Aussiedler und weil sie von dem OLI ROTOMIN so begeistert waren, haben sie ihn einfach nachgebaut, ohne die deutschen oder anderen Patentrechte zu berücksichtigen. Der Effekt war, dass der deutsche Hersteller 1952 Konkurs anmelden und sein Unternehmen schließen musste, weil "Keuffel & Esser" den Weltmarkt mit ihrem Stift-Nachbau überschwemmten.

Der Verkäufer auf dem Flohmarkt, der mir die insgesamt 20 fabrikneuen Stifte in OPV verkaufte, war wohl damals Angestellter in der deutschen Stifte-Fertigung und diese 20 neuen Fallbleustifte stammten aus seinem Arbeitsleben.

Ich habe inzwischen 19 der 20 Stifte weltweit verkauft, an Museen in England, USA und Canada und an Sammler in Deutschland, Japan, Australien und Südkorea - den letzten OLI ROTOMIN werde ich wohl auch noch verkaufen und wenn es klappt, werde ich hier ein paar Fotos davon hier einstellen und auch von den US-Nachbauten von "Keuffel & Esser". Der von mir erzielte Verkaufspreis lag tatsächlich zwischen 300 und 610 Euro pro Stift - eine gutes Geschäft bei einer interessanten Umfeld Geschichte!!!
"Die Ontogenese ist die verkürzte Rekapitulation der Phylogenese!" :P
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