Waterman's Stateleigh - Vorstellung

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ddss
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Waterman's Stateleigh - Vorstellung

Beitrag von ddss » 23.02.2020 11:44

Hallo zusammen,

die Bucht hat mir wieder einmal eine E-Mail geschickt mit Artikeln, die mich interessieren könnten und diesmal einen Volltreffer gelandet. Abgebildet war nämlich ein Waterman’s Schreibset (Füller, Drehbleistift und Box), mit dem ich überhaupt nichts anfangen und demzufolge dem Angebot auch nicht widerstehen konnte:
Set_in_Box.jpg
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Set_ohne_Box.jpg
Set_ohne_Box.jpg (799.86 KiB) 3180 mal betrachtet
Da es mir nun aber peinlich ist, Schreibgeräte zu besitzen, die ich nicht einmal korrekt beim Namen nennen kann, begab ich mich auf die Suche. Diese gestaltete sich schwieriger als erwartet und deshalb habe ich mir überlegt, etwas zu den Stiften zu schreiben, denn z.B. in diesem Forum findet man so gut wie überhaupt keine Informationen zu dieser Serie. Die Kappen gehören zum Waterman’s Stateleigh, wobei beim Füller die (offene) Standard-Feder verbaut hat:
Der_Füller.jpg
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Die_Feder.jpg
Die_Feder.jpg (783.84 KiB) 3180 mal betrachtet
Die restlichen Teile der Stifte kann man nicht zuverlässig zuordnen, weil Waterman bei dieser Serie viele Varianten herausgebracht hat, die sich ausschließlich in der Kappe (und evtl. in der Farbe der Kunststoffe) unterschieden. Der Füller dürfte zudem aus zwei Exemplaren zusammengesetzt sein, denn eigentlich müssten Griffstück und Schaft die gleiche Farbe haben. Schließlich weicht auch das Grau des Drehbleistiftes von dem des Füllfederhalters ab.

Meine „Namens-Taufe“ erfordert einen gewissen Mut, denn oftmals wird die ganze Serie als „Waterman’s Taperite“ gelistet. Mit „Taperite“ bezeichnet Waterman aber eine „überdachte“ halbverdeckte Feder, angelehnt an den Parker 51. Im Laufe der Produktion wurden jedoch viele Modelle alternativ auch mit offener (als „Standard“ bezeichneter) Feder angeboten. „Taperite“ als Bezeichnung der Serie passt nicht mehr. Ich habe mich daher an diesem Werbeblättchen von Waterman’s orientiert: http://www.fountainpen.it/File:1951-Wat ... -Front.jpg

Die Serie wurde ca. 1945 bis 1955 in den USA, Kanada und England gebaut und markiert damit zugleich das Ende der amerikanischen Wassermänner. Die in diesem Beitrag vorgestellten Stifte sind beide mit „MADE IN U.S.A.“ geprägt.

Beim Gehäusematerial gehen die Meinungen auseinander: Die italienischen Kollegen gehen von Lucite (Kunstharz) aus (http://www.fountainpen.it/Taperite_%26_Crusader), Richard Binder von Zelluloid (http://www.richardspens.com/ref/profiles/taperite.htm). Möglicherweise haben beide recht, weil der Hersteller das Material während der doch ziemlichen langen Produktionszeit geändert hat. Die in diesem Beitrag vorgestellten Schreibgeräte bestehen mit Sicherheit nicht aus Kunstharz, denn sie reagieren sehr „unfreundlich“ auf Xerapol. Es bleibt also nur Zelluloid. Wenn ich wiederum die Kappe als Ausgangspunkt nehme, dürften die Stifte zur frühen Produktion gehören, denn sie haben noch den alten Clip (ohne die fünf „Rillen“ am Übergang vom Clip zum Kappenkopf, s. dazu das bereits oben verlinkte Werbeblättchen von 1951).

