Duofold Vielfalt... Zeigt her Eure Stifte!

[Frodo]

Die Vögelchen auf der Schachtel sind übrigens "Scarlet Tanagers". Gabs auch mal als Werbefigur in Pozellan.
Gruss, Frodo

[Zollinger]

Sehr schön Frodo. Du schaffst es immer wieder mich denken zu lassen, ich müsste Dich jetzt doch endlich einmal besuchen kommen...

Ich habe dafür auch noch was gefunden; es ist kein Duofold, hat aber damit zu tun. Es ist ein Brief der Parker GmbH in Berlin an einen armen Einzelhändler, in welchem sie ihm versuchen klarzumachen, dass alles was er noch an Osmia-Parkern an Lager hat, sozusagen unverkäuflicher Schrott, und das nur Ihre Füller das einzig wahre und Erstrebenswerte seien...



Lustig, was?

Z-

[Frodo]

Hi Christof
Ja, das war eine ziemlich gewalttätige Zeit. Ich zitiere einmal aus meiner Dokumentation dazu:

2.4 Krach im Füllhalter- Handel

Nach Parkers Auszug bei der Osmia herrschte bei den Papier- und Schreibgerätehändlern in Deutschland eine vollständige Rechtsunsicherheit über Parker Reparaturen, Original- Ersatzteile, Umtausch und insbesondere die sehr langen Garantiezeiten von 25 Jahren. Die in Berlin, Leipziger Straße 19 gegründete Parker- Pen G.m.b.H., die sich recht lapidar „Interessengemeinschaft mit der Parker Pen Co. Janesville, USA“ nannte, sah sich nicht als Rechtsnachfolgerin der Parker A.G. Heidelberg- Dossenheim an und wollte deshalb auch keinerlei Garantieansprüche der Firma befriedigen. Im heutigen Sprachgebrauch wäre die Berliner Parker- Pen möglicherweise eine Art Franchise- Niederlassung, die auf eigene Verantwortung den Verkauf organisiert. Der Gründer der Parker- Pen G.m.b.H., A. R. Zoccola, legte sich mit seinen amerikanischen Verkaufsmethoden auch intensiv mit dem Reichsbund Deutscher Papier- und Schreibwarenhändler e.V., dem Dachverband des Fachhandels, an. Zoccola umging den Dachverband und begann mit Verhandlungen einzelner Händler, Nichtfachgeschäften und mit der „Deutschen Verbraucherdienst G.m.b.H“, einem Abzahlungsgeschäft. Der Reichsbund sah darin die Interessen seiner Verbandsmitglieder beschnitten, da im einzelnen viel zu niedrige Gewinne in Aussicht gestellt wurden und da sich die Frage nach den Garantieansprüchen nach einem möglichen erneuten Auszug von Parker wieder von neuem stellen würde. Insbesondere der Verkauf von Schreibgeräten durch Ratenzahlung war für den Fachhandel geradezu unanständig. Zoccolas aggressive Verkaufspolitik, welche in seiner Zeitschrift „Parkergramme“ auch veröffentlicht wurden, wurde vom Reichsbund als Beleidigung aufgefasst und der Streit weitete sich in den Fachzeitschriften zu einer wahren Schlammschlacht aus. So schreibt die Zeitschrift „Der Papierhändler“ am 24. 3.

....„Wer sich die Mühe macht diesen endlos langen, inhaltlich äußerst widerspruchsvollen, in jedem Satze anfechtbaren, von Böswilligkeit und Überheblichkeit strotzenden Erguss zu lesen, ist sich im Augenblick sicherlich nicht darüber klar, was mehr Erstaunen erregt, die Kühnheit mit der es Herr Zoccola als Ausländer wagt, deutsche Fachhändler und ihre Berufsorganisation mit Schmutz zu bewerfen, oder die Anmaßung in Deutschland für richtig erkannte Verkaufsgrundsätze des zu-ständigen Fachhandels zu diskreditieren“.......
......“Herr Zoccola hat es sich zur Aufgabe gestellt......die von Herrn Parker in Deutschland verlorene Million wieder hereinzubringen“.......

