Pilot Capless LS

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Mesonus
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Pilot Capless LS

Beitrag von Mesonus » 12.01.2020 22:37

Hallo ihr Lieben,

der Pilot Capless steht schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste, Jetzt bin ich gerade über den neuen Capless LS gestolpert. Bei desem wurde der Klick-Mechanismus überarbeitet, die Feder wird immer noch per Klick ausgefahren, aber - wie beim Capless Fermo - durch Drehen wieder zurückgezogen. Süß finde ich die Begründung für diese Änderung - hier das Originalzitat aus dem Google-Translator:
"Beim herkömmlichen Klopftyp gab es eine Person, die sich Sorgen machte, wenn sie ihn bei einer Besprechung usw. benutzte, weil beim Klopfen ein Klicken zu hören war.
...
Das Capless LS hat dieses Problem gelöst. Wenn dieser kappenlose LS geklopft wird, gibt es kein Klopfgeräusch...
Und wenn Sie die Stiftspitze aufbewahren, ist natürlich kein Ton zu hören, da sie gedreht wird.
"

Was mich ein wenig irritiert, ist der im Vergleich zum Original-Capless doch deutlich höhere Preis von aktuell umgerechnet 350 - 400 Euro.

Gibt es schon jemanden, der einen LS in der Hand hatte und mehr berichten kann?

Hier ein kurzes Video.
.
Capless_LS.jpg
Capless_LS.jpg (147.11 KiB) 5082 mal betrachtet
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kite_smurf
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von kite_smurf » 03.02.2020 0:17

Hier ein längeres Video, mit Untertitel und automatisch ins englische gins so einigermassen :)
Aber ein sehr interessanter Capless LS, mir gefällt vor allen Dingen das tolle automatische Zurückgehen.
Also der Capless ist auch weiterhin einhändig nutzbar :)

https://www.youtube.com/watch?v=dy5kh66kZs8

ciao
Ralf
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paul
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von paul » 03.02.2020 2:20

Mesonus hat geschrieben:
12.01.2020 22:37
Was mich ein wenig irritiert, ist der im Vergleich zum Original-Capless doch deutlich höhere Preis von aktuell umgerechnet 350 - 400 Euro.
Was hast du denn da umgerechnet? 35.000Yen sind (stand Heute) nur rund 290€. Trotzdem wesentlich teurer als der normale Capless, aber das war ja auch zu erwarten, schließlich wollen sie ihr Verkaufsschlager ja nicht obsolet machen. Ich denke der LS wird eher als Luxusvariante vermarktet werden (zu entsprechendem Preis).

Mich würde ja mal interessieren wie der neue Mechanismus genau funktioniert, warum er so viel leiser ist – und warum das Einfahren der Feder durch Drehen geschehen muss oder ob es da nicht auch der Druckknopf getan hätte.
kite_smurf hat geschrieben:
03.02.2020 0:17
Hier ein längeres Video, mit Untertitel und automatisch ins englische gins so einigermassen :)
https://www.youtube.com/watch?v=dy5kh66kZs8
Vielen Dank für das Video! Bei 10min ca. sind kurz eine ganze handvoll vintage Capless zu sehen, die der Herr offenbar sammelt. Ich bin neidisch…

Mesonus
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von Mesonus » 03.02.2020 12:35

paul hat geschrieben:
03.02.2020 2:20
Was hast du denn da umgerechnet?
Du, keine Ahnung, das ist jetzt auch schon wieder 3 Wochen her. Die erste Info hatte ich bei Brian Dowdy - The Pen Addict gefunden, der spricht aber auch schon von den bewussten 35000 Yen. Die meisten Seiten, die ich daraufhin gefunden habe, musste ich mit Google Translate übersetzen lassen. Da standen imho unterschiedliche Preise, die ich dann einfach zum damaligen Kurs umgerechnet habe. Hier steht z.B. auch heute noch ein höherer Preis:
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ls_preis.jpg
ls_preis.jpg (219.8 KiB) 4645 mal betrachtet
FF Jan
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Blaupurpur
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von Blaupurpur » 03.02.2020 15:54

Hallo,

nur als Ergänzung, falls von Interesse und nicht schon bekannt: Ich habe vor einiger Zeit bei Goulet Pen angefragt, ob sie dieses Modell in ihr Angebot aufnehmen werden. Die Antwort war leider negativ, das Modell wird wohl auf Japan beschränkt bleiben.

Herzlichen Gruß
Birgit

Hanjoro
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von Hanjoro » 18.02.2020 22:57

Also ich habe mir den in Japan bestellt und berichte mal ein paar Dinge. Fotos sind unten in unsystematischer Reihenfolge angehängt.

Handling: Der Stift ist deutlich schwerer als der Decimo, auch als der „normale“ Capless, liegt aber sehr gut in der Hand. Der Clip ist etwas höher angesetzt als beim Capless und beim Decimo. Meines Erachtens liegt er jedoch deutlich besser in der Hand als der bekannte Capless, auch ausgewogener – sprich: Das höhere Gewicht bringt ein Mehr an Balance.
Nicht nur aus optischen Gründen war es konsequent, auf die Verschlankung am vorderen Stück des Clips wie bei meinem Capless Matte Black zu verzichten. Das hängt allerdings mit meiner Schreibhaltung zusammen, Füller prinzipiell etwas weiter oben zu halten, um auf diese Weise den Druck besser differenzieren zu können. Der LS liegt für mich geradezu perfekt in der Hand.

