Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

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pelikanjog
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Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo,

ich mir habe einen Waterman Patrician "gefischt".

Da ich schon einen in Nacre hatte, war mir klar, dass es etwas Besonderes sein würde:

- Farbe ungewöhnlich und mir unbekannt,
- Kappenclip nicht mehr original, - vom originalen ist noch die Befestigungsstelle als Vertiefung zu sehen.

Allerdings Feder und feed sind definitiv original.

Mir kommt es erstmal auf diese sensationelle semiflexible Feder an. Aber es wäre schon schön, wenn ich erfahren könnte, was für ein Exemplar hier vorliegt. Dann würde ich auch versuchen, ihn möglichst in den Originalzustand zurückzuversetzen. Es sei denn, hier liegt wirklich was Außerordentliches und nicht nur was "Verbasteltes" vor.

Gibt es jemanden, der / die dieses Stück genauer identifizieren kann?

Es wäre toll, wenn mir jemand etwas dazu schreiben könnte.

Hansjürgen

PS: Hat man auf die Reihenfolge der Bilder keinen Einfluß?
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stift
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von stift »

Hallo
Ja toller Füller!
Und hier hast du den Katalog dazu. https://www.dropbox.com/sh/vkqljtr0imu3 ... g-1933.pdf

Sollte schwarz seine aber durch die Alterung ist er schon braun geworden,die Bunten sind natürlich seltener und auch viel teurer und schwer zu finden .
Google fragen und dann wirst du schon mehr finden,oder im FPN dort sind die Spezialisten in den der Heimat.
Grüße Harald
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pelikanjog
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo Harald,

vielen Dank für die Antwort und den link zum Katalog, den ich noch nicht kannte.

Dass es sich um einen "Jet" (schwarzes Ex.) handelt , glaube ich eher nicht, weil die Oberfläche stumpf ist und nicht lackiert war.
Aber Hartgummi ist er auch nicht, auch wenn es farblich so aussieht.

Es gibt noch ein paar Problembereiche:
- Die Griffsektion scheint eingeklebt zu sein - hoffentlich nur mit Schellack.
- Der Hebelmechanismus ist jetzt im Moment auch nicht gängig. Wenn ich die Griffsektion lösen kann, ist letzteres ein kleines Problem.
- Und dann ist das Gewinde in der Kappe auch nicht richtig gängig.

Vielleicht muss da auch ein Profi ran.

Na, mal sehen.

VG Hansjürgen

PS was / wer ist FPN?
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JulieParadise
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von JulieParadise »

FPN = Fountain Pen Network, ein US-amerikanisches Forum

Über den Füller kann ich Dir leider nichts sagen. :wink:
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
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pelikanjog
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Danke Julie(?)!

Hansjürgen
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stift
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von stift »

Der ist sicher aus Hartgummi.
Aber investieren würde ich da nichts mehr, warten bis Du eine Kappe findest.
Oder du findest oder Du kennst in den USA jemanden der dir da helfen kann.
Aber in unseren Breiten wird das schwer werden.
Harald
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pelikanjog
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo,

melde einen ersten Teilerfolg: Der BHR Patrician ist - nach dem 3. Anlauf - offen!
Unkonventionell - Schellack nicht mit Haarfön, sondern in 75° warmem Wasser, 5 Minuten, gelöst.
Verfärbung des BHR: Nicht schlimmer als zuvor.

Innen KEIN Chaos, nur ein ausgehärteter Tintensack. Der Austausch - kein Problem.

Gab es irgendwann mal B(raune) Hard Rubber? Ich kann polieren so stark ich will, da kommt kein schwarz.
Oder ist die braune Schicht so dick, dass ich erst mal schleifen muss?

Neue Kappe ist - Dank Hinweis eines Foristen - aus Italien unterwegs. Aber ob die passt, muss sich noch herausstellen. Im FPN wurde ich gewarnt, dass die nicht immer oder oft nicht kompatibel seien.

Ansonste habe ich ein Reparaturangebot für die Kappenlippe in GB und einen Clip in USA über FPN bekommen - erschwinglich angesichts des Wertes eines intakten Patricians. Mal sehen, was nötig ist.

Ein Foto zu posten, bringt im Moment noch nichts.

Das mache ich, wenn er wieder schwarz und die Kappe repariert ist und / oder passt.

Über einen Hinweis zur Farbe / Verfärbung bin ich dankbar.

Hansjürgen
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pelikanjog
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Harald vielen Dank für ermutigende Begleitung dank PN !
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pelikanjog
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo,

hier nun das Ende der Patrician story:

Wie berichtet, habe ich für relativ wenig Geld einen Waterman Patrician aus der Bucht gefischt.

