Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

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Krawatten-Joe
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Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Krawatten-Joe »

Liebe Fülleristen!

Ich poste dieses "Pelikan contra Montblanc"-Thema unter "Pelikan", da ich nur aus Sicht des Pelikan berichten kann. Habe zwar einmal einen MB Mark Twain besessen, aber nur kurz, sodass ich nicht wirklich behaupten kann, ich hätte mich intensiv mit ihm befasst.

Folgende Situation. Ich bin Besitzer eines Pelikan M800 Italic, Pelikan P470 Steno und Pelikan M200 Demonstrator. Mit diesen verbindet mich eine gewisse Hassliebe.

Was ich an Pelikan zu schätzen weiß ist das Design. Montblanc langweilt mich irgendwie, immer nur "schwarz-gold" und "schwarz-silber", mit wenigen und dann meist sündhaft teuren Ausnahmen. Gerade die Farbenvielfalt des Pelikan Souverän finde ich toll.

Was ich nicht zu schätzen weiß, ist die Tintenleitfähigkeit, insbesondere was den M200 Demonstrator betrifft. Sehr, sehr oft reißt ohne erkennbare Ursache der Tintenfluss ab und will einfach nicht wiederkommen, egal wie stark ich aufdrücke, egal in welchem Winkel die Feder übers Papier kratzt. Dann kommt es wieder vor, dass er ein, zwei seitenlang ohne jeden Makel schreibt. Im Schnitt gesprochen ist zu einem Viertel der Zeit der Demonstrator jedoch praktisch unbenutzbar.

Da ich die IB-Feder des M800I ohnehin als zu breit für meine Handschrift empfinde, habe ich mir schon überlegt, selbigen für ein Montblanc Meisterstück zu verkaufen.

Würdet ihr mir hierzu raten, oder gibt es noch andere Varianten, wie ich dennoch den hübschen Pelikan in einen hübschen UND benutzbaren Pelikan verwandeln kann?

Herzlichen Dank und schöne Woche!
Genosse Ogilvy
Liebe Füller-Grüße, Joe

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Josh
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Josh »

Hallo Genosse Ogilvy,

meine Erfahrungen mit Füllfederhaltern beider Hersteller gehen dahin, dass bei beiden gleichermaßen die Chance auf gut und schlecht schreibende Exemplare besteht.

Sehr gute Erfahrungen in Sachen Tintenfluss habe ich bei Montblanc vornehmlich mit Federn aus Herstellung bis etwa Anfang der 2000er Jahre. Auf Nachfrage wurde mir von MB mitgeteilt, dass später in Richtung reduzierter Tintenverbrauch optimiert wurde, was wohl auch auf sparsameren Tintenfluss hinausläuft. Bei Montblanc besteht nach meiner Erfahrung aber auch ein nicht geringes Risiko, einen "baby bottom" zu erwischen, also eine Feder, deren Korn bis in den Schlitz hinein poliert ist mit der Folge, dass die Tinte zeitweise oder auch ständig nicht bis auf das Papier gelangt. Das resultiert in für meine Begriff entnervenden Aussetzern und Anschreibschwächen.

Bei Pelikan hatte ich insbesondere aus jüngerer Herstellung Federn mit starken Schwankungen in Sachen Strichbreite, Schliff des Schreibkorns und teilweise auch mit stark verformten Federn, beispielsweise mit stark und sichtbar gegeneinander versetzten Schreibkornhälften. Die Schwankungen im Schliff machten sich bei mir beispielsweise in einem hinsichtlich der Führung der Feder recht "störrischem" Schreibverhalten bemerkbar.

Wenn Du sicher gehen möchtest, eine wirklich gut schreibende und auch zu Deiner Federführung passende Feder zu bekommen, würde ich Dir zu einem Besuch im Fachhandel, einem ausführlichen Test - möglichst mit der präferierten Tinte und eigenem Papier - und gegebenenfalls zum Kauf genau des getesteten und für gut befundenen Exemplars raten.

