Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
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Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Just because you’re paranoid don’t mean they’re not out to get you.
(Joe Jackson)
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Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Für die Masse mag das zutreffen. Aber hat das gewöhnliche Volk in vergangenen Zeiten denn mehr gewußt und gekonnt, als es für die Verrichtung seiner Arbeit benötigte? Wir sollten uns von der kurzen Zeitspanne zwischen 1950 und 1980 nicht täuschen lassen. Damals dienten die neuen Medien tatsächlich noch zur Volksbildung und nicht ausschließlich zur Ruhigstellung und Förderung von Konsum.
Doch es gibt zu jeder Zeit auch immer eine Gegenbewegung. Firmen wie Moleskine verkaufen erst seit der Digitalisierung massenhaft Notizbücher, die vorher eher ein Nischenprodukt waren. Insofern wird es immer eine Gruppe von Gebildeten geben, die sich aus der Masse emporheben. So wier früher nur wenige Lesen oder Latein konnten, werden in der Welt von Morgen nur noch wenige von Hand schreiben oder richtiges Deutsch können.
Doch es gibt zu jeder Zeit auch immer eine Gegenbewegung. Firmen wie Moleskine verkaufen erst seit der Digitalisierung massenhaft Notizbücher, die vorher eher ein Nischenprodukt waren. Insofern wird es immer eine Gruppe von Gebildeten geben, die sich aus der Masse emporheben. So wier früher nur wenige Lesen oder Latein konnten, werden in der Welt von Morgen nur noch wenige von Hand schreiben oder richtiges Deutsch können.
- thewritingsonthewall
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Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Glaube uns im Forum hier kann das nicht passieren.
Möge der Saft mit dir sein
Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Ich sehe das Problem ganz woanders.
Wenn die Handschrift verlernt wird oder ausstirbt, wer kann dann in nachfolgenden Generationen noch die Texte lesen, die unsere Kultur ausmachen?
Ein amerikanischer Professor meinte, die können dann nicht mehr den Text auf unserer Unabhängigserklärung lesen.
Und wer setzt dann ein handschriftliches Testament auf oder ist noch in der Lage eines zu lesen?
Wenn die Handschrift verlernt wird oder ausstirbt, wer kann dann in nachfolgenden Generationen noch die Texte lesen, die unsere Kultur ausmachen?
Ein amerikanischer Professor meinte, die können dann nicht mehr den Text auf unserer Unabhängigserklärung lesen.
Und wer setzt dann ein handschriftliches Testament auf oder ist noch in der Lage eines zu lesen?
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- thewritingsonthewall
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Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Das geht ja dann schon los, wenn Eltern oder Großeltern noch Sütterlin geschrieben haben. Selbst dieser Wandel führt schon dazu dass man mindestens erhebliche Probleme mit dem entziffern hat.
Möge der Saft mit dir sein
Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Ich glaube eigentlich auch, dass es der normale Lauf der Dinge ist. Techniken und Fertigkeiten kommen und gehen.
Aber es ist schon schade, dass derartige Mitschriften nicht mehr erstellt werden: Protokoll zum Ballhausschwur und Unterschriftenliste vom 20. Juni 1789
Glückauf
Wolfgang
Aber es ist schon schade, dass derartige Mitschriften nicht mehr erstellt werden: Protokoll zum Ballhausschwur und Unterschriftenliste vom 20. Juni 1789
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Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Mich nerven diese immer gleichen Zeitungsartikel. Ein Zeichen quartiärer Schwäche?
Grüße
Agathon
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Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Jede/r suche die Kraft des Steins in seinem Ring (und beschwere sich nicht, wenn's kein anderer für sie/ihn macht).
V.G.
Thomas
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Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Früher war halt alles besser.
