Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

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SteamDevil

Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von SteamDevil »

Teil 1/2

Diesmal wird es wieder ein klein wenig historisch, denn Jinhao hat neben seinem „2024 Dragon Spirit“ in diesem Jahr den 2. Kulturhistorisch konnotierten Füller heraus gegeben.
Und um diesen geht es heute:

Jinhao TianDao 1935
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Nun gleich mal zur Geschichte...

Zuerst die Bezeichnung „TianDao“:
Tian“ (天) steht für „Himmel“
Dao“ (刀) steht für „Säbel/Schwert/Messer“
Daraus ergibt sich das „Himmelsschwert“ oder „Schwert des Himmels“.
Hier muß ich der Interpretation von Douglas Rathbun (Inkquiring Minds) vehement widersprechen, der „TianDao“ mit „Way to Heaven“ übersetzte.
„Dao“ in seiner Interpretation wäre im chinesischen „道“ für „Weg“ oder „Straße“. Ganz im Gegensatz zu diesem Dao „刀“, was (wie oben beschrieben) für „Säbel/Schwert/Messer“ steht.
Sagen wir so:
Beide Interpretationen wären durchaus plausibel, aber angesichts der Feder mit den 2 gekreuzten Säbeln (Shuāng dāo / 双刀 = Doppelschwert/Schmetterlingsschwert), ergibt nur das „Schwert des Himmel“ tatsächlich Sinn.

Und damit kommen wir zur Zahl „1935“:
Völlig untypisch für Jinhao ist die „Seriennummer“, die eigentlich ein Datum darstellt.
Dieses Datum bezieht sich auf 2 Ereignisse in diesem Jahr.
Zum einem schuf der Musiker Nie Er die Komposition der Melodie zum „Marsch der Freiwilligen“. Der heutigen Nationalhymne Chinas.
Der Text dazu entstand in Zusammenarbeit mit dem Dichter Tian Han.
Zum zweiten ist dies auch das Todesjahr vom Komponisten Nie Er, der in diesem Jahr in Japan wahrscheinlich durch Ertrinken beim Schwimmen an einem Strand verstarb.
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    Quelle: Wikipedia
Womit wir auch schon beim goldenen Stern auf einem roten Podest sind.
Dieser steht für „Glory and Magnificence“, also für „Ruhm und Erhabenheit/Großartigkeit“.

Aber jetzt zum eigentlichen Objekt der Begierde...




Die technischen Daten...
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Befüllsystem(e): Patrone, Großraum-Konverter (inkl.), Standard-Konverter (int. Standard)


Bezugsquellen:
AliExpress - Online Office Stationery Store
Jinhao TianDao 1935 Affiliate Link entfernt


Farbvarianten:
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Preis: ca. € 12,- bis 15,-





Erster Eindruck:

WOW!!
So kennt man Jinhao eigentlich ganz und gar nicht!
Glänzt Jinhao eigentlich eher dadurch sich an bekannteren Modellen anzulehnen bzw. die zu imitieren, haben wir es hier mit einem tatsächlich eigenen Entwurf zu tun. Und allein das ist schon bemerkenswert.

Und optisch ist der TianDao ein echter Leckerbissen.
Zwar orientiert sich die Form selbst wieder einmal am Jinhao 100 und damit am Parker Duofold, aber immerhin mit deutlichen Abweichungen.
Auch die Gestaltung mit dem sog. „Verbotene Stadt Rot“ in Verbindung mit goldfarbenen Beschlägen und Akzenten und dem transparenten Schaft, macht einfach was her.
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Der Clip in Form einer Gitarre nimmt Bezug auf den Komponisten Nie Er und sieht richtig gut aus. Vor allem ist es mal was anderes als immer diese schlichten Standard-Clips.
Das Kappenende ziert der goldene Stern auf dem roten Podest, geschützt durch eine transparente Endkappe. Das erinnert auch ein wenig an ein Mausoleum.
Das Schaftende bildet eine Abschlußkappe im gleichen Rot wie Kappe und Griffstück.
Leider hat man hier - meines Erachtens nach - eine große Chance vertan. Es wäre toll gewesen, könnte man die Endkappe abschrauben und damit den Konverter hinten freilegen um ihn zu bedienen. Wäre ein großes Komfort-Merkmal und auch Alleinstellungsmerkmal gewesen.
Zumindest hätte man damit den Füller deutlich bequemer und sauberer befüllen können.
Der Konverter selber wäre ja lang genug dafür.
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SteamDevil

Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von SteamDevil »

Teil 2/2


Auf dem Kappenband finden sich dann wieder die üblichen Angaben zum Füller wie: Marke, Modell, Modellnummer.
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Material und Verarbeitung:

Das Material ist Jinhao typisch wieder ein einfacher Kunststoff, welcher im Spritzguß-Verfahren geformt wird.
Hier hätte ich mir eine ca. 0,5 mm dickere Wandung gewünscht. Die hätte mehr Stabilität und würde auch hochwertiger wirken. So fühlt sich der Schaft doch relativ fragil an und läßt sich fast schon mit 2 Fingern zum Springen bringen.
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Die Verarbeitung aber insgesamt ist gut bis sehr gut und gibt keinerlei Anlaß zur Klage.





Haptik & Ergonomie:

So vom Gefühl her merkt man auch, das Material ist jetzt nicht das hochwertigste.
Aber im Rahmen dessen ist die Haptik vollkommen in Ordnung.

Ergonomisch ist der TianDao aus meiner Sicht wieder der Knaller!
Als wäre er allein für meine Hand gemacht worden.
Allerdings kommt er am Griffstück schon sehr nahe an einen MB 149 hin und das dürfte für so manch zierliche Hand einfach zuviel sein.





Befüllung:

Hier haben wir es erst mal mit einem herkömmlichen Patronen/Konverter System zu tun.
Das Besondere aber ist mal wieder der mitgelieferte Großraum-Konverter.
Es handelt sich um den überarbeiteten Konverter aus dem Jinhao DADAO 9019, der aber statt dem Drehknopf aus Metall einen aus Kunststoff hat. Damit sorgt der für weniger Kopflastigkeit.
Sehr angenehm ist aber das Volumen von satten 1,8ml!
Und ja, ich habe das mittels Feinwaage gemessen.
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Es passen aber im Notfall - oder nach Geschmack - auch normale Patronen oder kleinere Konverter im Int. Standard rein.
Das wirde alles erfolgreich getestet.





Die Feder:

Die Feder im TianDao ist mal wieder der Hammer und völlig unerwartet von Jinhao.
Man hat sich ja bei Jinhao über die Jahre mit einem gewissen „Qualitätsstandard“ abgefunden. Auch wenn Jinhao mit seinen N° #8 Federn in gewisser Weise für Furore sorgten. Dennoch ließ deren Qualität noch um einiges zu wünschen übrig.

Hier aber haben sie bewiesen: Sie können es - wenn sie denn wollen!

Die N° #8 Feder mit dem Shuāng dāo (双刀 = Doppelschwert/Schmetterlingsschwert) und ihrem Streitwaagen-Logo sowie dem Schriftzug „Jinhao“, ist bisher wohl die beste Feder, die Jinhao je in einem ihrer Füller verbaut hat.

Perfekt geschliffen und „out of the Box“ sehr wenig Feedback gleitet sie mit einem dezenten „bounce“ über das Papier, so das es nur noch eine reine Freude ist mit ihr zu schreiben.
Da hat mich Jinhao zum ersten mal wirklich vom Hocker gehauen. Im Gegensatz zu den sonst eher durchwachsenen Federn in N° #8.
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Der Tintenleiter ist aber wieder herkömmliches Plastik im „traditionellen“ Spritzguß.





Bewertung & Schreibprobe:

Zuerst der Bewertungsbogen:
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Und es folgt auch gleich die Schreibprobe.
Wie üblich auf Oxford Optik Paper 90g/m².
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Fazit:

Ich will dem insgesamt nicht vorweg greifen, aber...
Für mich ist der Jinhao TianDao 1935 der bisher größte Wurf von Jinhao in diesem Jahr, wenn nicht in der gesamten Geschichte von Jinhao.
Aber das ist nur meine persönliche Einschätzung. Was sich da am Ende ergibt, wird sich noch zeigen.

Persönlich aber bin ich extrem positiv überrascht worden, zumal ich ja von Jinhao ganz andere Derivate kenne.
Spielt Jinhao ansonsten eher in der Einsteigerklasse eine große Rolle, kann man mit dem TianDao 1935 schon fast eine Annäherung an die Mittelklasse unterstellen. Leider aber nur fast, denn dafür müßte man auch beim Material einen deutlichen Schritt nach Oben machen.... Oder zwei.

