So, heute ist es an mir, meine Erfahrungen mit dem freundlicherweise zur Verfügung gestellten Ductus zu Papier respektive Bildschirm zu bringen - und daran soll es nicht scheitern.
Montag, 30. Januar - um die Mittagszeit klingelt der GLS-Mann an meine Tür... hmmm, ich hatte doch gar nichts bestellt... whatever...
Es stellt sich heraus, dass ich doch was bestellt hatte - den Pelikan Ductus zum Antesten - schön, dass es schon geklappt hat. Meinen Lindauer mit der Porschum-Tinte schnell zur Seite gelegt und auf das Paket. Im Gegensatz zu Ingolf sieht die Verpackung bei mir eher klassisch aus:
Zum Vorschein kommt ein silbernes Etui, fein verschnürt (ist kein Fake, muss man wirklich aufziehen...)
Innen drin, ganz schlicht:
Ein
Pelikan Ductus P3110 in schwarz-gold und M-Feder:
Ok, das mit der M-Feder ist an sich nicht so meins - ich bin mehr der B-Typ. Dazu aber im Verlauf ein wenig mehr.
Im Gegensatz zu anderen bekannten Herstellern - ich nenne keine Namen - schreibt Pelikan das immer noch drauf...
Das Ganze dann mal von unten:
und noch mal anständig von oben:
Ganz klar: das ist jetzt erstmal "anders" als das, was der "normale" Souverän" oder "Meisterstück"-Kunde kennt. Und was man über Bilder nicht rüber bringen kann: der Ductus ist schwer!
Ok, wir reden hier jetzt nicht über brutale Werte - es ist immer noch ein Füllfederhalter. Aber im Vergleich zu meinem von der Größe her am besten vergleichbaren M805 sehen wir hier 43 Gramm zu 29 Gramm. Ist schon was, wenn man ihn in der Hand hält. Allerdings kann man gleich Entwarnung geben: mit abgeschraubter Kappe sind es nur noch 25 zu 20 Gramm - naja, irgendwo muss man ja merken, dass die gestreiften Teile des Ductus daher bekommen, dass man hier ins Volle gefräst hat... ok...
Als nächstes fällt aber auf: wenn die Kappe runter ist, wird der Ductus brutal hecklastig - ich erinnere mich an erste Ausfahrten mit meinem Käfer in den 80ern... wirkt ungewohnt... na gut, ziehen wir mal den Kolben auf...
1. Betankung:
Überraschung: Mist, ich habe ihn kaputt gemacht...
oder doch nicht?
Des Pudels Kern ist leicht entdeckt: ich habe nicht den Konverter ruiniert - das ist gar kein kein Kolbenfüller!
Nein, so wie sie drin liegt, ist das schlicht ein Magazin für eine Pelikan-Langpatrone oder einen passenden Konverter (der war allerdings nicht dabei, nur falls jemand fragen sollte...). Ok, Patrone gedreht, dann sieht es so aus:
Auf diese Art wird die Patrone mitsamt dem Magazin wieder eingedreht und die Schreiberei kann losgehen.
Hierzu nun auch meine erste Meinungsäußerung:
Ich mag Patronenfüller nicht - oder sagen wir: ich mag keine Einwegpatronen. Natürlich besitze auch ich Füllfederhalter, die mit Patronen betrieben werden können - aber in denen sind standardmäßig Konverter eingesetzt.
Hier ist es für mich zum ersten Mal anders: die Patrone wird nicht irgendwie unkontrolliert reingedrückt, so dass sie auf weiß Gott welche Art verkanten kann - nein, die Patrone sitzt im Magazin, die Zuführung ist definiert. Aus meinem begrenzten Blickfeld heraus die erste meine Qualitätswünsche diesbezüglich befriedigende Lösung. Gibt es auch andere, die das so machen? Ich weiß es nicht, ich kenne zumindest keinen... mag auch an meiner Unwissenheit liegen...
2. Bereifung:
Wie ebenfalls oben geschrieben, bin ich eher der "B"-Typ. Dies hat sich bei mir über die Jahre entwicklet und wurde natürlich von den Federn beeinflusst, die ich nutzte. Ok, mein John Lennon hat auch M - aber der liegt in der Vitrine, das zählt nicht...
Ok, bei diesem Testfüller war nur M möglich. Nach der alten Devise "einem geschenkten Pferd schaut man nicht in den Mund" dachte ich mir nichts dabei - lass es laufen und gut ist. Netterweise stellte sich heraus, dass ich doch weniger beschränkt bin, als ich dachte - diese M-Feder ist vollkommen anders als andere Federn vorher. Ok, rein optisch trifft dies schon zu - es handelt sich nicht um eine weitflüglige Monsterfeder, wie sie heute immer "normaler" wird - nein, die Feder ist eher gedrungen, sie erinnert mich an alte Schulzeiten.
Nun die zweite Meinungsäußerung:
Ganz klar: "flexibel" ist anders - aber der Kontakt zum Papier ist angenehm und bricht nicht ab, es kratzt nichts, es fliesst. Aber ich bin auch ehrlich: ich schreibe vollkommen anders als mit meinen anderen Füllern. Es fühlt sich "gediegener" an, ich kann es schwer beschreiben. Ich glaube fast, es liegt irgendwie an der
3. Straßenlage,
die für mich vollkommen anders ist als bei meinen anderen Füllern.
