Erfahrungsbericht Parker 100

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, Zollinger

OliverBonn
Beiträge: 159
Registriert: 14.07.2007 17:18
Wohnort: Bonn

Erfahrungsbericht Parker 100

Beitrag von OliverBonn »

Liebe Plenumsfreunde,
ich bin ebenso neu in diesem Plenum wie auch unter Fülllhalter-Schreibern. Auf der Suche nach einem guten Füllhalter mit kurzer Feder (davon gibt es heute kaum noch Modelle) bin ich auf den Parker 100 gestoßen; so schön die Füllhalter von MB, Waterman und Pelikan sind - ich kann leider mit den langen Federn nicht schreiben, und da ich "Berufsschreiber" bin, sind solche Schmuckstücke zugleich mein Arbeitswerkzeug.

Den Parker 100 habe ich Mitte dieses Jahres mit der EF-Feder gekauft, und ich bin nicht sonderlich zufrieden mit dem Füllhalter.

Zunächst die erfreulichen Dinge: Der Füllhalter ist schwer und für mein Empfinden gut ausbalanciert. Die Feder schreibt sich eigenwillig, doch dies ist mir recht, wenn sie mich etwas bremst.

Ich weiß, dass EF-Federn in punkto Tintenfluss immer problematisch sind. Doch der Parker 100 schlägt sich in der täglichen Praxis unrühmlich: Selbst mit Parker-Tinte schreibt er, wenn er über Nacht gelegen hat, morgens nur widerwillig an. Der Strich ist zunächst ärmlich bei königsblauer Tinte; bei blauschwarzer Tinte sind die ersten Zeilen ein blass-türkis. Nehme ich ihn morgens zur Hand, tauche ich die Feder kurz ins Tintenfass, und dies hilt meistens.

Doch auch nach zehn Minuten Schreiben ist der Titenfluss ärmlich, und er scheint mitunter kurz vor dem Aussetzen zu stehen (ich schreibe flott, dies räume ich ein). - Herr Thiel hat mir einen neuen Parker Rialto (F-Feder) beschaffen können (dafür nochmals meinen herzlichen Dank!!). Der Tintenfluss bei dem Rialto ist deutlich besser, wobei dieser einfache Füllhalter freilich nicht so gut in der Hand liegt wie der Parker 100.

Was den Parker100 desweiteren betrifft: Das klassische Design kommt mir entgegen. Das Kunststoffgewinde, das den Füllhalter zusammenhält, finde ich etwas fragwürdig angesichts des Preises.

Mein Urteil: Der Parker 100 würde mir gefallen, wenn der Tintenfluss deutlich besser wäre. So bleibe ich weiterhin auf der Suche nach "meinem" Füllhalter mit kurzer Feder. Über Tipps freue ich mich! Und Fragen zum Parker100 beantworte ich gerne.

Viele Grüße


OliverBonn
absia
Beiträge: 1018
Registriert: 19.12.2003 16:15
Wohnort: Augsburg

Beitrag von absia »

Hallo Oliver!

Willkommen im Forum! Hast du schon mal an den Lamy 2000 gedacht?

Gruß
Peter
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)
OliverBonn
Beiträge: 159
Registriert: 14.07.2007 17:18
Wohnort: Bonn

Beitrag von OliverBonn »

Hallo Peter!

Herzlichen Dank für Deinen Hinweis auf den Lamy 2000. Mit ihm habe ich eine Weile geschrieben, ich fand ihn gut. Nur hat er einen so starken Tintenfluss, dass die Tinte bei etwas dünnerem Papier durchschlägt (mein Lamy 2000 ist genau das Gegenteil von dem Parker 100). Ansonsten gefällt mir der Lamy 2000 sehr gut.

Grüße

Oliver
diogenes
Beiträge: 153
Registriert: 10.10.2006 9:21

Beitrag von diogenes »

OliverBonn hat geschrieben: Nur hat er einen so starken Tintenfluss, dass die Tinte bei etwas dünnerem Papier durchschlägt (mein Lamy 2000 ist genau das Gegenteil von dem Parker 100).
Ich besitze auch einen Lamy 2000 und kenne Dein Problem. Allerdings ist dieses Problem auch abhängig von der verwendeten Tinte. Wenn Du Lamy/Montblanc Blau-Schwarz verwendest, also die Eisengallustinte, dann schreibt er genau richtig. Auch mit dem Blau-Schwarz von Pelikan, das eine andere chemische Zusammensetzung hat, schreibt Lamy 2000 sehr gut. Natürlich müssen Dir auch diese Farbe gefallen.

