Rückblick Dutch Pen Show 2022

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Jan Mathijs Rijck
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Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von Jan Mathijs Rijck » 13.06.2022 16:15

Vorab bitte lesen:
Der folgende Bericht erscheint vielleicht sehr überschwänglich und liest sich im Grundton möglicherweise wie eine Werbebotschaft. Ich bitte um Verständnis, dies war und ist nicht meine Intention, ich bekomme es aber nicht anders hin.

Ich habe weder mit den Veranstaltern, noch mit den Händlern oder Ausstellern, irgendeine persönliche oder geschäftliche Beziehung, die über meine gestrige Teilnahme an diesem Event und meine Einkäufe bei den Händlern und Ausstellern hinausgeht.



Am Sonntag, den 12.06.2022 fand im niederländischen Utrecht die dritte Dutch Pen Show statt.

Anreise
Veranstaltungsort war das Van der Valk Hotel an der Winthontlaan, ein großes und modernes Geschäfts- und Kongresshotel am Stadtrand von Utrecht. Ich reiste mit dem Auto an; das Hotel liegt direkt neben der Autobahn-Ausfahrt und hat eine riesige, im Übrigen sehr großzügig angelegte, helle, gut überwachte und blitzsaubere Tiefgarage. Dank durch die Organisatoren verteilter Parkkarten war das Parken frei.
Auch die Anreise mit der Bahn wäre problemlos möglich; Utrecht ist ein großer Knotenpunkt der Nederlandse Spoorwegen (Kunststück, die drittgrößte Stadt des Landes und liegt fast in der geographischen Mitte). Vom Hbf fahren Straßenbahn- und Buslinien Richtung Veranstaltungsort.

Eintrittspreis und Beginn
Ab 10 Uhr war der Früheinlass (Preis: 15€), ab 11 Uhr dann „Normal“-Einlass (5€), Tickets mussten im Voraus online beim Veranstalter gebucht werden (da kam noch eine kleine Gebühr darauf von 0,50€, meine ich).

Wir (genauer gesagt, InkedRegina und ich, die in Fahrgemeinschaft hinfuhren) hatten uns für den Normaleinlass entschieden und waren kurz vor 11 am Eingang. Da war schon einiges los, aber dank der guten Organisation mit drei Eingängen war man schnell durch. Laut Veranstalter gab es über 450 Kartenverkäufe in der Vorbestellung.

Organisatorisches
Für alle Gäste gab es ein „Goodybag“ aus Stoff, der großzügig bemessen so manchen Einkauf hätte fassen können und bei Bedarf auch als Rucksack zu tragen war. Darin fand ich, neben einigem Werbematerial, ein kleines Leuchtturm 1917 Notizbuch („Field Notes-Format“), ein Leuchtturm Penloop, ein Galen Leather Einzelstift- Futteral, ein Moleskine Postal Notebook, eine stabile Stofftasche mit Filofax-Aufdruck und ein Los für eine kleine Lotterie des Veranstalters (bei mir leider eine Niete) mit einem Abstimmungszettel für die DPS-Tinte 2023. Reiche Beute!

Im großen Veranstaltungsraum (500qm) standen, an insgesamt 90 Tischen verteilt auf zwei Gänge, knapp 60 Aussteller / Händler. Manche hätten gerne noch mehr Platz gehabt, sagten sie mir, aber es war ausgebucht. Man wird sehen, ob im nächsten (möglicherweise post-pandemischen Jahr :? ) noch weitere Räume hinzukommen.

Besucher / Stimmung
Der erste Eindruck: Huch, voll hier! Eine Menge Menschen stand in und schob sich durch die Gänge, angeregte Gespräche auf Niederländisch, Deutsch, Englisch, Spanisch waren zu hören, alle waren gut gelaunt und alle Vorurteile über „den“ typischen Pen-Show-Besucher (m, 50+, Bartträger) lösten sich in Nichts auf.
Von mir (ganz subjektiv) geschätzt waren 50% der Besucher jung (aus meiner Sicht ;) ), also unter 40, wenn nicht sogar unter 30 Jahren, mit einem sehr hohen Frauenanteil. Vielleicht unterliege ich einem „über 50 Jahre alter Mann“-Bias, wenn ich sage, der typische DPS-Besucher ist eine Frau im Studentinnen-Alter. Für mich sah es jedenfalls nach einem erfreulich jungen Publikum aus.

Vor dem eigentlichen Veranstaltungssaal war ein großer Lobbybereich, in dem man zwanglos ein Kalt- oder Warmgetränk (Selbstbedienung, Preise erwartungsgemäß, ich zahlte für einen doppelten Espresso und ein kleines Erdbeertörtchen 7,60€) genießen und ins Gespräch kommen konnte, Stehtische mit und ohne Sitzgelegenheiten.
Am Rande standen zwei große Tische mit vielen verschiedenen Tintenflaschen (auch edlere Marken wie z.B. die ziemlich komplette Pilot irushizuku Palette etc.), die zum Ausprobieren einluden (Papier war vorhanden).