Die Feder (eine F) ist – wie bei Pilot üblich – angenehm zu schreiben: weich, aber mit diesem Quentchen Widerstand auf dem Papier, das ein leichtes Schreiben vom Weggleiten unterscheidet. Man hört sie deutlich, aber ich mag diesen Klang, der sich im Übrigen von den Federn im Decimo und im Capless nicht unterscheidet. Strichvarianz gibt es genauso wenig wie in den anderen Capless-Versionen - wenn man von der M-Stub absieht –, aber das wird von diesem Stift ja auch nicht erwartet.

Zum Mechanismus: Schon das Ausfahren der Feder ist wirklich leise. Ich mag das Klicken beim Capless durchaus ganz gerne, aber es gibt auch immer wieder sehr konzentrierte Situationen in Sitzungen, in denen mich das dann doch stört. Deshalb hatte ich den LS bestellt. Wie gesagt: Schon das Ausfahren der Feder ist sehr leise – leiser als das Schreiben selbst! Das Einfahren der Feder ist noch einmal viel leiser. Man hört eigentlich gar nichts außer einem feinen mechanischen Hauchen, aber dafür muss man schon genau hinhören.
Das Ausfahren wie das Einfahren verlaufen sanft und mit einer hohen mechanischen Ruhe, die nur eine technisch hochwertige Konstruktion gewährleistet. Leider kann man die Mechanik nicht sehen – man wird verstehen, dass ich das gute Stück nicht zu Demonstrationszwecken komplett auseinander nehmen wollte.
Ich erwarte noch eine andere Wirkung dieses neuen Mechanismus: Bei mir haben ein Capless und ein Decimo – beide im Dauereinsatz - im Laufe der Zeit angefangen zu spucken. Das dauert einige Jahre, aber irgendwann bekam ich ein paar sehr feine, kaum sichtbare Mikrotropfen auf Blatt gespritzt. Da ich den Capless als tägliches Arbeitsgerät nutze, wird der auch ziemlich viel durch die Gegend geschockelt, ich führe den beschriebenen Effekt auf die häufige Bewegung zurück, da das im Ruhezustand nicht auftritt. Ich erwarte von diesem neuen Mechanismus nun, dass dieses Phänomen dauerhaft ausbleiben wird, denn das Ausfahren erfolgt so viel sanfter. Es ist eindeutig ein komplett anderer Mechanismus verbaut.
In der Handhabung wird man etwas Zeit brauchen, um sich umzugewöhnen. Ich tendiere immer wieder mal dazu, hinten zu drücken … jahrzehntelange Caplessrountine ist hier am Werk. Man muss zum Einfahren auch ein wenig umgreifen; das macht allerdings keine Mühe und ist bei weitem nicht so umständlich wie beim Dialog 3 von Lamy. Dessen Mechanismus ist mir nie ‚in Fleisch und Blut übergegangen‘, weswegen er auch überwiegend herumliegt und nur ab und zu eher pflichtmäßig benutzt wird. Das gilt in gleicher Weise für den Visconti Metropolis, der sich mit einer Hand überhaupt nicht bedienen lässt.

Zusammengefasst: Verarbeitungsqualität und Haptik des neuen Capless sind outstanding; die Bedienung geht leicht von der Hand und braucht nur etwas Umstellung der körperlichen Routine. Die Federqualität ist sehr hoch. (Ich habe aber auch noch nie eine Pilotfeder umtauschen wollen!) Auch längeres Schreiben ist nicht einfach nur problemlos, sondern vermittelt – wenn Hand, Papier und Füller eine so selbstverständliche Verbindung eingehen – jene spezifische körperliche Erfahrung, die die sinnliche Seite des Schreibens als eine Art somatischen Glücks empfinden lässt.

Viele Grüße
Hanjo
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Caeruleum
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von Caeruleum » 20.02.2020 19:41

Danke für den Bericht.
Deine Handschrift gefällt mir.

Hanjoro
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von Hanjoro » 23.02.2020 16:24

Caeruleum hat geschrieben:
20.02.2020 19:41
Danke für den Bericht.
Deine Handschrift gefällt mir.
Vielen Dank!
Hanjo

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alt_genug
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von alt_genug » 01.03.2023 10:05

Mich hat inzwischen auch ein Capless LS erreicht und ich möchte mich an die tolle Vorstellung von Hanjo mit meinen Betrachtungen anschließen.

