Die Zukunft von LAMY....

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IchFülleAlsoBinIch
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch »

Freddy hat geschrieben:Anders herum gefragt:
Wollen wir, oder allgemein die Füllerkäufer den wirklich einschneidende Innovationen? Oder ist es eben doch das Altbekannte, das vor unserer Geburt und noch vor der Elektrizität gab, und dass dieses bis heute funktioniert.
Festhalten am Alten allein um der Tradition Willen ist für mich nie plausibel gewesen. Ich reite ja auch nicht auf dem Pferd zum Supermarkt. Wir leben in einer Zeit, in der Schriftlichkeit eine der fundamentalsten Veränderungen ihrer Geschichte durchmacht. Warum soll man nicht darüber nachdenken, wie Füllerschreiben jenseits konservierter Schreibpraktiken aussehen kann? Ich habe jedenfalls eine lange Liste an Wünschen für meinen Traumfüllhalter und kann mir eine Menge Innovation vorstellen.
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
SaHi
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von SaHi »

In all den genannten Modellen fehlt mir mein Liebling. Fast könnte ich mich gekränkt fühlen. Vielleicht findet der "Accent" auch nicht den Beifall vieler Liebhaber, weil er halt recht schlicht gehalten ist.
Als ich vor ein paar Monaten einem Arzt, welcher eine durchaus komplizierte Operation an mir durchführen wird, meinen "Accent" in Ermangelung eines eigenen Schreibers angeboten habe, hat er abgelehnt und sich aus dem Nebenzimmer einen Kugelschreiber geholt.
Da hatte er einem schnöden Lamy gegenüber viel Respekt bezeugt.

Sarah
"Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand."
Max Frisch
Freddy
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von Freddy »

IchFülleAlsoBinIch hat geschrieben:
Festhalten am Alten allein um der Tradition Willen ist für mich nie plausibel gewesen. Ich reite ja auch nicht auf dem Pferd zum Supermarkt. Wir leben in einer Zeit, in der Schriftlichkeit eine der fundamentalsten Veränderungen ihrer Geschichte durchmacht. Warum soll man nicht darüber nachdenken, wie Füllerschreiben jenseits konservierter Schreibpraktiken aussehen kann? Ich habe jedenfalls eine lange Liste an Wünschen für meinen Traumfüllhalter und kann mir eine Menge Innovation vorstellen.
Polizisten reiten heute noch in der Innenstadt auf den Pferden und die Veränderung beim Schreiben heißt Computer mit Tastatur oder Touch.
Muss ein Füllfederhalter wirklich eine Lithium Batterie und USB Port haben?

Bei Problemen mit meiner Rechtschreibung und grammatikalischen Fähigkeiten,
haben Sie das Recht alle peripheren und kapazitiven HID zu deaktivieren.
agathon
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von agathon »

Wenn ich mir da mal so die Innovationsgeschichte der letzten hundert Jahre durchgehe, wird mir ehrlich gesagt auch eher schlecht: Kugelschreiber, Rollerball, Gelschreiber. Parallel dazu die Degenerationsgeschichte der Federn (Immer weniger Auswahl, immer weniger Flexibilität) und (damit einhergehend, dadurch ausgelöst) der Verfall der Schriftkultur. Und dann auch noch die Verfallsgeschichte des Papiers! Vor diesem Hintergrund betrachtet wünsche ich mir Innovationen, die so in die folgende Richtung gehen könnte: Nämlich erstens Tinten, die auch auf poblematischen (aber eben nun mal den Alltag bestimmenden) Papieren fein und randscharf schreiben und dabei keinen erhöhten Wartungsaufwand beim Schreibgerät nachsichziehen und zweitens Federn, die sehr sehr fein schreiben und nicht kratzen, flexibel sind und haltbar.

Mit Füllern, die Kugelschreibern nachäffen, oder kuriosen Federn wie der Fusion von Delta oder bekloppten Marketinggefasel (Ich sag' sstellvertretend für Vieles hier einfach nur: Dreamtouch), hat das nichts zu tun. Sondern eher etwas damit, die Füllerschreiberei so weiterzuentwickeln, dass sie auch unter den modernen Widrigkeiten weiter bestehen und auch im Alltag weiter praktiziert werden kann. Und dabei geht es zentral nun mal um das Thema Feder und Tinte. Design ist da etwas sehr, sehr Nachrangiges.

