Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

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pelikanjog
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Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von pelikanjog » 13.12.2018 12:16

Hallo,

eigentlich kenne ich die Ursache von Tintenfluß-Problemen: Luftausgleich. Die Tinte fließt, bis durch mangelnden Luftausgleich ein Vaccum im Tintensack das verhindert. Abhilfe: Reinigen des Tintenkanals (evtl. kleine Festteilchen aus der Tinte), reinigen der Federunterseite mit etwas Spülmittel, prüfen der Federauflage auf dem Tintenleiter, damit das Kapillarsystem wieder funktioniert.

Aber gleich zwei meiner edlen Leverfiller, der Patrician von Waterman und der Doric von Wahl-Eversharp haben beim Briefeschreiben nach einer Din A 4 Seite immer wieder keinen Tintentransport mehr. Selbst das vorsichtige Aufstossen nützt nicht. Ich muss etwas Tinte mithilfe des Hebels herausdrücken - mit der Folge einer zuerst sehr nassen Schreibweis bis der Tintenfluss wieder versiegt.

Kann das doch an der Viskosität der Tinte liegen? Ich schrieb mit Waterman Havane.
Oder - letzte mir denkbare Möglichkeit - ein "schlaffer Sack", der nicht stark genug neben der ausfließenden Tinte, Luft anzusaugen ???

Kennt jemand das Problem und eine Abhilfe?

Hansjürgen

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Linceo
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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Linceo » 13.12.2018 14:12

Aktuell besitze ich nur einen Hebelfüller, einen kleinen Summit, der schreibt, wie er soll.
Dennoch würde es mich auch interessieren, ob dieses Problem häufiger auftritt.

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Thom

Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Thom » 13.12.2018 16:11

pelikanjog hat geschrieben:
13.12.2018 12:16
Kann das doch an der Viskosität der Tinte liegen?
Na gut, ich weiß nicht, was es mit dem schlaffen Sack da auf sich hat, aber ob's an der Tinte liegt, kannst Du probieren. Das beschriebene Tintenflußproblem ist mir aber auch nicht völlig unbekannt.

V.G.
Thomas

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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Will » 13.12.2018 16:26

Hallo Hansjürgen,

"schlaffer Sack" kann zwar eine Störung des Tintenflusses verursachen, allerdings nicht bei Füllhaltern ;)

Besonders bei historischen Schreibgeräten ist es nicht ungewöhnlich, dass der Tintenleiter mit alten Tintentesten zugesetzt ist, nur spülen reicht dann nicht. Es empfiehlt sich Feder sowie Tintenleiter auszubauen und intensiv zu reinigen. Die beiden genannten Füllhalter sollten eigentlich einen eher üppigen Tintenfluss haben, entsprechend ist aus meiner Sicht die Ursache des Tintenflussproblems weniger an der Viskosität der Tinte zu suchen.

Viele Grüße

Gerd
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Thom

Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Thom » 13.12.2018 16:33

An der Viskosität wird's wahrscheinlich sowieso nicht liegen, dann ginge das nicht über eine Seite. Das klingt schon nach einem Druckausgleichproblem. Wenn Tinte, dann eher Ablagerungen.

V.G.
Thomas

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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von pelikanjog » 13.12.2018 16:44

Hallo Gerd,

der Witz lag mir auch auf der Zunge ...deshalb die Anführungszeichen.

Allerdings vermute ich keine Tintenreste oder andere Partikel im Leitsystem. Dazu habe ich den Tintenleiter zu gut gereinigt.
Ich könnte es noch mit Einlegen in Kukident versuchen.

Ich habe den Einduck dass meine Waterman Tinte nicht so gut fließt wie z.B. Pelikan blau 4001. Aber dieser Unterschied dürfte doch minimal sein.

Wie ist das systemisch? Der Tintenleiter hat einen relativ breiten Kanal, offen nach oben - in dessen Mitte befindet sich eine Art niedrigere Trennwand.
Heißt das, in den beiden äußeren Kanälen fließt die Tinte nach unten und die Luft zieht in den gleichen Kanälen hinauf? Dann könnte die Viskosität eine Rolle spielen.
Und: Kommt die Luft (nur) durch das Herzloch in / an die Oberseite des Tintenleiter.
Ich frage das, weil ich mir denken könnte, dass die Luft gar nicht bis zum Tintensack kommt, sondern vorher das Freie sucht. Dann wäre mir die Störung klar.

