Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

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Penman AK
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Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von Penman AK » 23.11.2021 8:05

Da ich in meiner kleinen Füller-Sammlung schon zwei M600/605 und zwei M1000 habe, spielte ich schon länger mit dem Gedanken, die kleine Pelikan-Familie vielleicht doch mit einem M800 abzurunden (und einen M605 abzugeben). Ich habe jetzt in den letzten Monaten drei Anläufe mit einem M800 gemacht und berichte mal meine Erfahrungen.

Der erste M800 mit F-Feder war direkt out of box eine Katastrophe. Mich begrüßten eine enorm kratzige, unangenehme Feder sowie ein Tintenfluß, der aus einer satten, dunkelblauen Tinte ein hellblaues Etwas machten. Zudem schaffte es dieser M800 nicht, auch nur einen einzigen schnelleren und etwas (!) schwungvolleren Federstrich ohne Tintenabriss zu produzieren - ein Verhalten, dass ich weder von meinen 600ern noch den 1000ern kenne. Getestet mit mehreren Reinigungen und Tinten, selbst mit den Edelstein-Tinten war keine Änderung festzustellen. Der Füller wurde also retourniert.

Gut, kann passieren. Also ein paar Wochen den nächsten Versuch gestartet. Dieses Modell kam von einem anderen Händler und ich dachte, jetzt lerne ich doch noch die M800er-Qualität kennen, von denen so oft berichtet wird. Dieses Mal eine M-Feder. Voller Freude betankt und losgeschrieben, schon bei den ersten Worten gemerkt, dass dieser M800 bei Aufstrichen leider regelmäßig Gedächtnisverlust hatte. Der Tintenfluß war besser als beim ersten Modell (wenn auch noch nicht Pelikan-typisch üppig), dafür hakte es bei jedem dritten oder vierten Wort entweder am Anfang oder auch mitten im Wort im Aufstrich. Dazu muss man wissen, dass ich die Füller naturgemäß leicht und sanft führe, aber damit hat keiner meiner anderen Füller von Pelikan oder auch anderen Marken irgendein Problem. Diese schreiben alle (!) unverzüglich und verläßlich an. Dieser M800 setzte immer wieder beim Aufstrich aus und erforderte dann deutlichen Druck oder mehrere Versuche, um die Mitarbeit wieder herzustellen, was natürlich einem kontinuierlichen Schreibfluß nicht entgegenkam. Nach drei Tagen (es hatte sich auch mit anderen Tinten und Reinigungsversuchen nicht gebessert) gab ich auf - das Schreiben mit diesem Füller machte mir einfach keine Freude, auch wenn er toll in der Hand lag und auch schwungvolle Bögen mit seinem Tintenfluß meisterte, aber die Schwäche bei Aufstrichen blieb.

Ich gab schon fast auf, da sah ich vor wenigen Tagen einen wunderschönen M800 Blue Dunes mit einer B-Feder. Einen letzten Versuch wollte ich machen und dachte, mit einer B-Feder bei einem Pelikan kann ich gar nichts falsch machen, die MUSS ja laufen. Beim Auspacken war ich sehr angetan von der Schönheit und Eleganz dieses Sondermodells, er sieht in Wirklichkeit noch schöner aus als auf den Produktfotos. Aufgetankt und losgeschrieben. Der Tintenfluß war zufriedenstellend (nicht ganz vergleichbar mit einer M1000 B-Feder, aber dennoch sehr gut), der M800 schrieb auch gut an. Ich war schon fast am Ziel meiner Wünsche, bis mir nach den ersten Sätzen auffiel, dass dieses Modell einen Sweetspot der Feder hatte, der noch enger war als bei einem Lamy 2000. Ich konnte es nicht glauben: selbst bei geringsten Verdrehungen versiegte der Tintenfluß schlagartig völlig, man „schrieb“ auf dem Trockenen. Ein Verhalten, dass ich von keinem meiner Füller kenne und das auch die ersten beiden M800 nicht hatten. Ich wurde in eine völlig unbequeme Schreibhaltung gezwungen, wenn ich mit diesem Füller über die Seite glitt, ansonsten sah ich einfach mitten im Wort gar nichts mehr. Die Feder war nicht verbogen und sah auch optisch absolut fehlerfrei und symmetrisch aus, aber das Verhalten war diesem Modell absolut nicht abzugewöhnen.

Ich bin ehrlich gesagt etwas entsetzt über die Fertigungsqualität der M800er Reihe und habe weitere Versuche eingestellt. Ja, man kann den Füller natürlich zum Pelikan-Service schicken. Aber wenn ich schon einige hundert Euro für so ein Produkt ausgebe, möchte ich eigentlich nicht als erste Amtshandlung den Füller einpacken und zum freundlichen Hersteller-Service schicken müssen, damit er irgendwann das macht, was er out-of-the-box schon machen sollte, nämlich einfach problemlos zu schreiben. Bei meinen M600 und M1000 war das auch nie ein Problem: auspacken, auftanken und genießen.

