Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

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Hustinettenbär
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Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von Hustinettenbär »

Als Peiner Bürger habe ich ja einen Bezug zu Pelikan und auch mehrere Kolbenfüller der Marke.

Im letzten Jahr machten allerdings einige lokale Artikel die Runde hier in der Umgebung, dass es um Pelikan leider nicht wirklich gut bestellt ist...z.B.
https://www.boersennews.de/nachrichten/ ... n/3076766/

Auch die Homepage ist nicht im besten Zustand- die aktuellen neuen Edelstein "Tinten des Jahres" finde ich aktuell z.B. nicht.

Weiss jemand aktuell wie es um die Marke Pelikan bestellt ist?

Wär schade um den Laden...
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Pelikan-Fan
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von Pelikan-Fan »

Ich habe da keine tieferen Einblicke, aber zwei örtliche Händler haben mir in den letzten Wochen berichtet, daß Pelikan momentan die Souverän-Modelle kaum liefern kann.
Viele Grüße

Thorsten
agathon
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von agathon »

Na ja, der Artikel ist ein Jahr alt. Da kann man jetzt kaum was zu sagen.
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bella
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von bella »

Kann jedermann im Bundesanzeiger nachlesen ….
Im Geschäftsbericht 2020 der Produktionsgesellschaft steht was von 3,8 Mio Jahresfehlbetrag die mit Sortimentsbereinigung und dem „Ansatz hochwertige Schreibgeräte in 2021 nicht durchgängig zu produzieren“
Die Tariflöhne (hauseigener Tarifvertrag) werden weiter gesenkt.

Bei der Vertriebsgesellschaft sieht es etwas besser aus - Jahresüberschuss 2020 5,9 Mio., über der Prognose.
Darin ist aber auch der Ertrag aus dem Vergleich eines langjährigen Rechtsstreits.
TeeKay
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von TeeKay »

Tja, statt es wie jeder andere zu machen und das margenstarke Premiumgeschäft auszubauen, geht Pelikan den umgekehrten Weg und scheint das Geschäft mit austauschbarer Massenware zu priorisieren, bei dem man mit China und Co. konkurriert. Dabei wäre gerade der Produktionsstandort Deutschland prädestiniert für eine Luxus-Premiumstrategie, bei der sie mit wenigen zehntausend Stiften im Jahr die Marge reinholen, um das Massengeschäft maximal automatisiert fortzuführen.

Die negativen Arbeitgeberbewertungen bei Kununu zeigen auch, dass das Festhalten an nicht funktionierendem nicht nur das von außen sichtbare Bild ist, sondern die Realität bei Pelikan. Entscheider, die nichts entscheiden, veraltete, abgenutzte Anlagegüter, keine Investitionen, keine Weiterbildung, Ideen, die eher blockiert als umgesetzt werden, keine Kommunikation, "haben wir schon immer so gemacht"-Attitüde, hoher Altersdurchschnitt der Belegschaft bei gleichzeitig unattraktiven Arbeitsbedingungen für neue Mitarbeiter...

Wenn im Mai 2020 ein Ex-Mitarbeiter als die positive Eigenschaft des Unternehmens erwähnt, dass das Gehalt pünktlich kommt und ein Jahr später selbst das nicht mehr klappte, dann gute Nacht.

Das Unternehmen wird abgewirtschaftet und herausgezogen, was noch geht. Ich würde mir keine Hoffnungen machen, dass es mit dem Management und vermutlich auch dem Besitzer noch einmal eine Kehrtwende gibt.
KaEff
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von KaEff »

Ich weiß nicht, ob das klappen würde. Der Premium-Sektor wird schon von einigen anderen Marken gut bedient.

In den vergangenen Wochen war ich in einigen Innenstädten unterwegs und den klassischen Schreibwarenhandel gibt es so wohl nicht mehr oder kaum noch. In den Städten auf die ich mich beziehe, gab es hochwertige Schreibgeräte einer Luxusmarke , sozusagen als Beisortiment, beim Juwelier (Hinweis für den Juwelier am Rande: bitte etwas mehr Aufwnd bei der Präsentation der Ware im Schaufenster, Stifte und Füllhalter müssen schließlich nicht schief in der vorgesehenen Mude hängen).

