Pelikan Souverän vs. Montblanc Meisterstück -- Preis-Leistungs-Verhältnis

[Krawatten-Joe]

Liebe Füllerfreunde!

Ich habe lange mit mir gerungen, ob dieses Thema ins Pelikan- oder ins Montblanc-Forum gehört. Ich habe mich für Pelikan entschieden, da ich mich mit dieser Firma wesentlich besser auskenne. Ebenso muss ich zu bedenken geben, dass die hier folgenden Überlegungen rein theoretischer Natur sind. Ich habe noch nie ein Meisterstück besessen (probegeschrieben freilich schon).

Ich habe für euch eine Tabelle angefertigt, die die Preisentwicklung von Pelikan-Souverän-Modellen in Schwarz-Gold, von M400 bis M1000, derer der Montblanc-Meisterstück-"Geschwister" von Hommage á Mozart bis 149, gegenüberstellt. Dabei habe ich stets die Nuller-Serie von Pelikan (nicht die 5er in Silber) bedacht, und ebenso bei Montblanc die Gelbgold-Modelle gewählt. Rotgold bei Montblanc kostet das Gleiche, Platinum Line ist etwas teurer.

PvsMB.png (304.7 KiB) 9033 mal betrachtet

Deutlich ist zu sehen, dass der Anstieg der Preise mit wachsender Korpusgröße bei Pelikan wesentlich gedämpfter verläuft, als bei den Montblanc-Modellen. Während ein M400 genau das Gleiche kostet wie ein Meisterstück Hommage á Mozart, kostet ein Meisterstück Classique um 140 Euro mehr als ein Pelikan M600; doch beim M800 sinkt die Differenz zum Meisterstück LeGrand wiederum auf 90 Euro. Das Meisterstück 149 hingegen ist um 175 Euro teurer als der Pelikan M1000.

Was spricht nun für oder gegen die eine oder andere Seite? Oder: Was ist an einem Meisterstück 149 (sicherlich ein toller Füller) so viel besser als an dem für seine mesmerisierende Feder berühmten Souverän M1000, das einen Aufpreis von 175 Euro rechtfertigt – bei einem ohnehin schon erquicklichen Sümmchen?

Meine unmaßgebliche Meinung: Der LeGrand ist der einzige größerformatige Zögling der Meisterstück-Reihe mit einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis. Der 149er ist mit 760 € dermaßen teuer, dass ich, hätte ich Interesse, doch lieber gleich 100 Euro mehr in eine Limited Edition investieren würde. Denn die bringt wenigstens Licht und Farbe ins triste Montblanc-Leben.

[Krazy Kat]

Hm, angesichts der Tatsache dass sich Montblanc seit 30 Jahren als Luxusmarke verkauft, hätte ich eine noch grössere Preisdifferenz erwartet. Ich für meinen Teil kaufe mir nun einen vierten Sailor ProGear

[SimDreams]

Die Differenz ist ja auch größer, als die Grafik suggeriert. Während Montblanc es ziemlich gut schafft, ihre UVP auch durchzusetzen, sind bei Pelikan enorme Abschläge einzukalkulieren.

Zeigt eine Rolex die Zeit besser an als eine Citizen? Schreibt ein Montblanc besser als ein Pelikan? Selbstverständlich nicht. Abgesehen von einer absoluten Minderheit spielen bei beiden ganz andere Faktoren eine Rolle als die Primärfunktion oder die Technik. Schmuck, Luxus, Lifestyle, Geldanlage und Emotionen - you name it. Ein 149er ist ein anderes Statement als ein M1000. Nicht besser, nicht schlechter, sondern anders. Mein M1000 schreibt eindeutig nicht nur anders, sondern besser als mein 149er. Den erkennt dafür aber jeder Hamburger.

Grüße, Uwe

[Krawatten-Joe]

Schreibt ein Montblanc besser als ein Pelikan? Selbstverständlich nicht.

Lieber Uwe,
habe ich auch nie behauptet. Ich betrachte in diesem Faden lediglich das Verhältnis von Preis zu Korpusgröße beider Firmen. Ein lapidares "Pelikan vs. Montblanc" würde zu einer nie endenden Diskussion führen.

Ein 149er ist ein anderes Statement als ein M1000. Nicht besser, nicht schlechter, sondern anders.
Grüße, Uwe

+1.

