Pelikans erster ....

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hoppenstedt
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von hoppenstedt »

Eigentlich kann ich hier nur "WKRSTKSFT"* schreiben (s. u.). Denn ich bin sehr begeistert von Bildern, Vorstellung, dem alten und extreminformativen Bildmaterial und den fundierten, aber zeitgleich auch liebevollen und enthusiastischen Kommentaren zu den ganzen gehaltvollen Inhalten. Da bin ich mal ganz bescheiden...

Wo findet man solche Stücke bloß? :?:

(Mein ältester Füller ist mein 146er Montblanc, den ich seit 1985 halte... und ehre. Aber natürlich keinerlei Vergleich zu diesem Prachtstück - 1929 - denken wir nochmal kurz an diese Zeit... Weimarer Republik... diese besondere Zeit zwischen Wilhelm und dem namenlosen Grauen...)

Der beeindruckendste Thread für mich seit einiger Zeit! Danke für all das! :D

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DESAFINADO!

Grüße von Alfred
Frodo
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von Frodo »

Ich hab noch einen Artikel im "Papierhändler von 1930 gefunden, eine Laudatio zum 70- jährigen Geburtstag des Senior- Inhabers von Pelikan, Kommerzienrat Senator Beindorff. Der Artikel beantwortet meine selbst aufgeworfenen Fragen: Im Text wird angegeben, dass es ein Wagnis gewesen sei, neben den vielfältigen auf dem Markt befindlichen Füllmethoden noch eine weitere anzubieten. Eigentlich ist die Vorsicht verständlich denn es gab keine Hinweise auf die Akzeptanz des neuen Schreibgerätes. Bei einem Vorgänger des Differenzialkolbens, dem Kolben mit Zugstange, der zB. von der alten Firma Reform hergestellt worden war, war es wohl häufiger zu Undichtigkeiten gekommen. Für die Herstellung des Pelikan- Füllers hat es wegen der Komplexität und Genauigkeit der Kolbenführung sowie der zusätzlichen Auslaufsicherungen neben der gewaltigen Investition eines Maschinenparks auch viele neue gut geschulte Arbeitskräfte bedurft. Man war sich wohl nicht ganz sicher, dass die Investitionen Erfolg haben würden.
Im Artikel wird noch erwähnt, dass man das neue Füllsystem als zur Gruppe der "Selbstfüller" zählen würde.
Gruss F
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vanni52
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von vanni52 »

Hallo Frodo,
besten Dank für die Fortsetzung zur Firmengeschichte von Pelikan, bin weiterhin gespannt
LG
Heinrich
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Will
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von Will »

Lieber Frodo,

Du lagst mit Deinen Fragen und Vermutungen offensichtlich sehr richtig. Herzlichen Dank für Deine Recherche und die spannenden Informationen.

Es ist schon sehr interessant, dass man bei Pelikan anfänglich so zurückhaltend war. Die Investition war ja zu diesem Zeitpunkt bereits getätigt und eine schnelle sowie breite Bewerbung des innovativen Produkts eigentlich auch unternehmerisch sinnvoll. Du schreibst, dass Reform mit der Kolbenmechanik mittels Zugstange Schwierigkeiten hatte. Ich spekuliere mal etwas:

Es kann somit nur die Angst vor einer Rufschädigung gewesen sein, welche die Unternehmensleitung zur Vorsicht gemahnte. Wobei einer Markteinführung meist eine Testphase vorausgeht und die Absatzpotenziale bewertet werden. Das hätte jedoch alles schon gelaufen sein sollen, bevor man einen neuen Maschinenpark einrichtet, Personal aufbaut und in Serienproduktion geht. So richtig kann ich die Vorgehensweise nicht nachvollziehen. Man hat dadurch auch das Weihnachtsgeschäft 1929 sausen lassen. Die kurzfristige Design- sowie Materialanpassung im November 1929 spricht aus meiner Sicht dafür, dass es mit dem Ur-Modell womöglich irgendwelche Probleme gab, welche vielleicht erst mit Aufnahme der Produktion aufgetreten sind. Nach der Produktionsumstellung im November hat man dem Braten offensichtlich noch immer nicht getraut und noch gut über ein viertel Jahr abgewartet, bevor man mit dem Kolbenfüller an die Öffentlichkeit ging. Anders kann ich mir den Ablauf nicht recht erklären.