Eine Variante könnte darin bestehen, Deinen Füllfederhalter mit Fehlerbeschreibung an den Pelikan-Service einzuschicken. Nach meiner Erfahrung ist man dort sehr bemüht, dabei leider aber auch nicht immer erfolgreich.

Viele Grüße
Thomas
Micke
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Micke »

Genosse,

hier auch mein Senf zu deinem Problem: Ich habe ebenfalls einen Souverän M800 mit einer IB-Feder. Die Hassliebe, die du beschreibst, hatte anfangs auch mich hin- und hergerissen: einerseits ein wunderschöner Füller, der von seiner Größe, seiner Dicke, seinem Gewicht und seiner Ausbalanciertheit mir ein schönes Schreibgefühl und ein langes, ermüdungsfreies Schreiben ermöglicht hatte. Wenn da andererseits nicht immer diese Tintenaussetzer gewesen wären: Abrisse im Tintenfluss während des Schreibens, oder eine Unwilligkeit, den ersten Strich aufs Papier zu bringen.

Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben und besorgte mir eine zweite IB-Feder. Die schrieb zwar anders als die erste – etwas schärfer, nicht so breit-verschwommen – aber die Tintenaussetzer waren fast im gleichen Umfang da.

Mit einigen weniger teuren Federn hatte ich mich vorher schon im Schleifen versucht. Und nachdem ich ja nun zwei IB-Federn hatte, dachte ich, ich könnte ja mal wenigstens an einer mein Mütchen kühlen: 400-er Schleifpapier, dann 800-er, dann 1000-er, dann 2000-er, und schließlich die dreifach unterschiedlich gekörnte Nagelpoliturfeile aus dem Drogeriemarkt … Was soll ich sagen: Es hat geklappt. Ich habe jetzt eine zuverlässig schreibende IB-Feder, deren Schriftbild mir sogar noch besser gefällt als im Originalzustand.

Ich vermute deshalb – wie ja auch Thomas vom „baby bottom“ spricht – dass das Problem bei deiner Feder ein ausgeprägter Baby-Popo ist. Denn als ich vor dem Schleifen meine IB-Feder unter einer 10-fach vergrößernden Lupe betrachtete, fühlte ich mich an das erinnert, was ich vor zwanzig Jahren beim Wickeln unserer Kinder sah.

Für dich ist die Situation natürlich riskant: Sollst du das Wagnis des Selber-Schleifens eingehen und dabei vielleicht gewinnen, so dass du deinen hochgeschätzten (ja, das verstehe ich gut: Die Montblancs gehen mir mit ihrem langweiligen Design und ihrem Nobel-Getue auch auf den Keks) Souverän mit größter Freude weiter nutzen kannst? Oder ruinierst du dir eine sehr teure Feder? In deiner Haut möchte ich nicht stecken.

Eine Idee, die dir vielleicht überlegenswert sein könnte, und die ich auch schon mit großer Zufriedenheit ausprobiert habe: Du könntest dir einen Lamy-Safari-Füller mit einer B-Feder besorgen. An der kannst du das Schleifen probieren. Falls es in die Hosen geht, ist nicht viel zerstört, denn die Federn kann man einzeln für wenig Geld nachkaufen und auswechseln. (Rolf Thiel beispielsweise verkauft sie für etwas über sieben Euro das Stück: http://stores.ebay.de/missing-pen).

Und falls du das tust, und falls du Erfolg damit hast, und falls du dich nicht gleich an deine IB-Feder wagen willst, dann könntest du – der du dann hoffentlich Federschleiferfahrener bist – dir eine M- oder B-Feder (hat z.B. auch Rolf Thiel) für deinen Souverän besorgen und im Sinne einer Italic zurechtschleifen. So könnte der Souverän dir erhalten bleiben, was du ja, wie du schreibst, eigentlich willst.

