Die bunte Welt der Chinafüller

[titanus]

Auch ich schließe mich Angie an, auch wenn Frau Frischling natürlich recht hat.
Das hier ist sicher der falsche Faden für so eine Grundsatzdiskussion.

titanus

[Frischling]

@ Christa,

ich finde das auch kritische Anmerkungen hier in diesem Thread ausgesprochen passend sind. Sie sprechen eben die Schattenseiten dieser schönen "bunten Welt der Chinafüller" an, die andere leider gerne ausblenden.

Na gut, dann also hier:

Auf der einen Seite ist es ein Umwelttechnischer und Öknonomischer Wahnsinn Billigteile um den halben Erdball zu schippern, u.a. weil man damit die miesen Arbeitsbedingungen in Asien unterstützt. Andererseits ist auch bei europäischen Produkten nicht gewährleistet, dass die nicht unter den gleichen Bedingungen produziert werden. Das betrifft nicht nur Füllfedern.
Ich verstehe aber, dass manche zu den günstigsten Alternativen greifen müssen, da sonst das Einkommen nicht ausreicht.
Allerdings habe ich ein Problem damit wenn Menschen einerseits nur nach "Geiz ist Geil"-Methode einkaufen weil sie es schick finden, sich aber gleichzeitig beschweren, dass in Österreich bzw. Deutschland der Druck auf die Arbeitnehmer steigt, die Löhne sinken und das Geld am Sparbuch keine Zinsen abwirft.
Bei 1,x€/Füllfeder kann sich jeder ausrechnen was die in der Prodution kosten dürfen, damit die Händler noch Gewinn machen und die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwelche Grauslichkeiten mit dem Personal und der Umwelt passieren ist verdammt hoch. Jeder muss mit seinem Gewissen vereinbaren, ob er das unterstützt oder nicht. Man darf es nur nicht ausblendenn - wie hier schon gesagt. Es ist meiner Meinung nach vetr...elt hier Biogemüse und Fairtrade Schokolade zu kaufen und gegen Atomstrom zu sein, aber gleichzeitig jedem Schnäppchen aus Asien hinterher zu laufen.
Hin und wieder einen Billigfüller zu kaufen wird die Welt nicht zerstören, es aber prinzipiell und ausschließlich zu tun hat langfristig fatale Folgen.

LG
Christa

[NicolausPiscator]

Es ist ja nicht immer alles schlecht und böse, was aus China kommt, aber einiges ist problematisch. Aber, was die Füller angeht, so haben immerhin namhafte Füllerhersteller ihre Maschinen nach China verkauft, das ist hier und andernorts schon lang und breit erörtert worden (hier meine ich vor allem den Parker-Hero-Komplex). Sicherlich lassen manche andere vornehme Füllerfirmen auch in China Teile (vor)fertigen oder ganz produzieren, wo wir es gar nicht wissen, wissen können oder auch wissen wollen. Die Umwelt-, Sozialstandards-, Gerechtigkeits- und Angemessenheitsfragen sind sehr wichtige Themen, für die auf den verschiedenen Ebnen - und natürlich auch auf der individuellen - Antworten gegeben werden können und müssen, das ist für mich eine Selbstverständlichkeit.

Was mich, und das ist der Grund, weshalb ich diesen thread begonnen habe zu lesen, und weshalb ich mir hier äußere, aber wirklich interessieren würde: Gibt es richtig gute Füller aus chinesischer Produktion? Damit meine ich nicht die Füller, bei denen man sagt: "Passt scho!", sondern solche, bei denen tatsächlich alles passt und die sich auf einem ganz anderen Niveau bewegen als die Massenware (hier kann man sich natürlich auch über den Begriff Massenware zerlegen, klar, auch ein MB 149 ist bei einer bestimmten Betrachtungsweise Massenware, mir geht es aber um überragende und überzeugende Qualität). Deshalb würde ich da gerne mehr erfahren und mich sehr freuen, in diesem thread richtig überrascht zu werden!