Die Parker- Pen drohte daraufhin damit, den Fachhandel vollständig auszuhebeln, indem sie flächendeckend Warenhäuser, Juweliere und Parfümerien mit Parker- Produkten beliefern werde.
In der heutigen Zeit, in der problemlos Radios, Modeschmuck und Badelatschen in einem Kaffee- Fachgeschäft oder an der Tankstelle gekauft werden können, scheint dies ein anachronistisches Denken zu sein. Trotzdem, seit im Internethandel mehr und mehr gefälschte Markenware, nicht allein bei den Füllhaltern auftaucht, bietet der traditionelle Fachhandel wieder mehr Qualitätssicherheit.
Gruss, Frodo

[heso]

Vielen Dank an Frodo und Christof für diesen interessanten Einblick in eine hochinteressante Zeit.
Hatte Parker damals eigentlich eine marktbeherrschende Stellung inne?
Die Markenvielfalt auf dem Schreibgerätemarkt muss damals ja sehr groß gewesen sein...

[Frodo]

..........
Hatte Parker damals eigentlich eine marktbeherrschende Stellung inne?
...

Nein gar nicht. Parker hatte eine Niederlassung in England und kam 1928 auch nach Deutschland. Das Joint Venture mit der Osmia in Dossenheim hätte möglicherweise zum größten Herstellerverbund des Kontinents geführt aber die Geschäfte gingen nicht gut und Parker zog sich 1930 wieder zurück. Der Ruf der Parker- Füller war auch nicht besonders, der in Deutschland beliebteste Füllertyp, der Sicherheitshalter, wurde von Parker nicht hergestellt, die rigiden Federn und der recht hohe Preis eines Duofolds taten ein Übriges. Wenn ein amerikanisches Fabrikat hier gekauft wurde, dann war es eher ein Waterman. Diese Füller wurden seit längerer Zeit über die Generalvertretungen von Hardmuth/Koh -I- Noor vertrieben.
Und, ja, es gab eine hohe Anzahl eigenständiger Betriebe. Das macht das Interesse an historischen Füllern auch aus.
Gruss, Frodo

[Zollinger]

Tja, 25 Jahre Garantieversprechen und nach zwei Jahren gibt's den Hersteller bereits nicht mehr... ich hätte da auch kein Vertrauen. Obwohl, nach heutigen Massstäben ist es nichts Ungewöhnliches mehr dass man für sein Garantierecht kämpfen muss. Ich hätte auf alle Fälle keinen Parker gekauft unter diesen Umständen. Heute sieht das natürlich anders aus

Hier die ganze Bande auf Familienausflug. Immer wollen alle vorn sitzen. Ganz schön eng...



Z.

[Andi36]

Sehr interessante Einblicke. Dieses Gesicht der Parker Pen Company kannte ich noch nicht. Ob diese arrogante und kompromisslose Haltung der deutschen Parker Pen möglicherweische schon im Zeichen der sich verschlechternden wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Deutschland und USA standen, oder nur einer aggressiven, neuen Marketingstrategie geschuldet ist?

Danke für die Infos
Andreas

[Frodo]

