Und weil es wetterbedingt nicht die beste Zeit zum umherstreifen oder Wandern etc. ist, hau ich dreister Weise mal wieder einen Pocket Pen raus.
Und bevor ihr das Bild anschaut und gleich das Geschrei groß wird in Richtung „Was ist das für eine dreiste(r) Kopie/Klon“, sage ich erst einmal:
- Ja, ich bin mir dessen einigermaßen im klaren und
- Erst lesen und dann jammern - falls dann noch Bedarf ist.
Und worum geht es nun?
Wie im Titel schon angedeutet um einen Füller der einem Kaweco Brass Sport doch schon sehr nahe kommt und auch wieder nicht so sehr.
Abgesehen vom Preis betrifft das auch das Design in einigen Punkten.
Und so stelle ich vor folgenden Füller, den ich hier in 2 Modellvarianten vorliegen habe:
Logischer Weise folgen die Details im Anschluß.
Zuvor aber will ich folgendes festhalten:
Ja, es geht um einen Füller, der offensichtlich sehr starke Anlehnungen an das deutsche Vorbild hat.
Aber das ist nicht Gegenstand des Reviews und der Diskussion.
Wer also nicht damit klar kommt, daß es sich mal wieder um eine(n) Kopie/Klon handelt, der braucht gar nicht erst weiter lesen und dann seinen Unmut darüber Kund tun.
Ich wünsche mir hier einfach nur objektive Meinungen und keine Moralpredigten oder das man wieder ein Politikum daraus macht.
Also dann, zur Sache...
Die technischen Daten...
Marke: Lanbitou
Modell: 3062
Befüllsystem(e): Patronen, Konverter int. Standard
Bezugsquelle:
Ebay.com (USA) --> „magatrade“ --> 1Pc 0.5mm Full Brass Pocket Portable Short Ink Fountain Pen
Erster Eindruck:
Schick.
Sofort stellt sich zwar eine Assoziation zum Kaweco Brass Sport ein.
Und auch eine sehr starke „Verwandtschaft“ zur Majohn/Moonman Version genannt „Delike Alpha“ (der aber auch schon das gut 4-fache kostet).
Aber bei genaueren Hinsehen fallen einem dann doch der eine oder andere Unterschied auf.
3, nein, 4 Dinge sind es, die mir direkt ins Auge springen und mich ansprechen:
Der farblich passende Clip ist schon mit dabei und muß nicht noch extra teuer zugekauft werden.
Der Kappenabschluß wird von einem recht flachen goldfarbenen Kegel verziert.
Ein schmales, dezentes aber sehr schön dazu passendes Kappenband (Bauchbinde), ebenfalls goldfarben, ist angebracht.
Das Schaftende ist deutlich rundlicher als beim deutschen Vorbild.
Nach genauerem in Augenschein nehmen und dem ermitteln der Maße, stelle ich fest, auch bei den Abmessungen gibt es merkliche Unterschiede zum deutschen Vorbild.
Er ist deutlich länger. Um ziemlich genau 2cm.
Aber auch minimal schmaler. Geradezu lächerlicher 1mm.
Interessanter Weise ist das aber spürbar, was mich so richtig erstaunt. Ich hätte nicht gedacht das 1mm doch so massiv wahrnehmbar ist.
Alles in allem aber verbindet er gewohntes mit neuen Aspekten.
Und das gefällt mir irgendwie.
Material und Verarbeitung:
Was will man zu Messing mit Lackbeschichtung noch groß sagen?
Das Material ist gute Qualität und auch richtig massiv.
Von daher kann ich nur Bestnoten für das Material vergeben.
Die Verarbeitung ist überraschender Weise auch verdammt gut und hat sich über längere Zeit im Gebrauch sehr positiv gezeigt.
Am Clip finden sich einige Stellen, die zwar deutlich spürbar und kantig sind, ohne aber scharfkantig zu sein oder gar Grate aufweist.
Alle anderen Übergänge - speziell der am Kappenband - sind sehr sauber und glatt verarbeitet und machen einen sehr guten Eindruck.
Das Kappengewinde zum Griffstück hin zählt zwar zu den etwas gröberen, ist aber ganz und gar nicht aufdringlich oder störend beim schreiben.
Die Kappe lässt sich mit guten 2 Umdrehungen öffnen.
Haptik & Ergonomie:
Ok, haptisch lässt sich auch nicht viel sagen.
Er fühlt sich eben an wie ein Füller aus Messing, der mit Lack beschichtet wurde.
Alles ist sauber und glatt, ohne aber irgendwie rutschig zu sein.
Ergonomisch betrachtet sind Pocket Pens ja im eigentlichen eher im mäßigen Bereich.
Nun ja, so eigentlich auch dieser.
Ein Meister der Ergonomie ist er bei weitem nicht.
