Pelikan M 200 zerlegt

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Helmut
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Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von Helmut »

Hallo Kollegen,
am Freitag hat sich meine M 200 nach runden 20 Jahren Dienst im Büro verabschiedet und ich stand ziemlich "angepisst" mit schwarzer Tinte verschmiert im Büro.
Gelegentlich muss man halt auch einen Kolbenfüller auftanken. Also Tintenfaß aus der Schreibtischschubladen "herausgeangelt", aufgemacht und wie gewohnt die Pumpe nach unten gedreht. Die Feder im Anschluß in der Tinte versenkt und aufgezogen. Plötzlich spürte ich etwas Feuchtes an den Fingern. Ein Blick lehrte mich "Schwarze Griffel". Kurzes Fluchen und ein Tempo aus dem Schreibtisch herausgeangelt. Die Tinte kam aus dem Drehmechanismus der Tintenpumpe. Klarer Fall Dichtung hinüber! Das Gerät ist also für heute ausser Betrieb - zuerst mal die Sauerei zusammengeputzt und dann auf die Toilette Pfoten reinigen und den Füller gründlich spülen.
Am Samstag wurde er dann zerlegt. Im Regelfall dauert das ja nicht allzu lange und das erste Mal mache ich das auch nicht.
Also mal wie üblich die Pumpe in den obersten-und im Anschluß in den unteresten Anschlag gedreht. Keine Reaktion. Pumpe nach unten gedreht, Gummi ins Gewinde eingelegt und dann nochmals leicht die Pumpe auf Spannung angezogen. Dann kann man besser zupacken und die Sache ist griffiger und mit dem Fön angeheizt. Bisher hatte ich mit diesem Trick immer Erfolg - bisher! Nur dieses Mal gab es einen kurzen Knacks und der Drehmechanismus zerbröselte in meinen Fingern. Gut ich hab einen etwas harten Griff. Aber das Plastikbauteil war im wahrsten Sinne des Wortes ausgesprödet. Wiederkam ein lästerlicher Fluch über meine Lippen. "Du Mistvieh" gehst raus. Widerstand hilft nicht! Also einen hölzernen Schlagdorn über die Öffnung der Federschraubung eingeführt. Die ersten Schläge dezent, dann immer stärker. Keine Reaktion. Also einen passenden Metallrundstab aus der Werkstatt geholt. Das Bauteil ist hinüber - es gilt die Hülse zu retten. Den oberen Teil der Hülse richtig warm gemacht. Und gib dem Affen Zunder - der Pumpeneinsatz saß bombenfest. Hintergedanke: Haben die Spezialisten den eingeklebt. Normal sind die Dinger ja nur gesteckt oder geschraubt. Mit einem sehr hellen LED-Licht das Bauteil nochmals abgeleuchtet. Kein Gewinde erkennbar. Stecktiefe ermittelt und die Hülse einen runden cm tiefer vorsichtig mit einer feinen Modellbausäge abgesägt. Ein kurzes Anklopfen mit dem Hammer auf den eingesteckten Holzstab und das Relikt war entfernt. Danach habe ich das abgetrennte Teil der Hülse der Länge nach aufgesägt - und siehe das Ding war eingeklebt. Gut nun ist die Füllerhülse einen cm kürzer. Enttäuscht war ich allerdings über den Aufbau. Die Hülse besteht aus zwei Bauteilen, innen vermutlich Akrylplastik und eine Aussenhülle vermutlich Harzfertigung. Das Innenleben - Plastikbomber! Wenn ich auf meinen damaligen Rechnungsbeleg blicke - Sorry, der Preis war gnadenlos für diese Fertigungsmachart überzogen. Und offen gesagt den derzeit aufgerufenen Kaufpreis würde ich für dieses Modell auch nicht zahlen. Nicht nach diesen Erkenntnissen!
Einen weiteren Schluckauf bekam ich als ich den Preis für das beschädigte Bauteil im Internet sah. Jetzt war mir allerdings auch klar weshalb meine Kollegen in der Vergangenheit immer wieder über den M200 sich dahingehend äußerten - im Schadensfall ab in die Tonne.
Gut - so schnell wird allerdings nicht aufgegeben. Schließlich gab es ja auch mal Schlauchfüller welche mit einer Pipette aufgefüllt wurden. Das Hüsenoberteil wurde daher mit einem Glasbauteil verlängert (verklebt). Die Feder wird herausgeschraubt und der Füller mit einer Injektionsspritze gefüllt. Es passen nunmehr 15 ml Tinte rein. Dann wird die Feder wieder eingeschraubt und der Papiertiger wiehert! Das reicht für ein paar hundert Seiten.
Über Schönheit kann man streiten. Aber der Zweck heiligt die Mittel und für Unterschriftenralley´s am Schreibtisch reicht es allemal, ebenso für Unmengen von Aufschrieben.
Viele Grüße