Als er bei mir ankam, war ich überrascht. Er war matt braun. So sah er aus:
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IMG_4995 - Kopie.JPG (169.46 KiB) 6041 mal betrachtet
Das kannte ich nicht. Ich dachte es sei ein Farbstich in der ebay Anzeige. War es aber nicht. Es war ein BHR / Ebonit / Hartgummi Patrician - von dem ich gar nicht wußte, dass es den so gibt. Aber Waterman hat ihn 1929 zuerst noch in Hartgummi gefertigt. Erst etwas später stellten sie auf Zelluloid um ( Näheres bei Richard Binder im Netz). Mein Exemplar hatte starke Schwefelausdünstungen, so dass er vollkommen braun und matt war.
Was man in der Anzeige sehen konnte, war, dass der Füller keinen Original Clip mehr hatte, sondern vielleicht einen vom 100-year.
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IMG_4988 - Kopie.JPG (105.4 KiB) 6041 mal betrachtet
Was man nicht sehen konnte, war, das die Risse in der Kappenlippe weite unter das Goldband gingen, so dass man die Kappenlippe nicht einfach abdrehen und durch ein Drehteil ersetzen konnte. Man sah auch nicht, dass das Kappengewinde nicht mehr fasste.

Also ging ich aus die Suche nach einer Ersatzkappe. Man signalisierte mir, das sei rar und teuer.
Aber bei ebay fand ich eine.
Erstaunlich günstig. Ich wußt bald warum.
Gezeigt wurde nur die Kappenlippe samt Goldband mit einem erneuerten Kappenrand. Er war erstaunlich billig - vermutlich hat da kein Kenner Interesse gehabt.
Und in der Tat, sie war nicht vollständig. Sie hatte keinen Deckel und keinen Clip.
Was ein Kenner hätte sehen können: Die Kappe war nicht aus Hartgummi, sondern aus Zelluloid.
Glücklicherweise war das Kappengewinde ok. (obere Kappe)
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IMG_5015 Kopie.jpg (196.04 KiB) 6041 mal betrachtet
Über FPN bat ich um Hilfe und fand Francis, der mir sofort anbot, die Zelluloid - Kappe zu richten.

Er fertigte einen Deckel und befestigte damit einen Clip. Er füllte das originale Befestigungsloch mit Zelluloid aus und überzog die Kappe mit schwarzem Zelluloid.
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IMG_5030 Kopie.jpg (29.84 KiB) 6041 mal betrachtet
In zwischen war die Griffsektion vom Schaft getrennt. Sie war mit Schellack verklebt. Ich habe ja beschrieben, wie ich sie im heißen Wasser gelöst habe. Innen war der Patrician ok. Ich musste nur den Tintensack wechseln und den ganzen Füller allerdings sehr mühsam von seiner Schwefelschicht mit micro mesh befreien.
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Aber nun sieht er wieder gut aus. Dass Kappe und Schaft aus verschiedneen Materialien sind, scheint in der Füllergeschichte (in der Übergangszeit zwischen BHR und Zelluloid um 1930 ff z.B. bei Montblanc) nicht ganz selten zu sein.

Der Clip ist zwar nicht original. Aber der Vorgang, die Innenkappe zu drehen und den Originalclip einzubauen ist zu riskant, weil das Kappenmaterial durch Alter doch sehr brüchig ist.

Aber das Erfreulichste am ganzen Füller ist nach wie vor die Feder.
Ich habe viele Füller mit semi- oder vollflexiblen Federn. Aber diese semiflexible Feder ist so elastisch, sanft und komfortabel, dass es für mich meine attraktivste Feder in der Sammlung ist. Nur wegen ihr habe ich den ganzen Zauber gemacht.

Ende gut - alles gut!

Hansjürgen
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patta
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von patta »

Glückwunsch! Das ist eine sehr schöne Geschichte zu einem schönen Stift. Danke sehr.

Gruß patta

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt
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Krazy Kat
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von Krazy Kat »

Der ist ja richtig schön geworden :D - besonders schick der bordeauxfarbene "Ring",
welcher dieses Modell gewissermassen zum Unikat macht!
Thou art so like a fountain penne my love; Mine eyes gaze rapt upon thy flexy tines. Thy nibbe is smoother far than silk'n glove. And naught may match the boldeness of thy lynes.
W.S.
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pelikanjog
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo, Krazy Kat,

Danke für die freundliche Rückmeldung!

Ja, das mit der Kappenlippe sehe ich auch so - obwohl es natürlich für Puristen ein Restaurationsfehler ist. Und auch der Clip ist ja ein Fremdimplantat.
Aber es passt und ist technisch gesehen sogar ein Fortschritt. Der Clip bricht nicht mehr aus, wie der des Originals bei Belastung und die Kappenlippe bekommt keine Risse mehr, selbst wenn ich sie aufstecken würde.

Aber was man nicht sehen kann: Die Feder !!

Sie ist noch sanfter als die an meinem - Nacre - Patrician.
Warum? Das kann ich gar nicht sagen.
Die Federflügel sind bei beiden auf gleicher Höhe und poliert habe ich die Federn auch - und trotzdem schreibt der BHR noooch sanfter als der Zelluloid-Patrician. Die Feder schreibt auch noch etwas schmaler und sie flext nicht ganz so breit.