"Schulfüller" und einfachere Modelle bis um 30 Euro waren noch bei den "üblichen Verdächtigen" (Warenhaus, größere Drogeriekette oder eventuell Buchhändler) zu finden.
Wie hoch ist also die Bereitschaft, für einen Füller 300 Euro oder mehr auszugeben? Und neben der Bereitschaft dieses Geld auszugeben, es muss auch verfügbar oder "übrig" sein.
Ich denke, 90% der potentielen Kunden sind eher preisbewusst. Pelikan Patronen ,4001 Standard zu 6 Stück, liegen im Moment bei etwa 1,80 UVP. Für wenige Cent mehr bekommt man aber auch ein Glas mit 50 Patronen einer EIgenmarke. Und seitdem wir uns gefühlt in einer Dauerkrise befinden, brauche ich nicht zu erklären, dass gespart werden muss.
Aspekte wie Qualitätsbewusstsein, ästhetisches Empfinden und ähnliche Bewertungskriterien lasse ich unbeachtet.

Ich sehe hier einen Wandel der Prioritäten. Und ich bin der Meinung, es könnte auch noch weiteren Marken/ANbietern der Branche die Luft knapp werden.
Frank
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Am Grunde der Moldau wandern die Steine. / Es liegen drei Kaiser begraben in Prag. / Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine. / Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag. [...] B. Brecht
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JulieParadise
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von JulieParadise »

Klar muss gespart werden, aber hier wird, glaube ich, unterschätzt, welchen Stellenwert der Schul- und Bürobedarf hat. Ist zwar nicht so chic wie unsere M-Irgendwas, aber soweit ich das über mehrere Jahre überblicken konnte, wurde zum Beispiel für meine (eigenen wie übernommenen) Kinder immer wieder explizit angegeben, dass man den Deckfarbkasten von Pelikan für die Ausstattung zum neuen Schuljahr besorgen sollte. Und wehe, man kam dann mit etwas anderem an ...
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TeeKay
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von TeeKay »

@KaEff: Geld gibt es genügend auf der Welt. Pelikan muss nicht 3 Mrd Premiumstifte im Preisbereich 1.000 Euro und höher pro Jahr verkaufen. Es rettet das Unternehmen vermutlich schon, wenn es erstmal nur 30.000 im Jahr sind. Da sollte aber mehr kommen als jährlich ne neue Farbe des Plastikinlays. Montegrappa kommt mit lauter extravaganten Luxusstiften auf etwa 40% des Umsatzes von Pelikan - ein Segment, das Pelikan völlig links liegen lässt. Pelikan zielt auf die 90% ab, die wenig Geld haben und die, wie du schon schriebst, eher die Discounter-Eigenmarke nehmen als die immer noch zu teuren Pelikan-Produkte. Im 90%-Bereich kann Pelikan aber offensichtlich nicht konkurrenzfähig anbieten.
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von fountainpen.de »

Traurig. Ich hoffe, Pelikan geht es bald besser!

Schade finde ich auch einige Kommentare hier.

Es ist ja nicht so, als ob Pelikan nicht auch andere Designs ausprobiert hätte ... die Limited Editions mit extravaganten Designs haben sich nur nicht so gut verkauft. Andere Designs bei "normaleren" aber teureren Editionen (wie dem Majesty) auch nicht. Die Vorstellung, teurere Füllhalter zu produzieren und die verkaufen sich dann ... hat in der Vergangenheit leider nicht geklappt. Es ist ja nun wirklich nicht so, dass man es nicht probiert hätte.

@TeeKay: Hand aufs Herz ... wie viele der Limited Editions mit extravaganten Designs hattest Du Dir damals gekauft? Und wenn nicht so viele, warum?
Zugegeben, bei mir waren es nur zwei ... der Hercules und der Silver Screen. Beide waren als Geschenk gedacht und ich hoffe, dass sie damals den Beschenkten Freude bereiteten. Und ja ... ich hatte auch mal einen Majesty.

Ich denke nicht, dass sich das aktuelle Problem jetzt auf einmal durch eine Strategie lösen lässt, die früher nicht geklappt hat. Dazu passt das Image der Marke ja auch nicht und ein Image kann man auch nicht innerhalb weniger Jahre ändern (siehe Opel als Beispiel).

Ich weiß zudem nicht, ob Montegrappa jetzt wirklich das Vorzeigeunternehmen ist. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren ja selbst Teil wirklich dramatischer Entwicklungen gewesen.... und dabei hatte man schon immer auch exotische und teure Schreibgeräte.
Ich kann mich gut daran erinnern, als Montblanc Montegrappa verkauft hatte und dann wurde es für die Investoren sehr, sehr unschön. Leider.
Montegrappa wurde danach ja von der ursprünglichen Familie wieder gekauft ... ob es jetzt besser läuft, kann ich nicht abschätzen.

