Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

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Canoves
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Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

Beitrag von Canoves »

Liebe Füllergemeinde,

bei meinem letzten Besuch bei einem Schreibwarenhändler fiel mir der Pelikan Ductus auf.
Kann einer etwas zum Ductus sagen?

Vielen Dank für Eure Meinungen.

Gruß
Hans-Peter
Gerry
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Re: Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

Beitrag von Gerry »

Hallo Hans-Peter,
mit dem Ductus schreibe ich seit knapp zwei Jahren, mit Federstärke "M". Ich haben ihn mir gleich aus der frischen Schaufensterdekoration meines Händlers gekauft :wink:

Die Haptik ist wunderbar und optisch ist der Füller ein Hingucker. Die Dekorstreifen sind aufwändige Einlagen aus Silber und nicht eingelasert, wie beim Thomas Mann von Mb.

Der Füller hat etwa die gleichen Abmessungen wie ein M800, den ich heute noch enmal zur Probe in der Hand hatte. Der Ductus ist allerdings deutlich schwerer als der M800. Ich würde aber auch sagen, gefühlt ist der Ductus ist etwas leichter als der Thomas Mann von Mb. Ohne Kappe nivelliert sich der Unterschied aber. Die Kappe vom Thomas Mann ist schon ein Brocken.

Bis zum Kauf des Ductus habe ich zwei Jahre mit dem Lamy 2000 geschrieben und war auf der Suche nach einer Alternative, da dieser in die Werft musste. Die Umstellung auf den Ductus war schon beträchtlich, was aufgrund der beiden doch völlig unterschiedlichen Federformen nicht verwunderlich ist. Anfangs hatte ich immer das Gefühl, die breite Keilform der Ductus-Feder versperrt mir die Sicht auf den Strich. Das klingt etwas merkwürdeig, ich war halt die kleine Lanzette des Lamy gewohnt. Von daher kann ich mir den Ductus auch schwer mit einer "F" vorstellen, da würde ich Füller mit einer anderen Federform bevorzugen.

Die Strichstärke entspricht bei meinem Dutus dem, was ich unter einem satten "M" erwarte. Ich hatte da aus der Souverän Serie schon Exemplare in Federstärke "M", die hätte ich bestenfalls als "F" bewertet. Da möchte ich am Rande noch bemerken, weil ich gerade bei dem Thema bin, dass ich heute bei meinem M800 Probeschreiben, einen mit Feder "B" und "M" hatte, und beide einen gleichbreiten Strich auf das Papier brachten. Ist die Streuung wirklich so groß? Da kann man ja keinen mehr "blind" kaufen, weil einmal anderswo eine Stärke ausprobiert hat.

Die Feder des Ductus gleitet butterweich über das Papier, im Vergleich zum Lamy konnte ich anfangs aber mehr Widerstand spüren. Nach wenigen Seiten hatte ich mich an den Ductus gewöhnt und ihn sehr schätzen gelernt.

Der Ductus bringt Ruhe in den Schriftzug. Schnell Schreiben ist kann man mit ihm natürlich, aber ich habe im direkten Vergleich mit meinen anderen Füllhaltern beim Ductus das Gefühl, er glättet den Schriftzug von möglichen hektischen "Ausuferungen" in der Schreibbewegung.

Das Patronenhaltesystem finde ich etwas fummelig. Anfangs hatte ich nach dem Entfernen der leeren Patrone blaue Finger. Man muss sie halt mit dem Fingernagel durch den Schlitz im Halteschlitten heraus drücken oder den Stummel der Patronenöffnung mit einem Blatt Papier zwischen den Fingern greifen. Warum Pelikan aus dem Ductus keinen Kolben FH gemacht hat, bleibt deren Geheimnis.

Ich kann nur sagen, einfach mal in Ruhe testen.
Gruß
Gerhard
Canoves
Beiträge: 56
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Re: Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

Beitrag von Canoves »

Hallo Gerhard,

vielen Dank für Deine ausführlichen Beitrag.
Ich werde ihn bei Gelegenheit in Ruhe mal ausprobieren. Worauf ich nun besonders achten werde, ist das Gewicht. Wenn er schwerer ist als ein M 800, dann ist er wohl eher nichts für längere Schreibarbeiten.
Mal sehen.

Gruß
Hans-Peter
absia
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Re: Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

Beitrag von absia »

Hallo zusammen!

Ich kann Gerhards Ausführungen zum Ductus in allen wesentlichen Punkten bestätigen. Der Ductus ist m. E. ein auf eigenartige Art und Weise bisher unvollendet gebliebenes Werk und etwas für die Liebe auf den dritten Blick: Er sieht zweifellos sehr edel aus - auch schon aus der Distanz. Vor allem aber wenn Licht darauf fällt, ist er ein echter Hingucker und tritt in natura viel wirkungsvoller und schöner in Erscheinung als auf allen Bildern, die ich vorher gesehen habe.