Alle Federn der Serie bestehen aus 14ct unbeschichtetem Gelbgold.

Der Stateleigh besitzt (gemäß Prospektangabe) eine Steckkappe aus 1/10 14ct Walzgold (Preis 1951: $13,50, gleicher Preis wie Parker 51 im Jahre 1951 mit Walzgold-Kappe) und war damit das Flaggschiff der Reihe (wenn man vom massiv goldenen Presentation Set/Pen) absieht. Es gab ihn mit Taperite- und mit Standard-Feder.

Die weiteren technischen Daten:

Füller:
Länge mit Kappe: 134,34 mm
Länge ohne Kappe: 125 mm
Länge mit aufgesteckter Kappe: 155 mm
Durchmesser Kappe max: 12,3 mm
Durchmesser Schaft max: 11,0 mm
Durchmesser Sektion mitte: 9,65 mm
Gewicht Kappe: 8,01 g
Gewicht Füller ohne Kappe unbetankt: 10,44 g
Gewicht Füller ohne Kappe betankt: 12,08 g
Tankvolumen: 1,604 ml

Bleistift:
Länge mit Kappe: 132,9 mm
Durchmesser max: 10,04 mm
Gewicht: 23,54 g
Minendurchmesser: 0,9 mm

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ddss
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Re: Waterman's Stateleigh - Vorstellung

Beitrag von ddss » 23.02.2020 11:46

Der_Füller_kappenlos.jpg
Der_Füller_kappenlos.jpg (775.18 KiB) 3179 mal betrachtet
Wie man auf den Fotos erkennen kann, handelt es sich bei dem Füller um einen Hebelfüller mit Tintensack, der gelegentlich gewechselt werden muss. Damit kommen wir zum Problem: Das Griffstück ist gesteckt. Waterman hat es aber nicht – wie üblich – mit einem wärmeempfindlichen Kleber (z.B. Schellack), sondern mit normalem Kunststoffkleber verklebt. Richard Binder (link: s.o.) bezeichnet die Füller daher als „unrepairable“. Etwas optimistischer sind die Mitglieder des FPN: Sie gehen von einer Erfolgsquote von 50 % aus, wenn man versucht, Griffstück und Schaft ohne Bruch zu trennen. Mir ist das Theater zunächst erspart geblieben, weil der Vorbesitzer bereits einen neuen Tintensack verbaut hat. Ich kann nur hoffen, dass er sich beim erneuten Verkleben der Teile von Vernunft hat leiten lassen.

Die Feder ist jedenfalls hervorragend: Sie bietet eine enorme Linienvarianz, eignet sich aber auch zum „normalen“ Schreiben (das nachfolgende Beispiel reizt die Feder sicher nicht aus, aber ich bin kein „Flexer“ und möchte das Spiel hier auch nicht überreizen).

Waterman‘s Stateleigh mit F- oder EF-Feder und der Tinte Pelikan königsblau:
Schreibprobe Waterman Stateleigh.jpg
Schreibprobe Waterman Stateleigh.jpg (786.16 KiB) 3179 mal betrachtet
Weitere Infos zur Serie findet man auch noch bei Ravens March: http://dirck.delint.ca/beta/?page_id=630

VG
Michael

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Knorzenbach
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Re: Waterman's Stateleigh - Vorstellung

Beitrag von Knorzenbach » 05.03.2020 15:46

Hallo Michael,

vielen Dank für die ausführliche Vorstellung dieses schön bebilderten Waterman! Ich finde solche Präsentationen immer sehr hilfreich.

Gruß,
Tomm

ostfüller
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Re: Waterman's Stateleigh - Vorstellung

Beitrag von ostfüller » 05.03.2020 20:12

Hallo Michael,

auch von mir ganz herzlichen Dank für die Vorstellung. Ich hatte auch mal einen solchen hübschen Füllfederhalter.

Vielen Dank und viel Freude beim Schreiben

Marco

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