In jedem Fall ist eine zu kleine Nische tödlich ... wie man auch am traurigen Beispiel von Tibaldi sieht. Tibaldi hat mal wirklich tolle (und leider sehr teure) Schreibgeräte produziert. Irgendwann wurde die Marke verkauft und jetzt gibt es da ganz nette, normale Schreibgeräte. Die oben vorgeschlagene Positionierung ist eben riskant, da die Zielgruppe einfach viel zu klein ist. Analog gilt dies sicher auch für Omas. Stipula gibt es zwar noch, aber so wie "früher" ist es auch nicht mehr.

Aber generell sollte/kann man Pelikan nicht mit Unternehmen wie Montegrappa vergleichen. Dafür sind schon allein die strukturellen Unterschiede zu groß. Niemand kann eine Strategie, die bei einem kleinen Unternehmen "geklappt" hat, auf ein viel größeres übertragen. Dafür sind die Kostenstrukturen viel zu unterschiedlich.

Ich hoffe für Pelikan und uns alle, dass sich die Situation möglichst schnell verbessert. Ich mag Pelikan sehr.

Eine so triviale Lösung für ein komplexes Problem wird es aber leider nicht geben.
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agathon
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von agathon »

Ich möchte mich den Worten von Michael anschließen. Neben Montblanc und vielleicht noch Lamy ist Pelikan die Traditionsmarke schlechthin. Es ist nur zu wünschen, dass es bald wieder aufwärts geht und zu hoffen, dass sich die gute alte Markenkern behaupten kann.
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Haptograpsus
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von Haptograpsus »

Hier ist der Link zu dem 180 seitigen Geschäftsbericht 2021:
https://www.pelikan.com/images/assets/p ... bsite).pdf

Ein Bild daraus ist interessant und schön, um sich ein einfaches Bild zu machen. (1 € = 4,51 MR)
Also insgesamt ca 222 Millionen € für die ganze Gruppe. Die Firmenstruktur ist auch dargestellt.

Da gibt es auch ein Statement des CEO. Bei unseren Füllern ein im Prinzip "..weiter so wie bisher", wenn ich es richtig verstehe.

Gruß Helmut
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Pelikan-Fan
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von Pelikan-Fan »

Haptograpsus hat geschrieben:
18.07.2022 11:07
Ein Bild daraus ist interessant und schön, um sich ein einfaches Bild zu machen. (1 € = 4,51 MR)
Das ist wirklich interessant und zeigt auch gut, daß das Massengeschäft ("School") durchaus lukrativ sein kann.
Viele Grüße

Thorsten
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Haptograpsus
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von Haptograpsus »

JulieParadise hat geschrieben:
17.07.2022 19:59
Klar muss gespart werden, aber hier wird, glaube ich, unterschätzt, welchen Stellenwert der Schul- und Bürobedarf hat. Ist zwar nicht so chic wie unsere M-Irgendwas, aber soweit ich das über mehrere Jahre überblicken konnte, wurde zum Beispiel für meine (eigenen wie übernommenen) Kinder immer wieder explizit angegeben, dass man den Deckfarbkasten von Pelikan für die Ausstattung zum neuen Schuljahr besorgen sollte. Und wehe, man kam dann mit etwas anderem an ...
Und Sina hatte den richtigen Riecher, was ich hier mal nachtragen möchte....

Gruß Helmut
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von fountainpen.de »

Das ist wirklich interessant und zeigt auch gut, daß das Massengeschäft ("School") durchaus lukrativ sein kann.
Da steht aber "revenue" ... also Umsatz. Umsatz sagt aber nichts über die Marge/Profitabilität aus.
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Killerturnschuh
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Re: Wie geht es eigentlich aktuell Pelikan?

Beitrag von Killerturnschuh »

Es wäre schade wenn die Marke Pelikan nur noch im Schulbedarf fortbestehen würde.

Wie Michael weiter oben schon sehr richtig bemerkt hat es Pelikan leider nie geschafft sich mit kreativen Modellen in einem höheren Preissegment zu etablieren.
Harren wir einfach der Dinge die da kommen
Salve

Angi

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Drummer, Metallica
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