Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, Zollinger
Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Es gibt Füllfederhalter, die halten sich gern im Hintergrund. Und dann gibt es Füllhalter, die auffallen wollen. Die drei hier vorgestellten Füllhalter sind eher Apoll als Aschenputtel. Scheint das Licht direkt auf sie, ist es angebracht den Blick abzuwenden, um nicht geblendet zu werden. Das braun bzw. grün gestreifte Zelluloseazetat liefert sich einen schönen visuellen Wettstreit mit dem polierten und guillochierten Gold. Im Ergebnis ist die Kombination aus meiner Sicht noch sonniger und in jedem Fall interessanter als eine Ganzkörpervergoldung.
Man könnte die drei vorzustellenden Füller als ‚Blender‘ abtun, schließlich leisten sie beim Schreiben nicht mehr als ihre zurückhaltender gewandeten Geschwister. Aus meiner Sicht gehört das Äußere zum Schreiberlebnis dazu, vor allem, wenn man es als Hobby betreibt oder zur Freude zelebriert und nicht als ungeliebte Alltagsarbeit ableisten muss.
Trotz der grundsätzlichen Ähnlichkeit unterscheiden sich die drei Füllfederhalter in diversen Einzelheiten. Die deutlich sichtbarsten differenzieren dabei die beiden „Originale“ aus den späten 1950er bzw. frühen 1960er Jahren von der Wiederauflage aus dem Zeitraum von 2004 bis 2006. Die älteren Stifte wirken schlanker. Vor allem die Kappe des Souverän hat eine kräftigere Wandstärke und ragt etwas länger über den Schaft.
Zudem hat der Souverän die typischen Doppelringe an Kappe und Füllknopf, die hier die Linienguilloche ebenso unterbrechen wie das Gravurfeld. Die Kappenköpfe sind bei allen drei Modellen unterschiedlich: Vom gravierten und mit Goldfarbe ausgelegten braunen Kunstoff beim Pelikan 500 über die gravierte Goldhaube des Pelikan 600 bis zum goldbedruckten schwarzen Kappenkopf des Pelikan Souverän M450.
Die Differenz zwischen 600 und 500 liegt vorrangig im Material. Form und Mechanik sind identisch, die Federn sowieso austauschbar. Die Farben sind für mich schwer einschätzbar, das Braun des 600ers wirkt kühler, etwas dunkler und enthält mehr Grünanteil. Ob es deswegen aber die seltene Farbvariante Seegras-Grün ist, oder nur eine anders ausgefallene Version des Schildpatt-Braun, welches offenbar der 500er trägt, kann ich nicht sagen.
Während beim Pelikan 500 eine Walzgoldauflage zum Einsatz kommt, und der Klipp und das Krönchen genauso einfach vergoldet sind, wie bei den Pelikan 400 Modellen, bestehen die Kappe samt Klipp und Kappenkopf und der Füllknopf beim Pelikan 600 aus 14-karätigem Gold. Beim Souverän M450 wurde vergoldetes Sterlingsilber (Vermeil) für Kappe und Füllknopf verwendet, erkennbar an der Punze „Ag 925“. Vielleicht wegen des unterliegenden Silbers tendiert diese Kappe schneller zum schwarz anlaufen als die beiden anderen.
Das macht sich am Gewicht bemerkbar. Die Kappe des Pelikan 500 wiegt 7,5 Gramm, beim Pelikan 600 wiegt sie 10,8 g. Beim Souverän M450 schlägt sich die massivere Form auch im höheren Gewicht der Kappe (13,1 g) nieder. Insgesamt wiegen die drei Stifte unbefüllt 17,8 g (500), 21,5 g (600) und 23,7 g (M450).
Die Griffsektion ist bei den älteren Füllfederhaltern jeweils aus dunkelbraunem Kunststoff, beim Souverän ist sie schwarz, mit dem typischen vergoldeten Ring am vorderen Abschluss. Ein Tintenfenster brauchen die Füller nicht, durch die Streifen lässt sich bei jedem der Tintenstand leicht erkennen. Hier sieht man auch, dass die Kolbenmechanik der älteren Stifte mehr Hub hat und damit eine höhere Tintenkapazität ermöglicht. Die Neuauflage ist zudem wie alle M4xx Souveräne einen Millimeter kürzer als das Vorbild (125 mm gegenüber 126 mm), was zusammen mit der dickeren Kappe zu einem etwas pummeligen Eindruck beiträgt.
