Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

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wajos
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Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von wajos » 23.12.2022 8:20

Hallo liebe Füller-Gemeinde,

ich spiele mit dem Gedanken, mir als nächsten Füller einen Sailor zu holen. Jedoch nicht eines der bekannten hochpreisigen Modelle mit Goldfeder, sondern den 1911 Profit Casual mit Stahlfeder (aus finanziellen Gründen). Also ein Mittelklasse-Model. Von Sailor hört man oft, sie würden die besten Federn verbauen. Mich würde dahingehend eure fachkundige und erfahrene Meinung bzw. Einschätzung interessieren, ob es merkliche Qualitätsunterschiede zwischen den Stahl- und Goldfedern gibt, sodass sich beispielsweise der Griff zum 1911 Profit Light mehr lohnen würde. Dieser ist bereits mit einer 14K-Feder ausgestattet, kostet nicht viel mehr als der Casual, aber immer noch gut 100 Euro weniger als ein 1911 Standard oder PGS.

LG
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JulieParadise
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von JulieParadise » 23.12.2022 11:33

Da einerseits das Schreibkorn sowieso bei beiden Federn aus dem gleichen Material bestehen dürfte und bei Sailor andererseits ja auch keine "weiche" Goldfeder dafür sorgt, dass man eine irgendwie flexible oder weiche Feder hat, gibt es eigentlich keinen Unterschied.

Ich hatte eine Zeitlang mehrere Sailor Young Professional mit Musik- und Zoomfedern aus Stahl (die es nicht mehr zu geben scheint, jedenfalls kann ich sie nicht mehr für den damals aufgerufenen Preis von 40-50 € bei Amazon finden), daher würde ich sagen, dass es auch vom Schreibgefühl her keinen Unterschied macht.

Ich persönlich finde die unverzierten, sehr schlichten Federn der noch billigeren Modelle (Profit Junior) optisch nicht so ansprechend, aber da die beiden von Dir genannten Modelle ja die "hübsche" Feder haben, die genauso aussieht wie bei den höherpreisigen Modellen, brauchst Du meiner Einschätzung nach überhaupt nicht zu befürchten, Dir würde etwas entgehen, was nur die Goldfeder bietet. ;)
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

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Füchschen
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von Füchschen » 23.12.2022 11:57

Also ich sehe da auch eher wenig Unterschied was das Schreibgefühl angeht. Ich mag nur die Form des Pro Gear lieber und deswegen habe ich vornehmlich Goldfedern.
Tintige Grüße von Vanny

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Reorx
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von Reorx » 23.12.2022 17:25

Hallo Joseph,

ich kann Sina nur beipflichten, eine Stahlfeder ist heutzutage nicht schlechter wie eine Goldfeder. Bei Sailor, Pelikan, Diplomat oder Waterman finde ich stehen diese den Feder aus Gold in nichts nach. Geschrieben wird ja sowieso auf dem Iridiumkorn und nicht mit Gold oder Stahl.

Je nach Erfahrung haben Stahlfedern den Vorteil der größeren Härte und damit Elastizität und halten größere Krafteinwirkungen vor der plastischen Verformung aus.

Herzliche Grüße
Harald
Bücher kommen an Stellen, an die Filme nie hinkommen...

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wajos
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von wajos » 28.12.2022 20:37

Vielen Dank euch allen für eure Antworten. :)

Im Grunde bestätigen sie auch meine bisherigen Kenntnisse bzw. Annahmen bezüglich des Unterschiedes zwischen Stahl- und Goldfedern. Insbesondere bei Sailor, die bekanntlich sehr steife Goldfeder verbauen, sodass sich ein merklicher Unterschied des Materials ohnehin nur schwer bemerkbar machen sollte.

LG
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U_T
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von U_T » 19.03.2023 20:32

Hallo,

ich habe mir den Sailor 1911 Profit Casual in der schwarz-silbernen Variante in der Bucht geangelt. Der Füllhalter ist mit einer hochglanzpolierten Edelstahlfeder in der Strichstärke „M“ ausgestattet. Es ist mein Einstieg in die Welt der Seemänner.

Sehr großen Wert habe ich bei dem Kauf auf das alte Feder-Design gelegt (Sailor hat ab Januar 2022 das Design der Federn geändert).

Auch wenn der Füllhalter der Mitteklasse zuzuordnen ist: Die Verarbeitung ist erstklassig, der Füllhalter ist angenehm ausbalanciert. Eben japanische Präzision.

Was die Schreibeigenschaften der Feder angeht: Man hat das Gefühl tatsächlich mit einer Goldfeder zu schreiben. Sehr weich gleitet die Feder über das Papier.
Selbst auf kritischem Papier auf dem der Pelikan mit Edelstahlfeder „kratzig“ schreibt, gleitet die Feder des Sailor wunderbar ohne Widerstand über die Papieroberfläche.