Hi Andi
Über die Familie Parker oder die Parker Pen Company in den USA geht es in dem Streit nicht. Es geht um Zoccola und die agressiven Praktiken seiner Vertriebsfirma "Parker Pen GmbH", der von sich selbst schriftlich behauptete, dass er ein Vertriebssystem für Parker Füller von 20.000 Einzelhändlern in 47 Ländern aufgebaut hätte. In Deutschland biss er wohl mit seinen weiteren Expansionsbestrebungen auf Granit: Der Reichsbund der Papier und Schreibwarenhändler existierte schon seit längerer Zeit und wachte, fast kartellartig, über die Einzelhandelspreise. Ich denke mal, dass der Reichsbund aus einem noch früheren Verband der vier damals stärksten Hersteller Kaweco, Soennecken, Montblanc-Simplo und Matador (DVF)hervorgegangen war. Der Verband schützte auch die Einzelhändler vor gegenseitiger und fremder Unterbietung, deshalb wurde Zoccolas Intervention allseitig negativ betrachtet. Auch aus der Schweiz lag eine vernichtende Kritik vor.
Mit dem etwaigen Beginn einer politischen und wirtschaftlichen Eiszeit zwischen Deutschland und den USA hatte dieser Streit nichts zu tun. Im Gegenteil, auch nach Kriegsbeginn 1939 wurden zwischen den Staaten Geschäfte gemacht. Erwähnenswert sind die Aktivitäten der DEHOMAG, einer deutschen Lizenznehmerin der amerikanischen Hollerith- Maschinen. Diese Lochkartengestützten EDV- Anlagen halfen bei der Umgestaltung der Wirtschaft in eine Kriegs- Wirtschaft und unterstützten die Volkszählung von 1939, die auch "rassische" Daten einschloss. In weitem Vorgriff wurde hier der Holocaust buchungsmäßig vereinfacht und vervollständigt.
Nach der sogenannten Machtergreifung bewunderten viele Regierungen sogar die deutsche Diktatur, die es nach kurzer Zeit geschafft habe in Zeiten der Weltwirtschaftskrise zu einer scheinbaren Vollbeschäftigung zurückzukehren. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA wurden erst nach der Kriegserklärung an die USA im Jahr 1941 beendet.
Nach dem Krieg beauftragte die US- Besatzungsmacht den Hersteller Heinrich Hebborn (LUXOR) mit dem erneuten Aufbau des Deutschen Füllhalterverbandes, zunächst für Süddeutschland, dann für ganz Deutschland (West). Hebborn leitete den Verband viele Jahre lang.
Gruss, Frodo

[Grimbart]

Guten Tag allerseits!

Nach diesen zum Teil etwas bedrückenden geschichtlichen Erörterungen und Erklärungen möchte ich hier meine beiden Duofolds vorstellen. Den grünen kaufte ich im Januar 2012 in einem Schreibwarengeschäft, den roten fischte ich knapp zwei Jahre später aus der Bucht.

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Wie ich der sehr detaillierten und lehrreichen Dokumentation von parkerpens.net entnehmen konnte, handelt es sich bei dem grünen wohl um einen MK II Jade Green "past 1996" (Kappenende verjüngt sich, zwei gleich starke Goldringe an der Kappe, nur einen Ring am oberen Schaftende), allerdings mit einem "pre 1996"-Griffstück (2 güldene Ringe).
Der rote dagegen scheint mir komplett "pre 1996" zu sein (gerades Kappenende, zwei unterschiedlich breite Goldringe an der Kappe, zwei Goldringe am Griffstück sowie oben am Schaft). Das müsste dann ein MK I Red Marble sein.

Beide Füller sind für Patrone / Konverter - was mich beim Kauf des grünen etwas erstaunte. Ich glaubte, in dieser Preisklasse gäbe es nur noch Kolbenfüller. Der Konverter hat aber auch einen Vorteil: Wenn da was kaputtgeht oder sich Tintenreste nicht mehr entfernen lassen, kauft man einfach einen neuen (Konverter, nicht Füller!).

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Sehr schön finde ich auch das Emblem auf der Kappe des grünen Duofold.

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Vielleicht können die Experten im Forum meine Einschätzung korrigieren oder auch bestätigen?

Gernot

[heso]

Guten Tag allerseits!

Nach diesen zum Teil etwas bedrückenden geschichtlichen Erörterungen und Erklärungen möchte ich hier meine beiden Duofolds vorstellen.

"Bedrückend" ist mir jetzt zu oberflächlich. Zudem könnte das den Eindruck erwecken solche Informationen seien hier nicht von Interesse oder gar unerwünscht.
Ich finde solche Informationen hoch interessant und da es auch direkt um die Parker Pen Company geht passen sie auch gut in diesen Thread.