Wenn man sich den Diskurs um den Medienwechsel anschaut, dann wiederholt sich, was beim Wechsel von der oralen zur Schriftkultur (was hat man nicht herumgeunkt, dass das Hirn durch die handschriftliche Schriftkultur verkümmern würde) und was beim Wechsel von der Handschriftenkultur zum Buchdruck (in dessen Schatten auch der Wechsel vom Pergament/Wachstafel zum Papier stattfand) geäußert wurde. Bei keinem dieser Medienwechsel ist zu einem Untergang der Kultur gekommen. Im Gegenteil. Auch wenn ab dem 16. Jahrhundert kaum einer mehr Bücher von Hand abgeschrieben hat, die Kultur ist dadurch nicht untergegangen, sie ist vielmehr aufgeblüht.
Und das Lesen von mittelalterlichen Handschriften oder Briefen aus dem 17. Jahrhundert war auch im 19. Jahrhundert schon Spezialwissen. Das ist eine Frage sich wandelnder Kulturtechniken, wie sie zu jeder Zeit stattgefunden hat. Das ist ganz normal. Unsere Gegenwartskultur mag eine leidenschaftlich-romantische Beziehung zur Apokalypse haben, aber auf diesem Gebiet findet sie nicht statt.
Wir werden halt alt in einer sich wandelnden Welt, nichts weiter.
Wenn man sich den Diskurs um den Medienwechsel anschaut, dann wiederholt sich, was beim Wechsel von der oralen zur Schriftkultur (was hat man nicht herumgeunkt, dass das Hirn durch die handschriftliche Schriftkultur verkümmern würde) und was beim Wechsel von der Handschriftenkultur zum Buchdruck (in dessen Schatten auch der Wechsel vom Pergament/Wachstafel zum Papier stattfand) geäußert wurde. Bei keinem dieser Medienwechsel ist zu einem Untergang der Kultur gekommen. Im Gegenteil. Auch wenn ab dem 16. Jahrhundert kaum einer mehr Bücher von Hand abgeschrieben hat, die Kultur ist dadurch nicht untergegangen, sie ist vielmehr aufgeblüht.
Und das Lesen von mittelalterlichen Handschriften oder Briefen aus dem 17. Jahrhundert war auch im 19. Jahrhundert schon Spezialwissen. Das ist eine Frage sich wandelnder Kulturtechniken, wie sie zu jeder Zeit stattgefunden hat. Das ist ganz normal. Unsere Gegenwartskultur mag eine leidenschaftlich-romantische Beziehung zur Apokalypse haben, aber auf diesem Gebiet findet sie nicht statt.
Wir werden halt alt in einer sich wandelnden Welt, nichts weiter.
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Ich hab manchmal schon Schwierigkeiten, mein eigenes Geschreibsel in alten Notizbüchern zu entziffern...IchFülleAlsoBinIch hat geschrieben: ↑15.04.2018 14:27Und das Lesen von mittelalterlichen Handschriften oder Briefen aus dem 17. Jahrhundert war auch im 19. Jahrhundert schon Spezialwissen.
Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Hatte sie schon immer. 17. Jh. war aber frühe Neuzeit.IchFülleAlsoBinIch hat geschrieben: ↑15.04.2018 14:27... Gegenwartskultur mag eine leidenschaftlich- ...
Beziehung zur Apokalypse haben ...
V.G.
Thomas
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Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Stimmt. Aber wo ist der Zusammenhang zum Zitierten?Thom hat geschrieben: ↑15.04.2018 14:33Hatte sie schon immer. 17. Jh. war aber frühe Neuzeit.IchFülleAlsoBinIch hat geschrieben: ↑15.04.2018 14:27... Gegenwartskultur mag eine leidenschaftlich- ...
Beziehung zur Apokalypse haben ...
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Was ist denn daran nicht zu verstehen? Die fürchteten auch in vergangenen Zeiten ständig, der Weltuntergang nahte.
(Und im 19. Jh. konnte man auch noch deutsche Handschriften aus dem 16. Jh. lesen.)
(Und im 19. Jh. konnte man auch noch deutsche Handschriften aus dem 16. Jh. lesen.)
Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"
Is' halt nicht schlecht, die Schrift nicht ständig zu wechseln. (Abwechslung wünsch ich mir lieber beim Inhalt.)
Grüße
Agathon
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Agathon