Helmut
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Zoidberg
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von Zoidberg »

Ohne Bilder hat es nicht stattgefunden. 8-)
Ich kämpfe mich hier durch die doppelten Maßstäbinnen :|
meinauda
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von meinauda »

Und warum wolltest Du den Pelikanservice nicht nutzen? Der ist doch immer zu empfehlen!
González
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von González »

Nach 20 Jahren täglichen Gebrauchs scheint mir Ihr Pelikan M200 ein lohnendes Geschäft gewesen zu sein. Die Serviceabteilung von Pelikan hätte ihn für weitere 20 Jahre so gut wie neu gemacht. Ich glaube, Sie irren sich.
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Pelle13
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von Pelle13 »

Moin Helmut,

dass der Pelikan M2XX ein "Plastikbomber" (was für ein blöder Ausdruck) ist, ist bekannt, das braucht man nicht erst experimentell zu ermitteln. Dasselbe gilt übrigens für den M40X und M60X.
Wie man allerdings auf die Idee kommen kann, die Hülse zu zersägen, ist mir nicht klar und warum man aus einem tollen Kolbenfüller einen angestückelten Eyedropper machen sollte, schon mal gar nicht.
Schade um den M200, denn der ist ein wirklich toller Schreiber und wäre beim Pelikan Service allemal besser aufgehoben gewesen. Ich habe mindestens ein Dutzend dieser Füller und finde das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut. Mir fallen nicht allzu viele andere europäische Hersteller von Kolbenfüllern ein, die dies unterbieten.

Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
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imperius
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von imperius »

Hallo Helmut,

ich frage mich seit Minuten, was Du eigentlich GENAU mitteilen möchtest durch diesen Beitrag, mit teils schon skukrilem Inhalt und ebensolch komischer Wortwahl hier und da...

Gruß
Norbert
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mav71
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von mav71 »

Lieber Helmut,
auch ich kann den Pelikan Service wärmstens empfehlen. Ich habe da schon 140er und 400er aus den 50er Jahren hingeschickt und die wurden kostenlos Instant gesetzt.
Ganz liebe Grüße
Sven
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von G-H-L »

HHmmm, die Flüche kenne ich. Die hab ich auch schon über die Lippen gebracht.
Aber Hammer und Säge habe ich bei meinen Füllern noch nie gebraucht. :?

Aber solche Defekte hatte ich schon bei einem Pelikan Tradition M150 und auch bei einem Rotring Renaissance.
Beide Defekte wurden sowohl von Pelikan, als auch von Rotring kostenlos behoben.
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
Crovax
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von Crovax »

Beim Pelikan M200 gibt es mindestens drei Versionen:
1. Die Kolbenmechanik ist über Plastikklipse eingehängt, die sehr gerne beim Rausholen abbrechen
2. Die Kolbenmechanik ist im Schaft verklebt
3. Die Kolbenmechanik ist eingeschraubt und läßt sich herausdrehen

Version 1 habe ich selber hier als Teileträger herumliegen.
Wenn sich der Kolben nicht ganz einfach herausdrehen lässt, kann ich da auch nur empfehlen, den Füller zum Pelikanservice zu schicken.
Version 1 und 2 sind mit Eigenmitteln nicht zerstörungsfrei zu reparieren.

Ich habe auch schon mal einen Tropen Scholar mit kaputter Korkdichtung zersägt, nachdem die Kolbenstange abgebrochen war. Die Trauergeschichte habe ich damals hier dokumentiert. Da zeigte sich, dass bei dieser Version die Mechanik eingeklebt und daher der zerbröselte Kork nicht reparabel war. Ist halt damals ein günstiger Schulfüller gewesen. Der finanzielle und emotionelle Verlust hielt sich sehr in Grenzen.