Die Federn der früheren Pelikane sind aus der gleichen Serie, die auch in den Pelikan 400 von 1950 bis 1954 verwendet wurde. Für den Pelikan 500 passt dieses klassische, seit dem Modell 100 bekannte, Federdesign zum bekannten Produktionszeitraum. Der Pelikan 600 mit dem goldenen Kappenkopf hingegen wurde erst weit nach Einführung des neuen Federdesigns mit dem Pelikanlogo hergestellt (September 1962 bis Produktionsende 1963). Ob die Feder mal ausgetauscht wurde, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Der Souverän hat eine 18k Feder, welche in dieser Größe nur in Sondermodellen, wie z.B. Toledo, Verwendung fand. Sie ist allerdings aus meiner Sicht von den Schreibeigenschaften her nicht von den normalen 14k-Federn der kleinen Souveräne zu unterscheiden. Damit ist sie deutlich rigider als die beiden älteren Federn.
Ja, lieber Kandidat, welcher Füller soll denn jetzt Dein Herzblatt sein? Ist es der zierlich leichte Pelikan 500 im süßen Honigbraun, das Pummelchen M450 mit der goldigsten Ausstrahung oder der vollgoldene 600 mit dem seriösen Äußeren?
Man könnte jetzt mit Gold, Silber und Bronze (pardon: Messing bzw. Kupfer) die Medallienvergabe einfach an das vorherrschende Kappenmaterial anknüpfen. Und tatsächlich macht der 500er im Vergleich den am wenigsten spannenden Eindruck. Wobei das warme Schildpattbraun immer wieder ein Hingucker ist und mindestens genauso gut zu den goldglänzenden Metallteilen passt, wie das Hellgrün des M450. Und auch wenn dieser mit der modernsten Mechanik, der 18-karätigen Feder und dem sattesten Goldton auch sonst viel zu bieten hat, würde ich mich am Ende wohl für den Pelikan 600 entscheiden: Die weichem hier extrafeine Feder, der etwas zurückhaltendere Goldton und das insgesamt ausgewogenste Erscheinungsbild würden dafür den Ausschlag geben.
Vielen Dank für's Lesen und viele Grüße
Sebastian
Man könnte die drei vorzustellenden Füller als ‚Blender‘ abtun, schließlich leisten sie beim Schreiben nicht mehr als ihre zurückhaltender gewandeten Geschwister. Aus meiner Sicht gehört das Äußere zum Schreiberlebnis dazu, vor allem, wenn man es als Hobby betreibt oder zur Freude zelebriert und nicht als ungeliebte Alltagsarbeit ableisten muss.
Trotz der grundsätzlichen Ähnlichkeit unterscheiden sich die drei Füllfederhalter in diversen Einzelheiten. Die deutlich sichtbarsten differenzieren dabei die beiden „Originale“ aus den späten 1950er bzw. frühen 1960er Jahren von der Wiederauflage aus dem Zeitraum von 2004 bis 2006. Die älteren Stifte wirken schlanker. Vor allem die Kappe des Souverän hat eine kräftigere Wandstärke und ragt etwas länger über den Schaft.
Zudem hat der Souverän die typischen Doppelringe an Kappe und Füllknopf, die hier die Linienguilloche ebenso unterbrechen wie das Gravurfeld. Die Kappenköpfe sind bei allen drei Modellen unterschiedlich: Vom gravierten und mit Goldfarbe ausgelegten braunen Kunstoff beim Pelikan 500 über die gravierte Goldhaube des Pelikan 600 bis zum goldbedruckten schwarzen Kappenkopf des Pelikan Souverän M450.
Die Differenz zwischen 600 und 500 liegt vorrangig im Material. Form und Mechanik sind identisch, die Federn sowieso austauschbar. Die Farben sind für mich schwer einschätzbar, das Braun des 600ers wirkt kühler, etwas dunkler und enthält mehr Grünanteil. Ob es deswegen aber die seltene Farbvariante Seegras-Grün ist, oder nur eine anders ausgefallene Version des Schildpatt-Braun, welches offenbar der 500er trägt, kann ich nicht sagen.