Schöne Grüße,
diogenes
OliverBonn
Beiträge: 159
Registriert: 14.07.2007 17:18
Wohnort: Bonn

Tinte für Lamy 2000

Beitrag von OliverBonn »

Hallo Diogenes!
Vielen Dank für Deine Hilfe und Deinen Hinweis auf eine andere Tinte für den Lamy 2000. Daran habe ich noch gar nicht gedacht! Handelt es sich bei dem Blauschwarz von Pelikan auch um eine Eisengallustinte? Diese Tinte würde ich mir dann beschaffen und mit dem Lamy 2000 einen neuen Versuch starten.

Viele Grüße


OliverBonn
Dieter N
Beiträge: 757
Registriert: 06.12.2004 22:29
Wohnort: bei Kiel

Beitrag von Dieter N »

Hallo, Oliver,

willkommen im Forum und danke, dass du gleich mit einem Erfahrungsbericht eines hier noch recht unbeschriebenen Füllers beginnst.

Ich habe zwar auch einen Parker 100, aber nur nach dem Kauf einen oder zwei Monate damit geschrieben. Dann hat ihn mir meine Frau entführt, weil er farblich so schön ins Esszimer passt und macht damit alle möglichen Notizen.

Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich Probleme mit dem Tintenfluss gehabt hätte. Er funktinierte unauffällig, was ja nichts schlechtes ist. Und das Anschreiben funktioniert tadellos. Ich habe Ute gerade eben noch gefragt und sie hat das einwandfreie Funktionieren bestätigt. Und gerade ihre Nutzung müsste einen Füller mit Anschreibproblemen entlarven, weil selten viel Tinte fließt und der Tintenkanal eigentlich schon zugewachsen sein sollte.

Mein erster Gedanke ist eine intensive Reinigung, falls bei deinem Füller einfach etwas verstopft ist. War es ein Vorführfüller, in dem immer wieder etwas Tinte antrocknen konnte? Und wenn die Reinigung nichts ändert, würde ich bei Parker anrufen und mit den Leuten dort reden. Mal sehen, ob ihnen dazu etwas einfällt.

Viele Grüße
Dieter
diogenes
Beiträge: 153
Registriert: 10.10.2006 9:21

Re: Tinte für Lamy 2000

Beitrag von diogenes »

OliverBonn hat geschrieben: Handelt es sich bei dem Blauschwarz von Pelikan auch um eine Eisengallustinte? Diese Tinte würde ich mir dann beschaffen und mit dem Lamy 2000 einen neuen Versuch starten.
Das Blau-Schwarz von Pelikan ist keine Eisengallustinte, da bin ich mir sehr sicher (ich würde sie nicht verwenden, wenn sie eine wäre). Natürlich fließt die blau-schwarze Tinte von Montblanc oder Lamy noch etwas trockener, aber dafür ist die Pelikan-Tinte besser für die Füllfeder. Sie trocknet sehr schnell, was sie auch für Linkshänder geeignet macht, und hat im trockenen Zustand einen eher grau-blauen Ton.

Ich finde, dass Pelikan Blau-Schwarz eine recht gute Tinte ist. Manchmal mische ich sie im Verhältnis 1:1 mit Pelikan Königsblau und erhalte dadurch ein meiner Meinung nach recht angenehmes Blau-Schwarz, das wesentlich mehr Blau- als Grautöne besitzt. Mein Lamy 2000 mit der Federstärke F schreibt auch mit dieser Mischung noch sehr gut, wenn auch rein subjektiv mit einem etwas reichlicheren Tintenfluss als mit der reinen blau-schwarzen Tinte von Pelikan.

Schöne Grüße,
diogenes
OliverBonn
Beiträge: 159
Registriert: 14.07.2007 17:18
Wohnort: Bonn

Beitrag von OliverBonn »

Hallo Dieter,
das Gefühl, dass mit meinem Parker 100 etwas nicht stimmt, habe ich mittlerweile auch. Um das Problem näher zu beschreiben (auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen): Morgens, wenn der Füller nachts gelegen hat, rinnt ein bläßlich-ärmlicher Strich aus der EF-Feder. Ich verwende königsblaue Parker-Tinte. Wenn ich die Feder (samt Schaft) in das Tintenglas tunke, habe ich kaum noch Probleme mit dem Parker 100. Meine Händlerin hat mir diesen Trick empfohlen.