Aber: Alle Angaben ohne Gewähr. Trotzdem viel Glück, egal, wie du dich entscheidest, wünscht:

Micke
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Strombomboli
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Strombomboli »

Nur ein kleiner Hinweis zwischendurch: Lamy- und Pelikan-Federn kann man auch bei Karstadt für weniger als sieben Euro kaufen. Die Pelikan-Federn kosten, wenn ich mich recht erinnere, 4,50 €. Wieviel die von Lamy kosten, kann ich gerade nicht feststelle, auf der Lamy-Website sind keine mehr, aber mehr kosten sie auch nicht. Oder sie kosten 4,50 € und die von Pelikan weniger.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Micke
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Micke »

Ach, schön wär's, Strombomboli, wenn die Pelikan-Federn nur 4,50 Euro kosten würden. Genosse Ogilvy spricht aber von einem Pelikan Souverän 800. Für den kostet eine Ersatz- bzw. Austauschfeder um die 180 Euro, leider. Und selbst Federn für die 200er Baureihe von Pelikan kommen meines Wissens noch auf etwa 20 Euro.

Gruß,
Micke
PeliJoerg
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von PeliJoerg »

Der Preis von round about fünf Euro für eine Ersatzfeder gilt selbstredend bei LAMY wie bei Pelikan nur für reine Stahlfedern ohne Tintenleiter - die 200er sind ja schon vergoldet und werden in der Regel als Einheit "Feder/Tintenleiter" verkauft.

Bei Pelikan kommt da meines Wissens nur die Pelikano-Feder in Frage.

Jörg
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Benny
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Benny »

Mein Meisterstück 146 schreibt sehr saftig, insbesondere mit Montblanctinte.

Mein Pelikan M205 hatte nagelneu wie er war eine trockene und kratzige Feder. Statt ihn jedoch nach Amazon zurückzuschicken, habe ich ihn mit einer netten Problembeschreibung nach Pelikan geschickt. Nach ca. 3 Wochen hatte ich ihn mit einer super gut und üppig schreibenden Feder zurück.

Auch einen M800 mit IB habe ich. Dieser hat ebenfalls einen sehr starken Tintenfluss und einen guten Schliff.

Egal für welchen Füller du dich entscheidest. Im Zweifel schreibe ihn immer bei einem Fachhändler zur Probe, und nimm dann genau dieses Exemplar, denn das nächste könnte aufgrund des Herstellungsprozesses und Anteil an Handarbeit abweichen.

Gruß
Benny
Dateianhänge
Von links nach rechts - Pelikan M800 (IB) ; Montblanc Meisterstück 146 (M) ; Pelikan M205 (M)
Von links nach rechts - Pelikan M800 (IB) ; Montblanc Meisterstück 146 (M) ; Pelikan M205 (M)
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Gruß - Benny
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Krawatten-Joe
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Krawatten-Joe »

Liebe Pelikanisten!

Herzlichen Dank erstmal für die zahlreichen Wortmeldungen.

Mein M800I macht an und für sich eher weniger Probleme. Da ich nun doch nicht so gut mit der extrem breit schreibenden Feder zurechtkomme wie vor dem Kauf vermutet, lasse ich ihn (zumal er zum normalen Gebrauch und für unterwegs bei Weitem zu kostbar ist) als reinen Unterschriften-Füller; und auch wenn er manchmal Anschreibschwierigkeiten hat, tut er diesen Job gut.

Mein wahrer Problemfall ist der Classic 200 Demonstrator. Auf ihn treffen in erster Linie alle oben erwähnten Probleme zu. Das ist besonders ärgerlich, da er (weil er vergleichsweise günstig ist, also verglichen mit dem Souverän) mein Alltags-Arbeitspferd ist; und ihr könnt euch vorstellen, wie nervig Aussetzer bei häufigem Gebrauch sind.

Selbst an einer Feder zu manipulieren oder auch eine Ersatzfeder auf "gut Glück" zu kaufen traue ich mir nicht zu; dazu bin ich handwerklich viel zu ungeschickt. Meine Frage wäre, ob ihr mir raten würdet, ein wenig zu sparen und als "flüssiges" Alltagsgerät vom Classic 200er auf ein Montblanc Meisterstück abzugraden.