Ich denke, der Unterschied zu einer Goldfeder wird minimal sein, habe aber keinen Sailor mit Goldfeder zum Vergleich vorliegen.
Nachteilig: Die Feder ist etwas hart abgestimmt, sie verträgt zwar mehr Druck und wird nicht auch dabei nicht kratzig. Die Pelikan-Feder ist flexibler, der Pelikan M481 z.B. aus dem Jahr 1984 hat einfach einen anderen Schreibcharakter.

Von mir eine absolute Empfehlung für diesen Füllhalter.
Pelikan M 481 (1984) - Pelikan M 150 (1990) - Pelikan M 250 (1992) - Pelikan M 400 SOUVERÄN (1995)
Pelikan K 100 / K 200 / D 200 / K 355 / K 481

RedInky
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von RedInky » 20.03.2023 10:54

Klingt interessant. Darf man fragen, wo du das alte Model erworben hast...?

U_T
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von U_T » 20.03.2023 16:01

Ich habe den Sailor-Füllhalter in der Bucht jemandem abgekauft, das Schreibgerät wurde nur kurz benutzt, also wie neu.

Der Füllhalter war ein Importmodell, alle Dokumente sind in japanisch verfasst.

Meines Wissens verbaut Sailor noch die vorhandenen Federn in altem Design solange der Vorrat reicht.
Pelikan M 481 (1984) - Pelikan M 150 (1990) - Pelikan M 250 (1992) - Pelikan M 400 SOUVERÄN (1995)
Pelikan K 100 / K 200 / D 200 / K 355 / K 481

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wajos
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von wajos » 24.03.2023 13:28

U_T hat geschrieben:
19.03.2023 20:32
Was die Schreibeigenschaften der Feder angeht: Man hat das Gefühl tatsächlich mit einer Goldfeder zu schreiben. Sehr weich gleitet die Feder über das Papier.
Selbst auf kritischem Papier auf dem der Pelikan mit Edelstahlfeder „kratzig“ schreibt, gleitet die Feder des Sailor wunderbar ohne Widerstand über die Papieroberfläche.
Servus und danke für die Erinnerung an meinen eigenen Thread. :D

Ich habe mir tatsächlich kurz nach der Eröffnung dieses Themas, nachdem mich die ersten Antworten in meiner Kaufentscheidung bestärkt haben, ebenfalls den 1911 Profit Casual angeschafft. Ebenfalls, wie Du, in Schwarz mit rhodinierten Beschlägen. Meiner hat jedoch die Strichstärke B.

Ich schließe mich in allen Punkten Deiner Beschreibung an. Der Füller ist sehr hochwertig produziert und bietet ein sehr angenehmes Schreibgefühl. Der Tintenfluss ist hervorragend und nicht zu trocken – ich habe ihn seit der Anschaffung mit Diamine Sargasso Sea betankt. Ich bin von der B-Feder sehr begeistert. Schon rein optisch ist zu erkennen, dass das Schreibkorn ganz anders geschliffen ist als alle europäischen Füller, die ich besitze. Es ist sehr kantig. Leider kann ich keine Makrofotos beisteuern, sonst hätte ich es zur besseren Darstellung bebildert. Zudem schreibt die B-Feder des Sailor in etwa so breit wie bspw. mein Diplomat in M. Somit konnte ich mich auch von der "Feinheit" der Japaner überzeugen. Aufgrund des Schliffes erreiche ich sogar eine sehr subtile, aber schöne Linienvarianz beim schreiben. Und das Feedback finde ich ebenso toll, weil es mir das Gefühl gibt, bessere Kontrolle beim Schreiben zu haben. Trotz der eher geringen Größe ohne Kappe liegt er mir sehr gut in der (doch recht großen) Hand. Viel kleiner sollte er aber nicht sein, ein PGS wäre also definitiv nichts für mich.

Also alles in allem sind auch die Mittelklasse-Sailor wirklich tolle Füller, die ich – auch da schließe ich mich Dir an – sehr empfehlen kann. Aufgrund der positiven Erfahrungen zieht es mich nun umso mehr zu einem Sailor mit Goldfeder. Dafür muss ich aber noch ein wenig Geld zur Seite legen. :)
LG
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rubicon
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von rubicon » 24.03.2023 15:10

wajos hat geschrieben:
24.03.2023 13:28
Aufgrund der positiven Erfahrungen zieht es mich nun umso mehr zu einem Sailor mit Goldfeder. Dafür muss ich aber noch ein wenig Geld zur Seite legen. :)
Falls du dir bis zum Stammtisch in Leipzig im Juli noch keinen gekauft hast, kann ich gern ein paar zum Testen mitbringen - habe 14kt in F, MF, M,B und 21kt in M. PG, PGS und PGS Mini
Einfach kurz vorher noch einmal erinnern 😺
LG
Andrea

