Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

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Christoph83
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Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von Christoph83 » 09.05.2021 8:59

Hallo zusammen

Vor ein paar Monaten habe ich mich hier registriert, war aber schon vorher stiller Mitleser. Nun habe ich eine Frage und möchte die Gelegenheit nutzen, mich kurz vorzustellen.

Ich komme aus dem Alpenland (Schweiz), bin 40 Jahre jung/alt und schreibe seit jeher mit Füllfederhaltern. Im Laufe der Jahre besass ich mal mehr, mal weniger Füller (z.B. Waterman Allure, Lamy Scala), aber nie teurere Modelle. Als jedoch mein etwa 20-jähriger Lieblingsfüller letztes Jahr zu Bruch ging, erwarb ich meinen ersten teureren Füllfederhalter, einen GvFC Guilloche mit B-Feder, und wurde dadurch vom Füller-Virus neu infiziert.

Um auch etwas kleinere Notizen schreiben zu können, folgte ein Pelikan M805 mit M-Feder, von welchem ich hellauf begeistert bin: super Tintenfluss und sehr angenehme Schreibhaltung für meine etwas grösseren Hände.
Dann ergab sich die Gelegenheit, einen M1005 Stresemann (ebenfalls medium) zu erwerben. Ich war mir bewusst, dass die Feder des M100x in einer anderen Liga spielt. Trotzdem bin ich nun etwas unsicher was die Schreibgeräusche angeht. Der Tintenfluss ist satt (Iroshizuku aso-gao), aber der M1005 gibt beim Schreiben so eine Art „schleifende“ Geräusche von sich, die - wie ich meine - auch leicht spür- bzw fühlbar sind. Als Quietschen oder Kratzen würde ich es nicht unbedingt bezeichnen. Das Papier hat keinen nennenswerten Einfluss, ich verwende normales Druckerpapier und einen Rhodia-Notizblock.

Könnt ihr mir bestätigen, dass ein gewisses Mass an Geräuschen während dem Schreiben, die an leichtes Schleifen erinnern, „normal“ sind? Der M805 schreibt sich im Vergleich zum M1005 etwas leiser/weicher, der GvFC (mit B-Feder) nahezu lautlos und butterweich.

Oder entdecke ich hier das sogenannte Feedback der Feder? Gehe ich falsch in der Annahme, dass hochwertige (Gold-)Federn weich und nahezu lautlos schreiben sollen? Da ich bisher nur Stahlfedern besass, fehlt mir gewissermassen die Vergleichsmöglichkeit und natürlich auch die Erfahrung.

Bitte entschuldigt, das war nun doch nicht nur eine Frage. :-)

Ich freue mich auf kurze Rückmeldungen und wünsche noch ein schönes, sonniges Wochenende.

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Edelweissine
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von Edelweissine » 09.05.2021 9:17

Hallo Christoph,

es gibt bei jedem Füller charakteristische Schreibgeräusche, da eben jede Feder ein bisschen anders ist. Es gibt singende Federn, solche, die ein Bleistiftgefühl erzeugen, lautlose, krächzende...
Tinte und Papier beeinflussen das Schreibergebnisebeno wie die Hand, die ihn gerade führt, drucklos oder -voll, verdreht oder gerade aufgesetzt, exakt oder reverse.
Und das schlägt sich beim Schreibgeräusch nieder, was absolut nicht ungewöhnlich ist.
Das wäre mal eine Quizidee: Hört mal, welcher Füller hier schreibt!
Gruß,
Heike

Namx3

Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von Namx3 » 09.05.2021 9:20

Nicht jeder Goldfeder schreibt Butterweich. Es gibt auch stahlfeder die von schreibgefühl her weicher schreiben als Goldfeder.
Es ist nicht die Goldfeder oder die Stahl oder Titan sonst was das es das Papier berührt sonder das Iridium Schreibkorn.

Zb ich nehme mal den Vergleich Pelikan 140 df feder das hat eine 14k goldfeder, Pelikan m200 oldstyle .Und der m200 schreibt Butterweich obwohl das eine stahlfeder hat. Den Pelikan 140 df feder schreib angenehm, aber es fühlt sich nicht Butterweich an sondern etwas starr die feder und Fühlt leicht wie so ein weichen Bleisteift an.
Und zum thema flexibler Stahlfeder vs Goldfeder. Es heißt nicht unbedingt das eine Goldfeder flexibler ist als eine Stahlfeder. Zb die df feder ist starrer als die Stahlfeder von mein m200 Nur so als Beispiel.