Grüße

agathon
miel
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von miel »

agathon hat geschrieben:Design ist da etwas sehr, sehr Nachrangiges.
... mal ganz ab davon, daß sich ja das "Design" der menschlichen Hand - des Körpers - in den letzten Jahrzehnten nicht geändert hat.

Den Lamy 2000 zeichnet für mich aus, daß er perfekt in der Hand liegt. Und das wird er sicherlich auch noch in 10, 20 Jahren tun. Und so lange halten wird er auch.

Ansonsten gebe ich Dir komplett recht.
Ich hoffe allerdings doch, daß es auch in Zukunft noch Papier geben wird, daß für Füllhalter und Tinte geeignet ist. Es wäre schade, um all die vielen schönen Tinten, die wir haben.
kaktus
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von kaktus »

Überall, wo es um persönliche Gegenstände, Dinge des Gebrauchs oder einfach alles, was Menschen kaufen können/wollen/sollen, ist das Design und damit die Ansprache des Bauchgefühls ein entscheidender Faktor. Die beste Feder nützt mir nichts, wenn mir der Füller nicht gefällt. Das ideale Produkt verbindet eben beides.
Die "Degeneration" der Schreibkultur ist keine, sondern lediglich ein verändertes Kommunikationsverhalten, mit anderen Werkzeugen, in anderer Form. Mir wären 20 Federbreiten auch lieber, aber die werden im allgemeinen Alltagsleben nicht mehr als Werkzeuge benötigt, ergo nicht mehr gekauft, ergo nicht mehr produziert.

Andi
IchFülleAlsoBinIch
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch »

@agathon

Jaja, früher war mehr Lametta. War nur eine Frage der Zeit, bis jemand mit ner laudatio temporis acti kommt. Dass der Füller so toll sei und alles danach nur Schrott, ist doch nur eine willkürliche Setzung. Genauso könnte man sagen, nur Federkiel und Pergament sind toll und der Füller nur eine lachhafte Karikatur des wahren authentischen Schreibens.

Zum tollen hangeschöpften Papier können Dir die Zeitgenossen der papiernen Revolution so einiges erzählen. Für die war handgeschöpftes Papier nämlich der letzte Scheiß und nur Pergament einzige Schreibmaterial von Qualität. Was Du glorifizierst ist selbst ein Produkt kulturellen Verfalls. Im doppelten Sinne - frag mal Archivare und Bibliothekare, was sie vom guten alten Papier früherer Zeit halten. Die erzählen Dir dann, wie toll Säure- und Tintenfraß sind.

Wenn Du übrigens noch weiter zurückgehen willst, dann sahen antike Zeitgenossen das Schreiben als Verfall von Kultur an. Nur was man im Kopf hat und sich merkt ist das einzig Wahre.
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
agathon
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von agathon »

Meine Güte! Was für ein manierierter Dysphemismus! Ob Arno Schmidt sich schon im Grabe gedreht hat? Oder, um es mit Ernst Penzoldt zu sagen: "Alles verstehen heißt alles begreifen."

Grüße

agathon
IchFülleAlsoBinIch
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch »

*schmunzel*
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
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schwimmer
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von schwimmer »

Lamy scheint gar nicht so schlecht aufgestellt zu sein für die Zukunft wie dieser Artikel vermeldet:

https://www.bilanz.de/redaktion/lamy-bernhard-roesner

Wichtig ist in meinen Augen eine kontinuierliche Markenpflege und ein hoher Wiedererkennungswert. Beides macht Lamy irgendwie richtig.

Martin
thobie
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von thobie »

Hi,

es ist so, wie ich es vermutet habe: Der Safari ist der Umsatzbringer. Ich war mal bei Rolf Thiel vor zwei Jahren. Der hat ganz viele Safaris für den Versand nach Japan vorbereitet. Und auch hier im Lande: In Schulen hat sich der Lamy zu Standardhalter entwickelt. Das war zu meiner Schulzeit anders: Da spielten Pelikan und Geha die erste Geige und ein paar Außenseiter schrieben mit Montblanc Carrera (ja, die haben nicht immer nur Luxusfüller gebaut). Pelikan hat irgendwie den Anschluss auf diesem Gebiet verloren.

Ich vermute mal, dass man mit den Schulhaltern einfacher sein Geld verdient, als mit teuren Luxushaltern. Bei letzteren ist der Markt schon recht begrenzt. Zudem bei hochwertigen Werbegeschenken immer noch eiin Meisterstück und kein Lamy 2000 die erste Wahl sein dürfte.