Ganz besonders sympathisch fand ich den "Karma-Table" des Veranstalters. Dort legten die Besucher Schreibwaren (neu oder gebraucht) ab, die sie nicht mehr brauchten; jeder Besucher konnte sich dann wegnehmen, was ihm gefiel, kontrolliert wurde es nicht. Auch nach einigen Stunden war der Tisch nicht leergeräumt, es gab weiterhin ein fröhliches Geben und Nehmen. Tolle Einrichtung!

Aussteller / Händler
Eine bunte Mischung von Anbietern neuer und alter Schreibwaren, Geräte und Zubehör konnten bestaunt, begehrt, ausprobiert und womöglich auch erworben werden.
Beispielhaft möchte ich nennen: Appelboom hatten ihre Nibmeisterin mit (leider habe ich keinen Termin mehr bekommen können), Michael Vondrasek (Micha71) bot den Federtausch (vor Allem für MB) an, Sakura Fountain Pen Gallery zeigte und verkaufte nicht nur Urushi-Füller, sondern auch in Europa seltener zu sehende japanische Tinten.
Akkerman Den Haag mit ihren berühmten Tinten und auch Akkerman Amsterdam waren jeweils einzeln präsent, einige selbstständige Füllermacher, wie z.B. Gerrit de Boer mit seinen Haskoson Writing Instruments (Haskoson), aber auch große Füller-Namen wie Otto Hutt, Kaweco, Martini Auctions und Stefan Wallrafen waren vertreten. In Zusammenarbeit mit Faber-Castell und Schneider boten Kangaro KTC (Faber-Castell) + De Inktpot , neben vielen Schreibgeräten der "nicht-adeligen" Linie, auch zwei der drei buchbaren Workshops an. Der dritte Workshop wurde von der DPS-Organisation in Zusammenarbeit mit Scrittura Elegante durchgeführt.

Workshops
Alle Workshops wurden in niederländisch angeboten, die Referenten/innen sprachen aber bei Bedarf auch Englisch oder Deutsch.
  • Vulpenonderhoud (Füller-Reinigung), Teilnahme-Preis 15,00€, Dauer 1h, im Preis enthalten war entsprechendes Material zur Füller-Wartung. Diese Workshop besuchte ich nicht, daher kann ich leider nichts darüber berichten.
  • Basis Kalligrafie, Teilnehmer-Preis 35,00€, Dauer 1h, im Preis war ein Schneider Callissima Set in Wunschfarbe enthalten und diverse Übungsblätter. Für mich, als ausgewiesenen Nicht-Kalligraphen, ein sehr interessanter Workshop mit einigen Aha-Effekten; persönliches Urteil: Hat sich (für mich) gelohnt.
  • Bullet journaling, Teilnahme-Preis 35,00€, Dauer 1h, im Preis war ein 4er Etui Ecco Pigment Tintenschreiber und ein 6er Etui Metallics Marker (beides Faber-Castell) enthalten, neben einigen Anleitungs-und Übungsblättern. Da es alleine um die künstlerische Ausgestaltung einer BJ-Seite, nicht aber um Bullet journaling an sich ging, war ich da falsch. Folglich ist mein persönliches Urteil: Hat sich (für mich) nicht gelohnt.
Die Stimmung in den Workshops war, passend zum ganzen Tag, sehr freundlich, die dozierenden Damen ehrlich bemüht, das zur Verfügung gestellte Material war gut nutzbar.

Mein persönliches Fazit
positiv: Ich hatte einen schönen Tag, konnte ein paar Einkäufe machen, die sonst nur sehr viel aufwändiger zu realisieren wären (Liste siehe unten), hatte sehr nette Menschen um mich herum und konnte sehr nette Gespräche genießen. Es gab (für mich) interessante Füller und schöne Tinten zum Ausprobieren; die Organisation war makellos. Ganz wichtiger Faktor: Ich bin unter meinem Budget geblieben!

negativ: Den Bullet-journaling Workshop hätte ich mir sparen können, insgesamt habe ich mehr als vier Stunden im Auto gesessen (allerdings mit einer sehr angenehmen Beifahrerin und sehr netten Gesprächen), man hätte, mit mehr Zeit, auch das schöne Utrecht noch genießen sollen.

Aufstellung meiner Einkäufe und sonstigen Erwerbungen
Akkerman-Tinten (diverse, insgesamt 8, u.a. SBRE Brown und Delfter Blau)
Tinte von Taccia,
Tinte von Kakimori
3 Tinten von Faber-Castell
1 Parker 180, schreibbereit
1 BB 750er Feder für meinen MB Meisterstück classique
1 China-Kolbenfüller, Demonstrator, für 4€ (da kommt Baystate Blue rein ;) )
1 komplettes Set rotring isograph in stabilem Etui, stark verschmutzt, vermutlich 30-40 Jahre alt (Karma-Tisch, dafür ließ ich einen fast neuen Lamy Safari Umbra dort)

Besonders bestaunt habe ich:
Otto Hutt design 07 und Otto Hutt design 08 (schon hat sich wieder etwas auf die Wunschliste geschlichen... :? )
Lamy Safari im Bärchen-Design, wohl eine frühere Sonderausgabe für den asiatischen Markt
diverse alte französische Celluloid-Füller, die stark geschrumpft waren
Möge es Dir nie an einer sanften Feder, schönen Tinte, bestem Papier
und wunderbaren Gedanken zum Aufschreiben mangeln!