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moebiusband
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von moebiusband » 09.05.2021 9:43

Das ist eine komplexe Geschichte und da spielen viele Faktoren rein. Ich bin kein Experte, aber selber stelle ich einen Einfluss der Federform, des Materials, dem Poliergrad der Feder (ich poliere fast jede Feder bei neuen Füllern da die wenigsten meinen Vorlieben entsprechen), dem Papier (rauh oder glatt, und Rauhigkeiten gibt es ganz verschiedene), und auch das Schmierverhalten der Tinte und nicht zuletzt der Druck mit dem man die Feder auf das Papier presst.

Ich würde unterscheiden zwischen dem normalen Schleifton der entsteht wenn das Metall über das Papier gleitet und dem Fall wenn die Feder zur Schwingung angeregt wird und ein singender Ton entsteht.

Das Feedback (verbunden mit dem Schleifton) ist persönliche Vorliebe, manche mögen es wenn es wie auf Glas gleitet andere bevorzugen es wenn der Füller Feedback gibt wie ein Bleistift (inklusive Ton). Das mit dem singen empfinde ich als nervig und versuche Kombinationen zu nehmen die nicht singen :-).

Man muss da zwar keine Wissenschaft draus machen aber meine Erfahrung ist:
* Feine Federn neigen eher zum singen als breite
* Steife Federn wie zB die von Platinum singen auch nicht so gerne
* Das Papier muss eine gewisse Rauhigkeit aufweisen, glattes Clairfontaine und Tomoe River Papier singt weniger bis gar nicht
* Stahlfeder neigen ebenfalls für gewöhnlich nicht zum singen

Vg Jan

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desas
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von desas » 09.05.2021 10:01

Herzlich willkommen im Forum.

Die Feder des M1005 ist ja auch recht groß, insofern ist da auch mehr, das schwingen kann.

Mein Dicker singt überhaupt nicht.

Nur zur Sicherheit: Die Federschenkel stehen exakt zueinander?
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von Sabine » 09.05.2021 10:03

Lieber Christoph,
erstmal herzlich willkommen hier im Forum!
Mein M1000 macht auch stärkere Geräusche beim Schreiben als der M800, ich denke, es kommt von der enormen Größe der Feder. (Ganz lautlose Füller sind mit verdächtig, ich mag ein gewisses Feedback.) Allerdings gibt es auch einen gewissen Einfluß der verwendeten Tinte, manche schreiben sich glatter, andere trockener - die sind dann auch „lauter".

pokpok
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von pokpok » 09.05.2021 10:10

Hallo, willkommen hier im Forum!
Ja, (m)ein M1000 macht Schleifgeräusche. Bei meinem hängts von der Stellung der Feder ab. Durch drehen um die Längsachse des Füllers kann ich das Geräusch aber auch vermeiden.
Liebe Grüße von
Matthias

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moebiusband
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von moebiusband » 09.05.2021 10:28

Ich hab zwar keinen M1000, aber man hört das der eher flexibel ist. Meine Vintage Füller mit semi-flex Federn bei denen das Material der Tines viel dünner ist neigen auch deutlich stärker zum singen.

Christoph83
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von Christoph83 » 09.05.2021 12:14

Wow ich bin überwältigt, herzlichen Dank euch allen für die vielen Antworten und Inputs!

Gerade eben habe ich erneut einige Zeilen auf normalem Druckerpapier geschrieben wobei mir aufgefallen ist, dass sich der Füller geräusch-mässig sogar auf ein und demselben Blatt Papier auf der Vorderseite anders verhält als auf der Rückseite.

Bei den ganzen Infos hat sich mir noch die Frage gestellt, ob ich den M1005 eventuell noch ein wenig "einschreiben" und beobachten soll, wie es sich entwickelt (ich besitze ihn erst seit ein paar Tagen). Grundsätzlich bin ich ja sehr zufrieden und glücklich, auch die Strichbreite passt für mich perfekt.

Es wurde noch die Frage aufgeworfen, ob die Federschenkel allenfalls versetzt sind. Ich versuche mal, ein Foto vom Schreibkorn einzufügen. Der eine Schenkel ist minimal höher als der andere.