Liebe Grüße
Genosse Ogilvy
Liebe Füller-Grüße, Joe

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Josh
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Josh »

... nach meiner Erfahrung kannst Du mit dem Meisterstück genau so hereinfallen wie mit Deinem Pelikan.

Wenn Du sicher gehen möchtest, kommst Du meines Erachtens um ein Probeschreiben beim Fachhändler nicht herum und auch nicht darum, genau das zur Probe geschriebene Exemplar zu erwerben, wenn es Deinen Vorstellungen entsprechen sollte. Das gilt für Pelikan und Montblanc gleichermaßen.

Viele Grüße
Thomas
thobie
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von thobie »

Hallo Genosse Ogilvy,

meine Empfehlung wäre, den Halter zu Pelikan zum Reparaturservice einzuschicken. Ein Versuch ist es alle Male wert. Ich tippe bei dem Schreibverhalten der Feder auch auf den berühmten Baby-Südpol. Und das können die Pelikan beseitigen. Der Support ist da eigentlich sehr kulant. Setz die doch mit denen einfach mal in Verbindung.

Was den 800 angeht: Eine neue Feder ist leider recht teuer. Und Pelikan tauscht nach Ablauf von 4 Wochen nach dem Kauf nicht mehr kostenlos. Das kann ich ehrlich gesagt auch verstehen. Denn die Bi-Color-Federn müssen danach wieder aufgearbeitet werden (zumindest zumeist poliert). Da würde ich vielleicht mal an eine Wünsch-Dir-Was-Feder denken. Es wäre schade, den Halter so herumliegen zu lassen. Und die vorhandene Feder lässt sich vielleicht hier im Forum oder in der Bucht verkaufen. Dann ist der Aufwand nicht ganz so groß.

Ich schreibe auch gern mit Montblanc. Nur sind mir die Halter inzwischen ganz ehrlich gesagt zu teuer geworden. Ein Meisterstück 146 kostet, wenn ich mich recht erinnere inzwischen über 500 Euro und ein Meisterstück 149 sogar deutlich über 700 Euro. Dagegen ist ein Souverän M1000 ein Sonderangebot (ich habe gerade Anfang des Jahres einen mit einer O3B-Feder kaufen können.

Gruß
Thomas
Füllerschreiber
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Re: Tintenfluss: Pelikan vs. Montblanc

Beitrag von Füllerschreiber »

Lieber Genosse Ogilvy,

meine Frau und ich schreiben mehrere Füller von Pelikan und MB (mit einem leichten Übergewicht zu Pelikan).
Mit einer Ausnahme (Pelikan M 800) schreiben alle Füller zwischen flüssig und sehr flüssig. Nur ein M 800 schreibt etwas trockener. Aber auch den kann ich immer wieder mal gebrauchen, z.B. auf dünnem Kalenderpapier.
Bei Aussetzern und Anschreibschwächen halten sich die FH beider Hersteller die Waage: diese Macken sind - oder: waren - kaum der Rede wert. Nach wiederholtem Reinigen, auch mit Ultraschall, und mehreren Tintenwechseln stellten sich die Schreibdefizite von alleine ab. Die große Problemlöserin unter meinen Tinten ist die Mediterranen Blue von Diamine.
Ich stimme mit meinen Vorrednern überein: Pelikan hat das vielfältigere Angebot.
Soweit meine Ansichten über FH von MB und Pelikan.

Das Nachschleifen einer Feder kann Wunder bewirken. Unser Forumsfreund Volker ("ichmeisterdustift") befasst sich professionell mit dem Schleifen von (Pelikan-)Edelstahlfedern. Er macht das perfekt, ich vermute sogar, dass seine diesbezüglichen Aktivitäten die Wünsch-Dir-eine-Feder-Aktion von Pelikan gepusht haben.
Du könntest ihn kontaktieren, vielleicht kann er Dir eine Lösung anbieten ...

Beste Grüße
Füllerschreiber
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