Hansjürgen

Thom

Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Thom » 13.12.2018 16:57

Die Luft wird ja vom Unterdruck im Tintensack "angesaugt". Ich würde den Füller richtig reinigen und eine andere Tinte probieren. Wenn das funktioniert und mit der Waterman Havane geht's wieder nicht, ist es die Tinte.

V.G.
Thomas

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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Will » 13.12.2018 17:25

Hallo Hansjürgen,

es müssen natürlich alle Kanäle für Luft und Tinte frei sein, dass der Austausch richtig funktioniert. Da gibt es aber jetzt keinen signifikanten Unterschiede zu anderen Füllsystemen.

Was das weitere Vorgehen betrifft, stimme ich Thomas völlig zu.

Viele Grüße

Gerd
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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von pelikanjog » 13.12.2018 18:31

Hallo,

vielen Dank für eure "Anteilnahme" und Ratschläge.

Ich habe jetzt erst einmal die Tinte gewechselt und 4001 königsblau eingefüllt. Das scheint besser zu gehen. Die braune Tinte hat möglicherweise mehr Farbpartikel, die den Luftausgleich blockieren könnten. Allerdings habe ich das noch nie gelesen / gehört.

Ich habe gerade mit Pelikan königsblau einen Brief (je 3 Seiten mit einem Füller) geschrieben und bei beiden Füllern keine Probleme gehabt. Allerdings als ich den Doric aus der Hand gelegt habe und dann wieder schreiben wollte, war die Feder trocken.

Ich bin mir unsicher, was die Wandstärke der Schläuche bewirkt. Wenn sie dicker sind, saugen sie durch stärkere Rückstellkraft stärker.
Dünnere Wände werden aber durch Tintenabfluss leichter verformt, stellen sich aber auch nicht so stark zurück.
Tintendruck nach unten und Saugstärke für die Luft nach oben müssen sich m.E. gut ausgleichen. Die Kapillarkraft muss verhindern, dass die Tinte ungebremst ausfließt. Die Saugkraft muss Luft ansaugen - oder steigt die Ausgleichsluft ohne sie hoch? - , damit kein Vacuum entsteht. Diese Saugkraft scheint das Problem zu sein.

Ich werde die Tintenleiter zur Sicherheit noch mit Kukident reinigen und die Federstellung / -lage und die Kapillarkraft des Federschlitzes überprüfen und andere Tintensäcke montieren.

Ich berichte, wenn ich das Problem gelöst / nicht gelöst habe.
Wie gut, dass man im Ruhestand Zeit hat.

Hansjürgen

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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Will » 13.12.2018 19:02

Hallo Hansjürgen,

bitte lasse die Schläuche wie sie sind, eine Änderung würde keinen Einfluss auf Dein Tintenflussproblem zeigen, da die Tintenschläuche in diesem Zusammenhang absolut keine Rolle spielen. Das Tintenreservoir eines Kolbenfüllhalters oder Safety ist völlig starr, gibt ebenfalls nicht nach und die Tinte läuft trotzdem. Der Ausgleich ergibt sich aus abgegebener Tinte im Verhältnis zu ausgeglichener Luft, der Schlauch selbst saugt im entspannten Zustand nichts an.

Viele Grüße

Gerd
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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von pelikanjog » 13.12.2018 19:12

... das ist auch wieder wahr - Danke!

Thom

Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Thom » 13.12.2018 19:16

Ich schätze mal, Hansjürgen überlegt, ob es den Tintenschlauch mit einer geringeren Kraft zusammensaugen könnte, als für das Ansaugen der Luft durch einen eventuellen Tintenfilm zwischen Feder und Tintenleiter nötig wäre. :) So eine braune Tinte könnte aber durchaus auch ein wildes Gemenge aus 3 Farbstoffen sein, bei der Waterman weiß ich das jetzt auch nicht.

V.G.
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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Tenryu » 13.12.2018 19:35

Ich würde einfach mal verschiedene Tinten probieren. Manche Tinten und Füller harmonieren einfach nicht miteinander.
Ich hatte neulich eine schwarze Tinte in meinem Pelikan, der sonst einen recht guten Tintenfluß besitzt, aber mit dieser einfach harzig schrieb und beim Anschreiben kleine Aussetzer zeigte. In einem billigen Chinesen mit viel kleinerer Feder hingegen, fließt die Tinte üppig und es zeigen sich auch nach längerem Nichtgebrauch keine Anschreibschwächen.

