Welt am Sonntag, 19.03.2006. Kugelschreiber in der Out-Liste

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hotap

Welt am Sonntag, 19.03.2006. Kugelschreiber in der Out-Liste

Beitrag von hotap »

Hallo zusammen,

in der heutigen Ausgabe der Welt am Sonntag ist in der Rubrik „Stil“ unter „IN & OUT“ zu lesen, dass sich der Kugelschreiber in der OUT Liste befindet. (weitere out’s sind: Männer mit Gelfrisuren, Tom Ford und unspoken Dialogue von Prada)
Begründung:
„Wer etwas auf sich hält, schreibt mit Füllfederhalter oder lässt schreiben“.

Gut…
Ich habe den Kugelschreiber nicht ganz verdammt. Er kommt bei mir allerdings nur noch sporadisch zum Einsatz.
Der Füllfederhalter wird bei mir zu 85% genutzt.
Aber schreiben lassen???

Ich stelle mir das gerade so vor.
Ich bin irgendwo in einem Dienstleistungsgeschäft und will mir Notizen oder Termine notieren. Das habe ich bisher immer selber gemacht.
Aber da ich jetzt was auf mich halte, zücke ich einen meiner MB’s, Auroras, Deltas, Pelikanen usw. stecke die Kappe auf (auch wenn einige dann hecklastig werden), halte diesen dann der mir gegenüberstehenden (oder sitzenden) Person hin und sage: „Nu schreiben’se ma bitte für mich", das ist nämlich „IN“. :)
Bestimmt werde ich dann angeschaut, als ob ich „einen anne Waffel hätte“.

Apropos schreiben lassen.
Ist Euch das auch schon aufgefallen, das - wenn in einer geselligen Runde oder in irgendeinem Gespräch jemand fragt: Wer hat denn mal was zu schreiben? Und was passiert, wenn ich denen dann einen Füllfederhalter anbiete? Bisher haben ca. 3 von 5 Personen den Füllfederhalter abgelehnt. Angst?!
Meistens bekam ich zu hören, das sie sich die Finger nicht versauen wollen. :oops:

Insgesamt 4 nette Leute fanden dies aber gut und besitzen heute selber mindestens einen Füllfederhalter.

Euch allen einen schönen (hoffentlich nicht zu kalten) Restsonntag.

Viele Grüße
Günter
Dieter N
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Registriert: 06.12.2004 22:29
Wohnort: bei Kiel

Re: Welt am Sonntag, 19.03.2006. Kugelschreiber in der Out-L

Beitrag von Dieter N »

hotap hat geschrieben: Ich bin irgendwo in einem Dienstleistungsgeschäft und will mir Notizen oder Termine notieren. Das habe ich bisher immer selber gemacht.
Aber da ich jetzt was auf mich halte, zücke ich einen meiner MB’s, Auroras, Deltas, Pelikanen usw. stecke die Kappe auf (auch wenn einige dann hecklastig werden), halte diesen dann der mir gegenüberstehenden (oder sitzenden) Person hin und sage: „Nu schreiben’se ma bitte für mich", das ist nämlich „IN“. :)
Bestimmt werde ich dann angeschaut, als ob ich „einen anne Waffel hätte“.
Aber Günter,

ich würde nur dankend ablehnen und dir die Notiz mit meinem Füller aufschreiben!

Das wäre in meinem Job übrigens normaler, als du denkst. Ich biete in einem Großteil meiner Schreiben genau das dem Kunden an und bin dazu sogar verpflichtet! Bei uns heißt das seit Jahrzehnten "schriftlich oder mündlich zur Niederschrift", d.h. er redet und ich schreibe auf.