Sicher hat man die erste Produktion nur ausgesuchten Einzelhändlern überlassen und die Reaktionen abgewartet. Jetzt wäre es spannend zu wissen, wie die Produktionszahlen, die Absatzzahlen und Reklamationszahlen sowie Rückmeldungen der Einzelhändler zum Ur-Modell ausgesehen haben.

Dieses Ur-Modell des Kolbenfüllhalters von Pelikan birgt ungeahnte Geheimnisse, welche sehr spannend zu verfolgen sind.

Nochmals herzlichen Dank und liebe Grüße

Gerd
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dnic
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von dnic »

... tolle Informationen Frodo...

Das Jahr 1929 ist ja durch die Pelikan Blättern von Oktober 1929 belegt. (Leider kenne ich den Inhalt nicht).
Das bekannte Werbeplakat für den Pelikan Füllhalter von Lucian Zabel ist lt. Pelikan "Die Marke" von 1930.

Denke 1930 ist der Halter dann auch stark beworben worden. Es mag richtig sein, dass Pelikan überzeugt sein wollte,
dass der Halter am Markt besteht. Ein weiterer Grund könnte sein, dass erst einmal genügend produziert und
"verteilt" worden sein musste. Große Werbekampagne und die Schreibwarenhändler haben ihn nicht vorrätig - das wäre ungünstig.

Der Hinweis (von Gerd) auf die Verbesserungen am ersten Modell haben mich noch mal prüfen lassen, woher die Information stammt, denn die Datierung war mir nicht bekannt. Umso peinlicher, die Info kam so wohl von meiner Webseite, es war ein Tippfehler. Tut mir leid. Änderungen gab es Ende 1930.
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Will
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von Will »

dnic hat geschrieben:
14.11.2019 19:38
Der Hinweis (von Gerd) auf die Verbesserungen am ersten Modell haben mich noch mal prüfen lassen, woher die Information stammt, denn die Datierung war mir nicht bekannt. Umso peinlicher, die Info kam so wohl von meiner Webseite, es war ein Tippfehler. Tut mir leid. Änderungen gab es Ende 1930.
Hallo Dominic,

vielen Dank für die Korrektur. Dann ist ja gut, dass ich mich auf Deine Info bezogen habe und diese nun angepasst werden konnte.

Die Änderungen von November 1930 sind nur marginal. Von der umfassenderen Design- und Materialüberarbeitung erst im Juni 1931 lassen sich keine anfänglichen Produktionsprobleme mehr ableiten. Meine Annahmen sind entsprechend nicht haltbar und demnach unbegründet.

Viele Grüße

Gerd
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Frodo
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von Frodo »

Will hat geschrieben:
14.11.2019 14:29
....................Wobei einer Markteinführung meist eine Testphase vorausgeht und die Absatzpotenziale bewertet werden. Das hätte jedoch alles schon gelaufen sein sollen, bevor man einen neuen Maschinenpark einrichtet, Personal aufbaut und in Serienproduktion geht. So richtig kann ich die Vorgehensweise nicht nachvollziehen. Man hat dadurch auch das Weihnachtsgeschäft 1929 sausen lassen...................
Hi Gerd
Nun ja, wir sind im Jahr 1929/ 1930 und, wie gut da wirtschaftliche Voraussagen des noch recht jungen Faches Nationalökonomie angenommen worden sind, ist fraglich. Viele Firmen haben mit <trial and error> gewirtschaftet, was, nach Aussagen eines Insiders der Branche, auch noch lange Zeit praktiziert worden ist. Aber bei Pelikan denke ich eher, dass die einen sehr guten Überblick hatten. Auf jeden Fall hatten sie ihren Aloys Schumpeter studiert und sein <Prinzip der kreativen Vernichtung> in die Tat umgesetzt und ins Schwarze getroffen.
Auch die Werbung hat etwas recht Erfrischendes. Vergleicht man die Werbeblätter vom Eingang der Bilder in diesem thread mit z.B. dem ersten Auftreten von OWA, Peter Jungmann in Dossenheim im gleichen Jahr, so liegen bei Letzterem schwarze Sicherheitsfüller in 6 verschiedenen Größen in Reih und Glied. Wie Blei. Bereits Kenneth Parker hatte bei der Absprache zur Parker- Osmia- Connection solcherart muffige Präsentation gerügt. Schaut man aber die erste Pelikan- Werbung an, dann liegt nur ein Halter planparallel zu den geschriebenen Zeilen. Der ganze Werbeblock wurde gekippt, sodass der sichtbare Tintenstand scheinbar wieder in die Waagrechte geschwappt ist und sich von den Kanten des Füllers deutlich abhebt. Allein dieses "Gimmick" macht für mich eine herausragende Werbung aus. Vielleicht fällts nicht so auf, aber das ist Futter fürs Kleinhirn.
Das mit dem verpassten Wehnachtsgeschäft muss nicht unbedingt was heißen. Die Aktivitäten der Hersteller wurden eher vor den großen Messen in Leipzig angeregt.
Die Produktionszahlen können nach folgender Werbeanzeige im Zeitraum 1930 mit 1000/Tag angegeben werden. Ob das viel oder wenig innerhalb Deutschlands ist, da muss ich erst die Statistik befragen, die ich zur Zeit nicht im Haus habe. Die Einzelteile wurden in 80 Arbeitsschritten bearbeitet.
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In den folgenden Jahren schwappte die Weltwirtschaftskrise über den Teich, der Goldpreis stieg enorm an und viele Länder schotteten ihren Markt mit drastischen Zöllen ab. 1932 galt als das schlechteste Absatzjahr für Füllhalter. Danach wurden mit einiger Sicherheit keine Sicherheitsfüller mehr hergestellt. (Wie gut für meine beiden Kaweco Sport Safeties. Die sind selten)
Gruss, Frodo
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Will
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von Will »