Die erste "Enttäuschung" folgt mit dem Öffnen: So eine hässliche Feder hat kein zweiter Füller dieser Preisklasse. Sie ist nicht nur an der wichtigsten Stelle zusammengedetscht - wie der Franke sagen würde -, sondern auch noch rhodiniert (?), auch jeden Fall aber silbern eingefärbt. Bei einem ansonsten schwarzgoldenen Traumfüller einfach ein Augenschock!

Zweite "Enttäuschung": Leider schreibt die Feder auch so, wie sie aussieht. Satt zwar und ohne Aussetzer auch im Anschrieb, aber pickelhart und ohne jeden Hauch von Elastizität. Ein echter Schreibnagel also. Wer einen Lamy 2000 gewöhnt ist, wird sich umstellen müssen. Aber er ist ein echter Dauerschreiber und jeder Schreibsituation gewachsen. Gerhard trifft zudem den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt, dass der Ductus aufgrund seines Gewichts "Ruhe in den Schriftzug bringt". Das ist sehr gut beobachtet. Man führt ihn nicht so hektisch wie einen leichter Celluloid-Füller, womit die Schrift an Gleichmäßigkeit sowie Ausdruck und Charakter gewinnt.

Kurzum: Der Ductus kann ein idealer Füller sein für Menschen mit großen Händen, die viel schreiben müssen und keine Tintenflussabreißer und Anschreibherumzicker gebrauchen können, aber keine Probleme haben mit rigiden Federn und optischen Stilbrüchen. Ich habe ihn im Moment im Dauergebrauch als Korrekturfüller, wo er sich mit seiner OB-Feder bestens bewährt, weil sich die Strichstärke, je nach Bedarf, gut variieren lässt, ohne abzureißen. Groß- oder Grobkorrekturen sind also ebenso wie Feinkorrekturen gleichermaßen möglich, ohne dass dabei der Stift gewechselt werden muss.

Aber ich würde mir - reine Geschmackssache, ich weiß - von Pelikan eine gründliche Überarbeitung der Feder in optisch-stilistischer Hinsicht wie auch in schreibcharakteristischer Hinsicht wünschen. Auch dass es keine Kolbenfüllervariante oder die Möglichkeit, Konverter einzusetzen, gibt, halte ich für nachbesserungsbedürftig.

Im Ducktus steckt noch jede Menge Entwicklungspotential. Aber: Probeschreiben lohnt sich auf jeden Fall. Seit dem unseligen Liaison von Waterman hat mich kein Füller optisch so sehr angesprochen wie der Ductus. Zumindest die Macken des Liaison hat er auf keinen Fall.

Grüßle
Peter
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Saarländerin
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Re: Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

Beitrag von Saarländerin »

Vielen Dank, Gerry und absia, für die informativen Beiträge zum Ductus.
Ich bin seit einiger Zeit sehr an diesem FH interessiert, habe aber leider nicht die Möglichkeit, ihn mal in die Hand nehmen und probeschreiben zu können. Obwohl ich in einer Mittelstadt mit immerhin 50.000 Einwohnern lebe, existiert neben dem McPaper nur noch ein Schreibwarengeschäft, das sich mit wenigen Online-Füllern schmückt :cry: Auch der Kaufhof hat ihn nicht...
Aber vielleicht können mir die Mitglieder von Penexchange helfen:
Ich gehe heftig schwanger mit dem Ansinnen, dieses neuerliche Objekt meiner Begierde bei einem der beiden hier gut bekannten Versender zu erwerben, möchte diesen (und mir) allerdings den Aufwand mit Rücksendungen usw. gerne ersparen und frage deshalb:
Wenn man(n)/frau von der der Haptik und vom Schreibverhalten her gesehen den Souverän 800 mit F-Feder sehr mag, wird man(n)/frau dann auch den Ductus mögen? Oder sollte ich einfach nur weiterhin glücklich mit meinem großen Stresemann sein?
fragt grüßend die Saarländerin,
die allerdings dieses "Kribbeln im Bauch" wegen des Ductus einfach nicht los wird...
absia
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Re: Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

Beitrag von absia »

Liebe Saarländerin!

Ich kann dir da keinen Rat geben. Beide Stücke haben ihren Reiz und sind - obwohl aus demselben Haus - zwei vollkommen unterschiedliche Füllercharaktere. Obwohl gleichgroß wie der M800 wirkt der Ductus moderner und eleganter, so lange er die Kappe auf hat. Dennoch ist er deutlich schwerer (42 : 29 Gramm). Mit der Feder des M800 kann die derzeitige Ductus Feder weder in der Charakteristik noch in der Optik mithalten. Aber das sind ja alles, wie wir immer wieder lesen, höchst subjektive Eindrücke. Ich würde mir an deiner Stelle wirklich mal einen kommen lassen und ihn ausprobieren. Den muss man wirklich in der Hand gehabt und geschrieben haben. Für einen Blindkauf ist er auch zu teuer. Ein Auto kauft man ja auch nicht, ohne ein gleiches Modell Probe gefahren zu haben. Offensichtlich tendieren die Ductus-Federn tatsächlich mehr zur nächsten Breite als die Souverän-Federn. Meine Ductus-OB ist bei Vollauflage eher schon eine BB, was in meinem Fall meiner Schrift sehr bekommt, besser jedenfalls als die B meines M800. Ich fürchte daher, dass eine Ductus-F eher eine M-Feder sein dürfte. Das hat, glaube ich, auch Gerhard schon erwähnt. Mich würde dazu deine Meinung wirklich sehr interessieren, aber selbst verständlich auch die aller anderen Ductus-Besitzer.

