Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

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Thomas Baier
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Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

Beitrag von Thomas Baier »

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newlife
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Re: Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

Beitrag von newlife »

Hallo Thomas!

Danke für deinen historischen Blick auf die 400er Serie! Seit meinen 20er Jahren bin ich in den 400er verliebt, er war quasi damals meine erste unbezahlbare große Liebe. Andere "Lieben" waren schon erschwinglich, besser gesagt, es beruhte auf Gegenseitigkeit . . . :oops:

Noch immer trauere ich einem 400er hinterher, der irre gut schrieb, ich weiß nimmer, ob es nun eine Stahl - oder Goldfeder war, jedenfalls war der eine Federschenkel eingerissen, was dem Schreiben aber keinen Abbruch tat. Muss OB oder OBB gewesen sein, ein toller Füller. Nachdem er mit Eisengallus im Bauch eingetrocknet war, habe ich ihn unwissentlich sträflich misshandelt, was er mit Ableben seinerseits quittierte. Ich habe ihn komplett entsorgt und habe noch heute teils ein schlechtes Gewissen, ich wüsste nun wenigstens mit der Feder noch was anzufangen!

Mittlerweile besitze ich einen 400NN mit OBB Feder, der immer noch etwas vernachlässigt in seiner "alten Schachtel" (sic! Kommt uns das jetzt im Advent bekannt vor?) ruht. Aber auch er ist ein wahnsinnig toller Füller, und ich lasse auf diese alten Pelikane nichts kommen! Das sind in meinen Augen die einzig wahren, und alle anderen Nachfolger aus den 80ern/90ern sind bezüglich des Schreibkomforts nur ein Abklatsch. Selbstredend fertigt Pelikan auch heute gute Qualität, aber die Federn von damals werden sie mangels besserer Einsicht wohl nie wieder erreichen. Man nimmt meines Erachtens zuviel Rücksicht auf die Kugelschreibergenerationen, die mit weicheren Federn in den Augen der Firma nichts anzufangen wissen und lässt dabei eine andere Klientel, die den Umgang mit flexibleren Federn wohl zu schätzen wüsste, völlig außer Acht.

Ich habe es mir abgeschminkt, seitens Pelikan auf Nachbesserung zu hoffen und vertraue weiterhin den alten Modellen, die zum Glück oft genug angeboten werden. Mein M 400 aus den Endneunzigern liegt wohlbeschachtelt in seiner Originalverpackung in einer Schublade; ich hatte ihn als Nachfolger meines defekten 400er gekauft, war auch anfangs zufrieden, aber seit dem Erwerb vieler anderer alter Füller bin ich unzufrieden. Ein letztens gekaufter Pelikan 100 aus Kriegzeiten mit Stahlfeder ist dagegen ein Traum!

Aber ich denke auch, dass für Neueinsteiger ein 400er oder auch 400NN eine gute Wahl sein wird, da er so im Mittelbereich liegt; nicht allzu weich, aber doch schon den Eindruck vermittelnd, was eine gute Feder ausmachen kann. Und erschwinglich ist er auch noch!

In diesem Sinne - die Gabentische warten nur darauf!

Grüße von Klaus!
Grüße von Klaus!
Saarländerin
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Re: Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

Beitrag von Saarländerin »

Hi Thomas,

vielen herzlichen Dank für den schönen Bericht über den 400 NN.
Ich besitze (und mag sie auch sehr) einige 400er (400, 400 N und auch 400 NN).
Da die Federn problemlos austauschbar sind, tausche ich ab und an auch gerne, je nach Laune in Sachen gewünschtes Schreibgefühl zum jeweilig gewählten 400er.
Die Folge davon ist, dass ich eben, nach Lektüre Deines hochinteressanten Beitrags in meinem Bestand, auch anhand von Werners sehr hilfreicher Pelikan-Seite einen 400 NN als solchen identifiziert habe, aber nicht weiß, mit welcher Art Feder diese 400 NN standardmäßig ausgerüstet wurden.
Dran ist eine 585er mit vertikalem Tintenleiter, Schriftzug "Pelikan" = gepunktet, kein Vögelchen eingeprägt, dafür >585< und untendrunter >14 Karat<, Federstärke nicht eingeprägt bzw. nicht erkennbar - ziemlich unten, fast unmittelbar vor dem Gewinde, ist eine Art Sternchen...?
Vielleicht kannst Du oder ein anderer Kenner der Materie mir sagen, ob dies die Feder "ab Werk" ist?
Die Feder scheint zwischen >F< und >M< angesiedelt zu sein und schreibt butterweich mit sehr erfreulichem Flex. Anschreibschwierigkeiten, Aussetzer und andere Ärgernisse, durch die teure, als Füllhalterfedern getarnte Dartpfeile unangenehm Aufmerksamkeit erheischen, sind noch nie vorgekommen.
Der langen Rede kurzer Sinn: die 400er sind sehr zuverlässige Begleiter, über die ich hier sehr gern noch mehr erfahren möchte. Gerade die älteren Modelle zeigen eine Art >understatement<, wie ich es sehr gerne mag. Das letzte Modell der Reihe ist mir schon etwas zu auffällig mit den vielen güldenen Ringlein.
Mit aufgesteckter Kappe ist der 400er auch (für meine Hände) nicht zu klein.

