Hallo Federfreunde
Vielen Dank für die links, da wird der Herstellungsprozess ja recht anschaulich erklärt. In diesem Zusammenhang deshalb noch ein paar kleinere Anmerkungen zu den Beiträgen. Die Federn werden natürlich
nach dem anbringen des Schreibkorns geschlitzt 2 Körner an die beiden Federschenkel anzuschweißen wäre nicht angebracht. Die Federn werden nicht mit feinen Sägen geschnitten sondern mit Schleifscheiben. In der Urzeit der Federnindustrie waren das Kupferscheiben, die ständig mit einer ölhaltigen Suspension von Korund berieben wurden. Heute nimmt man, sofern das Schlitzen noch nicht durch den Laser ersetzt wurde Scheiben aus Hartgummi, welches ein Schleifmittel, z.B. Siliciumcarbid enthält. Die Scheiben sind äußerst fragil und zerbrechen bereits beim leichten verbiegen. Allein die Trägheit bei den enormen Drehzahlen verhindert das zersplittern.
Das aufgeschweißte Schreibkorn besteht nicht aus demselben Material wie die Feder. Es ist auch kein Iridium. Iridium war auch kaum je ein nennenswerter Legierungsbestandteil in Federn (vgl hierzu: Mottishaw/ Montgommery: "Where is the Iridium?") Federspitzen werden heute aus einer Legierung hergestellt, die hauptsächlich Ruthenium sowie weitere Platinmetalle enthält. Hochwertige Federspitzen enthalten einen höheren Prozentsatz an Osmium, jedoch ist dann der Schweißvorgang schwieriger. Die Pellets an der Spitze, und das sieht man auch in den Filmchen, sind aber ausreichend groß, dass auch problemlos eine O- Feder geschliffen werden könnte. Bei vielen hochwertigen Federn ist das Schreibkorn auch nach dem Schleifen so voluminös, dass auch nachträglich auf O (ly) umgeschliffen werden könnte.
Breite Zierschriftfedern sind in der Regel nicht getippt. Die gleichmäßige Verteilung auf mehr als 1 mm Breite ist kaum durchführbar. Allerdings sind Zierschriftfedern auch nicht im Dauergebrauch weshalb ein Abschreiben kaum bemerkbar wäre. Ähnliches gilt auch für Federn die prinzipiell wegen Billigproduktion ohne Schreibkorn hergestellt werden. Sie können vielleicht nur so alt wie der Füller werden. Haltbarkeitsgarantien von 25 Jahren, wie in früheren Zeiten üblich, sind heute völlig unbekannt.
Noch eine Anmerkung zu den Filmen: Die Rohware, wie Goldbänder und Schreibkörner, werden nicht in- house hergestellt. Die Bleche werden nach jedem Walzvorgang verdichtet. Dabei werden sie härter aber auch brüchiger und müssen öfters getempert werden. Die Feder ist an der Spitze dicker als an der Basis, dieses ist bei dem gezeigten Produktionsverlauf der Pilot- Feder nicht ersichtlich. Auch die Pellet Herstellung ist nicht nachvollziehbar. Die beiden grauen Pulver, die Osmium und Iridium darstellen sollen, werden verrührt und dann im Lichtbogen zusammengeschmolzen. Der enorm hohe Schmelzpunkt dieser Legierung würde beim anschweißen die Federspitze abschmelzen. Außerdem verbrennt Osmium bereits bei niedrigen Temperaturen, Heraeus in Hanau verfügt über die notwendige Vakuumtechnik und stellt, meines Wissens nach, auch alle Pellets her.
Es ist leider verständlich, dass keine O -Federn mehr konfektioniert werden. Die meißelartige Handhaltung der allgemeinen Kugel schrei ber- Hand ist das differenzierte Aufsetzen einer Feder nicht mehr gewohnt. Auch die Füller- Schreiber haben alle einen etwas abweichenden Anstellwinkel. Es wäre für den Handel zu befürchten, dass die O- bestückten Füller zu Ladenhütern werden könnten.
Gruß, Frodo