Nur, mal im Ernst: Wenn jeder Stahlnagel, wie dies hier immer heißt, auf Anhieb schreibt - wieso gelingt dies nicht bei dem Parker 100? Deine Nachricht weist vielleicht darauf hin, dass mit dem Füllhalter etwas nicht stimmt. Welche Federstärke verwendest Du? Meine Händlerin sagte, dass EF sehr ungünstig für den Tintenfluss sei.

Vielleicht ist mein Parker 100 doch ein Fall für den Service. Weiß jemand dort einen zuverlässigen Ansprechpartner? Wenn ich ihn zum Service gebe, gibt's einen zweiten Erfahrungsbericht (dann zum Service).



Viele Grüße


Oliver
Zuletzt geändert von OliverBonn am 24.09.2007 10:04, insgesamt 1-mal geändert.
OliverBonn
Beiträge: 159
Registriert: 14.07.2007 17:18
Wohnort: Bonn

Beitrag von OliverBonn »

Hallo Diogenes,
danke für Deinen Tipp. Ich starte den Versuch mit der schwarzblauen Tinte. Kann man unterschiedlich gefärbte Tinten eines Herstellers ohne Weiteres mischen? Man liest immer wieder von unterschiedlichem PH-Wert und Rezepturen, die sich manchmal "nicht vertragen".

Viele Grüße


Oliver
diogenes
Beiträge: 153
Registriert: 10.10.2006 9:21

Beitrag von diogenes »

OliverBonn hat geschrieben: Ich starte den Versuch mit der schwarzblauen Tinte.
Mittlerweile verwende ich vorwiegend die ungemischte Tinte, weil sie mir inzwischen sehr gut gefällt. Am Anfang war sie mir zuwenig blau.
OliverBonn hat geschrieben: Kann man unterschiedlich gefärbte Tinten eines Herstellers ohne Weiteres mischen? Man liest immer wieder von unterschiedlichem PH-Wert und Rezepturen, die sich manchmal "nicht vertragen".
Ich bin kein Experte für das Mischen von Tinten. Ich weiß aber von Foren wie dem Fountain Pen Network, dass einige Leute begeistert mischen (siehe 'Ink Recipies'). Es gibt recht viele Rezepturen, die sich zum Teil sogar aus vier oder fünf verschiedenen Tinten zusammensetzen. In der Regel soll es so sein, dass nichts passiert, außer dass Dir die Farbe nicht gefällt. Mit meiner Mischung habe ich zum Beispiel noch keine Probleme gehabt.

Soweit ich weiß, lassen sich die Tinten von Waterman recht gut mischen, weil sie alle sehr ähnlich zusammengesetzt sind. Von Richard Binder gibt es zum Beispiel eine sehr bekannte Mischung unter dem Namen 'Tanzanite' (Waterman Florida Blau und Waterman Violett im Verhältnis 1:1), die zwar viele mögen, mir persönlich aber zu grell ist.

Es gibt allerdings in der Tat auch Fälle, wo Tinten nicht zusammenpassen und verklumpen. Angeblich ist das relativ selten der Fall, aber es kommt vor. In der Regel merkt man das schon nach wenigen Stunden oder Tagen. Es wird allgemein empfohlen, eine Mischung zuerst zu testen, indem eine kleine Menge hergestellt und ein paar Tage lang stehen gelassen wird. Wenn die Tinte dann nicht verklumpt ist, sich nichts am Boden gesammelt hat und auch sonst alles in Ordnung erscheint, dann soll es normalerweise funktionieren.

Ich persönlich bin allerdings lieber vorsichtig und mische nicht. Die eine Mischung war eine Ausnahme und gefällt mir immer noch. Das einzige Blöde ist, dass sich die Mischung wesentlich leichter verschmiert als das reine Blau-Schwarz von Pelikan.

Schöne Grüße,
diogenes
OliverBonn
Beiträge: 159
Registriert: 14.07.2007 17:18
Wohnort: Bonn

Beitrag von OliverBonn »

Hallo Diogenes,
danke nochmals für Deinen Tipp mit der schwarzblauen Pelikan-Tinte für den Lamy 2000. Ich hab's probiert - mit guten Ergebnissen!

