Pilot Justus

Pilot, Sailor, TWSBI, Jinhao, Platinum

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, Zollinger

Hanjoro
Beiträge: 90
Registriert: 01.01.2019 10:07

Pilot Justus

Beitrag von Hanjoro » 19.12.2020 0:09

Hallo,
seit einiger Zeit schaue ich mir immer mal wieder den Pilot Justus an, konnte mich aber noch nicht entscheiden, ob ich den wirklich brauchen kann. Daher habe ich eine Frage: hat diesen jemand und kann ihn mit einem Pilot FA vergleichen, ebenso mit der SEF-Feder. Mit beiden schreibe ich ganz gern.
Es gehe mir um das Schreibverhalten der Feder und auch darum, wieviel Druck im Vergleich zu den genannten Federn es braucht, um eine Linienvariation zu erreichen. Beim FA erfolgt dass ja bei relativ geringem Druck, die SEF braucht bei meinem Exemplar etwas deutlicheren Druck.
Weitere Frage: Wie sehr nutzt Ihr die Verstelllmöglichkeit überhaupt.
Vielen Dank für Hinweise.
Hanjo

Benutzeravatar
Pelikan-Fan
Beiträge: 364
Registriert: 16.10.2020 21:14

Re: Pilot Justus

Beitrag von Pelikan-Fan » 19.12.2020 10:56

Ich habe leider keinen weiteren Pilot zum Vergleich, aber ich habe den Justus (95) seit ein paar Tagen. Ich habe ihn mir gekauft, weil ich die Grundidee extrem spannend fand, bin mir aber noch nicht ganz sicher, was ich von dem Füller halten soll.

Relativ klar ist aber zweierlei: Erstens hat die Verstellmöglichkeit nur einen ziemlich subtilen Effekt. Und zweitens ist der Justus sicher kein Flex-Wunder. Man braucht schon einen ziemlich starken Druck.
Viele Grüße

Thorsten

Benutzeravatar
patta
Beiträge: 3033
Registriert: 06.09.2012 15:08

Re: Pilot Justus

Beitrag von patta » 19.12.2020 14:12

Mein Justus 95 mit F-Feder wird zum Schreiben, nicht zum Flexen benutzt. Das macht er sehr gut: Lang, dick, ausgewogene Gewichtsverteilung, CON-70) Konverter). Die Verstellbarkeit der Feder ist nur in gewissen Grenzen möglich und stellt keine Alternative (z.B.) zu einem Waterman 42 hinsichtlich "Flex" dar. Besser vergleichbar ist diese Verstellbarkeit mit einer Pilot SF und einer Sailor HF Feder (und natürlich dazwischen), aber dies stellt ziemlich gut die Grenzen dar. Wichtig dabei: Ich schreibe mit ihm, ich flexe nicht und versuche dies auch nicht (das hatte der Vorbesitzer mal versucht und ist dem Justus nicht so gut bekommen), aber: Ich genieße eine weiche oder eine harte Feder, je nachdem wie ich gelaunt bin.

Aber: Als ich das erste Mal einen Justus 95 sah, dachte ich: "Bäh, der sieht aber hässlich aus! So eine doofe Feder!". Das hat sich sehr geändert. Ich mag diese Eigenständigkeit. Ungefähr so wie jetzt beim Pilot Elite/95/95s ;)

Einen Vergleich zu einem Pilot FA jetzt zu führen wäre nicht fair, weil dieser (der FA) "railroaded wie'd Sau". Das wird sich kommendes Jahr jedoch ändern (wie so vieles andere auch). Was ich an (anderen) FA gesehen und gelesen habe, sollte die Linienvariation beim FA deutlich ausgeprägter sein als beim Justus.

