Neues Geschäftsfeld von Lamy

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hubert1
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Re: Neues Geschäftsfeld von Lamy

Beitrag von hubert1 »

Kommt jetzt scheinbar doch nicht!

https://kono.lamy.com/

https://kono.lamy.com/blog/kono-closure ... ed-to-know

Schuster, bleib bei deinen Leisten! Hoffe das klappt noch.
Viele Grüße,

Hubert1
John
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Re: Neues Geschäftsfeld von Lamy

Beitrag von John »

Ich denke, bei Lamy macht man sich Gedanken, was man in zehn bis fünfzehn Jahren verkaufen kann. Die Digitalisierung führt heute bereits zu einem geringer werden Bedarf an Schreibgeräten. In unserer Firma merke ich selbst: Vor fünf Jahren haben sich vier bis sechs Kollegen für ein Brainstorming zu einer neuen Herausforderung an einen runden Tisch gesetzt. Alle mit einem A4-Block ausgestattet und nach zwei Stunden hatte man 5 Seiten Notizen vollgeschrieben. Die Seiten wurden auch zunächst aufbewahrt, bis man eine vernünftige Lösung entwickelt hatte.
Heute treffen sich die gleichen Kollegen virtuell, die Ideen werden gleich digital in Jira und Co. notiert. Keiner macht sich mehr langfristige Notizen, vielleicht mal ein Stichwort auf einem Schmierzettel, der am Ende des Meetings entsorgt wird.
Die klassischen Schreibgeräte kommen nahezu nicht mehr zum Einsatz.

Also: Wie kann sich Lamy zukunftssicher aufstellen, damit es das Unternehmen auch noch in 20 Jahren gibt? Bitte nicht mit Manschettenknöpfen, Lederwaren und anderem Schnickschnack, der nicht mit Schreiben zu tun hat.
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Pen-Tagon
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Re: Neues Geschäftsfeld von Lamy

Beitrag von Pen-Tagon »

Meine Gedanken dazu.

Die Renaissance haptischer Tonträger z.B. ist in vollem Gange. Nicht in dem Ausmaß wie bei deren Boomzeiten, aber immerhin. Faber Castell hat noch nie soviele Buntstifte verkauft, wie in den letzten Jahren. Das letzte Geschäftsjahr war das zweitbeste in deren Geschichte. Man wird erschlagen von Büchern zum Handlettering. In der Schule wird man wahrscheinlich nie aufhören, allen kommenden Generationen die Handschrift beizubringen. Usw.

Der Mensch ist nicht digital, sondern höchst analog. Ich glaube, je mehr die Digitalisierung voranschreitet, desto mehr wünscht man sich Entschleunigung. Was passt da besser als etwas mit den Händen zu tun. Der eine macht Modellbau, oder legt eine Schallplatte auf, der andere schreibt vielleicht mal wieder einen Brief oder versucht sich allgemein im schönen Schreiben. Malen und Zeichnen sind auch so Dinge.

Die Schreibwarenbranche hat sicherlich die besten Zeiten hinter sich, aber in einer ach so kleinen Nische wird man nicht dahin darben. Ich glaube, alle mir bekannten (Marken-) Hersteller sind so gut aufgestellt, um die Zukunft gut zu überstehen.
Gruß
Knut
Crovax
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Re: Neues Geschäftsfeld von Lamy

Beitrag von Crovax »

Schweden rollt gerade die Digitalisierung im Schulunterricht zurück:

https://www.deutschlandfunknova.de/nach ... le-buecher

Zitat: "Die Entscheidung basiert auf Empfehlungen des renommierten Karolinska-Instituts. Das sagt: Wenn zu früh mit digitalem Lernen begonnen wird, hat das negative Auswirkungen auf das Lernen und generell den Wissenserwerb. Ähnlich sieht das auch die Uno-Bildungsorganisation Unesco."
Anscheinend ist das klassische Lernen besser als digitale Wissenspräsentation. "Begreifen" hat vielleicht doch etwas mit Haptik zu tun.
gruß
stephan

Let grammar, punctuation, and spelling into your life! Even the most energetic and wonderful mess has to be turned into sentences.” ― Terry Pratchett
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JulieParadise
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Re: Neues Geschäftsfeld von Lamy

Beitrag von JulieParadise »