Wie das?
Ich bin ein "ohne-Kappe-hinten-drauf"-Schreiber - das Gegengewicht fehlt bei mir, ich vermisse es nicht, ich bin es seit jeher so gewohnt. Ich habe es wohl bisweilen versucht, dann aber immer albern gefunden und gelassen. Glücklicherweise habe ich bis heute trotzdem keine Kappe verloren...
Tja, hier geht es aber nicht anders - denn das Schraubmagazin ist aus Metall, und dadurch sozusagen ein eingebautes Gegengewicht, ich kann mich nicht dagegen wehren.
Und was soll ich sagen: es ist sehr angenehm. Der Füller schwebt fast übers Papier, da er von seinem hinten sitzenden Widerlager quasi angehoben wird. Eine ungewohnte Schreibweise, die meine Schrift zu Anfang sehr verändert - meine Frau fragt nach einem Blick in mein Notizbuch "seit wann lässt Du andere in Deinem Buch schreiben?"
Dies legt sich aber gegen Ende der Woche langsam... ich bin gespannt, wie es bei der Rückumstellung nächste Woche sein wird...
Die dritte Meinung:
ich hatte noch nie einen Füller, bei dem die Haptik-Umstellung derart gravierend war. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Leute geben wird, die aus dem Leichtfüller-Dunstkreis kommen und Probleme haben werden. Denen kann ich nur sagen: versucht es! ihr verpasst sonst etwas!
Somit zum letzten Punkt für heute Abend: der
4. Verarbeitung
Ich gehe offen ran: mein Modell war jungfräulich, keine Kratzer, Macken, alles peferkt. Alle Gewinde laufen sauber und satt, man muss die Haare in der Suppe suchen. Ich habe nur ein einziges finden können: die Befestigung des Clip scheint nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Ganz klar: Spannungsprobleme gibt es nicht. Aber die Konstruktion trägt eine Gefahr mit sich: während ein Souverän immer einen horizontal festen Clip haben wird (wenn nicht, ist die Verschraubung lose und muss wieder festgezogen werden), ist der Clip bei meinem Ductus leicht nach rechts und links verschiebbar. Hey, nicht falsch verstehen: wir reden hier von +/- 0,1 mm - aber ich komme aus dem Maschinenbau und wenn man von den festen Clips der Stresemänner kommt, fällt es auf. Ist nicht gravierend, ich wollte es gesagt haben. Hier habe ich sonst keine Meinung, hier geht es mir nur um Messbares.
5. Sonstiges
Ich setze einfach mal die Punkte, die mir besonders auffielen:
- ok, kein Kolbenfüller - aber wenn es so ist wie hier, kann ich sehr gut damit leben. Hier brauche ich auch keinen Konverter.
- keine Sichtfenster - ok, konstruktiv schwer zu lösen, da das Magazin eine gewisse Grundstabilität haben muss. Finde ich aber trotzdem suboptimal... wenn jemand eine gute Idee hätte, wäre das klasse...
- er ist der erste Füller, auf den ich angesprochen wurde - sogar 2x. Da ich sehr viel im direkten Kundenkontakt arbeite, fiel mir dies auf... ist ja nicht so, dass ich sonst nur mit BIC-Kugelschreibern schreiben würde...
- der Ductus ist ein mächtiger Füller - wer was filigranes sucht, ist hier falsch beraten. Wer aber, so wie ich, gerne was anständiges in der Hand hat, liegt hier genau richtig.
- wichtig für zukünftige Besitzer des Füllers: durch das hohe Gewicht am Ende des Füllers empfehle ich ein relativ eng anliegendes und nicht zu langes Etui. Warum? Ich nutzte das hier:
Ist von Diplomat mit reichlich Platz im Innenraum und freiem Raum nach unten. Da ich das Baby jetzt auch nicht zuschrauben wollte wie ein Schmied, passierte es bisweilen, dass ich ihn nach der Fahrt zum nächsten Kunden erst mal wieder anständig zuschrauben musste - der Füller hatte sich ein wenig aus der Kappe gedreht, da er keinerlei Widerstand in der Hülle hatte. Ist nicht tragisch, und da das Gewinde sehr lang ist besteht auch keine Gefahr, dass da irgendwas passiert - aber ich will es gesagt haben. Grund ist das durchaus merkbare Gewicht des Magazins. Nicht falsch verstehen: das war natürlich fest - der Ductus hatte sich nur leicht aus der Kappe gelöst.
Resümee:
Das silberne Modell P3100 mit M-Feder ist meine nächste Anschaffung... das dürfte alles erklären. Er braucht kräftige Hände, die mit ihm eine aus meiner Sicht ungewohnte, aber sehr angenehme Art des Schreibens entdecken können. Ich hatte nicht gedacht, dass ein Füller so "anders" sein kann...
Nun denn, wer spezifische Fragen hat, dem stehe ich gerne zur Verfügung. Mein Dank geht raus an Pelikan!
Ciao - Peter