Emblem Kappengewinde

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pelikanjog
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Emblem Kappengewinde

Beitrag von pelikanjog » 25.10.2020 17:33

Hallo,

ich besitze einen Waterman Emblem (ab 1943 ?), dessen Feder toll schreibt. Aber ...

... jedesmal wenn ich ihn auf- oder zuschraube, tut es mir weh, dass es mehr als rauh läuft.

Das Gewinde am Schaft ist stellenweise verdorben. "Stellenweise" heißt, nicht rundherum, sondern "nur" auf einer Länge von 10 mm, aber über mehrere Gewindegänge. In die "Täler" wurde Material der "Erhebungen" "gedrückt".

Leider habe ich kein Vergrößerungsobjektiv, um das zu zeigen.

Wie das entstanden ist, kann ich mir nicht erklären. Aber wichtiger ist, ob man das bessern kann.

Der Emblem ist wohl aus Zelluloid. Christof hat einnmal (in einem anderen Zusammenhang - Pelikan 100) empfohlen, das Gewinde einzuweichen und mit der Kappe "nachzuschneiden". Aber der Pelikan 100 ist doch wohl nicht aus Zelluloid - oder?

Gibt es eine Möglichkeit, die "Täler" freizuräumern, das Gewinde nachzuschneiden?

Hansjürgen

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Wurmbunt
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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von Wurmbunt » 25.10.2020 22:53

Hallo Hansjürgen,
mit einem Foto des Schadens wäre es leichter - aber nur so als Vermutung - möglicher Weise hat ein Vorbesitzer das Zelluloid etwas zu warm gemacht und dann im Gewindebereich gepackt um die Sektion zu lösen.
Ein Gewinde nachzuschneiden ist prinzipiell nicht schwer. Allerdings wird das passende Schneidwerkzeug benötigt.
Ich selbst besitze nur einen Pelikan 100N aus Vorkriegsproduktion. Bei diesem besteht die Kappe noch aus Ebonit. Bei meinem alten 400er dagegen ist Kappenseitig ein Messingeinsatz mit Gewinde verbaut - hier wäre es möglich, das Gewinde quasi nachzudrücken...
Bei einem kappenseitigen Zelluloidgewinde würde ich von dem Versuch abraten - die Chance beide Gewindehälften zu zerstören ist einfach zu groß!
pelikanjog hat geschrieben:
25.10.2020 17:33

