Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

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Zollinger
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Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Zollinger » 12.06.2009 9:30

Eine Anleitung in Bild und Text:

Bild

1_ganzer Füller 1 Tag in Wasser einlegen
2_Federeinheit im Gegenuhrzeigersinn herausschrauben
3_erneut Füller für 1 Tag in Wasser einlegen
4_Tintenleiter aus Federhülse treiben
5_Schaft mittels Halbschalen (aus weichem Holz) fixieren
__Schaft am hinteren Ende leicht erwärmen, z.B. mit einem Haartrockner oder im warmen Wasser
6_Kolbenmechanik mit einem weichen Holzstab von Vorne nach Hinten heraustreiben

Viel Erfolg Euch allen.

Zollinger
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werner
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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von werner » 15.06.2009 17:42

Hallo Christof,

vielen Dank für den aufschlußreichen und sehr anschaulichen Beitrag über die Zerlegung der Modelle 400 und dem Modell 140. Aus mehreren Anfragen weiß ich, dass eine Vielzahl von Sammlern und Nutzern solcher Modelle, diesen Beitrag äußerst nützlich finden werden. Und hier gilt wieder einmal der wahre Satz: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Die Anzahl der Aufrufe in der kurzen Zeit, seit dein Beitrag eingestellt wurde, zeigt doch das Interesse der Leser.

Viele Grüße
Werner
Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift. (Friedrich Dürrenmatt)

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Zollinger » 15.06.2009 17:59

Hallo Werner

Freut mich wenn's gefällt...und das muss doch ausgenützt werden, jetzt wo man Bilder auf Penexchange einstellen kann!

Ich glaube auch das die Anleitung einem Bedürfnis folgt. Jetzt fehlt nur noch ein Hersteller, der (endlich) Ersatzkolbendichtungen für die Pelikane anbietet! Bei Pelikan selbst (wie auch bei allen anderen Füllerherstellern) können ja keine einzelnen Ersatzteile bezogen werden.
Das würde einem noch grösseren Bedürfnis entsprechen...

liebe Grüsse
Christof Zollinger

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von absia » 19.06.2009 17:13

Grüß dich, Christof!

Herzlichen Dank für den aufschussreichen Bericht! In der Kürze liegt die Würze. Aber ein paar Fragen ergeben sich für mich beim näheren Hinsehen:
- Welches Holz kannst du für die Halbschalen empfehlen?
- Gibt's solche zu kaufen oder muss man sich die selbst herstellen?
- Gibt es evtl. Ersatzmaterialien? Kunststoffe vielleicht? Vollgummi?
- Welches Hilfsmittel kannst du empfehlen für die Austreibung der Kolbenmechanik? Auf deinem Bild sieht das Ding aus wie eine Art Pfeifenstopfer, wäre dann aber wohl viel zu dick.
- Wo setzt du es an bzw. wie dick muss (darf) es (höchstens) sein?
- Muss das Gestänge vorher aufgedreht, d. h. der Füllknopf herausgedreht werden?
- Bleibt das schwarze Vorsatzstück an der Binde dran?
- Sind meine Fragen vielleicht auch nur doof?
- Bin letztlich ich d...?
Du siehst: So ganz hat mich der Mut noch nicht übermannt, einen Versuch zu starten.

Grüßle
Peter
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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Zollinger » 20.06.2009 16:03

Hallo Peter

Alles halb so wild! Dann mal der Reihe nach:

1. Weiches Holz heisst irgend ein Nadelholz wie Fichte , Tanne etc... Balsaholz ist bestimmt auch geeignet.
2. Die gibts nirgends zu kaufen. Ist aber ganz einfach herzustellen. Zuerst in der Mitte durchbohren (Durchmesser 12mm), dann entzweisägen.
3. Andere Materialien gibts bestimmt, aber Holz ist billig und einfach zu bearbeiten.
4. Zum Austreiben einen Dübelstab aus Buchenholz verwenden. Durch messer 5mm, Länge ca. 10cm
5. Wichtig: Der Drehknopf muss beim Austreiben eingedreht sein. D.h. Kolben in "Normalstellung" also hinten. Nur so werden die Kräfte gut von Kolben auf die Spindel, den Drehknopf und schlussendlich auf das Kolbengehäuse übertragen und die Gewinde möglichst wenig belastet.
6. Was meinst Du mit schwarzem Vorsatzstück?
7. Deine Fragen sind durchaus berechtigt.
8. Nein.