Aber insgesamt hat mich der TianDao voll überzeugt.

Blöd aber finde ich die beiden anderen Farbvarianten in Schwarz und in Grün.
Die nehmen in diesen Farben einfach zuviel an historischer Bedeutung raus.
Steht das Rot in dieser speziellen Farbgebung doch für die Verbotene Stadt und damit für ein bedeutendes Kulturgut Chinas.
Eine Jede andere Farbe macht daher in meinen Augen keinen Sinn bei diesem Füller.
Aber was macht man nicht alles für höhere Verkaufszahlen...

Wie dem auch sei...
Der TianDao ist einfach ein toller Füller mit ansprechender Optik, sehr guter Leistung und mit einem angenehm günstigen Preis.
Was will man mehr?
Zumindest für den Alltag und abseits dem Sammeln als Wertanlage. (Jinhao und Wertanlage in einem Satz, daß ist schon mutig)

Jedenfalls kann ich den TianDao einem jeden ans Herz legen, der auch mal günstige Alternativen in schön sucht, oder einfach nur auf die Optik steht.
Belohnt wird man jedenfalls mit einem unerwartet und außergewöhnlich guten „Billig“-Füller.


Liebe Grüße
SteamDevil

Das entsprechende Video dazu findet Ihr hier:
Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!
Helmut
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Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von Helmut »

Hallo
eingangs herzlichen Dank für Deinen Test. Hab mir den Füller "reingezogen". Denke er erfüllt im Bürobetrieb seinen Zweck.
Muß mir da mal einige Exemplare besorgen und Freund Ali mit einem Auftrag belästigen!

Grüße

Helmut
SteamDevil

Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von SteamDevil »

Helmut hat geschrieben:
16.07.2024 10:17
Denke er erfüllt im Bürobetrieb seinen Zweck.
Bei dem Preis, mit der Optik und dieser genialen Feder auf ale Fälle.
Da kann man nichts falsch machen.
Und ein wenig "Show" darf es ja auch mal sein. ;)
Helmut
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Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von Helmut »

So sehe ich das auch! Und meine Mädels im Büro freuen sich über ein neues Schreibgerät!

Viele Grüße
Helmut
SteamDevil

Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von SteamDevil »

Helmut hat geschrieben:
16.07.2024 16:37
Und meine Mädels im Büro freuen sich über ein neues Schreibgerät!
Dann wünsche ich Euch viel Schreibspaß und -vergnügen.


Mit ergebensten Grüßen
Armin
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Beginner
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Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von Beginner »

Vielen Dank fürs Entdecken, Testen und Berichten. Ein herrlich skurriles Schreibgerät :D

Grüße Roberto
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zorgotron
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Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von zorgotron »

Eigentlich spricht mich diese Art von Chinakitsch ja an. Der Clip ist leider ein KO-Kriterium (trotz der Erklärung - die Gitarre passt für mich gar nicht).
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SteamDevil

Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von SteamDevil »

zorgotron hat geschrieben:
17.07.2024 18:26
Der Clip ist leider ein KO-Kriterium (trotz der Erklärung - die Gitarre passt für mich gar nicht).
Ich seh das mal so:
Man kann froh sein das er Gitarrist war und nicht Kirchenorganist.
Stell dir mal einen Clip in Form der Orgel aus dem Passauer Stephans Dom mit ihren 17.974 Pfeifen und 233 Registern vor. ;)
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Penman AK
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Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von Penman AK »

Das Modell wurde heute morgen auch in „Mick L - The Offstage Me“ vorgestellt:

https://youtu.be/zBublDrFfN4?feature=shared

LG, Andreas
Meine Fotos auf Flickr : Füller und Tinten | Natur und Landschaft

Papier ist geduldig, aber nicht die Tinte.
SteamDevil

Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von SteamDevil »

Penman AK hat geschrieben:
18.07.2024 6:11
Das Modell wurde heute morgen auch in „Mick L - The Offstage Me“ vorgestellt:

https://youtu.be/zBublDrFfN4?feature=shared

LG, Andreas
Yo, schon gesehen.
Allerdings hat mich das wieder ein wenig getriggert wegen der Übersetzung von "TianDao".
Und so mußte ich Mick & Doug gleich mal auf deren Fehlinterpretation hinweisen.

