Farben sind Geschmackssache, zum Preis muss sagen dass im Paket neben dem Füller eben auch die Biografie des Designers Müller und eine Ledernotizbuch enthalten ist was den Preis nach oben treibt, schätze mal würde wenn man sie einzeln kaufen würde je +/- 20 Euro fällig sein.
Selbst wäre mir eine Tinte als Beigabe lieber gewesen. Und mal eine spezielle Feder, denke da an so was einfaches wie eine M-18k-Feder mit der Lamy sicher nichts falsch gemacht hätte ...
Lg
Norbert
Letzte Woche im Schreibwarenladen
(Unkorrigierte Version eines Gedächtnisprotokolls ohne jegliche Gewähr)
Ich: Haben Sie den Braunen? Sie: Ja. Ich: Hm...ich sehe ihn nirgends im Schaufenster. In einer der Vitrinen vielleicht? Sie: Er ist "hinten". (schaut Richtung chambre separee) Aber die sind verpackt. Es geht nicht so einfach. (Ich werde etwas unruhig weil sie zusehends leiser spricht. Ich hatte doch nicht etwa schwarzen Afgahn verlangt?) Aber ich kann Ihnen den Katalog zeigen. (Die Beschreibung des Stiftes ist aufwändig gemacht, in Seidenpapier eingepackt und in einem einzeln hergestellten Schuber verwahrt) Ich: Ja schön. Vielleicht etwas dunkel fotografiert, da wird er dem Original sehr ähnlich. Sie: Sind sie LAMY Sammler? Lamy hat ja 1930 angefangen und damals ganz kleine Kugelschreiber hergestellt. Ich: Ach ehrlich??? Ich dachte, das erste Schreibgerät, das Lamy 1930 hergestellt hatte wäre ein lapislazuliblauer Füller gewesen, ein legendäres Prachtstück. Gleich im nächsten Jahr hat er mit einem eigenen Patent für eine Füller- Drehbleistift- Kombination nachgelegt. Und ja, Ich hab schon ein paar Füller zu Hause aber ich glaube, dass ich kein LAMY Sammler bin. Ich hab ein paar Belegexemplare, das reicht mir eigentlich. (Sie geht jetzt doch "nach hinten" und kommt kurze Zeit später ohne Objekt zurück) Sie: Es wird ein Verkaufsgespräch geben und dann sollte der Kunde den Füller kaufen. (Au weia! Solcherlei Geschäftsmechanismen sind mir doch sehr suspekt und es liegt irgendwie schon ein leichtes Gewitter in der Luft. "Mich hat schon manche Frau zum Tier gemacht")
Ich: Ich glaube, Sie haben recht, ich will den Füller doch nicht kaufen, ich wollte nur sehen, ob irgendein Flair von ihm ausgeht. Und für mich ist er auch zu teuer. Sie: Ja, aber die Rohstoffpreise haben gewaltig angezogen. Wissen Sie eigentlich, was heute Nahrungsmittel kosten? (Der Vergleich erinnert mich an Einwegfüller aus Schokolade, die man vielleicht mal herstellen könnte). Ich: Ich denke mal so 50cents? (Ich hatte das Gold der Feder, so um etwa 10e vergessen) Sie: Was glauben sie eigentlich, was allein die Lackierung des Clips kostet? Und dann ist noch ein Buch über Gerd Müller dabei. Ich: Warum ist eigentlich kein Buch über Dr. Manfred Lamy dabei? Er hat zur Entstehung des Füllers und der daraus folgenden Entwicklung der Firma erheblich mehr getan. Sie: Sie meinen den, der gestorben ist? Die Familie wollte es nicht. Ich: So was sagt sich schnell. Sie: Aber in allen Zeitungen standen große Artikel. Ich: Ich hab nicht viel gefunden. Es gab allenfalls ein paar sehr ähnlich beinhaltete Verlautbarungen in den Wirtschaftsteilen einiger Zeitungen, selbst in der Lokalzeitung. Mit welcher Leistung und welchen komplexen Überlegungen Lamy sich und seine Mitarbeiter angetrieben hatte und in seiner Branche an die Weltspitze gelangen zu können, wurde