Gruß patta

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt

Hanjoro
Beiträge: 90
Registriert: 01.01.2019 10:07

Re: Pilot Justus

Beitrag von Hanjoro » 20.12.2020 11:17

Schon mal vielen Dank für die Antworten!
Mir geht es auch ums Schreiben. Flexen ist eher etwas fürs meditative Schönschreiben, da gibt es klar bessere Schreiber. Das Railroading beim FA, den ich übrigens auch zum Schreiben benutze, hat sich bei meinem durch den Tintenleiter von flexible nib geklärt. Allerdings treibe ich den auch nicht an die Grenze des möglichen Drucks.
Grüße
Hanjo

Benutzeravatar
patta
Beiträge: 3033
Registriert: 06.09.2012 15:08

Re: Pilot Justus

Beitrag von patta » 20.12.2020 13:42

Hanjoro hat geschrieben:
20.12.2020 11:17
Mir geht es auch ums Schreiben. Flexen ist eher etwas fürs meditative Schönschreiben, da gibt es klar bessere Schreiber.
Dafür ich er - finde ich - sehr gut geeignet, wenn man größere und dickere Stifte mag. Im Vergleich zu anderen - z.B. Aurora Talentum oder Santini Libra - kann man die Feder aber noch verstellen.
Hanjoro hat geschrieben:
20.12.2020 11:17
Das Railroading beim FA, den ich übrigens auch zum Schreiben benutze, hat sich bei meinem durch den Tintenleiter von flexible nib geklärt. Allerdings treibe ich den auch nicht an die Grenze des möglichen Drucks.
Genau das versuche ich auch. Der Ebonitfeeder ist im Zulauf ;)

Gruß patta

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt

Hanjoro
Beiträge: 90
Registriert: 01.01.2019 10:07

Re: Pilot Justus

Beitrag von Hanjoro » 19.02.2021 0:27

Also nach Euren Rückmeldungen habe ich mir den Justus (in F) kurzerhand bestellt. Ich nutze ihn jetzt seit knapp 4 Wochen und berichte kurz meine Eindrücke. Diese gehen ganz deutlich in die Richtung, die patta auch schon thematisiert hat.
Der Justus ist ein sehr angenehm zu schreibender Füller - vor allem wenn man gerne ohne großen Druck schreiben möchte. Er bietet das geradezu an. Ich schreibe mit ihm deutlich leichter als mit den meisten anderen Füllern. Was mich direkt beim ersten Ausprobieren überrascht hat und immer noch überrascht: Ich schreibe ihn in der harten Einstellung etwas lieber als in der soften, obwohl ich ihn eigentlich wegen dieser Option einer eher soften Feder bestellt hatte. Diese S[oft]-Stellung der Feder ist durchaus sehr angenehm - ohne Zweifel -, aber für die wirklich flexible Art des Schreibens sind dann andere Modelle besser geeignet. Der Justus bietet eben die Einstellung von etwas mehr oder weniger Nachgiebigkeit. Man sollte also kein Flexwunder erwarten; der Justus lässt sich mit einer FA-Feder (912 oder 743) überhaupt nicht vergleichen. Er ist für alltägliches Schreiben super, wenn man die Nachgiebigkeit ein wenig auf das eigene Schreiben einstellen will oder auch einfach nur so, wie er eben schreibt. Das Herumfummeln an dieser Einstellung ist eher fröhliche Spielerei, wirklich brauchen tut man das nicht.
Was ich hervorheben möchte, sind die Feinheit und die Präzision der Feder. Das ist ja bei den Piloten (zumindest bei meinen) in der Regel sehr gut, aber der Justus ist noch feiner und präziser als meine anderen F-Federn. Die Feder lässt sich auf z.B. sehr glattem Clairefontaine-Papier präziser führen als meine Capless und sogar als der 823. Für einen FA ist solches Papier geradezu Glatteis…
Als ich ihn das erste Mal in die Hand nahm, war ich fast enttäuscht, wie leicht und plastikmäßig er sich anfühlt. Ich habe dann mal nachgewogen und festgestellt, dass er sich von den anderen Piloten in Kunststoff und ähnlicher Größe nicht wesentlich unterscheidet. Das Empfinden löst sich auch ziemlich schnell auf, wenn man ihn eine Zeitlang nutzt; der Füller liegt gut in der Hand und lässt sich sehr gut auch seitenlang zügig schreiben.
Der 823 Custom liegt für mich allerdings etwas ausgewogener in der Hand. Das ist sicherlich subjektiv, ich schreibe nach wir vor gerne mit den Capless und auch dem einfachen Kaküno für 12 Euro. (Eigentlich brauchte man nur den als einzigen Füller und könnte damit auch sehr zufrieden sein ...). Wenn man also diese Einstellung zwischen H und S nicht benötigt, sollte man den 823 in Erwägung ziehen; dessen Feder ist schon einmalig und bei meinem einen Hauch flüssiger als die des Justus. (Das kann aber am jahrelangen Gebrauch liegen, der Justus ist gerade drei Wochen im Gebrauch.) Außerdem ist dieser Vakuummechanismus des Einfüllens der Tinte beim 823 schon ein ganz anderes, aufregenderes - und angesichts des großen Tanks leider viel zu seltenes - Erlebnis als das Befüllen des durchaus sehr guten Konverters CON-70 im Justus. Dafür kann der auch Patronen nehmen, wenn man das möchte.
Wenn man hingegen beim Schreiben viel unterbricht - gerade in Sitzungen, in denen man sich unterschiedliche Notizen macht – sind die Capless unschlagbar. Ich bin Jahre meines Lebens mit einem Decimo ausgekommen und habe eigentlich nichts vermisst ...
Also wenn man nicht unbedingt diese spezielle Einstellung zwischen S[oft] und H[ard] braucht, würde ich zu dem Ergebnis kommen, dass man den Justus nicht haben muss, wenn man bereits ein gewisses Sortiment an Pilot-Federn von PO bis FA zur Verfügung hat. Hinzu kommt, dass der Justus in meinen Augen optisch nicht sonderlich aufregend daherkommt. Patta hat das ja schon etwas drastischer zum Ausdruck gebracht … bei mir hat sich der Eindruck gepflegter Langeweile nicht verflüchtigt. Da haben auch schon andere Piloten einen stärkeren Auftritt - aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Ich bin dennoch ganz froh, dass ich ihn gekauft habe, denn er ist im Schreibverhalten eigenständig und schon anders als die anderen Piloten – da stimme ich patta zu. Und die Präzision dieser Feder kommt gerade auf den glatten Clairefontaine-Blocks, die ich im Alltag für Notizen, Exzerpte und Textentwürfe aller Art verwende, sehr gut zum Tragen. Ich schreibe ihn tatsächlich täglich; bei mir hat er in dieser Homeoffice-Zeit die Capless in den Hintergrund gedrängt.
Viele Grüße
Hanjo