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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von pelikanjog » 14.12.2018 10:15

Hallo, vielen Dank an euch beide,

das ist schon klar: "Probieren geht über studieren ..."

Das mache ich auch.

Allerdings möchte ich schon wissen, was was bewirkt. Ich denke, ich sollte das System "verstehen", damit ich auf bestimmte Phänomene gezielt reagieren kann.
Das geht mir auch in ganz anderen Bereichen so. Selbst in der Schule vor 'Jahrhunderten' :o habe ich schon lieber begriffen als auswendig gelernt - und bin letztlich (nicht in der Schule) gut damit gefahren.

Andere mögen anders ticken.

In diesem Fall an Will / Gerd: Es ist schon richtig, dass Kolbenfüller auch keinen elastischen Raum für Tinte haben. Aaaber ... nach Nachdenken: Die haben auch andere Tintenleiter (viel komplizierter) als die alten Schlauchfüller ...

Hansjürgen

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Re: Tintenflußprobleme bei Hebelfüllern

Beitrag von Will » 14.12.2018 16:30

pelikanjog hat geschrieben:
14.12.2018 10:15

In diesem Fall an Will / Gerd: Es ist schon richtig, dass Kolbenfüller auch keinen elastischen Raum für Tinte haben. Aaaber ... nach Nachdenken: Die haben auch andere Tintenleiter (viel komplizierter) als die alten Schlauchfüller ...

Hansjürgen
Hallo Hansjürgen,

geht schon klar, dann kontere ich mit dem Safety-Füllhalter. Der Tintenleiter war wohl genauso einfach oder noch einfacher als beim Hebelfüller und das Tintenreservoir ist genauso starr und unflexibel, wie beim Kolbenfüller.

Die Kräfte, die beim Ausgleich von Luft und Tinte wirken sind sehr gering. Darum reicht schon eine minimale Störung im Kapilarsystem des Tintenleiters und die Tinte läuft nicht mehr.

Es muss immer so viel Luft über den Tintenleiter in das Tintenreservoir gelangen, wie Tinte über die Feder abgegeben wird. Diese Kräfte reichen nicht um einen Gummischlauch zusammenzuziehen oder zu weiten. Kann in das Tintenreservoir jedoch nicht die erforderliche Menge Luft zurückströhmen, kommt es zu einem minimalen Unterdruck im Tintenreservoir, was verhindert, dass die Tinte fließt. Ist hingegen der Tintenkanal verstopft kann ebenfalls keine Tinte fließen.

Ist nun eine Tinte für den Tintenleiter zu dickflüssig, wird der Luft-Tinten-Austausch im Tintenleiter gestört und der Füllhalter schreibt nicht mehr, da der Tintenleiter dafür nicht ausgelegt ist.

Ob ein Füllhalter schreibt oder nicht, ist also ein kompliziertes Zusammenspiel von Tinte, Feder, Tintenleiter und Papier. Die Kräfte, die hier wirken sind Kapillarkräfte, Viskosität sowie Adhäsion und Kohäsion.

Spätere Tintenleiter sind komplizierter aufgebaut, da man das Problem des Luftdrucks im Tintenreservoir besser ausgleichen wollte, um somit das Klecksen von Füllhaltern zu vermeiden. Entsprechend gab es mehr sowie dünnere Lamellen zum Auffangen überschüssiger Tinte. Darüber hinaus war es Ziel einen möglichst gleichmäßigen Tintenfluss zu gewährleisten, weshalb auch mehr Kapillaren in die Tintenleiter eingearbeitet wurden, um den Tinten-Luft-Austausch zu verbessern. Bei all diesen späteren Änderungen des Tintenleiters ist das Grundprinzip jedoch immer gleich geblieben. Eine Kausalität zwischen Füllprinzip und Tintenleiter lässt sich davon jedoch nicht ableiten, da sich diese parallel und nicht in Abhängigkeit von einander entwickelt haben.

Ich hoffe, Dir damit mehr beantwortet, als neue Fragen eröffnet zu haben.

Viele Grüße

Gerd
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