Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Füllerbücher und Materialien, Sammlertreffen, Börsen, Termine

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator

Benutzeravatar
Strombomboli
Beiträge: 2776
Registriert: 27.03.2012 15:54
Wohnort: Berlin

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von Strombomboli » 15.04.2018 15:31

IchFülleAlsoBinIch hat geschrieben:
15.04.2018 14:59
Thom hat geschrieben:
15.04.2018 14:33
IchFülleAlsoBinIch hat geschrieben:
15.04.2018 14:27
... Gegenwartskultur mag eine leidenschaftlich- ...
Beziehung zur Apokalypse haben ...
Hatte sie schon immer. :) 17. Jh. war aber frühe Neuzeit.
Stimmt. Aber wo ist der Zusammenhang zum Zitierten?
Da ist natürlich überhaupt kein Zusammenhang, vielmehr hat Thom einfach das "oder" überlesen und dachte darum, du schlügest das 17. Jahrhundert zum Mittelalter. Dann hat er dich natürlich verbessert, damit aber nur seine eigene Ungenauigkeit offenbart, ist doch klar.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.

IchFülleAlsoBinIch
Beiträge: 328
Registriert: 16.07.2016 18:55

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch » 15.04.2018 15:38

Diejenigen, die sowas gelesen haben, waren - damals wie heute - Gelehrte, also Menschen, die das vor allem beruflich gemacht haben. Menschen, die das nicht beruflich machen, haben sich für sowas nur in Ausnahmefällen interessiert, der Durchschnitt konnte das bestimmt nicht lesen (und ich würde mich wundern, wenn Du mir alle verwendeten Abkürzungszeichen auf dieser Beispielseite aufzählen könntest). Mal ganz davon abgesehen, dass "normale" Menschen an solche Manuskripte gar nicht herangekommen sind.

Ich kenne das sogar noch aus meiner Studienzeit in den 1980ern. An alles, was nicht ediert oder faksimiliert war, war im Studium ohne Empfehlungsschreiben fast nicht heranzukommen. Erst als Doktorand hat sich das geändert, problemlos an alte Handschriften heran kam ich erst als Postdoc. Hier leisten die digitalen Medien für die Verbreitung alter Handschriften tolle Dienste. Die Aufwände, die man in den demokratischen Zugang zu handschriftlichen Kulturgütern investiert hat, könnte man auch mal würdigen. Solche Handschriften sind in unserer Gegenwart sehr viel präsenter als noch vor 30 Jahren. Ist das ein Zeichen des Verlernens der Handschrift? Ich habe eher den Eindruck, im Alltag verliert sie an Bedeutung, aber nur, um sie nicht ohne eine gewisse Euphorie im Besonderen wiederentdecken zu können.

@Stromboli: Dachte mir auch schon, dass Thom den Chiasmus als solchen nicht erkannt hat. Sei’s drum, Flüchtigkeitsfehler passieren jedem.
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).

Thom

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von Thom » 15.04.2018 16:02

Es ist ja gut, dass wiedermal jeder weiß, was ich "überlesen" habe. Fakt ist, deutsche Handschriften aus dem 17. Jh. waren im 19. Jh. lesbar, weil es im Grunde die gleiche Schrift war. Ob da jemand ran kam oder sich dafür interessierte, ist eine völlig andere Frage.
Es gibt allerdings schon eine umstrittene These, dass seit ca. 20 Jahren die Intelligenz abnimmt. Mit Handschrift brachte das bis jetzt m.W. aber noch keiner in Zusammenhang, eher mit Weichmachern und Flammschutzmitteln.