... jedesmal wenn ich ihn auf- oder zuschraube, tut es mir weh, dass es mehr als rauh läuft.
...
Hansjürgen
Und das ist auch gut so Hansjürgen - es beweist, daß Du Gefühl für Deinen Füller hast!!! :)
Je öfter der "vermurkste" Teil über die (hoffentlich noch) intakten Gewindegänge der Kappe gezwungen wird, desto stärker verschleißen diese!
Und jetzt kommt noch eine "Gemeinheit" von Kappengewinden hinzu: sie sind fast immer mehrgängig.
Manchmal zweigängig, oft dreigängig und ein Böhler Gold von mir hat sogar ein viergängiges Gewinde. Das bedeutet, das Gewinde hat nicht einen Startpunkt sondern eben 2, 3, oder 4. Darüber hinaus handelt es sich nicht um metrische Gewinde (lustiger Weise auch nicht bei deutschen Herstellern), sondern um "BSF" ( British Withworth Fine) Gewinde mit meist 36 TPI (Turns Per Inch).
Lange Rede kurzer Sinn - ein passendes Schneideisen zu finden, ist nahezu unmöglich. :?
Solche Werkzeuge wurden früher extra für die Hersteller angefertigt - in seinem, wirklich empfehlenswertem, Füllermuseum, hat mir "frodo" solche gezeigt - oder, zumindest in kleinen Betrieben, mit einem sogenannten "Srehler" von hand auf der Drehbank geschnitten (was, glaube ich, mittelerweile eine ausgestorbene Kunst ist).
Es gibt auch Gewindefeilen - aber auch wenn eine passende aufgetrieben werden sollte, braucht die Handhabung eine gewisse Erfahrung, um das Gewinde nicht zu "verschlimmbessern".
Ich habe mir für meine Bedürfnisse mit einem Strehler beholfen, den ich in einer Zug- und Leitspindeldrehmaschine verwende. Ich habe allergrößten Respekt für jemanden, der ein mehrgängiges Gewinde frei Hand schneiden kann - ich kann es nicht! :(
Durch die Vorwahl der entsprechenden Getriebeübersetzung lassen sich auch mehrgängige Gewinde schneiden.
16036592400970.jpg
Alte Strehler
16036592400970.jpg (223.54 KiB) 3926 mal betrachtet
Diese alten Strehler habe ich mir aus England besorgt. An den spitzen Angeln ist erkennbar, daß sie eigentlich mit einem Holzgriff versehen und zur Benutzung "frei Hand" gedacht waren. Aber, wie schon gesagt, bringe ich das nicht zusammen und spanne sie deshalb in die Drehbank. Um ein mehrgängiges Gewinde zu schneiden gehe ich wie folgt vor.
36 TPI entspricht ziemlich genau einer metrischen Gewindesteigung von 0,7. Die Abstände der Gewindegänge sind durch die, eingeschliffenen, Zähne des Werkzeuges vorgegeben.
16036591322720.jpg
Zähne/Gewindegänge
16036591322720.jpg (266.77 KiB) 3926 mal betrachtet
Stelle ich nun den Vorschub der Leitspindel auf 0,7 (mm pro Umdrehung) entsteht ein eingängiges/normales Gewinde im Durchmesser des Werkstücks mit der Steigung 0,7 (36 TPI). Jeder Zahn des Srehlers greift genau in die Rille/den Gewindegang, die der vorherige geschaffen hat.
Bei einer Getriebeübersetzung die den Werkzeugschlitten um 1,4mm pro Umdrehung bewegt, greift der zweite Zahn des Werkzeuges nicht in die gleiche Rille wie der erste, sondern schafft sich, um 180 Grad versetzt, eine neue.
Ein zweigängiges Gewinde entsteht - optisch sind die Gewindegänge genau so eng zusammen wie bei einem normalen Gewinde - nur liegen eben zwei "normale" Gewinde nebeneinander!
Für ein dreigängiges Gewinde beträgt der Vorschub entsprechend 2,1mm/Umdrehung...
Dies ist der Grund warum die Füllerkappe nicht 10 mal gedreht werden muss, bevor sie ab geht!
Übrigens ist es deutlich leichter ein Außengewinde zu schneiden - ich kann einfach beobachten, was passiert!
Auch das Ausmessen eines Gewindes - die Bestimmungen der Steigung, die Gangzahl und der exakte Durchmesser - ist bei einem Außengewinde DEUTLICH einfacher!
Deshalb - wenn es irgendwie hakt - schont die Kappe! ;)
Sorry wenn ich "Schulmeisterlich" rüberkomme - so ist das nicht gemeint! Ich habe nur selbst so viele mißhandelde Gewinde bei meinen Füllern gehabt und die Reparatur war immer aufwendig, weil das Problem von den Vorbesitzern ignoriert wurde - hält doch noch irgendwie... - jetzt hält's gar nicht mehr... - egal stelle ich das Ding eben auf eBay, ist ja schließlich schon alt...- da gibt's sicher jemanden, der dafür was ausgibt...- stecke die schei... Kappe einfach drauf und schreibe: " leichte Gebrauchsspuren/altersgemäße Abnutzungserscheinungen"
Das musste einfach mal raus!
Grüße Andi

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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von pelikanjog » 26.10.2020 11:04

Ja, Andi,

was du schreibst, leuchtet mir voll ein und ist mir prinzipiell nicht unbekannt.

Die Kappe hat definitiv ein Geweinde in Celluloid. Von daher gäbe es rein theoretisch die Möglichkeit Zelluloid aufzutragen und das Gewinde beidseitig neu zu schneiden. Aber ...

Withworthgewinde kenn ich aus der (alten) Motoradtechnik und von meinen (älteren) RC-Modell Cars aus USA.
Meine Morradfreunde hatte Drehbänke, in denen sie nur Zahnräder tauschen mussten und schon konnten sie ein "englisches" Gewinde drehen. Allerdings waren die nicht 2 - 4 gängig.