Schade das alle immer die erstbeste Übersetzung heran ziehen und sich nicht die Mühe machen beim Google-Übersetzer auf das Ergebnis (Text) zu klicken und die alternativ angebotenen Übersetzungen mit in Betracht ziehen.
Das macht in manchen Übersetzungen, in der es um eine Feder geht, auch den Unterschied zwischen "Feather", "Spring" und "Nib".

Und manchmal hilft dabei auch ein wenig logisches Kombinieren.
Sehe ich das Wort "Dao" in Verbindung mit der Darstellung eines Schwerts/Säbel, gehe ich nicht davon aus es sei der "Weg" gemeint.
Es seie denn, ich spreche vom "Weg des Schwertes" was "Jiàn zhī dào" (剑之道) heißen würde, aber herunter gebrochen auch als "Tàodé dǎo" bzw "Tao te Dao" gesprochen werden könnte.

Das Hauptproblem ist wohl die Tatsache, daß im chinesischen 4 Amtssprachen und hunderte Dialekte existieren und das oft eine "schnelle" Übersetzung ad absurdum führen kann, da alle Übersetzer lediglich Hochchinesisch/Mandarin verwenden.
Die am weitesten verbreiteten Dialekte wie Kanton-Dialekt, Meixian-Dialekt, Xiamen-Dialekt finden keinerlei Beachtung, sind aber oft mit entscheident.

Ach ja...
Man könnte sich Jahre damit beschäftigen... 8-)
badenfeder
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Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von badenfeder »

mein lieber Qualm-Satan,
ich will deinen Aufwand nicht schlecht reden - das ist immer ein ganzes Stück Arbeit. Und ich gebe zu, wenn ich so alle 2 Wochen mal hier reinschaue empfinde ich immer ein wohliges Gruseln, wenn ich auf das Kapitel "Asiatische Marken" klicke. Und klar, Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters.

Nur bei diesem so-oder-so zu übersetzenden China-Kracher reizt es mich, zu antworten, weil du einen tollen Slalom hingelegt hast:

- der Füller weist drei Symbole auf: [die Gitarre ein eher friedliches Symbol], die gekreuzten Schwerter [ein eher nicht so friedliches Symbol], den Stern, der zumindest ? dem Parteiabzeichen der KP ähnelt [ein "was-soll-ich-sagen-Symbol"].
- dieser Symbolsalat ist in eine Spritzgusshülle gepackt, die du mit zwei Fingern knacken kannst.
- der Füller weist eigenständiges Design auf, bis auf seine Ähnlichkeit mit dem Parker Duofold, der allerdings klampfenlos ist.
- das alles ist WOW und das Beste, was du von dieser Marke je gesehen hast.

Wie gesagt, Schönheit liegt immer.... und da ist auch überhaupt nichts gegen zu sagen. Und wenn unser Bundeshaushalt ein "Gesamtkunstwerk" ist muss man den Kunstbegriff auch deutlich weiter fassen. Aber hier hast du irgendwie zwischen Yin und Yang die Kurve nicht gekriegt.

Nix für ungut,
Horst
Ich gendere nicht, ich verwende lieber meinen Verstand
SteamDevil

Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von SteamDevil »

badenfeder hat geschrieben:
21.07.2024 21:48
mein lieber Qualm-Satan,
Zuerst möchte ich mich vehement dem Begriff "Qualm" erwehren:
Ich rauche bzw. qualme nicht. Sprich: ich verbrenne keinen Tabak, der "Qualm" erzeugt.
Ich inhaliere zur Verdampfung gebrachtes Liquid bzw. dampfe.
Daher ist die einzig gültige eingedeutschte Anrede "Dampfer-Teufel".
Ich möchte weder im Habitus noch im Duktus mit Rauchern gleich gestellt werden.
Das ist in etwas so,als würde man eine mit Kohle betriebene Dampflok mit einem ICE/TGV/Shinkansen in Sachen CO²-Ausstoß gleich setzen.
badenfeder hat geschrieben:
21.07.2024 21:48
- der Füller weist drei Symbole auf: [die Gitarre ein eher friedliches Symbol], die gekreuzten Schwerter [ein eher nicht so friedliches Symbol], den Stern, der zumindest ? dem Parteiabzeichen der KP ähnelt [ein "was-soll-ich-sagen-Symbol"].
Auf die Symbole bin ich ja m.E. nach ausgiebig genug eingegangen.
Die Gitarre in Verbindung mit der Nationalhymne "Marsch der Freiwilligen" ist hier eher ein revolutionäres Symbol und damit eher weniger friedlich, angesichts der Opfer, welche die Revolution damals gekostet hat.
Der Stern (Parteiabzeichen der KP sowie Symbol auf der Nationalflagge) symbolisiert ebenfalls den revolutionären Sieg sowie "Ruhm und Erhabenheit" der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Doktrinen.
Kann man mögen, muß man aber nicht...
Die Schwerter/Säbel symbolisieren schlicht den kämpferischen Geist, bereit sich gegen jeden zu verteidigen - ob von Innen oder Außen, der die eigenen Werte angreift.
Wie schon im Titel gesagt: Die Symbolik strotzt nur so von nationalen Patriotismus. (Etwas, was wir hier zu Lande nicht mehr kennen. Wo kämen wir denn hin, wenn wir stolz auf unser Land wären?)