Während beim Pelikan 500 eine Walzgoldauflage zum Einsatz kommt, und der Klipp und das Krönchen genauso einfach vergoldet sind, wie bei den Pelikan 400 Modellen, bestehen die Kappe samt Klipp und Kappenkopf und der Füllknopf beim Pelikan 600 aus 14-karätigem Gold. Beim Souverän M450 wurde vergoldetes Sterlingsilber (Vermeil) für Kappe und Füllknopf verwendet, erkennbar an der Punze „Ag 925“. Vielleicht wegen des unterliegenden Silbers tendiert diese Kappe schneller zum schwarz anlaufen als die beiden anderen.
Das macht sich am Gewicht bemerkbar. Die Kappe des Pelikan 500 wiegt 7,5 Gramm, beim Pelikan 600 wiegt sie 10,8 g. Beim Souverän M450 schlägt sich die massivere Form auch im höheren Gewicht der Kappe (13,1 g) nieder. Insgesamt wiegen die drei Stifte unbefüllt 17,8 g (500), 21,5 g (600) und 23,7 g (M450).
Die Griffsektion ist bei den älteren Füllfederhaltern jeweils aus dunkelbraunem Kunststoff, beim Souverän ist sie schwarz, mit dem typischen vergoldeten Ring am vorderen Abschluss. Ein Tintenfenster brauchen die Füller nicht, durch die Streifen lässt sich bei jedem der Tintenstand leicht erkennen. Hier sieht man auch, dass die Kolbenmechanik der älteren Stifte mehr Hub hat und damit eine höhere Tintenkapazität ermöglicht. Die Neuauflage ist zudem wie alle M4xx Souveräne einen Millimeter kürzer als das Vorbild (125 mm gegenüber 126 mm), was zusammen mit der dickeren Kappe zu einem etwas pummeligen Eindruck beiträgt.
Die Federn der früheren Pelikane sind aus der gleichen Serie, die auch in den Pelikan 400 von 1950 bis 1954 verwendet wurde. Für den Pelikan 500 passt dieses klassische, seit dem Modell 100 bekannte, Federdesign zum bekannten Produktionszeitraum. Der Pelikan 600 mit dem goldenen Kappenkopf hingegen wurde erst weit nach Einführung des neuen Federdesigns mit dem Pelikanlogo hergestellt (September 1962 bis Produktionsende 1963). Ob die Feder mal ausgetauscht wurde, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Der Souverän hat eine 18k Feder, welche in dieser Größe nur in Sondermodellen, wie z.B. Toledo, Verwendung fand. Sie ist allerdings aus meiner Sicht von den Schreibeigenschaften her nicht von den normalen 14k-Federn der kleinen Souveräne zu unterscheiden. Damit ist sie deutlich rigider als die beiden älteren Federn.
Ja, lieber Kandidat, welcher Füller soll denn jetzt Dein Herzblatt sein? Ist es der zierlich leichte Pelikan 500 im süßen Honigbraun, das Pummelchen M450 mit der goldigsten Ausstrahung oder der vollgoldene 600 mit dem seriösen Äußeren?
Man könnte jetzt mit Gold, Silber und Bronze (pardon: Messing bzw. Kupfer) die Medallienvergabe einfach an das vorherrschende Kappenmaterial anknüpfen. Und tatsächlich macht der 500er im Vergleich den am wenigsten spannenden Eindruck. Wobei das warme Schildpattbraun immer wieder ein Hingucker ist und mindestens genauso gut zu den goldglänzenden Metallteilen passt, wie das Hellgrün des M450. Und auch wenn dieser mit der modernsten Mechanik, der 18-karätigen Feder und dem sattesten Goldton auch sonst viel zu bieten hat, würde ich mich am Ende wohl für den Pelikan 600 entscheiden: Die weichem hier extrafeine Feder, der etwas zurückhaltendere Goldton und das insgesamt ausgewogenste Erscheinungsbild würden dafür den Ausschlag geben.
Vielen Dank für's Lesen und viele Grüße
Sebastian
- Penman AK
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- Registriert: 20.09.2021 20:46
- Wohnort: Schleswig-Holstein, Ostseeküste
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Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M4
Für mich: ganz klar der Souverän M450 !