Benutzeravatar
patta
Beiträge: 3033
Registriert: 06.09.2012 15:08

Re: Pilot Justus

Beitrag von patta » 19.02.2021 7:13

Hallo Hanjo,

freut mich, dass der Justus dir auch gefällt.

Gruß patta

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt

Benutzeravatar
alt_genug
Beiträge: 1101
Registriert: 26.02.2020 11:06
Wohnort: Berlin

Re: Pilot Justus

Beitrag von alt_genug » 19.02.2021 8:32

Vielen Dank an dieser Stelle für diesen Erfahrungsbericht, wie auch für den zum Pilot Capless LS!

Konkrete Erfahrungswerte lassen sich in diesem Forum naturgemäß nicht zu jedem Füllhalter finden, diese Berichte schließen immerhin einige wichtige Lücken.

Gerade Pilot hat ein sehr umfangreiches Programm, welches gemäß dem regionalen und Zeitgeschmack hier in sehr unterschiedlicher Tiefe vertreten ist. Bestimmte Modelle wie der Prera, Custom Heritage 91, der Cavalier oder eben der Justus 95 kommen hier in der Diskussion quasi gar nicht vor.

Viele Grüße
Sebastian

Hanjoro
Beiträge: 90
Registriert: 01.01.2019 10:07

Re: Pilot Justus

Beitrag von Hanjoro » 08.03.2021 0:25

Nachtrag Pilot Justus reverse
Vor ein paar Tagen habe ich einfach mal ausprobiert, den Justus reverse zu schreiben - und siehe da: Er schreibt extrafein, und zwar richtig gut und flüssig - kein bisschen kratzend. Das ist eine praktische Zusatzmöglichkeit, z.B. bei Einfügungen in hs. Texten. In diesem Fall ist übrigens die Soft-Einstellung angenehmer. Zum Vergleich habe ich mal einen Schreibtest mit der PO-Feder von Pilot und dann noch einigen anderen fein schreibenden Federn gemacht. Alles wurde zügig geschrieben.
Pilot Justus reverse.jpg
Pilot Justus reverse.jpg (86.83 KiB) 5155 mal betrachtet
Aus meiner Sicht hält er in Feinheit und Präzision mit der PO-Feder vollkommen mit; auch mit einer starken Lupe betrachtet, erkenne ich keine Unterschiede. Wenn auf dem Scan die PO deutlicher rüberkommt, liegt das nicht am Schriftbild, sondern an der Tinte: Hier ist die kräftigere Iroshizuku tsuki-yo drin, während im Justus Pilot Blueblack geladen ist.
Viele Grüße
Hanjo