Das alles, diese ganze Symbolik, mag dem einen oder anderen nicht gefallen. Und das ist auch vollkommen legitim.
Auch ich bin hinsichtlich der chinesischen Politik eher mit einer gesunden Abneigung gesegnet. Allerdings habe ich einen ganz anderen Bezug zu asiatischen Kulturen. Vorzugsweise zur japanischen, chinesischen und indischen. Das wiederum liegt aber an meiner früheren Tätigkeit.
Aber auch wenn ich vieles mit anderen Augen sehe - vor allem abseits aller Propaganda und Polemik, heiße ich nicht alles gut.
Doch letztlich ist das alles nicht dem Füllhalter per Se anzulasten, sondern vielmehr den Designern und Herstellern.
Der Füller selbst kann nichts dafür wie er konzipiert wurde.

Und betrachtet man diesen speziellen Füller abseits aller Propaganda fernab von jedem Patriotismus, bleibt nur eines übrig:
Ein Füller, welcher in Sachen Preis/Leistung durchaus sehr überzeugend ist und dem einem oder anderen Menschen auch optisch gefällig erscheint.
Und da ich persönlich generell einen starken Hang zu Füllern mit viel "Bling Bling" habe, ist daher für mich Optik und Funktion im Vordergrund und nicht die damit verbundene Symbolik.

Das ich die Symbolik überhaupt so einigermaßen ausschweifend erläutert habe, dient nur der Befriedigung das Interesses jener, die auch gerne die Geschichte hinter einem Füller kennen wollen.
badenfeder hat geschrieben:
21.07.2024 21:48
- der Füller weist eigenständiges Design auf, bis auf seine Ähnlichkeit mit dem Parker Duofold, der allerdings klampfenlos ist.
Entschuldige das so sagen zu müssen, aber der Bezug zum Parker Duofold liegt nur daran, daß eben jener hinsichtlich schlichter gerader Form mit flachen Endkappen am bekanntesten erscheint.
Ich hätte ja auch mit Conklin oder Christopher Franklin vergleichen können, wäre aber weniger Lesern geläufig.
Hätte er gerundete Endkappen, würde man ihn halt mit Montblanc vergleichen, denn chinesische Fülle können (und dürfen wohl) nichts eigenes haben.
Komisch halt nur, daß man bei japanischen (Pilot, Sailor) oder anderen westlichen Marken nicht derartige Maßstäbe anlegt.
badenfeder hat geschrieben:
21.07.2024 21:48
- das alles ist WOW und das Beste, was du von dieser Marke je gesehen hast.
Ähm... NEIN!?
Ich sagte "Die Feder" ist bisher die beste, die mir von Jinhao untergekommen ist.
Nicht der gesamte Füller an sich.

Hinsichtlich Material habe ich meine Kritik ausreichend formuliert, indem ich feststellte, allein der Schaft hätte durchaus noch ca. 1mm im Gesamtdurchmesser vertragen können, um die Wandung stärker zu machen.