[Killerturnschuh]

Natürlich ist nicht alles was aus China kommt Schrott der unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wird, das möchte ich mal ganz klar sagen. Nur dann kosten diese Produkte auch fairerweise um einiges mehr.

Es gibt zu mindest eine Marke die sich meines Wissens nach erfreulich von Jinhao, Hero, Piccaso Swiss Made, Gusswerk und ähnlichen chinesischen Brands abzusetzen versucht.

Laban scheint auf eine eigene Produktlinie zu setzen. Ob ihre Schreibgeräte in Wahrheit mehr taugen kann ich nicht sagen oder beurteilen. Bislang hatte ich noch keinen Laban in der Hand.

Da Taiwan, je nach politischer Weltanschauung zu mindest genetisch chinesisch vorbelastet ist möchte ich auch den TWSBI mal ganz frech als "besseren" Chinesen aufführen.....

An der Sollbruchstelle arbeitet TWSBI ja fleißig und was man so hört ist ihr Service in Sachen Kundenfreundlichkeit auch lobenswert.

[desas]

Der Kaigelu 316 pendelt preislich irgendwo zwischen 30 und 50 Euro, damit liegt er deutlich teurer als die meisten Füllhalter aus chinesischer Produktion (von exotisch gestalteten Vitrinenstücken abgesehen).

Den Kaigelu finde ich gut verarbeitet, er liegt prima in der Hand, und er schreibt gut.
Einzig seine recht schwere Kappe bremst das capsposted-Vergnügen etwas.

Ich selbst habe mich mittlerweile allerdings von den meisten Chinesen wieder getrennt.

[Tenryu]

Hier zeigt sich eben sehr deutlich, wie die Globalisierung ihre eigenen Väter frißt.
Ursprünglich wurde sie eingeführt, damit europäische Firmen, billige Erzeugnisse in Asien kaufen und zum zehnfachen Preis zu Hause verkaufen konnten. Damals hatte natürlich keiner im Traum damit gerechnet, daß eines Tages die Verbraucher so dreist und unverschämt würden, sich ihre China-Produkte direkt aus China zum chinesischen Preis zu importieren.

Was die Umwelt und die Arbeitsbedingungen in China anbelangt, so sage ich: Das ist nicht eure Umwelt, und das sind nicht eure Arbeiter. Die Chinesen sind keine primitiven Wilden, denen man die Welt erklären und beibringen muß, wie man Kleider trägt und auf zwei Beinen geht. Die hatten schon Kultur, als die meisten Europäer noch in Torfhütten hausten und mit Feuersteinen hantierten.
Ich halte es für sehr vermessen (wenngleich urdeutsch), anderen Völkern Ratschläge zu erteilen, wie sie ihr Leben zu führen und ihren Staat zu organisieren haben, und was recht und unrecht sei.

Zum eigentlichen Thema:

Kennt jemand die Füller der Marke Duke? Die kosten etwas mehr. Einige sogar über 60€. Spiegelt sich das in der Qualität auch wider?

[Johnson-Leser]

Ich halte es für sehr vermessen (wenngleich urdeutsch), anderen Völkern Ratschläge zu erteilen, wie sie ihr Leben zu führen und ihren Staat zu organisieren haben, und was recht und unrecht sei.

Das ist das Prinzip der Drei weisen Affen.

Erstens ist China eingebunden in eine Weltgemeinschaft und in einer Gemeinschaft gelten gewisse Regeln. Zweitens machen Umweltschädigungen nicht an den Grenzen Chinas Halt und wenn die staatlich subeventionierte Wirtschaft Chinas der westlichen Wirtschaft schadet, dann betrifft das ebenso die Gemeinschaft. Drittens ist es schon äußerst zynisch, unter den Menschenrechtsverletzungen Chinas zu sagen, sie sollen ihr Leben doch so organisieren wie sie wollen, das ginge uns doch nichts an.

[agathon]

Tenryu,
Am Anfang meiner intensiveren Füllerei hatte ich einige Dukes. Das waren ansprechend aussehende und schwere Füller. Der Tintenfluss war schwach und nach intensiverem Gebrauch gingen die auch kaputt: Abblätternde Farbe, nicht mehr schließende Kappen usw.. Insgesamt also viel Schein und wenig Sein.

