Da er in diesem erlauchten Kreise noch nicht vorgestellt wurde, erlaube ich mir, ihn hiermit einzuführen: "Gestatten? Ein Kerl mit einem ganz eigenen Charakter: Monsieur Intrigue!
- Ausführung: glänzend schwarz/schwarzgrau marmoriert
mit 14k-inlaid-Weißgoldfeder in M
Kampfgewicht (mit Kappe und voller Patrone): 31 gr
Maße (Länge mit Kappe, uncapped, posted): 13,8/12,5/14 cm
Durchmesser (breiteste Stelle/Enden) 13/06 mm, also stark konisch
Der Wunsch nach einer wenn möglich intensiveren Bekanntschaft entstand schon vor Jahren, als er und seine direkten Familienmitglieder noch häufiger zu sehen waren. Erfüllt hat sich dieses Begehr von ca. 1 1/2 Jahren in einer Lagune, wo er strandete. So nahm ich ihn mit (Bild 1).
Nach Abnahme der asymmetrisch gearbeiteten Steckkappe erblickt man ein recht gedrungenes Griffstück mit einer verhältnismäßig großen, eingearbeiteten Feder (Bild 2). Diese sollte auf der ganzen Linie zu überzeugen können, was für ein Anblick (Bild 3)! Ein weiterer Vorzug ist sein Faible gleichermaßen für Patronen (Bild 4), die ähnlich wie beim Pelikan Epoch auf einem Patronenschlitten positioniert werden, wie auch für den speziellen, verkürzten Konverter, der über die hintere Kolbenschraube im geschlossenen Zustand bedient wird.
Aufgrund des hohen Gewichtes, der ausgezeichneten Haptik und Balance liegt der Herr sowohl ohne, als auch mit aufgesteckter Kappe weich in der Hand und lässt sich willig über jedwedes Papierland führen. Dies zumindest war mein erster, begeisterter, trockener Eindruck.
Doch ich hatte die Rechnung ohne den Namen gemacht. Ich musste schon an eine ausgewachsene Intrig(u)e denken, als weder Betanken mit der leichtfüßigsten Tinte oder gutes Zureden, noch tagelange Bäder im Ultraschall, Aufziehen durch den Konverter oder Durchpusten mit einem Ohrballon irgendetwas an dem mickrigen EEEF-Schatten auf dem Papier ändern konnten. So etwas Sprödes und Trockenes hatte ich bislang noch nicht kennenlernen müssen.
Völlig entnervt von der Unnachgiebigkeit dieses undankbaren Gesellen wollte ich ihn schon in einem Anfall von Ohnmacht und Rache den Haien in der Bucht zum Fraße vorwerfen, doch hielt mich eine innere Stimme davon ab. So wanderte er in die Kiste, der Deckel ging zu und es wurde dunkel um ihn. ---
So könnte diese Geschichte enden, wenn wir nicht am vergangenen Wochenende nach Monaten der gegenseitigen Ignoranz noch einmal mit spontanem Verlangen aneinander geraten wären!
Brutal ging es zu, als ich feststellen musste, dass es an einer in diesem Ausmaße nicht selbst verschuldeten Verkantung und Verhärtung der Federschenkel lag, die nur dünne Rinnsale von Tinte absondern konnte. Ein beherzter Einsatz vom Skalpell (ohne Tupfer) und einige vorsichtige Biege- und Spreizübungen später hatte sich unser beider Verkrampfung endgültig und nachhaltig gelöst. 8)
Was dann folgte, war eine ausgiebige liaison dans les papiers, wundervoll, traumhaft. Und ab hier schweigt der Genießer. ---
Wir werden noch viele, gemeinsame Reisen durch Papierberge und Tintenseen unternehmen, dessen bin ich mir sicher. ---
La Intrig(u)e est mort, vive l'Intrigue!"
Bonne nuit, Thomas