Insomne Grüße von Roswitha

Nachtrag: Habe gerade diesen Beitrag von Werner entdeckt (anderer Faden):
werner hat geschrieben:Hallo zusammen,
die Feder mit der bekannten Bildmarke wurden von Pelikan ab Ende 1954/Anfang 1955 hergestellt. Man kann also davon ausgehen, dass das Modell 400NN damit eine zeitgerechte Originalfeder hat,
Viele Grüße
Werner
Offensichtlich ist demnach die Feder an meinem 400 NN (wie oben beschrieben ohne Bildmarke) älter als der FH?
Ist es unüblich, die Bestandteile der Schnabeltiere untereinander zu tauschen (sofern sie passen) und man(n)/frau nicht mit wissenschaftlichem Anspruch sammelt, sondern einzig und allein aus Freude am Schreiben eine Art Chaos anrichtet?
Bin ich eine unrühmliche Ausnahme (nicht nur bei meiner Tintenmischerei :wink: ) oder machen es andere hier ebenso - ohne schlechtes Gewissen?
Niagara Falls

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Beitrag von Niagara Falls »

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Zuletzt geändert von Niagara Falls am 18.06.2012 19:21, insgesamt 1-mal geändert.
werner
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Re: Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

Beitrag von werner »

Hallo Thomas,

Dein schön gemachter Beitrag über die 400NN rennt bei mir nicht nur Türen sondern schon ganze Scheunentore ein. Obwohl ich inzwischen auch einige moderne M400 Füller besitze und auch benutze hängt meine ganze Vorliebe an diesen frühen Modellen vom 400er bis zum 400NN und natürlich - wenn man Glück hat - an den damals noch semiflixiblen bis hin zum annähernden Flexfedern. Begonnen hat bei mir die "Manie" mit einem 100N-Erbstück aus der Verwandschaft, aber die Füller aus der 400er-Serie sind die Arbeitspferde schlechthin.

Auf jeden Fall vielen Dank für die interessante Füllerbetrachtung, die ganz bestimmt eine große positive Resonanz findet.

Hallo Roswitha,

zu den passenden Federn noch eine kurze Bemerkung meinereseits. Meine Aussage hast Du ja bereits zitiert. Nach dieser Feststellung von mir müssten wohl alle 400NN die neue Federkreation mit der Bildmarke haben. Weit gefehlt ..... ich habe in meinem bescheidenen Bestand mehrer Federn in 400NN Geräten mit dem bekannten gepunkteten und auch durchgehenden Pelikan-Schriftzug. Meine Vermutung geht dahin, dass noch längere Zeit wohl größere Federbestände noch in Schreibgeräte späterer Produktion verbaut worden sind. Eine genaue Abgrenzung wird wohl wegen fehlender Unterlagen schlecht möglich sein.

Viele Grüße
Werner
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Zollinger
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Re: Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

Beitrag von Zollinger »

Eine Schriftprobe habe ich leider nicht zur Hand, aber dafür ein Bild meiner 400NN als illustrative Ergänzung zu Thomas' Artikel.
Bild
von Links nach Rechts:

_Grün/Schwarz
_Schildpatt/Braun
_Schwarz/Schwarz
_Grün/Grün (der fehlt in Thomas' handschriftlicher Auflistung)
_Grau/Schwarz
_500NN Schwarz

Die Reihe ist leider nicht vollständig, es fehlt der Hellschildpatt und der Schwarze mit dem grünen Sichtfenster (den hatte ich, ist mir aber unter den Fingern zerbröselt...autsch). Und von den 500NN gab's natürlich auch noch andere Farben...
mcintyre
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Re: Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

Beitrag von mcintyre »

Mensch sind die schön! :shock:
Thomas Baier
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Re: Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

Beitrag von Thomas Baier »

Vielen Dank für Eure Antworten und auch die schönen Bilder.

Viele Grüße
Thomas

Macht weiter so!
Ex Libris
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Re: Pelikan 400 NN - eine Füllhalterbetrachtung

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Thomas,

vielen Dank für diese Vorstellung mit Herzblut. Ich kann Deine Ausführungen sehr gut nachvollziehen, da ich selbst seit rund eineinhalb Jahren einen Pelikan 400, grün gestreift, mit OM-Feder besitze, den ich seither ununterbrochen in Benutzung habe.

Gleichwohl muss ich mich als jemand outen, der mit den spitz zulaufenden Füllfederhaltern überhaupt nicht klarkommt: Ich finde sie einfach hässlich. (Das ist auch der Grund, weshalb ich es bis heute nicht fertiggebracht habe, mir ein modernes MB Meisterstück zu kaufen: diese abscheuliche Zigarrenform kann ich nicht ab.) Das ist natürlich Geschmackssache. Ich könnte mir nämlich durchaus vorstellen, mir einen zu kaufen, dessen Feder mich in ihren Eigenschaften anspricht, um diese dann in ein meinetwegen auch modernes M400-Gehäuse einzuschrauben.

Ich denke, ich werde mich auf der kommenden Nürnberger Börse einmal umsehen, zumal ich ohnehin vorhatte, mir noch einmal einen 400er mit anderer Federbreite anzuschauen.

Viele Grüße,
Florian
Niagara Falls

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Beitrag von Niagara Falls »

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