Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

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Papiertiger
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Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von Papiertiger »

Hallo,

ich habe vor, bei einem alten Pelikan 100, bei dem der Drehknopf der Kolbenmechanik einen Riß hat den Drehknopf gegen einen rißfreien auszutauschen. Dazu muß ja die Kolbenmechanik ausgebaut werden soviel ich weiß. Und daß man rechtsherum drehen muß um das Ganze auseinander zu bekommen ist mir auch klar. Hier im Forum steht auch der Rat man solle den Füller an dieser Stelle vor dem Rausdrehen der Mechanik zuerst erwärmen damit nichts bricht. Wie gehe ich hier am besten vor? Offenes Feuer fällt ja wegen des sehr rasch entflammbaren Celluloids flach. Also bleiben nur noch warmes Wasser oder ein Haarfön übrig. Auf welche Temperatur muß ich das Material bringen? 30°C? 35°C? 40°C? Der Flammpunkt von Celluloid liegt ja bei ca. 60°C, so habe ich zumindest mal in einem Buch über Kunststoffe (Rotperl und Cubana) gelesen. Sind die Gewindeteile einfach ineinandergeschraubt, oder gibt es hier einen Kleber?

Viele Grüße,
Papiertiger
newlife
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von newlife »

Hallo!
Dass der Flammpunkt bei 60°C liegt, kann nicht stimmen, aber man sollte schon vorsichtig mit dem Erwärmen sein, bei der Temperatur kann sich schon mal was verformen. Einen Tag wässern schadet auch nicht.Tom Westerich gibt hier Tipps:
http://www.caprafico.com/pens-88/pelika ... ration-275
Viel Erfolg!
Grüße von Klaus!
Fried
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von Fried »

Vorsicht ist jedenfalls angebracht. Halten sollte man die Kolbenmechanik nur auf Höhe des Messingringes mit geeigneter Zange und Schutz gegen Zerkratzen. Haarföhn ist eine gute Wahl - und drehen halt nur mit sanfter Gewalt.
Schau mal hier:

viewtopic.php?f=3&t=18494

LG
aus dem Süden,
Gottfried
Wenn das nicht geht, versuche etwas anderes - vielleicht geht das auch nicht...
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stift
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von stift »

Beim Erwärmen immer den Füller langsam drehen .
Auch wenn er schon Heiß geworden ist, das noch mal machen da die Wärme einige Zeit brauch bis sie durchgeht .
Ich greif immer und fühle das mit den Fingern ob ich die Wärme schon erreicht habe.
Feuer verwende ich auch aber das muss man können,und ich kann es wegen meinen Beruf,da es früher keine Heißluftpistolen gegeben hat.
Aber dann wenn er offen ist musst du den Kolben machen,ist aber bei Pelikan nicht schwer,gibt ja bei uns im Forum Leute die das mit O-Ringen machen.Ich mache das mit Kork das der Füller wieder original ist.
Die Feder auch raus,d.h. du kann das Feder Aggregat raus drehen und dann zerlegen.
Es kann schon etwas schief gehen,aber man lernt und nach einer Zeit funktioniert das ganz einfach.
Muss dazu sagen das mir ein 100er auch immer wieder bricht da das Material eben sehr brüchig ist.
Wünsche dir viel Erfolg und Freude mit deinen Pelikan!
Harald
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Papiertiger
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von Papiertiger »

Vielen Dank für Eure Tipps. Ich werde am Wochenende mal schauen, was sich bei meinem Exemplar so machen läßt und dann hier berichten.

Viele Grüße,
Papiertiger
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Papiertiger
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von Papiertiger »