Ein weiterer Tip: Sollte die Kolbendichtung undicht gewesen sein, und Tinte in die Mechanik gekommen sein, versuch unbedingt diese aufzuweichen. Dies erreichst Du, indem Du den Kolbenmechanismus betätigts, wenn auch das hintere Ende des Füllers unter Wasser ist. So gelangt Wasser auch hinter den Kolben. Dafür muss aber die eingetrockenete Tinte im Tank ganz aufgelöst sein. Sonst geht die Dichtung noch mehr kaputt.

Hoffe dies hilft weiter.

Gruss Christof

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von absia » 20.06.2009 17:43

0Lieber Christof!

Herzlichen Dank für deine aufschlussreichen Antworten und deine (Wieder-)Aufbauversuche! Mit dem schwarzen Vorsatzstück meine ich das schwarze Teil (Bild 5) links neben deinen grünen Pfeilen in dem der Tintenleiter steckt.

Nochmal vielen Dank und schönes Wochenende!
Peter
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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Zollinger » 21.06.2009 14:04

Hallo Peter

Du meinst das Griffstück. Dies ist, wie bei Pelikan immer, und ganz im Unterschied z.B. zu Montblanc oder Soennecken, fest mit den Schaft verbunden. Bei Pelikan sind Schaft und Griffstück an einem Stück. Das war schon bei den späteren Modellen des Pelikan 100 so. Die gestreifte Binde ist darüber gestülpt, und kann nach längerem Wässern in den meisten Fällen auch abgezogen werden.

Hoffe dies hilft weiter.

Gruss
Christof
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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Münsterländer » 25.06.2009 13:45

Hallo, Christof,

auch von mir ein Kompliment zu dem auch grafisch sehr gelungenen Bildbeitrag zur großen Zerlegung der Pelikane 400/140.
Christof Zollinger schrieb: hat geschrieben: Bei Pelikan sind Schaft und Griffstück an einem Stück. Das war schon beim Pelikan 100 so. Die gestreifte Binde ist darüber gestülpt, und kann nach längerem Wässern in den meisten Fällen auch abgezogen werden.
Offensichtlich hast Du auch Erfahrung mit dem Abstülpen (oder sich lösen ohne Eigeneinwirkung) einer Binde von einem Schaft.
Wie in meinem Beitrag "PELIKAN 100: das Geheimnis der losen Binde" nachzulesen ist, habe ich genau dieses Problem.
Kannst Du mir einen Tipp geben, wie die lose Binde bei meinem PELIKAN 100 sauber und dauerhaft wieder mit dem Schaft zu verbinden ist ???

Danke bereits jetzt.

Grüßlis, auch an alle Mitlesenden
Ewald

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Zollinger » 25.06.2009 14:11

Hallo Ewald

Wenn Die Binde einigermassen satt sitzt würd ich sie mit etwas Schellack einfach in Position leimen. Schellack hat den Vorteil, das er sich auch wieder löst bei langem Wässern. Nimm aber nicht zuviel. Wenn sie aber Luft resp. Spiel hat, auch in Position, tja dann kann man wahrscheinlich nicht viel machen. Offensichtlich ist Dein Schaft geschrumpft. Ist es einer mit braunem Fenster? Wenn nein, verwundert mich das sehr, weil die grünen Bakelitschäfte eigentlich nicht schrumfen...
Das beste wäre: Schick Deinen Füller doch einfach einem Fachmann. Adressen findest Du im Forum bestimmt.

liebe Grüsse
Christof

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Münsterländer » 25.06.2009 15:23

Hallo, Christof,

zunächst DANKE für Deine schnelle Antwort.

Die Binde an meinem 100er sitzt in korrekter Position schon fest und wackelfrei; ich bin nur in der Lage, sie beim Drehen (z.B. des Füllknopfes) zu lösen und nach vorn zu streifen.

Ich glaube deshalb eher nicht an Schrumpfung des Schaftes.

Braunes Tintensichtfenster ?? Kann ich nicht finden. Oder meinst Du den "nackten" Schaft unterhalb der Binde (normalerweise nie sichtbar), der m.E. schon grün wirkt/aussieht.

Ich habe 3 Fotos (ziemlich groß, leider eines etwas unscharf) in meinem Beitrag ("PELIKAN 100: das Geheimnis der losen Binde") hinterlegt, da sieht man den Füller (m.E.) ziemlich gut. Kannst Du mal schauen ??