Ein wunderschönes Trio hast du da beisammen!
Ein wunderschönes Trio hast du da beisammen!
Meine Fotos auf Flickr : Füller und Tinten | Natur und Landschaft
Papier ist geduldig, aber nicht die Tinte.
Papier ist geduldig, aber nicht die Tinte.
Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
was für eine fantastische Präsentation!
Danke.
Danke.
- Entschleuniger
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- Andreas_Hannover
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Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Toll! Vielen Dank für die Vorstellung!
Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Phantastisch, was für ein tolles Dreigespann! Danke für's Zeigen.
Es erinnert mich aber leider auch daran, dass mein M450 Beine bekommen hat. Er ist einem Fremden zugelaufen.
Andi
Es erinnert mich aber leider auch daran, dass mein M450 Beine bekommen hat. Er ist einem Fremden zugelaufen.
Andi
Don't feed the troll.
Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Außergewöhnlich schöne Pelikane, und danke für die klasse Präsentation.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Begehrenswerte Objekte sind das auf jeden Fall
Derzeit kann der 500 in der Tauschbörse hier erworben werden.
Derzeit kann der 500 in der Tauschbörse hier erworben werden.
Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Vielen Dank für die fantastische Präsentation dieser 3 sehr schönen Füller.
- krokusknospe
- Beiträge: 276
- Registriert: 03.03.2021 20:07
- Wohnort: Nordschwaben
Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Lieben Dank für die hervorragende Darstellung, die ausführliche Beschreibung und die stimmungsvollen Fotos. Ich bin begeistert! Ich habe Deinen Beitrag nun schon das dritte Mal gelesen.
Zumal ich das Schildpatt Material liebe. Werden die "Blender" auch geschrieben?
Zumal ich das Schildpatt Material liebe. Werden die "Blender" auch geschrieben?
Gruß, Bettina
+++ Als aktive Bogenschützin weiß ich, dass das Ziel überlegt und mit ruhiger Hand zu erreichen ist. +++
+++ Als aktive Bogenschützin weiß ich, dass das Ziel überlegt und mit ruhiger Hand zu erreichen ist. +++
Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Vielen Dank für die freundlichen Kommentare!
Die Pelikane werden auch geschrieben. Der 500er hat eine angenehm kastig geschliffene M-Feder, mein Favorit ist aber die weiche EF im 600. Der M450 wartet noch auf eine passende F-Feder, dessen M ist für meinen Geschmack etwas breit.
Für mich war das faszinierende, dass es diesen Stift in drei Varianten gibt. Vielleicht auch vier, wenn man den 500NN mit hinzuzählt. Aber der hat einen schwarzen Füllknopf, was den Gesamteindruck doch stark verändert.
Viele Grüße
Sebastian
Die Pelikane werden auch geschrieben. Der 500er hat eine angenehm kastig geschliffene M-Feder, mein Favorit ist aber die weiche EF im 600. Der M450 wartet noch auf eine passende F-Feder, dessen M ist für meinen Geschmack etwas breit.
Für mich war das faszinierende, dass es diesen Stift in drei Varianten gibt. Vielleicht auch vier, wenn man den 500NN mit hinzuzählt. Aber der hat einen schwarzen Füllknopf, was den Gesamteindruck doch stark verändert.
Viele Grüße
Sebastian
Re: Strahlende Drillinge - Pelikan 500, 600 & M450
Hallo Sebastian,
ein wirklich herrliches Dreigespann. Jeder einzelne der Füller hat etwas, ich kann mir aber gut vorstellen, dass gerade bei den beiden älteren besonders die Federn großartig sind. Ich habe ja nur einen Pelikan 400 aus den 1950ern, aber dessen OM-Feder ist unglaublich grandios...
Viele Grüße,
Florian
ein wirklich herrliches Dreigespann. Jeder einzelne der Füller hat etwas, ich kann mir aber gut vorstellen, dass gerade bei den beiden älteren besonders die Federn großartig sind. Ich habe ja nur einen Pelikan 400 aus den 1950ern, aber dessen OM-Feder ist unglaublich grandios...
Viele Grüße,
Florian