Lieber Frodo,

ganz herzlichen Dank für Deine Mühe und die weiteren Informationen. Da war ich wohl mit meiner Annahme, zur planvollen Markteinführung eines neuen Produkts, nicht auf der Höhe der Zeit. Dass Weihnachten nicht im Fokus war, sondern die Leipziger Messe, wunderte mich. Doch bin ich hier von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Das Geschäft waren die Einzelhändler und nicht der Endverbraucher, entsprechend musste die Messeneuheit bei den Ankäufern punkten. Das Weihnachtsgeschäft war dann Sache des Einzelhandels.

1.000 Füllhalter pro Tag, ist wohl nicht wenig Produktionsausschüttung. Was mich allerdings an der Werbung von 1930 irritiert, sind die Bilder. Die Kappenhülsen haben bereits 2 Kappenbänder, die Binde am Schaft sieht nach den späteren marmorierten und nicht nach den jadegrünen aus. Lt. Dominics Timeline gab es diese Version jedoch erst ab ca. Mitte 1931. Bei 1.000 Füllhaltern pro Tag von ca. 1930 bis Mitte 1931 wundert es mich, dass sich nicht mehr dieser Füllhalter finden lassen. Alleine 1930 müsste locker eine viertel Million produziert worden sein und das bereits, wenn ich lediglich von einer 5-Tage-Woche ausginge. Aber vielleicht habe ich mich ja verrechnet oder die beworben Produktionszahlen sind geschönt. Einen Pelikan mit Herzlochfeder sieht man vielleicht alle paar Jahre mal einen oder maximal zwei in der Bucht und das weltweit.

Nach all dem, scheint mir die Gemengelage der ersten Jahre bei Pelikan weniger gesichert, als ich dies bisher angenommen hatte.

Auf weitere Erkenntnisse bin ich jedenfalls gespannt.

Liebe Grüße aus der Pfalz

Gerd
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dnic
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von dnic »

Das mit den Zierringen an der Kappe ist interessant, war mir gar nicht aufgefallen.
Daher wäre es interessant, ob sich der Artikel zeitlich genauer einordnen lässt (der Monat in 1930?).
Für mein Gefühl ist es recht genau dokumentiert, wenn wir uns über Monate in einem Jahr Gedanken machen, was bereits 90 Jahre her ist.

Als ich den Artikel gelesen habe sind mir zwei Dinge in den Kopf gekommen, ich habe sie mir bisher verkniffen, denn ich bin vielleicht immer zu kritisch...

Hier in der Nähe gibt es eine Fabrik, die hat - wie wohl damals üblich - auf den Produkten die Silhouette der Firma abgedruckt. Danach hätte es hier einen großen Schornstein gegeben und die Fabrik wäre viel größer, mit Bahnanschluss... gab's aber alles nicht - aber der Käufer war sicher beeindruckt.

Zweiter Gedanke war, dass "Sales" für Werbeanzeigen eher theoretische Werte genommen hat. Vollauslastung der Maschinen in 7x24h Betrieb, keine Rüstzeiten berücksichtigt, usw. Dabei vielleicht auch an jeder Stelle großzügig aufgerundet. Oder läuft es heute anders?