Strehler kenne ich auch - vom Sehen.

Aber in der Sache schwindet meine Hoffnung auf eine Lösung durch Reparatur. Bleibt nur ein Neuerwerb eines intakten Emblem. Die Feder, die mir mächtig imponiert, passt halt sonst nirgends. Und sie ist in gewisser Weise "besser" als meine Patrician- oder anderen 100 year - Federn.

Aber vielen Dank ersteinmal für deine Informationen.

Hier noch der Versuch, das Gewinde (leider nur mit einer Vergrößerungsvorsatzlinse und schlechter Beleuchtung) zu zeigen:




PA260080.JPG
PA260080.JPG (62.41 KiB) 3864 mal betrachtet
PA260078.JPG
PA260078.JPG (64.6 KiB) 3864 mal betrachtet
PA260081.JPG
PA260081.JPG (62.77 KiB) 3864 mal betrachtet
PA260079.JPG
PA260079.JPG (59.87 KiB) 3864 mal betrachtet


Leider kann man die Dateianhänge in diesem Programm nicht vergrößern.

Hansjürgen

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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von Wurmbunt » 26.10.2020 13:44

Hallo Hansjürgen,
was ich auf den Bildern zu erkennen meine, ist, daß auch die Kappe einen Gewindeschaden hat...
Das Gewinde am Füllerschaft sieht gar nicht so irreparabel aus.
Grüße Andi

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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von pelikanjog » 26.10.2020 16:33

Wurmbunt hat geschrieben:
26.10.2020 13:44
Hallo Hansjürgen,
was ich auf den Bildern zu erkennen meine, ist, daß auch die Kappe einen Gewindeschaden hat...
Das Gewinde am Füllerschaft sieht gar nicht so irreparabel aus.

Lieber Andi,

wie muss ich das verstehen?

1. Todesurteil (?) für die Kappe,
2. Andeutung eines Trostes für den Schaft.

Hast du eine Idee, wie ich weiterkomme? Ersatz zeichnet sich (bei ebay) nicht ab. Der scheint relativ selten zu sein.

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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von Wurmbunt » 27.10.2020 0:06

Hallo Hansjürgen,
schicke mir doch den Füller zu - wenn ich eine Lösung finde, mache ich einen "Reparaturfaden" daraus - wenn nicht, ist es auch nicht schlimmer als jetzt!
Die Kappe ist ja einfach nur schwarz - so etwas lässt sich zur Not auch nachfertigen. ;)
Alles weitere dann per PN - wenn Du möchtest!
Grüße Andi

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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von pelikanjog » 27.10.2020 12:45

Erstmal herzlichen Dank für das Angebot, Andi,

ich weiß halt, dass Francis (Belgien) bei meinem Zelluloid-Patrician die Kappe mir Zelluloid (geschabtes Zelluloid + xy Lösungsmittel - Name = gerade ausgefallen ) repariert hat. Ich weiß natürlich nicht, ob sich die Schicht so dick auftragen läßt, dass man ein neues GEwinde schneiden kann.

Allerdings ist die Kappe kaum nachzumachen. Da ist eine Waterman's Gravur vorhanden.

Also ich nehme dein Angebot dankend an und schicke dir das gute Stück,

Hansjürgen

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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von Wrighter » 01.11.2020 18:26

Hallo Hansjürgen.
pelikanjog hat geschrieben:
26.10.2020 11:04
Leider kann man die Dateianhänge in diesem Programm nicht vergrößern.
Doch das geht. Dazu einfach Rechtsklick auf das Bild, Grafik anzeigen anklicken und dann Strg-Taste drücken und festhalten, mit Mausrad auf und ab, die Vergrößerung wie gewünscht einstellen.
Herzliche Grüße
Ralf
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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von pelikanjog » 02.11.2020 10:50

Vielen Dank, Ralf,

ich bin halt doch ein Digi-fossil :shock:

Hansjürgen

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Re: Emblem Kappengewinde

Beitrag von Wrighter » 02.11.2020 11:22

Immer wieder gerne Hansjürgen,

drom schwätz mr ja mitnandr. :D
Herzliche Grüße
Ralf
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