V.G.
Thomas

Thom

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von Thom » 15.04.2018 18:20

Hier haben wir mal eine Handschrift 17.Jh., das ist eine astreine Kurrent. Wir reden da von Jahrhunderten, die Schrift hat sich natürlich etwas verändert, hatten wir ja schon am Bsp. der Ligaturen betrachtet.
Dateianhänge
Handschrift 1628.JPG
Handschrift 1628.JPG (351.93 KiB) 2818 mal betrachtet

Benutzeravatar
Tenryu
Beiträge: 5276
Registriert: 10.06.2004 0:45
Wohnort: Basel

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von Tenryu » 15.04.2018 19:01

Die Frage ist doch, ob sich in 100 Jahren übehaupt noch jemand für unsere alte Kultur interessiert. Vielleicht leben dann mehrheitlich Araber hier, die alles alte und christliche vernichten, so wie die Taliban im Orient, oder die protestantischen Taliban während der Reformation, oder die Jakobiner während der Revolution, oder wie die Nazis, die Bücher und "entartete" Bilder verbrannten, die nicht in ihr Weltbild paßten, oder moderne Antifas, die alte Kirchenglocken zerstören, weil ein Hakenkreuz drauf ist, was sie nicht ertragen können.
Und schon in der Antike hat man Inschriften und Standbilder von Herrschern, die in Unglande gefallen waren, zerstört, um sie aus dem Gedächtnis zu tilgen.
Die Zeiten ändern sich, die Menschen nicht. :|

Benutzeravatar
Wolle_F
Beiträge: 327
Registriert: 22.03.2017 18:50

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von Wolle_F » 15.04.2018 19:05

Thom hat geschrieben:
15.04.2018 18:20
Hier haben wir mal eine Handschrift 17.Jh., das ist eine astreine Kurrent. [...]
Ich liebe derlei alte Dokumente! Dass es so etwas nicht mehr gibt, ist ein Verlust. Aber es sind in den letzten Jahrzehnten auch viele Handwerke ausgestorben, weil die Entwicklung eben weiter geht. Dass die Menschheit deshalb noch mehr verblödet, fürchte ich nicht - aber sie verblödet m. E. leider.

Glückauf
Wolfgang
Just because you’re paranoid don’t mean they’re not out to get you.
(Joe Jackson)

Tintenklex

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von Tintenklex » 15.04.2018 19:23

Tenryu hat geschrieben:
15.04.2018 19:01
Die Frage ist doch, ob sich in 100 Jahren übehaupt noch jemand für unsere alte Kultur interessiert. Vielleicht leben dann mehrheitlich Araber hier...
Vielleicht leben dann wieder nur ein paar wenige archaische Wildbeuter hier, weil der aufgeklärte Westen mit seinen Atomwaffen die Welt und den Homo Sapiens in Grund und Boden gebombt hat...

Thom

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von Thom » 15.04.2018 19:30

Tja, das ist so eine Sache. Wer Bücher verbrennt, verliert am Ende immer. Allerdings kann er bis dahin erheblichen Schaden anrichten.

V.G.
Thomas

Benutzeravatar
duckrider
Beiträge: 847
Registriert: 21.02.2014 11:51
Wohnort: nahe Wiesbaden

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von duckrider » 15.04.2018 19:32

Tenryu hat geschrieben:
15.04.2018 19:01
....Vielleicht leben dann mehrheitlich Araber hier, die alles alte und christliche vernichten...

Die Zeiten ändern sich, die Menschen nicht. :|
..den Erstgenannten verdanken wir unser Ziffernsystem, die haben im Gegensatz zu den anderen Genannten also nicht "alles Schlechte" zu verantworten.

"Der Mensch ist gut, aber die Leut' san a Gsindel!" wusste schon der gute Nestroy ;)

Thomas

mirosc
Beiträge: 605
Registriert: 12.12.2012 15:36

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von mirosc » 16.04.2018 12:30

duckrider hat geschrieben:
15.04.2018 19:32
im Gegensatz zu den anderen Genannten also nicht "alles Schlechte" zu verantworten.
das sind aber wunderliche Geschichts"kenntnisse"...
Gruß, Michael

Thom

Re: Zeit online: "Wir verlernen die Handschrift"

Beitrag von Thom » 16.04.2018 15:28

Na ja, seltsamerweise kennen sich immer alle mit Sprengmitteln aus. Deshalb zitiere ich mich im Zweifelsfalle lieber selbst. :)
Thom hat geschrieben:
22.01.2017 15:26
Und 'alle Ideologien versagen, nur der denkende Mensch findet durch's Labyrinth.' (Subtext von "Der Name der Rose")

Antworten

Zurück zu „Literatur und Infos (Fachbücher, Zeitungsartikel, Sammlertreffen, Börsen)“