Ein Mercedes ist eine andere Liga als unser jetziges Familienauto, ein Suzuki Wagon R+, EZ 08/00. Dennoch würde ich mich für den Suzuki entscheiden -- weil er die wesentlich günstigeren Folgekosten hat (nur allein der Unterschied im Benzinverbrauch ist enorm). Ich bevorzuge Pelikan, weil ich nicht über 500 Euro in einen Füller investieren will, der einfach nur schwarz aussieht. Ich mag das Kreative beim Vogel.

[stingray]

Ein lapidares "Pelikan vs. Montblanc" würde zu einer nie endenden Diskussion führen.

eine ähnliche diskussion zu preis + image wurde hier vor 3-4 monaten bereits geführt (link finde ich auf die schnelle gerade nicht) - mit ähnlichem ergebnis, wie von dir vermutet

[fountainpen.de]

Hm, angesichts der Tatsache dass sich Montblanc seit 30 Jahren als Luxusmarke verkauft

Naja, sagen wir 26 Jahre. Soweit ich weiß, hatte man sich ja erst 1991 bei dem Event im Schloss Sanssouci offiziell als reiner Luxusanbieter umpositioniert.

[Südwind]

Ich würde 1985 als Stichjahr nehmen, d.h. die Übernahme durch Dunhill.

[Nikolaus]

Ich würde den Mozart nicht mit dem M400 und den Classique/Chopin nicht mit dem M600 vergleichen.

Entspricht der Classique/Chopin nicht eher dem M400?

[KaEff]

Ich würde 1985 als Stichjahr nehmen, d.h. die Übernahme durch Dunhill.

Nicht eher die Zeit Ende der 1970er Jahre? Da ist Dunhill anteilig eingestiegen und hat angefangen, das Modellprogramm zu beeinflussen und zu verändern.
Die Angabe eines genaues Jahres oder Datums ist aber nicht so wichtig, es ist sowieso eine schleichende Entwicklung zum Luxus-Unternehmen (gewesen).

[DanielH]

Was ich an diesem Thread erstmal erhellend fand, war dass ich endlich mal gelernt habe, was der Unterschied zwischen "Meisterstück" und "149" ist. Das war mir bislang nicht klar. Und daran kann man eines ganz besonders gut erkennen: Montblanc interessiert mich nicht. Aus rein ästhetischen Erwägungen. Erstens gefallen mir die Bauformen fast aller Montblanc-Stifte nicht und stößt mich das Luxus-Image der Marke ab. Ich weiß, dass edle Schreibgeräte immer Luxusartikel sind, aber allein schon die kühle Leere der Montblanc-Boutiquen mag ich nicht. Deswegen übe ich mich in totalem Montblanc-Verzicht (Ausnahme: Das Tintenfass auf meinem Büroschreibtisch, aber das stand so arm und einsam zwischen BIC-Kugelschreibern in unserem Abteilungsmaterialschrank und sagte immer ,Ich hab' 'nen Stern, hol' mich hier raus!').

Den Faktor "Ästhetik" darf man glaube ich bei Schreibgeräten nicht unterschätzen. Was gefällt, wird gekauft. Der Preis spielt da glaube ich im anvisierten Kundensegment kaum eine Rolle - und dementsprechend auch das Preis-Leistungsverhältnis. Das heißt nicht, dass die Frage nicht legitim zu stellen ist, aber ich glaube, sie ist für die meisten sekundär (auch für die meisten hier im Forum).

Wenn man strikt nach ökonomischen Gesichtspunkten geht, dürften auch bei den hier korrekterweise als preisgünstiger dargestellten Pelikan Souverän-Schreibgeräten das Preis-Leistungsverhältnis nicht allzu gut sein. Man könnte - Verfügbarkeit vorausgesetzt - einen M1000 auch mit einer Edelstahlfeder ausstatten - und schon würde sich sein Preis um mindestens einen Faktor 3, wenn nicht 4, reduzieren. Dann wären wir bei einem Preis von sagen wir mal um die 100 Euro. Dann könnten wir glaube ich in eine wirkliche Preis-Leistungsdiskussion einsteigen, denn selbst bei den Stahlfedern gäbe es ja noch große Qualitätsunterschiede. Nimmt man ein modell, wie es in Jinhaos verbaut ist, das offenbar großen Qualitätsschwankungen unterliegt oder investiert man ein paar Euro mehr um ein Produkt zu bekommen, das von gleichbleibend hoher Qualität ist.