Viele Grüße


Oliver
Dieter N
Beiträge: 757
Registriert: 06.12.2004 22:29
Wohnort: bei Kiel

Beitrag von Dieter N »

OliverBonn hat geschrieben:
...Wenn ich die Feder (samt Schaft) in das Tintenglas tunke, habe ich kaum noch Probleme mit dem Parker 100. Meine Händlerin hat mir diesen Trick empfohlen.
...
Welche Federstärke verwendest Du? Meine Händlerin sagte, dass EF sehr ungünstig für den Tintenfluss sei.
...
Weiß jemand dort einen zuverlässigen Ansprechpartner?
...
Hallo, Oliver,

Das mit dem Tunken könnte darauf hinweisen, dass etwas im Verhältnis Federspalt-Tintenleiter nicht stimmt.
Es könnte sein, dass die Tinte soweit eintrocknen kann, dass sie im Spalt eine konkave Form annimmt und damit eine Verbindung Tinte und Papier fehlte. Hast du schon einmal vorsichtig versucht, die Feder beim ersten Schreibversuch auf das Papier zu drücken, so dass sich die Feder etws spreizt. Dabei sollte etwas Tinte aus dem Tintenleiter nachgeliefert werden und dann ist bei Zusammenkommen der Federenden ein (konvexer) Tintentropfen am Spalt und kann das Papier benetzen.
Aber bitte nur mit viel Gefühl und Vorsicht, weil das kurze Federstückchen, das vorne aus dem Füller schaut, natürlich sehr biegeempfindlich ist.

Auf jeden Fall ist die Tunkerei keine Lösung, denn ein solch teurer Füller sollte auch ohne Tintenglas und Lappen benutzbar sein.

Ich habe eine F-Feder und das funktioniert. Ich weiß aber nicht, wie verwandt F und EF bei dem Füller sind. Allerdings halte ich die Aussage der Verkäuferin für zumindest unglücklich: Auch eine EF-Feder eines so teuren Füllers muss zumindest die Grundfunktionen erfüllen, wozu ich das Anschreiben rechne.

Den Kontakt würde ich telefonisch aufnehmen. Die Telefonnummer findest du auf der Sanford-Seite. So habe ich dort vor dem Kauf meines Parker 100 auch kaufentscheidende Fragen beantwortet bekommen, die ich zu der Modellreihe hatte.

Viele Grüße
Dieter
OliverBonn
Beiträge: 159
Registriert: 14.07.2007 17:18
Wohnort: Bonn

Beitrag von OliverBonn »

Hallo Dieter,
habe soeben mit dem sehr freundlichen Service von Parker telefoniert und werde den Parker 100 nach Hamburg schicken. Sollten die EF-Federn in der Tat so schwierig in punkto Tintenfluss sein, lasse ich sie gegen eine F-Feder tauschen. Ich hoffe, dass ich nach Durchsicht und Reparatur einen guten Füllhalter in der Hand habe - und auch einen guten Erfahrungsbericht zum Parker 100 liefern kann.

Viele Grüße

oliverbonn
diogenes
Beiträge: 153
Registriert: 10.10.2006 9:21

Beitrag von diogenes »

OliverBonn hat geschrieben: danke nochmals für Deinen Tipp mit der schwarzblauen Pelikan-Tinte für den Lamy 2000. Ich hab's probiert - mit guten Ergebnissen!
Freut mich, dass ich Dir helfen konnte! :D

Nun wünsche ich Dir nur noch viel Glück mit Deinem Parker 100. Wäre wirklich ein Jammer, wenn eine doch relativ teure Füllfeder nicht besser schreiben würde.

Schöne Grüße,
diogenes
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Oliver,
es ist zu beachten und anzuerkennen, daß Parker bei sehr feinen Federn die Federpunkte immer noch von Hand schleift und da können bei dem EF leicht Probleme auftreten. Andere Firmen verwenden vorgefertigte Platinmetallspitzen, schleifen sie maschinell vor und polieren sie nur noch von Hand nach. Das ist übrigens ein Hinweis vom "großen" Riochard Binder.
Das scheint auch die Ursache dafür zu sein, warum Federn moderner Füller häufig eher breiter ausfallen und richtig feine Federn die Ausnahme werden.
Natürlich muß eine Feder auch gut schreiben, da muß Parker schon reagieren.
Naturgemäß tauscht Parker (Sanford) nur aus und Du mußt weiterprobieren. Vielleicht müssen noch weitere Federn getestet werden, vielleicht ist Sanford so nett und schickt eine Auswahl zur Probe. Gillette in Baden-Baden hat das bei Parker und Waterman früher so gemacht.

Viele Grüße
Thomas Baier
Antworten

Zurück zu „Parker“