IMG_0267.JPG
IMG_0267.JPG (260.13 KiB) 4075 mal betrachtet
Das war meine erste Restaurierung eines Pelikan Kolbenfüllers. Der Riß im Drehknopf, den ich auf den Fotos gesehen hatte war bloß ein Kratzer. Der Füller ist rißfrei und hat eine gute Substanz. Es war kein Problem ihn nach dem Erwärmen mittels Haarfön hinten aufgeschraubt zu bekommen. Ich habe ihn komplett zerlegt, gereinigt, die Kolbendichtung mit etwas Silikonfett wieder ans leichte Laufen gebracht und die Dauerfeder, bei der das halbe Schreibkorn fehlte durch die Pelikan CN-Feder in EEF ersetzt. Das Einzige was der Füller hat ist daß der Kolben auf dem letzten halben Zentimeter hinten im Schaft ein wenig schwerer geht. Ich denke hier ist der Schaft etwas geschrumpft. Ist aber nichts weltbewegendes. Nach dem Zusammenbau konnte ich ihn problemlos mit Pelikan Königsblau betanken und drauflosschreiben. Eine EEF-Feder, die so butterweich übers Papier gleitet ist mir noch nicht untergekommen.
Es macht sehr viel Spaß mit diesem alten Pelikan, der laut der Namensgravur auf der Kappe einst Dr. Schermer gehört hat, zu schreiben. Eine dieser CN-Feder sehr ähnliche Feder habe ich in meinem Pelikan M110. Das ist eine 14 Karat Goldfeder in KF, die auf einem Ebonittintenleiter eines frühen M400 sitzt. Der Pelikan Schriftzug auf beiden Federn ist gleich. Auch tragen beide keine Angabe der Strichstärke. Sie gleichen sich auch von der Dicke des Bleches her und haben beide verglichen mit modernen Federn einen sehr schmalen Federschlitz. Ich denke daher daß sie aus demselben Produktionszeitraum stammen. Aber ich bin kein Kenner alter Pelikane. Ich habe mich bislang bei älteren Füllern eher für Hebel- und Schlauchfüller interessiert. Vielen Dank für Eure Unterstützung bei diesem Restaurationsprojekt. Diesen Pelikan 100 und auch den M110 gebe ich nicht mehr her. Denn beide Füller sind fantastische Schreibwerkzeuge, die sicherlich noch lange klaglos ihren Dienst verrichten werden. Und obendrein bildhübsche Handschmeichler sind.

Liebe Grüße,
Papiertiger
newlife
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von newlife »

Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Reparatur! Der Pelikan 100 ist doch ein angenehmer Patient, oder? Wenn man nicht gerade eine neue Kunststoffdichtung braucht, da ist glaube ich schwer ranzukommen. Aber bei dir ist ja alles gut gelaufen, wunderbar. Das dürfte auf jeden Fall Mut gemacht haben für deine nächsten Projekte!
Grüße von Klaus!
mumpel
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von mumpel »

Hallo!
stift hat geschrieben:
04.09.2018 8:14
[...] aber man lernt und nach einer Zeit funktioniert das ganz einfach [...]
Das würde ich nicht mit meinen Füllern lernen wollen. Zum Lernen würde ich mir irgendwo billige Füller besorgen bei denen ich einen Verlust verschmerzen kann. ;)

Gruß, René
Matthias MUC
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von Matthias MUC »

Papiertiger hat geschrieben:
06.09.2018 18:43
....und die Dauerfeder, bei der das halbe Schreibkorn fehlte durch die Pelikan CN-Feder in EEF ersetzt. ..
Auch wenn das dadurch nach strenger Lehre jetzt evtl. ein Frankenpen (aus Ersatzteilen zusammengesetzt) wäre, schönes Projekt und ernsthafte Frage: EEF und auch das auf dem Foto sieht nach SEHR fein aus. So wie Rotring Rapidograph "violett" = 0,13mm aber mit dem angenehmen Handling eines Normalfüllers..... Kannst Du irgendwie die reale Linienbreite messen?

lG Matthias,
Fan feinster Federn zum feinkritzeligen Papiersparschreiben, der sich bei der Gelegenheit mal an eine kurze spleenige Phase erinnert, in der er tatsächlich einen 0,25er Rapi als Alltagsschreibgerät genutzt hat, muß frühe 1980er zwischen Pelikano und meinem ersten M100 Old Style sein
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stift
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von stift »

Toll gemacht gratuliere !!
Liebe Grüße
Harald
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Papiertiger
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von Papiertiger »

Danke. Die tatsächliche Linienbreite dürfte bei meiner EEF tatsächlich bei 0,13mm liegen. Die Linien sind genauso breit wie die meines 0,13er Isographen. Allerdings, ist das ein Frankenpen? Denn der Füller besitzt eine Neoprendichtung und dürfte damit in den späten 30ern/ frühen 40ern produziert worden sein. soweit ich weiß wurde der Pelikan 100 bis 1944 produziert. Die Feder ist von 1939. Vom Zeitraum her paßt es also.
Matthias MUC
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Re: Ausbau der Kolbenmechanik beim Pelikan 100

Beitrag von Matthias MUC »

Wenn diese Feder tatsächlich für diese Modelle "offiziell" passen hat sollen, dann natürlich kein Frankenpen. Es las sich so, als ob diese Feder eigentlich für andere Füller gedacht wäre. 0,13mm das ist eine Ansage... Sowas in der Breite für heutige Schraubaggregatpelikane dürfte man nicht fertig bzw. nur unter erheblicher krimineller (Schleif- und Polier)energie hinbekommen oder als Wünschdirwas-Feder.
lG Matthias
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