Im Deutschland der 50er aber gab es zunächst nicht viel, worüber man fröhlich sein konnte, außer dass endlich der Krieg vorbei war, die Ruinen langsam aus den Städten verschwanden. Die nächsten zwanzig Jahre waren arbeitsintensiv und grau - und die Füller schwarz. Naja, ein paar gestreifte gab es auch, aber immer hübsch dezent.
Wenn man das erste Mal einen mandarin-gelben Parker Duofold von 1926 in der Hand hält, fühlt man vielleicht ein bisschen vom Zeitgeist dieser Zwanziger, wilder Jazz, Charleston, kurze Röcke. Aber dann legt man ihn meist schnell wieder hin, weil so ein Teil in gutem Zustand heute richtiges Geld kostet. Zum Glück haben aber inzwischen andere Hersteller diesem Zeitgeist nachgespürt. Den japanischen Sailor Professional Gear zum Beispiel kann man heute in genau dem mandarin-gelb kaufen wie einst den Duofold. Die Gemeinsamkeit endet hier allerdings, denn während der alte Parker ein ziemlich ausgewachsener Füller ist, kann man den Pro Gear eher als zierlich bezeichnen, zumindest in der Länge: Ohne Kappe passt er mit seinen 11,6 Zentimetern gerade eben noch in meine Hand, ich steck’ da doch lieber die Kappe auf (was ich nicht so mag). Dann allerdings geht es gut, denn mit 1,34 Zentimetern Durchmesser gehört er nicht zu den Dünnen!
Zweiter großer Unterschied: das Füllsystem. Der Parker war ein Druckknopf-Füller, der Sailor kommt mit einem Konverter. Auf den man auch besser nicht verzichten sollte, denn die sonst erforderlichen Patronen haben einen eigenen Anschluss - die Normalpatrone von Pelikan passt nicht.
Dritter großer Unterschied: die Feder. Den Professional Gear kann man mit der ganzen Auswahl der Sailor-Federn bestellen, einschließlich Music Pen und Zoom Pen. Ich habe mich für letztere entschieden und war, nach allem, was ich darüber gelesen hatte, sehr neugierig.
Mach das mal mit deinem Füller: Halte ihn besonders steil und schreib’ los: The quick brown fox oder irgendwas. Etwas ungewohnt, klar. Nächste Zeile: normale Haltung, normale Schrift, alles prima. Und dann noch mal ganz flach halten und eine dritte Zeile - auch ungewohnt.
So, jetzt betrachte mal alle drei Zeilen im Vergleich. Einen Unterschied wirst Du kaum feststellen, allenfalls dass die Schrift aufgrund der ungewohnten Haltung etwas krakelig ist.
Nun das ganze mit der Zoom: Steil kommt eine Linie wie von einer M-Feder heraus, in normaler Haltung so etwas wie ein sattes B, ganz flach gehalten noch breiter. Faszinierend. Allerdings bin ich kein Japaner und muss nicht pausenlos die Strichstärke ändern - da überzeugt mich dann schon eher, dass die 21-k-Goldfeder schön sanft losschreibt und nicht mit Tinte spart. Vielleicht gibt es aber auch noch eine Schreibtechnik, mit der man bei normaler Handschrift Variationen à la Flex-Feder hinbekommt. Mal sehen, mal üben, hab ihn ja gerade erst bekommen. Als nächstes Probier’ ich dann mal eine Music Nib aus

Grüßle,
Wilfried