Ich weiß, das tangiert jetzt wieder die Diskussion nach dem Für und Wider von Stahl- oder Goldfedern, aber wenn es um den bloßen Zweck geht (und der spielt ja bei Preis-Leistungsverhältnissen eine große Rolle), dann wird der von einer guten Stahlfeder mehr als erfüllt.

[Krawatten-Joe]

Wenn man strikt nach ökonomischen Gesichtspunkten geht, dürften auch bei den hier korrekterweise als preisgünstiger dargestellten Pelikan Souverän-Schreibgeräten das Preis-Leistungsverhältnis nicht allzu gut sein. Man könnte - Verfügbarkeit vorausgesetzt - einen M1000 auch mit einer Edelstahlfeder ausstatten - und schon würde sich sein Preis um mindestens einen Faktor 3, wenn nicht 4, reduzieren. Dann wären wir bei einem Preis von sagen wir mal um die 100 Euro. Dann könnten wir glaube ich in eine wirkliche Preis-Leistungsdiskussion einsteigen, denn selbst bei den Stahlfedern gäbe es ja noch große Qualitätsunterschiede.

Interessanter Gedankengang, Daniel.

Allerdings denke ich, dass man einen M1000er kaum dermaßen simplifizieren kann, dass man auf 100 Euro Kaufpreis kommt.

Es stimmt, dass der M200 für ca. 100 Euro das gleiche Format hat wie der M400 für 305 Euro. Also minus zwei Drittel.

Es ist ja nicht nur die Goldfeder mit rhodiniertem Federkorn. Man hat auch:
1. Das aufwändig hergestellte Streifenmuster aus Celulose-Acetat,
2. Zwei Goldringe statt einem an der "Öffnungsseite" der Kappe,
3. Einen weiteren Goldring am Federende,
4. Einen doppelten Goldring am Kolben.

Aliquot gerechnet, wären wir mit einem verbilligten M1000 bei knapp 200 Euro.

Die Frage ist: Wer braucht einen Füller mit sehr großem Korpus, der am Ende nur eine normale Stahlfeder hat? Die Meisten kaufen ihren M1000 nicht wegen der Korpusgröße (ich bin mit dem Format meines M800 vollauf zufrieden), sondern weil er die genialste (Gold-)Feder hat, die Pelikan je verbaut hat.

[DanielH]

Die Frage ist: Wer braucht einen Füller mit sehr großem Korpus, der am Ende nur eine normale Stahlfeder hat? Die Meisten kaufen ihren M1000 nicht wegen der Korpusgröße (ich bin mit dem Format meines M800 vollauf zufrieden), sondern weil er die genialste (Gold-)Feder hat, die Pelikan je verbaut hat.

Ich bin da völlig bei Dir. Ich war bei der Simplifizierung des M1000 übrigens von meinem ausgegangen, der einfarbig schwarz und deswegen nicht aus Cellulose-Acetat gefertigt ist. Man muss sich nun streiten, ob "schreiben" oder "mit einem tollen Schreibgefühl schreiben" der wahre Ansatzpunkt für die Leistung eines Füllers ist. Letzteres wäre beim Auto wohl mit "Fahrspaß" gleichzusetzen. Wobei ich sagen muss, dass die beste Stahlfeder meiner Sammlung, die eines alten Diplomat Classic Collection, sehr nah an die die M1000 rankommt. Sie ist strammer, aber schreibt sehr weich.

[Südwind]

Nicht eher die Zeit Ende der 1970er Jahre? [...]
Die Angabe eines genaues Jahres oder Datums ist aber nicht so wichtig, es ist sowieso eine schleichende Entwicklung zum Luxus-Unternehmen (gewesen).

Da gehe ich voll mit.

[KaEff]

@Ogilvy und DanielH:

Meine rein subjektive Erfahrung ist: Ein Füller für nur 30,-- schreibt sich (fast) ebenso gut wie (m)ein 146er aus den frühen 1980ern. Und den älteren 146er würde ich vom Schreibgefühl her als weit oben bewerten. Neueren MBs stehe ich vom Gefühl her eher skeptisch gegenüber. Vielleicht ist das nur meine persönliche Wahrnehmung.

Zu Pelikan kann ich leider nichts sagen, da kenne ich nur Schulfüller.