Crovax hat geschrieben:
25.10.2023 15:43
Schweden rollt gerade die Digitalisierung im Schulunterricht zurück:
[...]
Anscheinend ist das klassische Lernen besser als digitale Wissenspräsentation. "Begreifen" hat vielleicht doch etwas mit Haptik zu tun.
Naja, wie so oft ist eine ruhige und ausgewogene Herangehensweise wohl letztlich das, was zum Erfolg führt. Fünfjährige mit Tablets auszustatten statt mit Stiften ist in dem Zusammenhang genauso extrem und wenig zielführend wie die krasse Zettelwirtschaft, die ich an der Grundschule der Kinder (auch als Elternvertreterin) erleben durfte, wo jede pupsige Mitteilung für 28 Kinder in sechzigfacher Ausführung ausgedruckt werden musste, damit es auch für die getrennt lebenden Eltern reicht (manche Kinder brauchten auch 3 Zettel, weil die Hilfe vom Amt alles dokumentieren wollte oder man am Nachmittag ja bei der Oma ...), 2-10 Zettel sollten immer übrig bleiben, falls wer krank war beim Austeilen oder seinen ersten verschludert hatte. Warum das Ganze? Nicht alle Eltern wollten ihre Mail-Adresse rausrücken: Datenschutz! Und auch viele Lehrer:innen wollten nicht per Mail mit den Eltern kommunizieren (2019!), weil: "Dann können die mir ja immer schreiben!" (Oh, nein, welch' Horror! Und man hätte ja antworten müssen!)

Die Kinder haben während ihrer Zeit dort so viele ausgedruckte Arbeitsblätter bekommen, stapelweise, dass ich erst im Frühjahr 2023 die letzten als Schmierblätter verbraucht habe, dabei sind meine Kinder jetzt schon seit 5 bzw. 6 Jahren auf dem Gymnasium. :o

Sicher sind Bücher toll, so an sich, aber Schulbücher, die in 4 von 5 Stunden unnötigerweise in die Schule geschleppt werden, können mir gestohlen bleiben. Die Mappen meiner Kinder waren teilweise so schwer, dass sogar ich, wenn ich sie getragen habe, Rückenschmerzen bekam (das war in der 5. und 6. Klasse, als ich die Kinder manchmal noch zur Schule in einem anderen Stadtteil begleitet habe oder einen Teil des Weges gemeinsam mit ihnen hatte in der S-Bahn). Die Bücher mussten herumgetragen werden, weil sie ja evtl.-vielleicht in der Stunde hätten gebraucht werden können, evtl.-vielleicht aber auch zu Hause für die Hausaufgaben.

Da lobe ich mir doch die Politik der Schule meiner Kinder, die ab der 10. (teilweise schon der 9. Klasse) mit dem iPad vergleichbare Tablets erlaubt. Wir haben jetzt zwei von den Onyx Boox Tab Ultra C im Einsatz, fantastisch: Arbeitsblätter werden damit einfach gescannt, wenn sie nicht ohnehin über das Schulnetz "gedroppt" werden, Mitschriften gehen direkt in das Gerät (mit dem Eingabestift fast wie auf Papier, also handgeschrieben) und sind komplett durchsuchbar bzw. lassen sich über Tags verschlagworten. Mit den digitalen Lizenzen für die Schulbücher hat sich jegliches Herumgeschleppe von Büchern und Heftern erledigt hat. Alles, was wir dafür tun mussten, war (etwas zu nachdrücklich für meinen Geschmack, aber es hat sich gelohnt) bei den betreffenden Schulbuchverlagen anzuklopfen und für kleines Geld auch digitale Lizenzen zu den Büchern zu beschaffen, wo sie nicht ohnehin mit dem Buchkauf erworben werden. Das hat für die interessierten Kinder (20 von 33) geschlagene 8,83 € für 5 Titel gekostet, die nicht mehr herumgeschleppt werden müssen.

Wenn ich da aber so an die Grundschule meiner Kinder denke (an der ich ja immer noch in der Schulkonferenz bin und auch als Lesepatin tätig bin), so würde ich mal behaupten, dass man sich an vielen deutschen Schulen über zu viel Digitalisierung jedenfalls keine Sorgen machen muss ... :oops:

Zurück zum eigentlichen Thema, fast zumindest: Mein Sohn verwendet übrigens den EMR-Stift von Lamy für sein Tablet, mindestens die Teile sind also erfolgreich genug, sodass Lamy mit dem Ausflug ins Digitale auch Erfolge aufzuweisen hat.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
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Pelikan-Fan
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Re: Neues Geschäftsfeld von Lamy

Beitrag von Pelikan-Fan »

John hat geschrieben:
24.10.2023 18:40
Also: Wie kann sich Lamy zukunftssicher aufstellen, damit es das Unternehmen auch noch in 20 Jahren gibt? Bitte nicht mit Manschettenknöpfen, Lederwaren und anderem Schnickschnack, der nicht mit Schreiben zu tun hat.
Warum eigentlich nicht? Montblanc fährt ja auch mehrgleisig, zumal Lamy sich ja seit Jahrzehnten auch über modernes Design profiliert. Ich könnte mir ohne weiteres vorstellen, eine Lamy-Geldbörse o.ä. zu erwerben.
Viele Grüße