Nochmals vielen vielen Dank für eure Antworten! :-)
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von SpurAufPapier » 09.05.2021 12:38

Dieser Versatz ist (mit) die Ursache. Wenn Du als Rechtshänder beim Schreiben die Hand um die Füllerachse leicht nach außen kippst, ist alles in Ordnung, wenn Du sie gerade hältst, bleibt der linke Federschenkel minimal in den Rauigkeiten der Papieroberfläche hängen und fängt an zu schwingen, das ist dann das Geräusch.
Ich würde die Feder reklamieren oder selbst nachbearbeiten (hängt vom Alter des Füllers und Deinem Mut ab).
Grüße
Vikka

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moebiusband
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von moebiusband » 09.05.2021 14:00

Meine beiden neugekauften Pelikan Füller (M605 und M805) haben beide eine Nachbearbeitung gebraucht um Ihre beste Seite zu zeigen. Der EF M605 war komplett unbrauchbar (kratzig und trocken) und schreibt jetzt super. Die Füller sind ja (meist) nicht defekt, sondern einfach nicht optimal eingestellt. Ich denke das bei deutschem Arbeitslohn nur minimal Zeit ist die Füller zu testen, sonst ist der Profit komplett im Eimer. Pelikan Füller werden schon in Deutschland montiert, oder? Wobei das bei einem so teueren Füller wie dem M1000 natürlich trotzdem ärgerlich ist.

Ich habe mir das Einstellen und tunen autodidaktisch im leider eingestellten Youtube Channel von Matt Armstrong (The Pen Habit) angeeignet:
https://www.youtube.com/watch?v=uuq9tuKRbCY
https://www.youtube.com/watch?v=1YRnN99412o
https://www.youtube.com/watch?v=9gVxmrqwukI

Falls man kein totaler Grobmotoriker ist bekommt man das hin. Man muss halt am Anfang mit Geduld und Vorsicht dran gehen.

Vg Jan

Christoph83
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von Christoph83 » 09.05.2021 17:52

Danke euch für die Hinweise und Tipps, ich bin wirklich überwältigt von diesem Forum! :-)

Es überrascht mich, dass sich der minimale Höhenunterschied der Schenkel derart auf das Schreibverhalten auswirken könnte.

Da der Füller praktisch neu ist (besitze ihn erst seit ein paar Tagen), werde ich wohl lieber nicht selber versuchen, etwas zu richten. Danke aber trotzdem für die Links zu den sehr interessanten Videos! Ich werde mich an einem meiner günstigeren Füllern versuchen. ;-)

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The Rob
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von The Rob » 09.05.2021 18:11

Wenn er neu ist, kannst du ihn auch zu Pelikan schicken, die stellen den dann ein.

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HeKe2
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von HeKe2 » 09.05.2021 20:58

Ganz so ungewühnlich ist das Problem nicht, wie du hier sehen kannst.

Mich hat also auch die Geräuschentwicklung meines Stresemanns gestört und Dagmar ging es wohl nicht viel besser. Schlussendlich habe ich ihn zu Pelikan geschickt. Danach war er leiser, wenn auch nicht völlig geräuschlos und immer noch lauter als mein M800.

Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt und vermute als Ursache ebenfalls die flexiblere und damit vielleicht schwingungsanfälligere Feder oder auch die persönliche Handhaltung die, zumindest bei mir, bei diesem doch etwas größeren Füller etwas anders ist, als bei den kleineren Füllern. Wenn dich also die Musik stört, kannst du ihn zu Pelikan schicken, wenn es ein neuer Füller ist. Ist er älter, musst du ihn vielleicht auch ein wenig auf deine Hand "dressieren", was durchaus einige Zeit dauern kann.
Beste Grüße
Hermann

drjokl
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Re: Frage Schreibgeräusche M1000 / Vorstellung

Beitrag von drjokl » 10.05.2021 6:25

Was hier noch nicht als mögliche Ursache genannt ist, ist der Anpressdruck. Der M1000 mag m.E. eine sehr leichte Hand. (Er schreibt schon vom schieren Eigengewicht perfekt.)
Ich würde mal probieren, gar keinen Druck auszuüben.
Gruß Jörg

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