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wajos
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von wajos » 24.03.2023 15:22

rubicon hat geschrieben:
24.03.2023 15:10
wajos hat geschrieben:
24.03.2023 13:28
Aufgrund der positiven Erfahrungen zieht es mich nun umso mehr zu einem Sailor mit Goldfeder. Dafür muss ich aber noch ein wenig Geld zur Seite legen. :)
Falls du dir bis zum Stammtisch in Leipzig im Juli noch keinen gekauft hast, kann ich gern ein paar zum Testen mitbringen - habe 14kt in F, MF, M,B und 21kt in M. PG, PGS und PGS Mini
Einfach kurz vorher noch einmal erinnern 😺
Vielen Dank für das tolle Angebot! Sollte es mit dem Stammtisch klappen, komme ich definitiv darauf zurück. :)
LG
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Re: Qualitätsunterschiede der Sailor-Federn

Beitrag von U_T » 24.03.2023 21:15

Bedingt durch momentane private Umstände komme ich leider nicht dazu, Fotos von meinem Sailor zu machen.
Diese reiche ich noch sehr gerne nach.

Nochmals: Ich muss immer wieder nachsehen, ob da nicht doch auf der Feder 21K oder 18K eingraviert ist. Wie kann man einer Feder so wunderbare Schreibeigenschaften beibringen obwohl es eine Stahlfeder ist? Auch der Rest überzeugt: Wunderbar die genialen Feinheiten im Detail. Der Bereich, welches das Ende der Schraubkappe nach dem Aufschauben auf den Korpus einnimmt ist vertieft. Somit werden Kratzer durch das Verschrauben der Kappe vermieden.
Hier eine Frage an die Sailor-High-End-User: Wird der Korpus des Füllhalters durch das häufige Aufsetzen der Kappe verkratzt? Ich selbst schreibe ohne aufgesetzte Kappe.

@Joseph: Wie schon geschrieben ist der Profit Casual mein Einstieg in die Welt von Sailor. Und ja, ich muß jetzt sparen, möchte ich mir doch auch den einen oder anderen Sailor Füllhalter mit Goldfeder anschaffen.

Und ja, ich gebe es zu: Früher waren Sailor-Füllhalter für mich einfach nur Klone der MontBlanc-Füllhalter. Für mich absolut uninteressant. Hinzu kommt noch, das ich nicht so der große Freund der Marke aus Hamburg bin, es sei mir verziehen. Und ich habe Sailor lange nicht richtig beachtet, aber immer über die Marke gelesen.

Aber ich hätte selbst drauf kommen können. Was die Japaner kopieren, das bewundern sie. Wie Lexus, die seinerzeit die S-Klasse von Mercedes-Benz 1989 kopiert haben. Alle haben gelacht, außer Prof. Werner Niefer von der Daimler-Benz AG. „Solche Autos machen mir Angst!“ gab er seinerzeit zu. Dazu die Werbung mit dem laufenden Motor des Lexus auf dem die Champagnergläser auf der Motorhaube aufgestapelt wurden ohne das ein Glas durch die Vibrationen des (laufenden) Motors herunterfiel. Das hat mich geprägt. Die Qualität der japanischen Produkte ist teilweise unerreicht.

So auch bei Sailor: Das klassische Füllhalter-Design wird kopiert, kombiniert mit Federn, die von den Schreibeigenschaften her tatsächlich Ihresgleichen suchen.

Spätestens, als ich den Artikel von John Mottishaw (Nibs.com) aus der „Pen World“ gelesen habe. Dort bescheinigt er Sailor-Federn die geringste Fehlerquote und damit eine sehr hohe Qualitätskontrolle im Werk. „Sailor-Federn brauchen fast keine Nachbearbeitung.“

Und dann noch allgemein: „Japanische Füllhalterhersteller übernehmen die volle Kontrolle für Federn und Tinten und produzieren deshalb alles selbst.
Darüber hinaus erstreckt sich ihr Qualitätsmanagement so weit, dass der Benutzer nach dem Kauf eines Füllhalters eine hervorragendes Schreiberlebnis hat.
Es gibt derzeit kein anderes Beispiel für eine solche Qualitätskontrolle in der Welt. Ich kann jetzt absolut sagen, dass japanische Füllhalter wahrscheinlich das beste Schreiberlebnis der Welt bieten. Und die aufgeräumten Designs sind wirklich schön.“

Und weiter noch: „Die Japaner legen größten Wert auf die kleinsten und feinsten Details eines Füllhalters. Als Reaktion darauf haben die japanischen Füllhalterhersteller Federn geschaffen, die bei weitem internationale Standards übertreffen.“

Da fällt mir neben der o.g. Schraubvertiefung für die Kappe der O-Ring auf, der auf dem Vorderteil des Gehäuses vor dem Schraubgewinde sitzt.

Alles in allem: Ich bin einfach nur begeistert! Und es hat mich in meiner Einstellung bestärkt das man Gegenstände niemals nach dem Aussehen und der Herkunft beurteilen sollte.
Pelikan M 481 (1984) - Pelikan M 150 (1990) - Pelikan M 250 (1992) - Pelikan M 400 SOUVERÄN (1995)
Pelikan K 100 / K 200 / D 200 / K 355 / K 481

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