Gegenüber diesen drei M800er Spitzenprodukten war selbst die einfache F-Stahlfeder meines Faber Castell Loom für 45 Euro wie aus einer anderen Welt : sanft, lautlos, absolut feinfühlig und verläßlich in der Anwendung mit nie versiegendem Tintenfluß; jeder (!) noch so leichte Aufstrich sitzt und schwungvolle Bögen sind auch kein Problem - diese Feder würde ich jeder der drei M800er-Goldfedern vorziehen, die ich jetzt kennengelernt hatte.

Bin ich inkompatibel zum M800? :?: Hat Pelikan ein Fertigungsproblem mit den M800ern? Das kann doch eigentlich alles gar nicht sein… ich besitze vier Pelikane und habe viele weitere in der Hand gehabt - die laufen alle prima und so, wie man sich einen Pelikan vorstellt. Wieso habe ich beim M800 solche Probleme? Ich habe jetzt den Plan für einen M800 erstmal begraben, ich hab einfach keine Lust mehr, ein Testkunde zu sein.

Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann auf einem Stammtisch, das so oft beschriebene M800-Gefühl mit einem gut laufenden Exemplar zu erleben.
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24x30
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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von 24x30 » 23.11.2021 8:57

Hallo Andreas,

Deine Erfahrungen sind leider bedauerlich. Ich hatte bisher nur negative Erfahrungen mit gebrauchten Federn, Federn mit den jemand "gearbeitet" hat (was ist nicht immer klar). Pelikan hat mir diese bisher immer klaglos wieder auf Stand gebracht.

Meistens ist das Problem, daß entweder die Flügel der Feder etwas Versatz hatten, oder jemand dachte er können den Tintenfluß "einstellen".

Vielleicht unterstützt dich ein Forumskollege in deiner Umgebung mit einem Test eines funktionierenden, nur um für dich heraus zu finden ob es sich lohnt weiter zu experimentieren.

Viele Grüße

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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von Sabine » 23.11.2021 9:23

Lieber Andreas,
was Du mit den 800ern erlebst hast, kenne ich auch vom einen oder anderen 600er, wobei ich mittlerweile keine Scheu mehr habe, selbst Hand an die Feder zu legen. Von meinen beiden 800ern schrieb der erste fantastisch vom ersten Strich an, der zweite brauchte einiges an Bearbeitung (Federspalt vorsichtig weiten, einige Runden auf der Nagelpolierfeile), schreibt jetzt aber genauso traumhaft wie der erste. Wiegesagt hatte ich das aber auch bei 600ern erlebt.
Den Vorschlag, Dich mit anderen Foristen zu beraten, die Dir vielleicht praktisch helfen können, finde ich sehr gut.
Viel Glück und herzliche Grüße!
Sabine

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alt_genug
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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von alt_genug » 23.11.2021 9:56

Ich kann keine weiteren Hinweise geben, außer dem Erfahrungswert, dass bei mir zwei M805er Federn absolut klaglos funktionieren.

Ich finde aber den Vorschlag gut, mittels Test eines M80x, der von einem anderen Nutzer als problemlos empfunden wird, festzustellen, ob Du einfach eine gehobene Form von Pech hattest oder tatsächlich eine Art Inkompatibilität zwischen Dir und diesem Schreibgerät besteht.

Viele Grüße
Sebastian

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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von Epaphras » 23.11.2021 12:07

Ich muss sagen, dass ich auch leichte Probleme mit meinen 805ern hatte, einige (EF, F und M) mussten leicht auf Micromesh bearbeitet werden und sind etwas sensibel auf die Tinte. Mit Pelikan 4001 Blauschwarz läuft mein 805 f recht trocken. Musste damit etwas experimentieren. Aber dann schrieben sie gut.

Bauchnabelfussel
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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von Bauchnabelfussel » 23.11.2021 13:06

Oftmals liegt das Problem nicht außen an der Feder, sondern im Spalt. Mit minimal mehr Druck schreiben sich viele besser, weshalb ich ab und an, gaaaanz vorsichtig mit Micromesh die Kanten breche, dabei die feinste Körnung die ich habe, wobei der Tintenfluss meist deutlich erhöht wird. Wer zu viel macht, hat da nächste Problem des Babybottom....
Liebe Grüße
Marcel

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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von maggutefueller » 23.11.2021 16:29

m1000 auch nicht besser, könnte alles so schön sein...

pokpok
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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von pokpok » 23.11.2021 17:38

Bauchnabelfussel hat geschrieben:
23.11.2021 13:06
Oftmals liegt das Problem nicht außen an der Feder, sondern im Spalt. Mit minimal mehr Druck schreiben sich viele besser, weshalb ich ab und an, gaaaanz vorsichtig mit Micromesh die Kanten breche, dabei die feinste Körnung die ich habe, wobei der Tintenfluss meist deutlich erhöht wird. Wer zu viel macht, hat da nächste Problem des Babybottom....
Ja, alles richtig, woran es liegen könnte. Aber ein neuer Fülli sollte halt gar keine Probleme haben und einfach nur funktionieren.
Ich vermute, dass die Händler ihre Rückläufer los werden wollen.
Liebe Grüße von
Matthias