Grüße


Agathon

[finkaudio]

Ich halte es für sehr vermessen (wenngleich urdeutsch), anderen Völkern Ratschläge zu erteilen, wie sie ihr Leben zu führen und ihren Staat zu organisieren haben, und was recht und unrecht sei.

Das ist das Prinzip der Drei weisen Affen.

Erstens ist China eingebunden in eine Weltgemeinschaft und in einer Gemeinschaft gelten gewisse Regeln. Zweitens machen Umweltschädigungen nicht an den Grenzen Chinas Halt und wenn die staatlich subeventionierte Wirtschaft Chinas der westlichen Wirtschaft schadet, dann betrifft das ebenso die Gemeinschaft. Drittens ist es schon äußerst zynisch, unter den Menschenrechtsverletzungen Chinas zu sagen, sie sollen ihr Leben doch so organisieren wie sie wollen, das ginge uns doch nichts an.

Hi,
warst Du denn schon mal in China oder kennst Chinesen, die dort leben? Oder beziehen sich Deine Aussagen auf angelesene Weisheiten? Ich für meinen Teil bin regelmäßig in China - und nicht nur in den Zentren. Und mit den Wissen bin ich eher bei Tenryu als bei Dir.

Gruß KH

[bella]

ich habe in der ganzen Zeit in diesem Forum noch bei keinem gelesen das ein Chinese der holy grail Füller wäre.... es reicht immer nur von "war schnell kaputt" bis "ist ganz ok"

Ich vermute letztlich die meisten liegen irgendwo rum, treiben Sammlungen zahlenmäßig auf Masse und tun sonst nix. Oder sind bei einer Aufräumaktion entsorgt.

Das traurige an diesem "ich kauf mal 10, sie sind ja billig und einer wird schon gut sein, ist das sie beim Kaufenden nichts nachhaltiges auslösen. Es sind einfach beliebige Stifte und sie bleiben wohl meist beim Empfänger genauso seelenlos wie sie in ihrem Zellophantütchen verschickt werden.

Und ich vermute ganz stark das es bei den meisten hier nicht die Einkommensfrage ist. Für 5 Chinesen krieg ich auch nen kleinen Kaweco. Und knapp nen Safari.
Und für 10 Jinhao und 5 Tinten nen gebrauchten Lamy 2000 oder M200.

Es ist eher der geheime Wunsch und immer wieder der Hintergedanke "vielleicht habe ich den 6er im Lotto und erwische einen der total toll ist. Die Fotos sehen ja meist auch klasse aus. Ich hab mir am Wochenende Bilder dieser Wing bei ebay angesehen, die sahen aus wie ein Pelikan Demonstrator. Da hat man schnell die Assoziation, 10 Stück auf einem Tablett, in den Lieblingstinten befüllt - was für eine Augenweide.
Die Realität ist leider oft sehr ernüchternd.

[finkaudio]

ich habe in der ganzen Zeit in diesem Forum noch bei keinem gelesen das ein Chinese der holy grail Füller wäre.... es reicht immer nur von "war schnell kaputt" bis "ist ganz ok"

Ich vermute letztlich die meisten liegen irgendwo rum, treiben Sammlungen zahlenmäßig auf Masse und tun sonst nix. Oder sind bei einer Aufräumaktion entsorgt.

Nöö, das kann ich nicht bestätigen. Ich persönlich schreibe im Büro fast nur noch Wing Sung 698. Davon habe ich zwei, mit PILOT Plumix-Federn auf die richtige Stärke gebracht und dank der richtigen Größe genau richtig für meine Hände.

Meine Frau und meine Kinder schreiben mit Jinhao 750 und Jinhao 992 mit jeweils der passenden Tinte zur Füllerfarbe. Habe ich am Anfang noch die Federn gegen welche "made in Germany" getasucht, muss ich das heute nicht mehr. Auch die chinesischen Federn laufen bestens.