Aber natürlich wurde auch das erste Modell massenhaft verkauft, es begründete ja einen neuen, erfolgreiche Geschäftszweig für Pelikan. Weshalb so wenige zu finden sind weiß ich nicht. Kann das aber auch nicht mit Modellen anderer Hersteller aus der Zeit vergleichen.
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Will
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von Will »

Hallo Dominic und hallo in die Runde,

das sollte jetzt keine Kritik an Deiner hervorragenden Webseite sein. Deine sowie die von Werner sind für Pelikan absolut super Quellen, welche ich nicht missen wollte und ich bin sehr dankbar für die viele Arbeit, die jeweils geleistet wurde. Ohne solche Mühe wäre es recht schwer an verlässliche Informationen zu kommen. Wenn sich da mal ein Tippfehler findet oder sich neue Erkenntnisse ergeben, ist das nur fruchtbar und befördert die bereits enorm hohe Qualität. Das ist alles andere als kritikwürdig und war mit meinem Kommentar auch nicht gemeint. Darum nochmals ganz lieben Dank! Wenn wir so einen breiten Erkenntnishorizont auch für andere Marken hätten, wäre dies geradezu fantastisch.

Dass Zahlen für die Werbung geschönt werden, ist ja nicht ungewöhnlich. Nur habe ich bei meiner Hochrechnung schon fleißig nach unten abgerundet. Die tatsächlichen Werkszahlen von Pelikan wären da schon sehr interessant.

Die Osmia-Parker (ich nenne diese so, da diese neben "Parker" auch mit "Osmia" auf dem Schaft graviert wurden) sind da vielleicht ein ganz spannender Vergleich. Wenn ich es richtig im Kopf habe, liegt die Produktionszeit zwischen 1929 und 1930. Parker hat nach Aufgabe der Verbindung mit Osmia angeboten, alle noch in Umlauf befindlichen Osmia-Parker zurückzunehen und gegen einen "richtigen" Parker zu tauschen. Die zurückgekommenen Osmia-Parker wurden vernichtet. Frodo, korrigiere mich bitte, falls ich hier Unsinn erzähle. Nach meiner Erfahrung findet man von diesen Füllhaltern ungefähr genauso viele, wie von den Pelikanfüllhaltern mit Herzlochfeder. Das ist, als würde man die Nadel im Heuhaufen suchen.

Herzliche Grüße

Gerd
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dnic
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von dnic »

Hallo Gerd,

keine Sorge, zu keinem Zeitpunkt habe ich Deine Beiträge als Kritik verstanden. Ich sehe es so wie Du, je mehr man erfahren und belegen kann umso besser.

Gruß
Dominic
Frodo
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von Frodo »

dnic hat geschrieben: ↑
16.11.2019 15:38
............

Als ich den Artikel gelesen habe sind mir zwei Dinge in den Kopf gekommen, ich habe sie mir bisher verkniffen, denn ich bin vielleicht immer zu kritisch...
Hier in der Nähe gibt es eine Fabrik, die hat - wie wohl damals üblich - auf den Produkten die Silhouette der Firma abgedruckt. Danach hätte es hier einen großen Schornstein gegeben und die Fabrik wäre viel größer, mit Bahnanschluss... gab's aber alles nicht - aber der Käufer war sicher beeindruckt.
Zweiter Gedanke war, dass "Sales" für Werbeanzeigen eher theoretische Werte genommen hat. Vollauslastung der Maschinen in 7x24h Betrieb, keine Rüstzeiten berücksichtigt, usw. Dabei vielleicht auch an jeder Stelle großzügig aufgerundet. Oder läuft es heute anders? .........