leider kaum je beschrieben. Die Herstellung eines Schreibgerätes war für ihn auch fast eine demokratische Aktion: Jeder Mensch sollte das Schreiben erlernen dürfen und sich zu einem moderaten Preis ein ordentliches, vorzeigbares und langlebiges Schreibgerät kaufen können. Auch Kaweco liegt mit seinem meistverkauften Füller in der Preisklasse unter 20e. Man erzählt sich sogar, dass es Schreibgeräteproduzenten geben soll, die große Mengen Füller in Schwellen- und Drittweltländern verschenken, weil auch diese kleinen Schritte zu einem demkokratischen Kulturaufbau notwendig sind. Schreibgeräte, die allein wegen des hohen Preises einer "limited edition" einer selbstgenerierten Elite vorbehalten sind, waren nicht im Sinne Lamys. Er hätte den braunen 2000er und den blauen, der zudem noch "Bauhaus" heißt, nach meinem Dafürhalten nicht durchgelassen! Sie: Ja aber auf der Homepage steht doch ganz viel darüber.... Ich: Schon wieder falsch! Über Lamy selbst sollten sechs Sätze im Nachruf ausreichen? Das ist traurig und wird der Lebensleistung dieses Mannes in keinster Weise gerecht!
Sie: Ich muss jetzt in die Pause, sie entschuldigen mich.
(Ich dachte immer, dass am point of sale eines gehobenen Fachgeschäftes immer die Besten ihrer Zunft stehen doch mich beschleicht das Gefühl, dass wir gerade an der Kante stehen, wo die unzureichende Dokumentation über eine Weltfirma gerade eben die verblassende Erinnerung verlässt.)
Gruss F.
Kaufen übers Internet ist nicht immer nur schlecht
Ich wage nicht zu fragen, ob du das braune Stück gekauft hast, doch frage ich mich, ob du deine Finger an das edle Stück legen konntest.
Immerhin, eine gute Episode, die Historiker interessieren wird, wenn sie über den Niedergang des stationären Schreibwarenhandels forschen werden. Und natürlich: Lesenwert!
Gruß patta
Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt
Gerade bei Schreibwaren gibt es ja zig Online-Shops von Leuten, die wirklich engagiert hinter ihrer Ware stehen. Das kennt man aus den lokalen Läden nicht mehr so … Gleiches kenne ich aus anderen Bereichen. Da wird der Niedergang des lokalen Handels beweint, aber manchmal ist der eher eine Qual für den Kunden …
Dass sich ein*e Verkäufer*in auf einem Spezialgebiet nicht so gut auskennt wie ein*e vorgebildete*r Markenspezialist*in und altgediente*r und belesene*r Forumsteilnehmer*in, na das nehmen wir ihr doch nicht übel, oder? Da freuen wir sich vielmehr darüber, wie groß das Wissen hier ist!
Dass sich ein*e Verkäufer*in auf einem Spezialgebiet nicht so gut auskennt wie ein*e vorgebildete*r Markenspezialist*in und altgediente*r und belesene*r Forumsteilnehmer*in, na das nehmen wir ihr doch nicht übel, oder? Da freuen wir sich vielmehr darüber, wie groß das Wissen hier ist!
für interessierte Leseanfänger ist ja diese wunderbare ********** Sternenschau ein Vergnügen, aber ein schwer verständliches
Habe mit Lamy gemailt, der Verkaufsstart für den Lamy 2000 dunkelbraum war am 28.6.
Und das BESTE: der Lamyshop listet ihn nicht sondern man kann ihn nur per Mail bestellen ... wie exklusiv.
Habe mir einen bestellt und bin gespannt ob mir besser gefällt als die blaue Bauhausedition. Habe selbst einen aber irgendwie werde ich mit der Farbe nicht warm. Der mattschwarze reguläre Lamy 2000 gefällt mir da im Vergleich deutlich besser.
grüsse
Norbert