Man kann die Monoc-Feder von Schon DSGN unterschiedlich bewerten. So könnte man eine ganze Reihe kritischer Fragen stellen, deren Antworten nicht gerade überzeugend ausfielen: Was ist der Neuigkeitswert? Ist sie in irgendeinem Bereich besser als existierende Lösungen? Vielleicht günstiger für den Kunden oder leichter herstellbar? Als Schlussfolgerung könnte man dann mit einiger Berechtigung konstatieren, dass diese Feder eine Lösung für ein nicht existierendes Problem sei.
Oder man staunt über die Sturheit des Entwicklers, Ian Schon, dem die Herstellung vielfältiger Patronenfüller nicht mehr genügt hat. Der lange überlegt und probiert hat, wie er eine Feder gestalten müsste, damit sie mit seinen Mitteln und Werkzeugen herstellbar ist. Man könnte die Feder als eine ingenieurtechnische Version von “L’art pour l’art” verstehen und sich daran erfreuen, dass sich auch im Segment der Kleinhersteller noch innovative Gedanken um das handschriftliche Schreiben gemacht werden.
Was ist die Monoc? Ich verweise dazu gerne auf die
Seite von Schon DSGN, aber kurz zusammengefasst ist es ein integriertes “Triple”, kompatibel mit JoWo #6 Federeinheiten. Es passt also in jeden Füller, der JoWo-Federeinheiten dieser Größe verwendet. Sei es ein Esterbrook Estie, ein Montegrappa Passione oder ein Gravitas Pocket. Besteht ein Triple aus drei Teilen: der Hülle, dem Tintenleiter und der Feder, sind es bei der Monoc-Einheit nur zwei: die Hülle samt Dorn und Einschraubgewinde geht direkt in die Feder über, der Tintenleiter ist von vorn eingesteckt.

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Das kombinierte Hüllen-Feder-Teil besteht aus Titan und ist gefräst. Normalerweise bestehen Federn aus einem gewalzten Bandmaterial, sind also überall gleich stark. Bei der Monoc variiert die Materialstärke, um die gewünschten Federeigenschaften zu erzielen. Zudem haben alle üblichen Schreibfedern einen Hartmetallpunkt an der Spitze, meistens aus Iridium. Dieses Federkorn wird dann geschliffen und poliert, um die gewünschte Linienstärke zu erzeugen. Die Monoc verzichtet darauf, man schreibt auf dem blank(poliert)en Titan.
Selbst das besonders feste Grad 5 Titan ist weicher als Iridium. Zwar ist bei normaler Nutzung kein massiver Abrieb zu befürchten, aber wer sehr, sehr viel und gern auch auf rauem, hartem Papier schreibt, könnte mit dieser Feder eher Abnutzungserscheinungen erleben, als mit einer klassischen Feder. Ian Schon hat dazu gesagt, dass er bei der Entscheidung für diese Konstruktion von einem “modernen” Nutzungsverhalten (moderater Gebrauch auf meist besseren Papieren) ausgegangen ist.
Das scheint mir plausibel, haben wir doch alle mehrere Füller und gebrauchen diese gern im Wechsel. Immerhin hat die Spitze viel Material, so dass sich eventuelle Abflachungen auch wieder herausschleifen lassen sollten. Bisher gibt es nur einen Federschliff, eine feste, nicht flexible M mit höchstens minimaler Linienvarianz. Nachdem Schon DSGN nun drei Monate lang vorbestellte Federn hergestellt und ausgeliefert hat, wollen sie sich überlegen, wie es weitergehen soll, auch was die Federbreiten betrifft.
Wie schreibt sich denn die Feder? Im besten Sinne “normal” könnte man sagen. Zum einen schreibt sie völlig problemlos, ohne Aussetzer, Kratzen oder unerwartete Eigenheiten. Sie ist rigide, stärkerer Druck führt nicht spürbar zu anderen Linienbreiten. Die Feedback ist der Punkt, wo am ehesten Unterschiede zu anderen Federn auffallen könnten. Es ist etwas deutlicher als bei sehr glatt polierten Federn, dabei in der Rückmeldung anders als sowohl Stahl als auch Gold, beinahe bleistiftartig.

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Der Elefant im Raum ist der Preis. 400 US$ ruft Schon DSGN für einen normalgroßen, mattschwarzen Aluminiumfüller mit der Monoc auf. Mit Versandkosten und Einfuhrabgaben ist man als Europäer dafür etwa 500 € los. Einzeln gibt es die Federeinheit momentan nicht zu kaufen, alternativ ist sonst nur der Kauf eines anderen Schon DSGN Füllers mit dieser Federeinheit möglich. Man muss also den ideellen Wert dieser Feder recht hoch ansetzen, um einen Kauf zu rechtfertigen.
Für mich hat das funktioniert. Der PEEK war schon immer einer meiner Favoriten, die Monoc passt aber eher zur spannenden Materialwahl als eine Allerwelts-JoWo. Da der Füllhalter schon reichlich mit Dichtungsringen gesegnet ist und auch die Federeinheit noch eine weitere Dichtung mitbringt, nutze ich den Füller jetzt als Eyedropper, zur Feier der amerikanischen Zulieferer-Unabhängigkeit derzeit mit kalifornischer Tinte: Taccia Jeans Ink №6 Powder Blue. Die Farbe passt gut zur blauen Schrift auf der Feder…

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Soweit meine ersten Eindrücke, mehr gern auf Nachfrage!
Viele Grüße
Sebastian