Der Pelikan M200 ist dagegen ein inzwischen nicht mehr billiges Arbeitspferd deutlich oberhalb der Schulfüllerklasse und der Pelikanservice unternimmt eigentlich alles mögliche um einen Defekt zu beheben (und das günstig).
gruß
stephan

Let grammar, punctuation, and spelling into your life! Even the most energetic and wonderful mess has to be turned into sentences.” ― Terry Pratchett
Helmut
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von Helmut »

Hallo Stefan,
eingangs herzlichen Dank an Dich und die Anderen welche geantwortet haben.
Von den Clips habe ich auch schon gelesen. Die Verschraubung kenne ich vom M 800 und dem M 1000. Die ließen sich problemlos öffnen.
Na ja, es ist ja nicht mein einziger M 200 - ich habe insgesamt 4 verschiedene Arbeitsplätze und jeden mit einem solchen Füller ausgestattet. Das war damals billiger als alle 2 Jahre einen Füller durch ständigen Arbeitsplatzwechsel zu demolieren. Derr M 200 ist und bleibt bei mir ein Arbeitsgerät - er erfüllt weder Sammlerfunktion noch sonstige emotionale Lücken. Eigentlich lassen sich diese Füller auch gut schreiben. Technisch favorisiere ich eigentlich die Vor- und Nachkriegsversionen von verschiedenen in Deutschland vertriebenen Marken oft auch No-Name Versionen. Die sind überwiegend alle verschraubt. Die Korkdichtungen kannst Du Dir mit wenig Aufwand selbst herstellen und einbauen. Das Kleben galt damals überwiegend als Billigbauweise. Reform im Odenwald hat damals die Produktion eingestellt nachdem die Maschinen verschlissen waren. Die Folgen einer Billigproduktion könnt Ihr am 1745 nachvollziehen.
Der Pelikanservice, na ja bisher habe ich noch nicht die Möglichkeit in Anspruch genommen. 2 Arbeitskollegen von mir können jedoch Kostenvoranschläge vorweisen, nach welchen der gesamte Schaft ausgetauscht werden müsste, samt Pumpenbauteil. Ist zwar fair wenn man darauf aufmerksam gemacht wird, daß eine Reparatur nicht mehr rentabel sei.
Den Eingriff habe ich jedoch so vorgenommen, daß eine neue Pumpeneinheit eingebaut werden kann. Lediglich das Tintenvolumen des Tanks verringert sich um ca. 1 cm in der Höhe. Die Behelfslösung kann ohne Schaden rückgebaut werden.
Anderseits sehe ich nicht ein, daß ich runde 30€ für eine Tintenpumpeinheit bezahle, die restlichen 19 Monate, welche ich noch arbeiten darf bevor der Unruhezustand greift, kann ich so sicherlich überbrücken und mal schauen was die nächsten Flohmärkte bringen. Ich kann da beruhigt abwarten. Ich habe noch ca. 300 Füller daheim rumliegen.
In diesem Sinne!
Helmut
Crovax
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Re: Pelikan M 200 zerlegt

Beitrag von Crovax »

Helmut hat geschrieben:
25.03.2024 15:34
Die Korkdichtungen kannst Du Dir mit wenig Aufwand selbst herstellen und einbauen. Das Kleben galt damals überwiegend als Billigbauweise.
Das war ja mein Plan. Bei anderen Füllern hat das auch geklappt, aber dieser Tropen Scholar liess sich einfach nicht öffnen und nach dem Zersägen des eh unbrauchbar gewordenen Teils musste ich halt einsehen, dass diese Mechanik einfach nicht dafür gedacht war, repariert zu werden (ganz im Gegensatz zur Feder, die problemlos ersetzt werden kann). Glücklicherweise gibt es auch Versionen mit Plastikdichtung und die sind quasi unkaputtbar. Die höheren Tropen-Modelle kann man auch komplett zerlegen.
Ich habe noch ca. 300 Füller daheim rumliegen.
Oh ja, wenn man mal damit anfängt... Willkommen im Club.
Man kann problemlos zu viele Füller haben, aber nie genug.
gruß
stephan

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