Gruß

KH

P.S: Ich habe rund 80 Füller von Pelikan über Parker und Waterman nebst Lamy und Kaweco. Ich habe also durchaus die Wahl.

[Tenryu]

Ich denke, das hängt von der Erwartungshaltung ab. Niemand erwartet ernsthaft von einem 3,50 €-Füller Wunder. Oder den Füller fürs Leben zu finden. Aber setzt man den Preis in Relation zur Qualität, bekommt man durchaus etwas geboten. Wenn ein 35 €-Füller zehnmal besser, und ein 350 €-Füller hundertmal besser wäre, wäre sein Preis angemessen, ist aber aber nur doppelt so gut, hat man ein schlechtes Geschäft gemacht. Wenn ich für den Preis von zwei Einweg-Kulis einen durchaus brauchbaren und angenehm schreibenden Kolbenfüller bekomme, habe ich wahrlich keinen Grund zu meckern, auch wenn ein 400 €-Pelikan zweifellos besser, eleganter und langlebiger ist. (Wenn das nicht der Fall wäre, käme ich mir aber auch arg veräppelt vor.)

Nach meiner Beobachtung hat sich die Qualität chinesischer Füller in den letzten Jahren deutlich und stetig verbessert. Ich denke, das trifft wohl auf die meisten Industrieprodukte zu, sonst würden nicht auch Markenhersteller dort fertigen lassen.
Wenn ich 50€ für ein T-Shirt zahle, habe ich im Übrigen nicht die geringste Garantie, daß die Näherin auch nur einen Cent mehr verdient, als ihre Kollegin am anderen Ende der Halle, die das selbe Hemd nur ohne Markenlogo zusammen näht.
(Und selbst bei einem Hemd für 80 € "made in Germany" könnt ihr Gift drauf nehmen, daß an der Maschine Leiharbeiter aus Polen und Rumänien sitzen, die für einen Hungerlohn schuften, von dem sie noch schlechter Leben können als ein Chinese in China.)

Für mich persönlich liegt die Faszination der Chinafüller nicht darin, auf den 6er im Lotto zu spekulieren, sondern in der Neugier und in der Lust, neues kennen zu lernen und auszuprobieren.
Wenn ich mir für 100€ einen guten Füller kaufe, habe ich zwar einen guten Füller, aber auch nur eine neue Erfahrung gemacht. (Gute Füller besitze ich übrigens schon mehrere, brauche also keine weiteren.)
Bekomme ich für das gleiche Geld 20 Füller, kann ich zwanzig Mal etwas neues erleben, auspacken, ausprobieren, vergleichen. Ich denke, das macht wohl den größten Reiz der Sammellei aus.

[ingolf]

Meine Erfahrungen mit Füllern aus China (Jinhao und Duke) sind bislang positiv. Bis auf einige Konverter-Ausfälle sind die Füller selbst von guter Qualität. Punkte bzgl. Prestige lassen sich zwar nicht erzielen, aber das muss auch nicht immer sein .
Das Preis-Leistungsverhältnis ist immer noch unschlagbar.
Grüße, Ingolf.

[Killerturnschuh]

Lieber Ingolf,
Prestige lässt sich auch mit einem Nakaya, Danitrio oder selbst einem Pelikan, OMAS, Aurora oder Lamy ganz sicher nicht erzielen.
Und, um ganz ehrlich zu sein auch nicht mit einem Montblanc.
Die allermeisten Menschen interessiert es nämlich im Alltag nicht die Bohne womit man schreibt - und das ist auch gut so.

Der Wert eines Füllers bemisst sich, soweit es mich angeht, in seinem Nutzen als Schreibgerät.

[desas]

Die Intention des Eröffners des Fadens gerät ein wenig aus dem Blick, wie mir scheint.

Die Diskussion wurde bereits an anderer Stelle ausführlich - ohne abschließendes Ergebnis - geführt.

Lasst uns bitte zur Vor- und Darstellung der Vielfalt der chinesischen Füller zurückkehren.