Thorsten
Achim_65
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Re: Neues Geschäftsfeld von Lamy

Beitrag von Achim_65 »

Das erinnert mich sehr an die Design Thinker, die wir mal aus Berlin in der Firma hatten...das war allerdings nur heiße Luft und die waren dann auch schnell wieder weg...die Kohle hätte ich allerdings gerne auf meinem Konto gehabt, die das gekostet hat... ;)
Frodo
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Re: Neues Geschäftsfeld von Lamy

Beitrag von Frodo »

Nein, Lamy sucht kein neues Geschäftsfeld und es sollte auch ursprünglich nicht über die zukünftige Produktion, wenn es einmal keine Schreibgeräte mehr geben sollte, nachgedacht werden.
Ganz unten in der "Einladung" der Firma Lamy gibts auch eine kleine Adresse, Berlin, Zionskirchenstraße 73a und damit könnte man auch deuten, was der Heidelberger Stiftehersteller möglicherweise dort vorgehabt hatte. Zumindest beginnt da die Reise.
Der dortige "Maschinenraum", ein Event- Treff für inhabergeführte Firmen, start-ups etc. wird vom Heizungsbauer Vissmann zur Verfügung gestellt, um Familienbetrieben, wie eben auch der Firma Lamy, Räume zu geben, in denen sie sich mit gleichartigen oder gleichgesinnten Betrieben über die Digitalisierung von Arbeitswelt und Geschäftsführung austauschen können. Das Gemäuer sieht zwar etwas rustikal aus, scheint aber eine recht noble Adresse zu sein und es kostet sicher auch was. Man kann einzelne "Arbeitsplätze" mieten mit Tisch und w-lan, ich glaube aber nicht, dass es Sachvorträge, etwa wie an gehobenen Volkshochschulen gibt. Vissmann ist aber sicher um mindestens eine Größenordnung höher angesiedelt als Lamy.
So könnte ich mir den Gang der Dinge vorstellen: Lamy musste eine Truppe von Leuten mit EDV- Kenntnissen zusammentrommeln, die für die Firma in gediegener Umgebung eine Software für die zukünftige EDV- gestützte Welt von Arbeit, Produktion und Betrieb einsetzbar war. Vom anfänglichen Managing Bord gab es allerdings einige Fluktuationen, auch voreilende Versetzungen in den Ruhestand und es könnte sein, dass vom anfänglichen Pool nur Marco A. übrig geblieben ist. Es gibt auch einen Firmennamen, unter dem die neuen Mitarbeiter mit den fluiden polyvalenten Attributen ausgestellt sind: "neo66". Da gibts keine Frage, man versucht, am gedachten Neuanfang der Firma vor über 50 Jahren anzuknüpfen und das hat sicher nichts mit einem Perry Rhodan Heftchen gleichen Namens zu tun. (Der Lamy 2000, der den raketenartigen Neustart der Firma symbolisieren sollte, hatte allerdings einen Konstruktionsfehler und nach Rissbildung wurden viele Füller retourniert. Der finanzielle Erfolg blieb Anfangs bescheiden.)
Vielleicht sind die Wirbelmontage, die eigenartigen Schrifttypen und Hintergrundfarben doch etwas am Sinn des geplanten Fortschritts vorbeigeschossen, vielleicht denken sich ältere Leute, dass jüngere Leute heute so reden. Dass man in der Arbeitsgruppe, die dann wohl doch überwiegend aus Datenverarbeitungsfachleuten bestanden haben könnte, dann aber Software und Apps kreiert, die dann unter dem Namen Lamy verkauft werden können, hätte ich aber nicht vermutet. Das sprengt dann doch das klassische Geschäftsfeld der Firma.
Es lohnt sich aber doch, mal bei Kono oder bei einem der weiteren Vorhaben der Entwicklungs- Avantgarde hineinzuschauen, bevor die Webseite ganz abgeschaltet werden könnte. Kono zB. hat sich wohl der Arbeitszeitoptimierung zugewandt und schöpferische Phasen vor dem Rechner auf 25 Minuten begrenzt. Danach sollte eine Pause von 5 Minuten eingelegt werden. Die Zeitabschnitte wurden mit einem Küchenwecker in Form einer Tomate gemessen und deshalb mit der Nomenklatur "ein Pomodoro" tituliert. Allerdings ist es egal, welchen Küchenwecker man dazu benutzt, es gehen auch welche aus dem 1 Euro Shop oder wahlweise vom Küchendesigner Alessi. Stark!
Gruss F.
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