</QUOTE>
Hi Dominic
Beindorffs äußere Erscheinung empdinde ich als sehr preußisch und korrekt. Es wäre mir bei der Art der Sprache der Werbung eigentlich nicht eingefallen, dass es die Firma nötig gehabt haben sollte Produktionszahlen oder -qualitäten zu schönen, um bei den Händlern und gegenüber der Konkurrenz zu punkten. Wenn die fakenews raugekommen wären -und die Zeitschrift <Papierhändler> war streckenweise eine ziemiche Tratschbase, die keine Schlammschlacht ausließ- dann wäre auch der gute Ruf Pelikans angekratzt gewesen, was man sich auf keinen Fall hätte leisten wollen.
Da gab es schon damals sehr viel großspurigeres Auftreten und heutzutage geht es wohl ohne überbordende Schwülstigkeiten nicht mehr.
Die Anzeigenseite, die mit "80.000 mal am Tag" beginnt, ist vom 22. November 1930.
Es gibt eine wissenschaftliche Schrift über die Süddeutsche Füllhalterindustrie, die den Füllhalterabsatz von 1930 mit 650.000 angibt. Der Verfasser hat ganz frech, um Zahlen für ganz Deutschland zu erhalten, seine Zahlen gerade mit 2 multipliziert, vielleicht gabs ja auch einen flächenbereinigten Qualitätsfaktor, aus Ostpreußen oder Pommern sind mir jetzt keine Marken geläufig.
Bei 300 Arbeitstagen mal 1000 Füller/ Tag sollten 300.000 pro Jahr hergestellt worden sein, das sind, gegenüber der geschätzten Gesammtproduktion von 1,3 Mio stolze 23%. Warum eigentlich nicht, aber es wäre ein sehr ernst zunehmender Konkurrent auf dem Füllhaltermarkt entstanden.
Der Preis des Pelikan war, gemessen an dem Aufwand seiner Herstellung, mit 15 Reichsmark sehr moderat, derselbe Preis wurde auch für den Turbo- Matador gefordert. Selbst der kleinste Osmia- Supra war etwas teuerer. Ein Columbus aus Fürth kostete 4,50 M, das war schon Billigware.
Gruss, Frodo
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von dnic »

Frodo hat geschrieben:
17.11.2019 22:16

Die Anzeigenseite, die mit "80.000 mal am Tag" beginnt, ist vom 22. November 1930.

Vielen Dank Frodo, damit sind die zwei Kappenringe passend. Du magst recht haben was die Glaubwürdigkeit der Zahlen angeht, habe aber nicht von "fakenews" gesprochen (damit kennen wir uns ja heutzutage aus und wissen, dass es sich dabei um nachweisliche Lügen handelt), sondern um großzügiges Runden und optimistische Angaben.

Wie ist Deine Einschätzung zur Pelikan "Produktion" in Danzig? Da gibt es auch Anzeigen, wie viel Pelikan dort produziert hat. Aber wurde dort wirklich produziert und wenn ja, wurde dort jedes Teil produziert? Oder wurde hauptsächlich zusammengeschraubt?

Gruß
Dominic
Frodo
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von Frodo »

Hi Dominic
Ich muss gestehen, dass ich keine Pelikane sammle und eben nur ein paar Anzeigen gefunden hatte, die gerade zum Thema passten. Natürlich habe ich ein paar handvoll Stifte und auch Papierware, aber nur so zum tauschen. Was die Danziger Produktion anbelangt, habe ich keine Informationen und werde auch nicht aus dem reichhaltigen Fundus, der schon zu Pelikan veröffentlicht und immer wieder abgeschrieben und übersetzt wurde, irgendwas rausziehen wollen, wovon ich den Pfad gar nicht kenne.
Aber eine unverbindliche Einschätzung zur Danziger Produktion will ich mal abgeben: Teile mit Oberflächengüte wurden für den Versand sehr aufwändig einzeln in Seidenpapier verpackt. Die Einzelteile hätten dann in Danzig wieder ausgepackt werden müssen um dann montiert zu werden. Man macht so etwas um den Einfuhrzoll zu umgehen doch in diesem Fall ist es fraglich, ob das betriebswirtschaftlich vorteilhaft gewesen ist. Es ist aber denkbar, dass Metallteile, dazu gehören auch die Federn, aus Deutschland kamen.
Darüber, ob es in Danzig großflächige Produktionsräume zur Herstellung von Pelikan Schreibgeräten gegeben hat, könnte möglicherweise das Katasteramt Auskunft geben. Es gibt ja in Polen sehr aktive Füllhaltersammler, die so etwas erfragen könnten.(In Prag konnte ich einen Sammler mal zu so einem abenteuerlichen Vorstoß aktivieren. Mit sehr gutem Erfolg.)
Gruss F.
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stift
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Re: Pelikans erster ....

Beitrag von stift »

Hallo
Also mit der Bezeichnung Pelikan 100 1929 stimmt die Bezeichnung nicht sonder der Ur Pelikan hat "Pelikan Füllfederhalter" geheißen.
Die Bezeichnung 100 kam erst später und genau über das bin ich bei meinen gestolpert.
Und außerdem habe ich den Prototyp aus dem Jahr 1928 auch gesehen,und so etwas zu sehen ist eigentlich fast unglaublich.

Aber die Ergänzungen in diesen Faden sind sehr interessant,da muss ich wieder danke an Thomas sagen.

Ich will nicht korrigieren oder sonst etwas sonder das was ich dazu weiß.

Liebe Grüße
Harald
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