Und zum Schluß muß man immer im Auge behalten:
Wir reden von einem Füller in der Preisklasse von 12,- € (+- 1,50 €).
Erwarten wir hier jetzt schon Füller aus hochwertigsten Kunstharzen mit Beschlägen aus Gold oder Sterling Silber inkl. einer 18k Goldfeder??
Dann - aber nur dann - haben wir es mit einem absolut minderwertigen Produkt zu tun, dessen Existenz keinerlei Berechtigung hätte.
Ein jeder, der sich ernsthaft mit Jinhao befasst und sich darauf einläßt, ist sich auch im Vorfeld bewusst, wir sprechen noch immer von "Billig-Füllern" die im besten Fall die Einstiegsklasse bei Füllhaltern darstellt.
Wer also bei einem 12,- € Füller ein Modell in gehobener Mittelklasse erwartet, sollte sich über seine Erwartungen noch einmal eingehend Gedanken machen.

Ebenso nix für ungut
Armin
Helmut
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Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von Helmut »

Hallo Armin,
eingangs herzlich Dank für Deine deutliche Stellungnahme.
Da Komische in unserer Gesellschaft ist, daß Sachen erst richtig Geld kosten müssen - dann sind sie plötzlich gut! Alles andere ist von vorn herein billiger Schund, Wegwerfware, nicht zu gebrauchen.
Und gleich vorab als Info für alle, welche jetzt aufschreien: Auch ich habe mehrere aktuelle wie auch historische Füller in der Preisklasse von 3 bis 4 stelligen Beträgen bei mir daheim auf dem Schreibtisch zum aktuellen Gebrauch. Nur kommen diese natürlich nicht mit zur Arbeit. Da würde lediglich bei Mitarbeitern den Neidfaktor hervorrufen. Auf dem Schreibtisch im Büro wären sie ja noch relativ sicher. Nehme ich sie allerdings in die Archivräume mit, dann sind diese Füller doch sehr gefährdet. Wie schnell verabschiedet sich da mal ein Schreibgerät auf den harten Betonboden. Pelikan, Online, Stylex, Jinhao und noch viele ähnliche Marken bieten hier billige Plastikausführungen, welche durchaus alltagstauglich sind. Wichtig ist für mich, daß die Tintenleitsysteme sehr großzügig ausgelegt sind.; ich verwende auch in diesen Füllern meine Eisen-Gallus-Tinte. Das beugt einem Eintrocknen vor! Die Federn ziehe ich ab und schleife sie auf meine Hand ein. Nach 15 Minuten Feinarbeit schreibt hier dann ein 2,50€ Füller mindestens genau so gut wie ein Mittelklassefüller. Bei einem Abgang auf den Boden ist der Billigfüller dann eben schrottreif - ein Pelikan oder Vergleichbare meistens ebenso -; die Tatsache ist jedoch, daß beim Billigfüller runde 2,50 € aufwärts fällig werden während bei Pelikan und vergleichbaren Geräten eben gleich 50€ bis ..... . Insofern haben Billigfüller durchaus Berechtigung. Das Gleiche gilt übrigens auch für Schüler. Auch ich habe heute noch meine beiden Schulfüller Pelikan 2 und Geha (ca. 1967/1968) sowie die beiden Pelikan 140 meiner Großeltern und den meiner Mutter. Nur wenn ich mich erinnere, wenn da mal was zu Bruch ging - das gab von Mama ne Standpauke. Und als wir mit den Füllern Dartpfeil-werfen machten, von Vater eine hinter die Löffel (aus heutiger Sicht verständlich! Das Monatseinkommen meines Vaters betrug 1970 runde 800 DM. Da waren 12 DM für einen Füller und 5 DM für eine Schaftkappe viel Geld - als ich 1977 in meinen Beruf ging hatte ich im ersten Lehrjahr 599 DM.)!
Es ist übrigens immer sehr erfreulich, Deine Testserien hier in der Mittagspause zu lesen. Meine Mitarbeiterinnen sind zwischenzeitlich auch eifrige Mitleser geworden.
Mach also weiter so wie bisher!
Viele Grüße

Helmut
badenfeder
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Re: Jinhao TianDao 1935 | Patriotismus pur, mit Hammer Feder!!

Beitrag von badenfeder »

nur zum Verständnis:
ich habe nicht zur Alltagstauglichkeit von Füllern (aller Preisklassen) einen Kommentar geschrieben, sondern zu der m.E. in sich widersprüchlichen Produktbeschreibung.

Nutzen am Rande: ich stamme noch aus der Ära der Dampflokomotiven, habe jetzt aber verstanden, daß es sich hierbei korrekterweise um Qualmlokomotiven handelte :D
Ich gendere nicht, ich verwende lieber meinen Verstand
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