Für alle, die es noch nicht ahnen: Ich bin in einem recht alten Dienstleistungsgewerbe tätig: Ich bin Beamter einer kommunalen Behörde!
Der Bürger ist für uns der Kunde und wir müssen ihm immer dann helfen, wenn er ein Problem hat. Dazu gehört bei vielen auch das Schreiben. Allerdings bringen diese Kunden eher selten ein Meisterstück mit, um mir temporär ein adäquates Arbeitsgerät für ihren Vorgang zu bieten :wink:

Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass irgendeiner auch das noch bringt. Ich durfte mir schon so viel anhören, dass mich nur noch wenig überrascht... :twisted:

Viele Grüße
Dieter

p.s.: Ich bin nicht verbittert o.ä., sondern mag meinen Job und mache ihn gerne für (fast) alle betroffenen Bürger.
hotap

Re: Welt am Sonntag, 19.03.2006. Kugelschreiber in der Out-L

Beitrag von hotap »

Dieter N hat geschrieben:
Aber Günter,
ich würde nur dankend ablehnen und dir die Notiz mit meinem Füller aufschreiben!
Hallo Dieter,

schade das ich nicht in Deiner Gegend da oben wohne. Dann würde ich Dein Angebot gerne annehmen.
Aber nicht um meine eventuelle Schreibfaulheit von Dir ausnutzen zu wollen, sondern mich an Deinen, im Amt bestimmt reichlich vorhandenen Füllfederhalter-Fundus zu ergötzen. :D

Nein, deine Berufssparte meinte ich mit den Dienstleistungen nicht. Sondern eher, wenn wir mit irgendwelchen Handwerken zusammensitzen und planen, und/oder so ähnlich.

Alles Gute
Günter
thobie
Beiträge: 898
Registriert: 30.10.2005 13:21
Wohnort: Detmold

Re: Welt am Sonntag, 19.03.2006. Kugelschreiber in der Out-L

Beitrag von thobie »

Hallo Günter,
hotap hat geschrieben:Hallo zusammen,
„Wer etwas auf sich hält, schreibt mit Füllfederhalter oder lässt schreiben“.
des Rätsels Lösung ist doch ganz einfach:

Fall 1: Selber mit Füllhalter schreiben wird nicht betrachtet, da selbstsprechend.

Fall 2: Schreiben lassen. Natürlich wird nicht irgendwer angesprochen mit der Bitte, eine Notiz aufzuschreiben. Wer etwas auf sich hält, hat einen Privatsekretär oder eine Privatsekretärin, die ständig anwesend sind und den Arbeitgeber ständig begleiten. Und hier lässt man schreiben. Denkbar, wahrschein würden es viele als dekadent bezeichnen, ist noch die Variante, dass persönliche Schreiben, bei denen allerdings die Verbundenheit mit dem Empfänger nicht ganz so hoch ist, handschriftlich durch den Sekretär / die Sekretärin angefertigt werden. Als Papier kommt selbstverständlich nur feinstes Bütten in Frager, auf das mittels Stahlstichdruck der Name aufgebracht ist. Man muss sich soetwas nur leisten können. Allerdings hat das Ganze, wie zuvor schon angedeutet, einen erheblichen Hauch von Dekadenz.

Um hier keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Ich habe weder Privatsekretär noch Privatsekretärin (kann ich mir nämlich leider nicht leisten) :wink: . Ich schreibe daher selber. Häufig kommt dabei der Füllhalter zum Einsatz. Kugelschreiber mag ich gar nicht. Das hat weniger mit Stil, als vielmehr mit der Tatsache zu tun, dass ich mit den Dingern nicht gut schreiben kann und leicht verkrampfe, was dann schmerzhaft und unangenehm ist. Das war einer der Gründe, warum ich schon in meiner Schulzeit den Füllhalter wiederentdeckt habe (als Anfänger mussten wir mit Füller schreiben, ab Klasse 6 oder 7 wurde dann aber auch Kugelschreiber akzeptiert). Ansonsten halte ich es so: Offizielle Schreiben werden mit dem PC angefertigt, bei persönlichen Schreiben wird der Halter und ausgesuchtes Papier benutzt.

Allerdings gebe ich zu, dass mich diese In/Out-Diskussionen ziemlich kalt lassen. Ich werde deswegen mein Verhalten nicht verändern, nur weil eine Zeitung behauptet, etwas sei out. Man darf sich davon schlichtweg nicht beirren lassen. Das heist auch konkret, dass ich den Füllhalter weiterhin wie bisher benutzen würde, selbst dann, wenn irgendwann einmal festgestellt wird, dass dies out ist :lol: .

Viele Grüße
Thomas
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