Grüßle
Peter
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Saarländerin
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Re: Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

Beitrag von Saarländerin »

Vielen Dank, Peter, für exakt die Hinweise, die ich mir gewünscht habe.
Ich schreibe immer ohne Kappe, d.h. die beeindruckende Erscheinung dieses FH "wirkt" auf Benutzer und Betrachter (ohne Berücksichtigung der Feder) ähnlich wie ein schwarzer Souverän 800, der goldene Streifen am (recht großen?) Füllknopf trägt statt 2 goldenen Ringen wie mein gestreifter 800er...?
absia hat geschrieben:...Dennoch ist er deutlich schwerer (42 : 29 Gramm)...
Dieser in greifbaren Zahlen vorgenommene Vergleich hilft mir sehr viel weiter, denn meine Handschrift verliert bei zunehmendem Gewicht des FH an "Dynamik" und wird eher wieder schulmädchenhaft. Wenn das "Werkzeug" im Handling (für mich) zu viel Aufmerksamkeit erfordert, leidet das "Werk" - zumindest bei mir :(
Was die Optik der Feder angeht, so bin ich von dem Foto auf der Seite eines Anbieters auch sehr - milde formuliert - überrascht und nun hast Du, Peter, mir auch bestätigt, dass sie wohl nicht nur auf dem Foto "seltsam" wirkt im Vergleich mit den stilistisch (in meinen Augen) sehr gelungenen Federn der großen Souveräne. Vielleicht soll speziell mit der Feder "modern" suggeriert werden - aber ob die Zielgruppe derjenigen, die angesprochen werden sollen bzw. die sich gerne für schöne Füllfederhalter begeistern lassen, dies wirklich will, wage ich zu bezweifeln...denn ich sehe mich durchaus als zugehörig zu dieser Gruppe. Für mich ist die Feder, die offensichtlich tatsächlich so ausschaut wie auf den Fotos, irgendwie eine Art "Stilbruch" im Design dieses Füllers :(
Nochmals vielen Dank, Peter und Gerry, für die ausführlichen und informativen Beiträge.
Ob ich mir den Ductus tatsächlich bestellen werde...wohl eher nicht, denn für mich ist der Souverän 800 mit seinem dezenten und dennoch beeindruckenden Auftreten halt das Maß der Dinge und Geld ausgeben für ein Modell, das mir sehr wahrscheinlich weniger gut gefällt, muss nicht sein. Ich besitze inzwischen schon zu viele Füller, denen ich immer wieder eine Chance gebe, sie dann aber doch resigniert aus der Hand lege um zum Souverän zu greifen...
Dankende Grüße
von der Saarländerin Roswitha
Gerry
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Re: Pelikan Ductus - wer hat Erfahrungen

Beitrag von Gerry »

Hallo Saarländerin,
über das Schreiben meines Beitrags hast Du Dich gerade zu Wort gemeldet, bevor ich mein posting abgeschlossen habe. Nach dem Lesen Deines Beitrags muss ich meinen aber nicht sonderlich editieren.

Etwas raten kann ich Dir auch nicht - außer, den Ductus keineswegs blind zu kaufen.

Eine "F" habe ich auf dem Ductus noch nicht probiert. Diese Dikussion macht mich neugierig darauf, es bei Gelegenheit selbst einmal zu probieren. Ob eine Ductus "F" mit der eines Souverän vergleichbar ist, kann ich nur mutmaßen. Bei den Souveränen habe auch eine gewisse Toleranz in den tatsächlichen Breiten feststellen können. Vielleicht wäre das die erste "F", die meiner Handschrift wirklich steht.

Neben der Frage, ob die tatsächliche Strichstärke der Nominalbreite entspricht, bleibt das Schreibgefühl. Der Ductus vermittelt einen sehr direkten Kontakt zum Papier - eben weil die Feder nahezu nicht elastisch ist. Das mag man oder nicht. Der Strich über das Blatt ist aber weich. Mir persönlich kommt das entgegen, da ich ohne Druck schreibe. Das ist mir als kleiner Junge von meiner Oma so mit Nachdruck eingeimpft worden, wenn ich ihren alten Füller benutzen durfte und hat sich über die Schulzeit und die Jahrzehnte bis heute gehalten. Vielleicht ein Grund, warum ich mich noch vor den stark flexiblen Federn scheue, die ihr Potential wohl erst zeigen, wenn man mit variablem Druck schreibt. Ich scheife ab!

Also, was bleibt als Empfehlung? Probieren und entdecken!
Ich mag den Ductus - vielleicht auch, weil er in manchen Details so anders ist.
Gruß
Gerhard
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