Abschließend: das mit dem Schellack würde ich gern mal versuchen. Jedoch: wo kauft man soetwas heutzutage ??

Grüßlis
Ewald

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Zollinger » 25.06.2009 15:41

Ewald

Die Bilder hab ich gesehen. Bei der Farbe war ich mir nicht sicher. Scheint als wäre kleben die Lösung. Wenn die Binde ansonsten satt sitzt, sollte eine nicht allzugrosse Klebefläche reichen zur Fixation.

Schellack gibts im Farbenfachhandel (Schellackpolitur) oder in einer Drogerie (heisst das in Deutschland auch so?).

Bei Unsicherheit aber besser Fachmann fragen.

liebe Grüsse
Christof

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Münsterländer » 25.06.2009 15:48

Hallo, Christof,

sowohl Farbenfachhandel als auch noch die gute alte Drogerie gibt es in unserem Örtchen noch. Ich versuch´s mal mit dem Schellack. Werde sehr vorsichtig zu Werke gehen und eine nicht zu große Klebefläche wählen.

Ganz lieben Dank für Deine Hilfe.

Grüßlis

Ewald

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von G_Paesold » 05.07.2009 23:50

Hallo Christof

Zunächst mal herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Passenderweise habe ich vorgestern meinen ersteigerten, alten Pelikan 400 erhalten und diesen heute mal 'bearbeitet'. Beim Zerlegen hatte ich Hemmungen (und auch nicht die Werkzeuge) um die Mechanik wie von Dir beschrieben auszutreiben. Deshalb habe ich es dann mit Wärme versucht. Normalen Haarföhn genommen auf mittlere Hitze eingestellt, den Stift in die Hand genommen und vorsichtig 'angeföhnt' innerhalb von ein bis zwei Minuten konnte ich die Mechanik rausziehen. Hat super geklappt.
Da Du ja die 'mechanische' Variante empfiehlst, wollte ich gerne fragen, ob Deine Methode Vorteile gegenüber der Wärmemethode hat? Ist die Wärmemethode heikel und habe ich einfach nur Glück gehabt oder hängt das von der persöhnlichen Vorliebe ab.

Übrigens: der alte 400er mit einer OBB Feder ist sensationell zu schreiben und seit heute einer meiner Lieblings-FHs :-)

Beste Grüsse
Günther

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Zollinger » 06.07.2009 7:35

Hallo Günther

Besten Dank für Deine Erfahrungen.
Ich bin natürlich kein Profi, und habe hier lediglich meine persönlichen Erkenntnisse geteilt. Es gibt wie man sieht immer verschiedene Methoden zum Ziel zu kommen.

Wie ich jedoch weiss, arbeiten Profis im allgemeinen eher mit Wärme als mit "Gewalt". Ich persönlich habe wenig Erfahrung damit, und auch einen gewissen Respekt, da sich die Wärme gerade mit gewöhnlichen Haushaltgeräten schlecht kontrollieren lässt. Auch habe ich irgendwo gelesen, das Zelluloid um die 70°C weich wird.

Ansonsten gratuliere ich zur gelungenen Restauration und wünsche viel Spass mit dem 400'er.

Christof

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Re: Pelikan 400 und 140, die grosse Zerlegung

Beitrag von Zollinger » 08.07.2009 7:34

Zollinger hat geschrieben:Hallo Günther

Besten Dank für Deine Erfahrungen.
Ich bin natürlich kein Profi, und habe hier lediglich meine persönlichen Erkenntnisse geteilt. Es gibt wie man sieht immer verschiedene Methoden zum Ziel zu kommen.

Wie ich jedoch weiss, arbeiten Profis im allgemeinen eher mit Wärme als mit "Gewalt". Ich persönlich habe wenig Erfahrung damit, und auch einen gewissen Respekt, da sich die Wärme gerade mit gewöhnlichen Haushaltgeräten schlecht kontrollieren lässt. Auch habe ich irgendwo gelesen, das Zelluloid um die 70°C weich wird.

Ansonsten gratuliere ich zur gelungenen Restauration ubnd wünsche viel Spass mit dem 400'er.

Christof
Günther

In der Zwischenzeit habe ich auch die "Föhnmethode" ausprobiert an einem Pelikan 400 NN. Resultat: positiv. Auch diese Methode kann durchaus weiterempfohlen werden.

Grüsse Christof

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