Aber:
Hält man den Füller ohne Kappe, läßt er sich - bei zierlichen bis mittleren Händen - immer noch bequem für kurze Notizen etc. nutzen. Leute mit Händen Typ Bratpfanne oder Bauschaufel könnten aber ein kleines Problemchen damit haben.
Will man länger schreiben, postet man die Kappe hinten auf und legt los.
In dieser Konstellation ist er nicht nur für große Patscher geeignet sondern auch richtig gut ausbalanciert und das Hauptgewicht liegt angenehm in der Daumenkuhle.
Insgesamt ist er zwar ergonomisch deutlich besser als die meisten anderen Pocket Pens, muß sich aber mit einer Bewertung von „vernünftig“ begnügen. Wäre er nicht den 1mm schlanker, sondern eher breiter, wäre er sogar mit einem „Gut“ bedacht worden.
Die Feder(n):
Es ist eine Standard Größe #5 Edelstahlfeder in „F“, die weder besonders gut noch besonders schlecht ist.
Dennoch würde ich sie als „leicht überdurchschnittlich“ bezeichnen, da sie doch recht überzeugend ihre Arbeit verrichtet.
Auffällig ist der gute Tintenfluß. Diese Feder/Feed Kombination dürfte auch mit recht trocken fließenden Tinten gut klar kommen, wenn er bei meinen Standard Tinten schon so ab geht.
Das Feedback ist für eine feine Feder relativ gering - was aber auch mit von der verwendeten Tinte abhängt - und sie läßt bei leichtem Druck sogar eine geringe Linienvarianz zu. Hier aber bitte nicht übertreiben, denn sie hat noch eine besondere Eigenschaft:
Bis zu einem gewissen Punkt verhält sie sich wie eine gewöhnliche Stahlfeder. Das heißt, sie ist an sich relativ steif bzw. unflexibel.
Allerdings ist auch der kritische Punkt, an dem sich die Spitzen spalten, sehr schnell erreicht und sind da deutlich weniger hart als herkömmliche Stahlfedern. Da, wo also herkömmliche Stahlfedern noch durchhalten, gehen diese Federn sofort in den Spagat.
Aber... Kein normaler Mensch drückt beim schreiben mit Federn so sehr auf, als das dies ein Problem wäre.
Die Feder sitzt auf einem einfachen „billigen“ Plastikfeed ohne Rillen.
Befüllung:
Hier finden wir einfachen Konverter.
Nichts besonderes also...
Datenblatt & Schreibprobe:
Zuerst der Bewertungsbogen, weiterhin nicht von Hand geschrieben.
Und es folgt auch gleich die Schreibprobe. Diesmal in 3 Teilen.
Wie üblich auf Oxford Optik Paper 90g/m².
Überblick: Linienvarianz beim Modell „Copper“: Linienvarianz beim Modell „Gunmetal“:
Fazit:
Mein Fazit fällt eigentlich überraschend gut aus.
Aber...
Wir müssen in so weit auf dem Teppich bleiben hinsichtlich dem, was er ist und was er gekostet hat.
Man darf jetzt wirklich nicht erwarten das dieser $ 7,- Füller ab geht wie ein Diplomat Aero oder Dergleichen.
Aber für das, was er ist, ist er wirklich überzeugend und eine preiswerte Alternative zu einem Kaweco Brass Spot mit Edelstahlfeder. Und NEIN, er ist nicht besser als der Kaweco. Aber auch nicht wirklich schlechter.
Ich sag’s mal so:
Wem der Kaweco zum mitnehmen zu schade ist, weil man bei Verlust gleich mal € 80,- oder mehr los ist, der hat hier die Möglichkeit zumindest mit etwas ähnlichem unterwegs zu sein.
Und wer sich einen Kaweco nicht leisten will - oder kann, der kann dann wenigstens bei dem getrost und kostengünstig zugreifen.
Letztlich kommt es ja immer auf die persönliche Sicht auf die Dinge an.
Ich für meinen bescheidenen Teil aber bin sehr angetan von diesem überraschend überzeugenden Modell und habe meinen Spaß damit.
Als Pocket Pen erfüllt er zu ca. 97% alles, was ich an einem Füller - besonders an einem Taschen-Füller - mag. Er ist ausreichend schwer um mir ein gutes Gefühl in der Hand zu vermitteln, er schreibt mehr als ausreichend gut und macht auch nach 3 - 4 Wochen Liegezeit keine Zicken beim Anschreiben oder so.
Lediglich das schlanke Griffstück könnte 1 - 2mm mehr Durchmesser vertragen, dann wäre er ein 100% Füller für mich.
Aber 97% sind auch schon eine gute Hausnummer, vor allem in dieser Preisklasse.
Das war’s dann wieder von mir...
Liebe Grüße
SteamDevil
P.S.
Video findet Ihr hier:
Lanbitou 3062 | Eine preiswerte Kaweco Brass Sport Alternative