Gruß
Thomas
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JulieParadise
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von JulieParadise »

thobie hat geschrieben:Hi,

es ist so, wie ich es vermutet habe: Der Safari ist der Umsatzbringer. Ich war mal bei Rolf Thiel vor zwei Jahren. Der hat ganz viele Safaris für den Versand nach Japan vorbereitet. Und auch hier im Lande: In Schulen hat sich der Lamy zu Standardhalter entwickelt. Das war zu meiner Schulzeit anders: Da spielten Pelikan und Geha die erste Geige und ein paar Außenseiter schrieben mit Montblanc Carrera (ja, die haben nicht immer nur Luxusfüller gebaut). Pelikan hat irgendwie den Anschluss auf diesem Gebiet verloren.

Ich vermute mal, dass man mit den Schulhaltern einfacher sein Geld verdient, als mit teuren Luxushaltern. Bei letzteren ist der Markt schon recht begrenzt. Zudem bei hochwertigen Werbegeschenken immer noch eiin Meisterstück und kein Lamy 2000 die erste Wahl sein dürfte.

Gruß
Thomas
Bei der Auflistung der Schulfüller sollte gerade im Bereich der Schreibanfänger Faber-Castell (mit den "Schlumpfmützen"-Modellen) nicht vergessen werden, zumindest habe ich die in Schulen und Willkommensklassen viel gesehen, preislich liegen die auch im Bereich 15-20€ und sind in Schreibwarenläden auch sehr präsent.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
QuixNoux
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von QuixNoux »

agathon hat geschrieben:Vor diesem Hintergrund betrachtet wünsche ich mir Innovationen, die so in die folgende Richtung gehen könnte: Nämlich erstens Tinten, die auch auf poblematischen (aber eben nun mal den Alltag bestimmenden) Papieren fein und randscharf schreiben und dabei keinen erhöhten Wartungsaufwand beim Schreibgerät nachsichziehen und zweitens Federn, die sehr sehr fein schreiben und nicht kratzen, flexibel sind und haltbar.
Um mal bei Pferden zu bleiben: "If I had asked people what they wanted, they would have said faster horses." (Henry Ford, oder auch nicht)

Die Innovation war der Kugelschreiber bzw. ähnliche Schreibgeräte und im weiteren Sinne dann die Tastatur. Niemand -- bis auf ein paar Extremisten -- verwendet einen Füller, um die paar Worte aufzuschreiben, die man noch aufschreiben muss. Das hat völlig rationale Gründe, die man im Selbststudium sehr leicht nachvollziehen kann.

Füllerschreibende tun das Heute im Wesentlichen als Hobby (oder weil die Lehrkräfte das sagen, solange sie noch was zu sagen hat), und von dieser Käuferschicht kann man nunmal am meisten Geld extrahieren, indem man ein bisschen Gold verwendet, eine Nummer draufstempelt und ein moderates bis großzügiges Marketing-Budget einrichtet.
Larswars
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von Larswars »

Hallo,
Vielleicht auch passend zu diesem Thema ein Beitrag der Zeitschrift brand eins.
https://www.brandeins.de/archiv/2009/id ... wusstsein/
Beste Grüße
Larswars
teddyhh
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Re: Die Zukunft von LAMY....

Beitrag von teddyhh »

QuixNoux hat geschrieben:
agathon hat geschrieben:Vor diesem Hintergrund betrachtet wünsche ich mir Innovationen, die so in die folgende Richtung gehen könnte: Nämlich erstens Tinten, die auch auf poblematischen (aber eben nun mal den Alltag bestimmenden) Papieren fein und randscharf schreiben und dabei keinen erhöhten Wartungsaufwand beim Schreibgerät nachsichziehen und zweitens Federn, die sehr sehr fein schreiben und nicht kratzen, flexibel sind und haltbar.
Füllerschreibende tun das Heute im Wesentlichen als Hobby (oder weil die Lehrkräfte das sagen, solange sie noch was zu sagen hat), und von dieser Käuferschicht kann man nunmal am meisten Geld extrahieren, indem man ein bisschen Gold verwendet, eine Nummer draufstempelt und ein moderates bis großzügiges Marketing-Budget einrichtet.
Also ich schreibe wo es geht mit Füller.. im Büro ausschließlich... Ich gebe allerdings zu das ich einer der wenigen bin die das tut... die meisten nutzen Gel-Schreiber oder Kullis...
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