Geschlossen.jpg
Geschlossen.jpg (580 KiB) 1459 mal betrachtet

Anekdotisches

Als sich Hermès Paris entschloss, einen eigenen Füllfederhalter auf den Markt zu bringen, fand man in Marc Newson einen Designer und mit Pilot einen Hersteller für dieses Projekt. Über den Hermès Nautilus könnte man eine umfangreiche Abhandlung verfassen, für diesen Bericht genügt aber die Erläuterung, dass der Nautilus von Pilot eine neue Konstruktion verlangte, um die Vorgaben des Designers zu erfüllen. Beim Nautilus dreht man die ganze hintere Hälfte des Stiftes um 360°, um die Feder herauszubringen. Zwar funktioniert auch der Pilot Fermo mit einem Drehknopf, aber hier entschloss man sich, für die umgekehrte Bewegung einen Federmechanismus zu verwenden. So genügt das Überwinden eines leichten Widerstands und die hintere Hälfte dreht sich in ihre Ausgangslage zurück. Dabei wird die Feder wird wieder eingezogen und die Abdeckklappe geschlossen.

Pilot nutzt für seinen wenige Jahre später erschienenen Pilot Capless LS offenbar einen ähnlichen Mechanismus. Zwar aktiviert man bei diesem Füller die Feder analog zu den älteren Capless-Modellen über einen Drücker, das Einfahren geschieht jedoch über einen vergleichbaren, gefederten Drehmechanismus. Ein weiteres Indiz für die Verwandtschaft der beiden Pilot-Produkte ist die Tatsache, dass man beim Capless LS über den Drehknopf die Feder auch ausfahren kann. Allerdings genügt dafür eine 270° Drehung, weil ja hier nicht wie beim Nautilus die Bodenfläche wieder eben sein muss.

Luxury Silent

Die Stille ist dann eher ein Nebenprodukt dieses Mechanismus. Wenn ich den Stift nutze, fällt mir entsprechend auch zuerst die mechanische Dämpfung, die Entschleunigung und Weichheit der Bewegungen auf. Beim Ausfahren der Feder ist das nicht unbedingt ausschließlich positiv. Hier fehlt ein wenig die haptische und akustische Rückmeldung, dass die Feder jetzt schreibbereit eingerastet ist. Bei den alten Capless oder bei Kugelschreibern ist für mich das harte Klicken eine Art Startsignal, hier braucht es Vertrauen, dass schon alles bereit sein wird.

Feder.jpg
Feder.jpg (293.84 KiB) 1459 mal betrachtet

Dafür ist das Einfahren der Feder ein Traum. Es genügt ein Stupser mit dem Daumen, dann beginnt der etwa 1,5 Sekunden dauernde Einfahrvorgang. Ein deutlicher, aber leicht bewältigbarer Widerstand muss überwunden werden, danach geht alles von allein. Dieser Vorgang ist tatsächlich beinahe geräuschlos, im stillen Homeoffice höre ich ein sachtes Hauchen. Die Geräuschlosigkeit ist sicher ein Verkaufsargument, für mich ist es aber die Verknüpfung von Einhandbedienung mit der beschreibenen Sanftheit, die den Füller heraushebt.

Und sonst?

Metalloberflächen sind nicht mein haptischer Favorit. Immerhin sind bei diesem Modell alle Oberflächen glatt, verchromt oder lackiert. Der Lack hat mich überrascht, er bietet eine unwerwartete Strahlkraft, die auf Fotos nicht herauskommt. Er scheint manchmal aus einer Tiefe heraus zu leuchten, die er physikalisch nicht haben kann. Dennoch ist mein blaues Modell zurückhaltend genug, um seriös zu wirken. Die Verarbeitung ist augezeichnet, der “Turbinenring” in der Mitte ist ein dezentes, aber eindrucksvolles Element, welches die etwas langweilige Grundform auflockert.

Zeitlos.jpg
Zeitlos.jpg (548.82 KiB) 1459 mal betrachtet

Der Füller ist nicht leicht, aber auch nicht unangenehm schwer. Die Hecklastigkeit stört mich hier weniger als beim Fermo, der Griff ist sicher und der Clip eine haptische Orientierungshilfe. Ich nutze den Capless LS mit einer Stubfeder, wo das korrekte Aufsetzen wichtiger ist als bei den sonst kugelrunden Federn und weiß daher diese Unterstützung zu schätzen. Die Stubfeder ist angenehm alltagstauglich, nicht so breit wie viele andere werkseitige Stubfedern, im Mittel eher eine europäische M mit feinem Auf- und breitem Abstrich.

Aus meiner Sicht ist der Capless LS ein gelungener Füller für Menschen, die auch mit eher größeren und schweren Schreibgeräten zurechtkommen. Die Einhandbedienbarkeit ist an vielen Stellen nützlich, hat hier aber nicht so einen hektischen Beigeschmack wie bei anderen “Klickern”. Eher strahlt der gesamte Füller eine ruhige Eleganz aus, selbstbewußt aber nicht aufdringlich.

Viele Grüße
Sebastian

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ChronoCop
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Re: Pilot Capless LS

Beitrag von ChronoCop » 01.03.2023 15:00

Vielen Dank Sebastian und Hanjo, für die Vermittlung Eurer Eindrücke!
Mir habt Ihr insofern geholfen, dass ich nun weiß, dass mir mein klassischer Mattschwarzer genügt.
Herzlich,
Brane

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