Das tut meiner Handschrift enorm gut.

Der Aufwand hat sich aus meiner Sicht "rentiert", obwohl ich gar nicht damit "gerechnet" hatte. Wie schön!

Hansjürgen
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pelikanjog
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo zusammen,

nachdem mein Patrician - Problem gelöst ist, habe ich andere Fragen offen:

Ich habe einen Hebelfüller - Aufdruck "Waterman's USA" mit Feder: "Waterman Ideal 14 KT".
Aufgrund der Lektüre in Regina Martinis Buch habe ich dazu notiert: 512, ca. 1950.


Der Dateianhang IMG_5080.JPG existiert nicht mehr.



Und ich habe einen Hebelfüller - Aufdruck "Waterman's Made in England - 503" , Feder: Account Waterman's 14 ct W- 2A"
- und dazu notiert ca. 1946



IMG_5080.JPG
IMG_5080.JPG (37.97 KiB) 5801 mal betrachtet

Kann mir jemand etwas Näheres über diese Exemplare sagen, vor allem über die Bedeutung der Nummern, die wohl nichts mehr mit den Nummerierungssystemen der alten Watermans gemeinsam haben?

Das wäre schön.

MfG Hansjürgen
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pelikanjog
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von pelikanjog »

Die Bilder sind mal wieder nicht, bzw nicht richtig angezeigt!

Nochmal:

Hallo zusammen,

nachdem mein Patrician - Problem gelöst ist, habe ich andere Fragen offen:

Ich habe einen Hebelfüller - Aufdruck "Waterman's USA" mit Feder: "Waterman Ideal 14 KT".
Aufgrund der Lektüre in Regina Martinis Buch habe ich dazu notiert: 512, ca. 1950.


IMG_5080.JPG
IMG_5080.JPG (37.97 KiB) 5799 mal betrachtet

Und ich habe einen Hebelfüller - Aufdruck "Waterman's Made in England - 503" , Feder: Account Waterman's 14 ct W- 2A"
- und dazu notiert ca. 1946


IMG_5082.JPG
IMG_5082.JPG (39.5 KiB) 5799 mal betrachtet



Kann mir jemand etwas Näheres über diese Exemplare sagen, vor allem über die Bedeutung der Nummern, die wohl nichts mehr mit den Nummerierungssystemen der alten Watermans gemeinsam haben?

Das wäre schön.

MfG Hansjürgen
blackandwhite
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Re: Waterman Patrician 1930 - unbekannte Version?

Beitrag von blackandwhite »

Hallo Hansjürgen,
Herzlichen Glückwunsch zu deinem Patrician. Die Hartgummi-Patricians sind, soweit ich weiss, genau so selten wie auch die Celluloïd - Patricians. Die wurden um 1928 als Test-füller in Umlauf gebracht, und 1929 kam der Patrician als erster Celluloïd-Füller und teuerster Füller von Waterman auf den Markt. Was die Federn anbelangt: die sind damals für Waterman's "Flaggschiff" alle gewissermaassen von "Hand" / und in diesem Falle von Waterman's besten Spezialisten angefertigt worden. Deshalb schreiben die auch alle etwas anders, was ich beim Testen verschiedener Patricians auf Börsen feststellen konnte. Ich weiss nicht, ob die Hartgummi-Patrician in den 30ern längere Zeit weitergebaut wurden, glaube aber kaum. Waterman hielt lange am Hartgummi fest - zum Teil zu recht, aus Sicherheitsgründen - Celluloïd brennt liebend gerne, zum Teil zu Unrecht, da die Konkurrenz ( Parker , Sheaffer und co ) schon ab Mitte der 20er Füller in Farbe herstellten - aber das ist eine andere Diskussion. Die Firma hatte genug andere, "einfachere" Modelle hervorragender Qualität in Hartgummi bis Ende der 30er Jahre im Programm, so dass ich denke, dass sie die Patrician - Modelle ab Anfang der 30er nur noch in Celluloïd herstellten.
Das grösste Problem für den Patrician war die Wirtschaftskrise - der teure Füller kam offiziell 1929 auf den Markt...also genau zeitgerecht zum Börsenkrach. Wie auch immer, für mich ist der Patrician der Höhepunkt von Waterman ( USA und allgemein ) und auch der Anfang vom Ende. Und einer der schönsten und besten Füllhalter aller Zeiten. Geschmackssache, aber für meine Begriffe jedenfalls.
Dass er braun ist, ist normal. Und schwarz wird einmal braunes oder olivfarbenes Hartgummi nur über faule Tricks wieder - ich poliere meine und finde, die Verfärbung ist Teil des langen Lebens eines solchen Füllers. Wie die Falten älterer Menschen. Leg trotzdem kein Hartgummi in Wasser, schon gar nicht in warmes... und pass stets mit Hitze auf. Füller können sich auch verbiegen. Es ist wie beim Schrauben: nach fest kommt ab.
Jean-Marie
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