Ich suche einen Souverän - nur welchen bloß?

[The Rob]

Eben habe ich den M805 aus dem Tintenturm abgeholt und kann dieses Thema jetzt fast abschließen. Aber nur fast, denn ich wäre nicht ich, wenn ich nicht einen Fortsetzungsroman schreiben würde.

Die Feder des M805 wurde gerichtet, Tintenleiter und Ring wurden ausgetauscht.
Es fühlt sich an wie ein komplett anderer Füller. Vorher hat die Feder gesungen und der Fluss war wirklich enttäuschend (weniger als der M400 meiner Mutter und extrem viel weniger als der M1005), jetzt ist er nahezu gleichauf mit dem M1005.
Mein Urteil: Wenn der M805 von Anfang an so geschrieben hätte, dann hätte ich wohl nicht nach dem M1005 gesucht. Ich wäre weit genug zufrieden gewesen, dass ich den mehr als doppelt so hohen Preis (neuer M1005 EF vs. gebrauchter M805 F) nicht investiert hätte.
Nun habe ich aber nunmal beide, und muss endgültig entscheiden, welchen ich behalte, schließlich will ich nicht mehrere Füller haben. (Die Pointe kommt noch).
Den M1005 mag ich lieber. Das ist einfach die passende Größe für mich, und auch das kleine bischen mehr Fluss liebe ich einfach. Ich stelle im direkten Vergleich fest, dass mich mein Gefühl nicht getäuscht hat, die EF des M1005 ist definitiv nicht schmaler als die F des M805, tendenziell sogar marginal breiter.
Wie gerne hätte ich eine EEF...
Da passt es ganz hervorragend, dass man gerade die schwarz-grünen M1000 im Internet hinterhergeschmissen bekommt. Meiner kam letzte Woche an, den habe ich eben Zwecks Federüberprüfung (für den Tausch muss die Feder neu sein) abgegeben, und wenn damit alles in Ordnung ist wandert der bei mir in den Schrank, und irgendwann bekommt der eine EEF-wünsch-dir-was-Feder.

[The Rob]

Ich bin ja immer noch den Vergleich der verschiedenen Füller schuldig, hier kommt er endlich.
Interessant ist da, dass der M200 mit M-Feder, der M805 mit F-Feder, und der M1005 mit breit ausgefallener EF-Feder alle ungefähr gleich breit schreiben. Nur der M400 mit M-Feder ist etwas breiter, fällt aber auch kaum auf.

Primär ging es aber um den Vergleich des Flusses, basierend auf der Ausgangslage, dass der M400 (erwartbar) deutlich mehr Fluss hatte als der M200, aber unerwartet auch deutlich mehr als der M805. Beim M805, der einen Fluss so "mager" wie der M200 hatte, half nur der Werksservice mit Tausch des Tintenleiters. Ich habe nur eine Schriftprobe nach der Behebung des Fehlers, leider nicht von vorher.

Weil ich hier viele Tinten hintereinander aus den selben Füllern schreiben musste, waren alle Füller frisch gespült, nur mit Papier getrocknet und dann direkt befüllt. So sind alle Tinten hier vermutlich leicht verdünnt. Dadurch dass alle Tinten diesen Offset haben, sollte eine Vergleichbarkeit gegeben sein. Der Scan verfälscht die Darstellung natürlich auch, aber ebenso für alle gleich. Das Papier ist Oxford Optik Paper 90g.
Einzige Ausnahme dieser Vorgehensweise ist die Edelstein Tanzanite im M400, die zum Testzeitpunkt bereits länger eingefüllt war, dies sieht man am Ergebnis eindeutig.

Pelikan Edelstein Tanzanite:
Nur der M200 fällt so richtig aus der Reihe, die echten Souveräne sind nah beieinander. Der M400 hat aus den oben genannten Umständen "den meisten Fluss" bzw. eben durch die fehlende Verdünnung die kräftigste Farbe, aber M1005 und dann M805 kaum dahinter.
Moonstone:
Der M1005 mit dem meisten Fluss, der M400 auf dem zweiten Platz.
Aus dem M200 hat mich die Moonstone (blass und nichtssagend) total enttäuscht, aus dem M1005 gefällt sie mir recht gut.
Man erkennt an den deutlichen Unterschieden das sehr hohe Shadingpotential der Tinte

Pelikan Edelstein Tanzanite, Moonstone (Large).jpg (428.56 KiB) 1821 mal betrachtet

Bei den Pilot Iroshizuku Tinten ein anderes Bild, die Unterschiede sind deutlich geringer.
M1005 und M400 sind quasi gleichauf; aus dem M1005 ist die Tinte so minimal kräftiger, dass der M400 durch die etwas höhere Strichbreite farblich gleich wirkt. Der M805 ist bei genauem Hinsehen minimal schwächer, und erst der M200 hat erkennbar weniger Fluss, aber auch bei weitem nicht so deutlich wie bei den Pelikan Tinten.

Pilot Iroshizuku kiri-same, fuyu-syogun (Large).jpg (425.9 KiB) 1821 mal betrachtet

Fazit: Der M1005 liefert das was man ihm nachsagt, den nochmal deutlich stärkeren Fluss als die anderen Souveräne, aber der M400 Oldstyle mit seiner weicheren Feder kann das auch.
Der M200 wirkt im Vergleich trocken, obwohl er es für sich allein gestellt nicht wirklich ist.

[The Rob]

Mein grüner M1000 ist von der Federüberprüfung zurück, mit der Feder war wie zu erwarten alles in Ordnung... Also wurde sie gegen eine andere B getauscht.
Der prüfende Mitarbeiter hat das also wohl als Reklamation verstanden, und daher "aus Kulanz die Feder getauscht".
Mir solls recht sein, dem erneuten Tausch gegen eine S-Feder steht jetzt jedenfalls nichts im Wege.
Bis dahin habe ich das gute Stück im Schrank im Büro eingeschlossen, damit ich nicht in Versuchung komme.

[hoppenstedt]

@TheRob ohne Namen:
Danke für den sehr ausführlichen Vergleich!
Toll gemacht, aufschlussreich und sicher mühevoll.

[Dino2008]

Um den Tintenfluss der eigenen Pelikane in eine Rangordnung zu bringen, mag ein solcher Vergleich sinnvoll sein.
Über der Tintenfluss der 200er (800er, …) Pelikane sag solch ein Vergleich wenig (nichts) aus. Dazu fallen die 200er-Federn dann doch zu unterschiedlich aus. Gleiches gilt für die anderen Pelikan-Modelle.
Genormte Federn gibt es vermutlich bei keinem Schreibwarenhersteller.
Meine 205er- Goldfedern (M) hat z.B. einen wesentlich intensiveren Tintenfluss als meine 800er-Goldfeder (M).

Gruß
Dieter

[Dino2008]

Noch eine Ergänzung …

Vermutlich lassen sich selbst die eigenen Pelikane, genauer ihre Federn, so nicht einordnen.
Wird das eine Modell häufiger benutzt als das andere, offenbart sich ein Unterschied im Tintenfluss.
Auch der Füllstand der Tinte im jeweiligen Füller wirkt sich auf das Schriftbild aus: Je weniger Tinte sich im Tank befindet, je mehr sich ausdehnende Luft im Tank ist, umso feuchter schreibt die Feder.

Gruß
Dieter