InkedRegina
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von InkedRegina » 13.06.2022 17:36

Auch hier nochmal Danke fürs Mitnehmen. War eine kurzweilige Fahrt.

Ich habe gerade schon Tinte gezapft für Familie und Freunde. Ansonsten muss sich mein Fußgelenk noch etwas erholen. Aber es war schön und ich bereue nichts.
Außer vielleicht den Bullet-Journaling Workshop. Denn ich würde nicht regelmäßig mein Buch nutzen, würde ich da auch noch Design drauf verwenden. Aber um in Stift-Stimmung zu kommen, war es ok, allerdings habe ich recht schnell meine mitgebrachten Füller genutzt, statt der angebotenen Stifte.
Current favourite ink: Writers Blood in Pilot E95
Favourite Pen: mehrere

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Edelweissine
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von Edelweissine » 13.06.2022 19:17

Dank an Euch beide für die lebendigen Schilderungen!
Gern wäre ich auch dabei gewesen, doch man kann nicht immer alles haben.
Gruß,
Heike

buchfan
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von buchfan » 13.06.2022 22:57

Auch von mir danke für den ausführlichen Bericht. Ich habe auch das Video von Appelboom angeschaut. Seufz. Vielleicht bin ich ja im nächsten Jahr mal vor Ort. Oder am 24.9. in Tilburg ...
lg
mecki

Micha71
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von Micha71 » 13.06.2022 23:59

Moin Jan,

Vielen lieben Dank für den ausführlichen Bericht und natürlich für Deinen Besuch. Prima, das es Dir gefallen hat. Ich kann Deinen Eindruck nur bestätigen, für mich wirklich eine der besten PenShows in Europa. Super organisiert und ein erstaunlich junges Publikum.

Ich kam auf meine Kosten, neben diversen Tinten kaufte ich einen Montblanc 144er green striated, 146er Celluloid, einige Paragon, einen sehr raren OMAS Philadelphia und natürlich jede Menge Papier von Crown Mill.

Viel Spaß mit Deiner neuen soften BB Feder.

Danke.

Michael

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Haptograpsus
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von Haptograpsus » 14.06.2022 14:27

Jan Mathijs Rijck hat geschrieben:
13.06.2022 16:15

Am Sonntag, den 12.06.2022 fand im niederländischen Utrecht die dritte Dutch Pen Show statt.

Herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht.
Jetzt kann jeder sich ein gutes Bild machen und beurteilen, ob sich ein Besuch lohnt.

In Köln haben wir ja auch das Füllhaltersammlertreffen von Stefan Wallrafen. Das liegt für mich recht günstig, 12 Minuten mit dem Fahrrad entfernt quer durch den Stadtwald. Allerdings ist die Penshow in Utrecht mit 500 qm größer. Der Saal in Köln ist laut Angabe des Hotels 212 qm groß. Eng geht es wohl bei beiden Veranstaltungen zu.

Gruß Helmut

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bella
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von bella » 14.06.2022 16:27

Danke für den schönen Bericht, ich hab mir gerade auch das Video angesehen und fast ein wenig Wehmut nicht da gewesen zu sein.

Die Dutch Pen Show 2023 steht bei mir eindeutig auf dem Plan ….

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Haptograpsus
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von Haptograpsus » 15.06.2022 19:05

Auf dem Instagram Kanal vom Appelboom (@Appelboompennen) gibt es einen halbstündigen Video-Rundgang von der diesjährigen Penshow. Auf Youtube habe ich heute morgen noch nichts gefunden, auch nicht vom Appelboom.

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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von Edelweissine » 15.06.2022 19:23

Hier ist der Link, den "Frischling" bereite eingestellt hatte:
https://www.instagram.com/p/CetJBCEoUuj/
Gruß,
Heike

Micha71
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von Micha71 » 16.06.2022 19:31

Feines Video, vielen Dank.

… und ich glaube, da tausche ich gerade die Feder von Jan 😉

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Jan Mathijs Rijck
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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von Jan Mathijs Rijck » 16.06.2022 20:48

Micha71 hat geschrieben:
16.06.2022 19:31
Feines Video, vielen Dank.

… und ich glaube, da tausche ich gerade die Feder von Jan 😉
Isso, Marianne, isso. :D
Möge es Dir nie an einer sanften Feder, schönen Tinte, bestem Papier
und wunderbaren Gedanken zum Aufschreiben mangeln!

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Re: Rückblick Dutch Pen Show 2022

Beitrag von hoppenstedt » 26.06.2022 22:30

Sehr schöner und fundierter Bericht.
Vielen herzlichen Dank dafür :)

(& Wer weiß, vielleicht wird‘s nach dem Master mal endlich was… Momentan komme ich ja nicht mal um die Ecke zu „meinem“ Schimpf… :roll: )

DESAFINADO!

Grüße von Alfred

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