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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von Südwind » 23.11.2021 19:23

Penman AK hat geschrieben:
23.11.2021 8:05
Hat Pelikan ein Fertigungsproblem mit den M800ern? Das kann doch eigentlich alles gar nicht sein… ich besitze vier Pelikane und habe viele weitere in der Hand gehabt - die laufen alle prima und so, wie man sich einen Pelikan vorstellt. Wieso habe ich beim M800 solche Probleme? Ich habe jetzt den Plan für einen M800 erstmal begraben, ich hab einfach keine Lust mehr, ein Testkunde zu sein.
Also ganz normal schreiben sollten sie alle. Hast du denn einen der M800 beim Service gehabt? Pelikan hat doch einen hervorragenden Kundendienst.
Grüße
Robert

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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von 21prozent » 23.11.2021 20:12

Das klingt wirklich nach Pech, denke ich.

Habe ein F- und eine B-Feder für meinen M805. Beide sind echte „Arbeitstiere“. Funktionieren immer und sind somit auch immer Testkandidaten besonders für „staubtrockene“ Tinten.

Hätte ich dein Pech mit dem Stift, dann wäre ich es auch leid…
<Dirk>

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Fedora
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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von Fedora » 23.11.2021 20:28

Im Sommer gab es den M805 Blue Dunes relativ günstig bei Amazon. Da habe ich zugeschlagen, den ersten wieder zurückgeschickt (quietschende Kappe), die Ersatzlieferung war noch schlimmer -> ebenfalls zurückgeschickt. Beide habe ich gar nicht erst mit Tinte befüllt. Ob da wohl ein Haufen Restbestände zweiter Qualität verkauft wird...

Ende vom Lied, ich habe mir einen M805 Blue Dunes woanders gekauft, schreibt wie ein Traum :)

Im dritten Anlauf noch keine vernünftige Feder erhalten zu haben ist natürlich extrem. Ich würde mich an deiner Stelle an den Kundendienst von Pelikan wenden.

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Penman AK
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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von Penman AK » 23.11.2021 21:13

Südwind hat geschrieben:
23.11.2021 19:23
Hast du denn einen der M800 beim Service gehabt? Pelikan hat doch einen hervorragenden Kundendienst.
Nein, beim Service hatte ich keinen von denen.

Vielleicht bin ich ja ein wenig altmodisch, aber ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich bei einem Pelikan-Füller im Preisbereich von ca. 400 Euro erwarten kann, dass ich einen einwandfrei funktionierenden Füller out of the box erhalte. Schließlich möchte ja Pelikan von mir auch 100% des Kaufpreises haben, und ich erlaube mir dann, auch auf 100% Leistung wenigstens bei den Grundfunktionen (Schreiben) zu bestehen, ohne den Füller direkt nach Kauf erstmal zum Hersteller einsenden zu müssen und gebrauchsfertig machen zu lassen. Das schafft ja auch ein Lamy Safari für 20 Euro.
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Penman AK
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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von Penman AK » 23.11.2021 21:14

Fedora hat geschrieben:
23.11.2021 20:28
Im Sommer gab es den M805 Blue Dunes relativ günstig bei Amazon. ... Ob da wohl ein Haufen Restbestände zweiter Qualität verkauft wird...
Alle drei Füller stammten von unterschiedlichen Händlern: 1x Amazon, die beiden anderen von unterschiedlichen Fach-Einzelhändlern per Versand.
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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von maggutefueller » 24.11.2021 9:04

es wird ja noch besser: zahlt man eur 50 mehr für eine ef - sind diese fast nie wirklich ef und haben dieselben probleme, schwankungen. bleibt nur: beim z. b. amazonkauf konsequent zu tauschen oder in den preislich sauren apfel beißen und beim regionalen händler kaufen nach test. tja.

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Re: Pelikan M800 und ich - inkompatibel?

Beitrag von moskito-marcus » 24.11.2021 9:24

Total schade, dass Du solche Erfahrungen gemacht hast. Der Pelikan M80x ist mein absoluter Lieblingsfüller. Hab drei Stück davon und alle schreiben traumhaft, liegen gut in der Hand... Einer musste zum Service, weil er mir zu sehr kratzte, aber das ist bißchen das Risiko beim Onlinekauf, wenn man nicht vor Ort testen kann. Im stationären Handel hätte man dann einfach zu einem anderen gegriffen, der einem besser taugt.

Allerdings kann ich nach Deinen Erfahrungen verstehen, dass Du keine Lust mehr auf dieses Modell hast. Sie sind aber nicht alle so! :)
"Tomorrow there'll be sunshine
And all this darkness past"


("Land of Hope and Dreams", Bruce Springsteen)

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