Aber zwei schöne Duofolds hast du da, Gernot. Wie schreiben sie denn? Den modernen Duofolds wird ja oft zu magerer Tintenfluss nachgesagt.

[Will]

Hallo Gernot,

da möchte ich Hermann ganz beipflichten. Ich finde solche Informationen zur Füllhalter- und Firmengeschichte äußerst spannend sowie interessant und alles andere als "bedrückend". Wir haben wenige hier, die sich noch zu Wort melden, die eine derartige Kompetenz zum Thema aufweisen können. Zu dem ist mir fachliches Niveau, welches über "kuck mal, ich hab was neues buntes" hinaus geht, in einem Fachforum von einem substanziellen Wert, welchen ich sehr schätze und was die Qualität des Forums für mich ausmacht.

Lieber Frodo, lieber Christof,

ich danke Euch sehr herzlich für Eure Einblicke in die Historie und Entwicklung sowie Belege von Parker und der deutschen Füllhalterindestrie, welche mich in gleichem Maße interessiert haben, wie die wunderbaren alten Füllhalter, welche hier bisher schon präsentiert wurden. Bitte macht weiter so und lasst uns an Eurem Wissen partizipieren.

Grüße in den frischen Morgen

Gerd

[Grimbart]

Lieber Gerd, lieber Hermann,

den Ausdruck "bedrückend" habe ich keineswegs abwertend gemeint! Interessant und aufschlussreich sind diese Informationen auf jeden Fall - und sie gehören auch ins Forum. Ob aber in die Rubrik "Zeigt her eure Duofolds"?

"Bedrückend" empfinde ich jede Schilderung von Kriegshandlungen, auch von Wirtschaftskriegen. Die Folge solcher Machtkämpfe und Verdrängungen sind ja meist auch Personalabbau und Arbeitslosigkeit.

Ich wollte im Grunde nur eine Überleitung zurück zum eigentlichen Thema des Threads und eine Einleitung zu meinem Beitrag finden. Hätte ich den Ausdruck "interessant" verwendet, hätte man das ja ebenfalls abwertend interpretieren können: "ist ja interessant, gehört aber nicht hierhin", oder?

Der rote Duofold wurde lange nicht genutzt, aber ich meine, er hatte leichte Probleme mit dem Tintenfluss (Edelstein Tourmaline). Der grüne ist derzeit mit 4001 Dunkelgrün im Einsatz. Er hat eine M-Feder, die aber recht breit ist. Wunderbares Shading, guter Tintenfluss. Das kann aber auch daran liegen, dass ich irgendwann mal mit starkem Druck eine Linie gezogen habe, wobei sich die Feder sehr spreizte. Seitdem, so mein Eindruck, fließt die Tinte satter. Vielleicht hat sich bei dieser Aktion der Abstand zwischen Feder und Tintenleiter leicht vergrößert?

Ich bitte nochmals um Verzeihung für die missverständliche Formulierung und wünsche allen einen schönen Frühlingstag.

Gernot

[Zollinger]

Ich sehe keinen Grund für Entschuldigungen.

...und ausserden interessiert in diesem Forum ohnehin kein Schwein was wohin gehört. Hier wird immer munter dazwischen geplappert.
(Das ist natürlich nur meine bescheidene und subjektive Wahrnehmung...)

Z.

[Mr.Eyedropper]

Die orangenen Duofolds finde ich sehr schick! Hat jemand von Euch vielleicht einen der Akkerman Duofolds und kann ihn mal mit den historischeren Modellen vergleichen? (Man verzeihe mir bitte, wenn meine Frage hier im Thread falsch platziert sein sollte.)

[Frodo]

Ja, eine ähnliche Recherche wurde auch schon mal mit: "Es nervt, Herr Knopp" kommentiert. Aber Ich sehe es ein. Im "Hasi, Mausi, Bärli, Schneckerl- Forum" ist kein Platz mehr dafür. Fragen und Antworten bis auf Weiteres wieder nur mit pm oder mail.
Gruss, Frodo