Hanjoro
Beiträge: 90
Registriert: 01.01.2019 10:07

Re: Pilot Justus

Beitrag von Hanjoro » 11.04.2022 23:19

Nachtrag nach einem Jahr Gebrauch:
Der Justus ist inzwischen der von mir am häufigsten benutzte Füller. Allerdings schreibe ich seit einiger Zeit ausschließlich mit der soften Einstellung. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, gelingt es mit diesem Füller wie von selbst, sowohl weich als auch sehr präzise zu schreiben - und das auch bei hohem Tempo.
Die FA-Piloten und andere flexible Schreiber von Santini (Libra) von Aurora (88) schreibe ich ab und an noch, damit sie nicht einfach nur herumliegen. Auch die Capless sind in der Coronahomeofficezeit ziemlich stiefmütterlich im Etui verblieben und kommen erst jetzt mit Zunahme der leiblichen Präsenz beruflich wieder stärker zum Einsatz.
Der Justus bleibt zuhause, seid ich einen Totalschaden der Feder durch ein kurzes Ablegen hatte, nachdem er vom zugegeben unordentlich überfüllten Schreibtisch gerollt war - er fällt also, wenn er fällt, eindeutig auf die Spitze der Feder! Daher hatte er zwischendurch vier Wochen Japanurlaub und eine neue Feder bekommen. Der Service von Pilot Deutschland, der das übernommen hat, ist übrigens ausgesprochen freundlich und antwortet immer sehr schnell. Den kann ich nur empfehlen. Hinsichtlich einer möglichen Fertigungstoleranz kann ich nur sagen: Die neue Feder schreibt exakt so gut wie die erste.
Viele Grüße
Hanjo

V-Li
Beiträge: 2051
Registriert: 17.01.2018 10:40

Re: Pilot Justus

Beitrag von V-Li » 12.04.2022 8:04

Na toll, dann kommt doch wieder was auf die Wunschliste, da ich neben Flexy von Santini auch eine FA im Pilot 743 im Einsatz habe, passt der Justus wohl in mein Schreibprofil.

Danke für den Nachtrag.

V-Li
Beiträge: 2051
Registriert: 17.01.2018 10:40

Re: Pilot Justus

Beitrag von V-Li » 12.04.2022 8:11

Als zusätzliche Nachfrage: Was ist der Unterschied zwischen der Version GT und CT (bei Appelboom gefunden) außer der Beschlagfarbe? Es sind immerhin 20€ Unterschied.

Benutzeravatar
GoldenBear
Beiträge: 363
Registriert: 09.06.2020 8:04

Re: Pilot Justus

Beitrag von GoldenBear » 12.04.2022 9:52

GT und CT beschreibt nur die Zierelemente (Trim).

Was ich lange nicht bemerkt habe, den Justus gibt es in zwei Ausführungen, den "Net Black" und den "Stripe Black". In den europäischen Shops trifft man meistens auf die Ausführung "Net Black", wie bei Appelboom. Den Stripe findet man meistens zusätzlich in JP und in US Shops. Hier ein Beispiel für den Stripe: https://www.jetpens.com/Pilot-Justus-95 ... b/pd/26615

Benutzeravatar
Füchschen
Beiträge: 1856
Registriert: 11.10.2014 12:52

Re: Pilot Justus

Beitrag von Füchschen » 12.04.2022 10:33

Mist. Das liest sich gut und so wandert er doch auf die Wunschliste.
Tintige Grüße von Vanny

Benutzeravatar
alec
Beiträge: 153
Registriert: 14.08.2019 15:06
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Re: Pilot Justus

Beitrag von alec » 22.04.2022 16:14

Auch bei mir steht der Justus auf der Liste ... Was mich noch interessieren würde: Habt ihr alle die F-Feder, oder gibt es auch M-Besitzer*innen? Ich schreibe tendenziell sehr klein und würde zur F (europäische EF) tendieren. Wäre aber trotzdem neugierig auf Erfahrungen mit der M-Feder.

Antworten

Zurück zu „Asiatische Marken“