Waterman: vom Katastrophe zum Apostrophe

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Andi36
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Waterman: vom Katastrophe zum Apostrophe

Beitrag von Andi36 »

Wir haben hier schon öfters die Frage gehabt, ob/wie man den Tintenfluss einer trockenen Feder verbessern kann. Gestern habe ich einem Waterman Apostrophe das Schreiben beigebracht.

Seine M Feder hat mit Mühe einen unscheinbaren Strich auf's Papier gebracht. Mit einer Klinge habe ich den Federschlitz geweitet (von unten ansetzen, in der Näche des Tintenleiters, nicht direkt auf das Schreibkorn drücken). Nach der Maßnahme hatten die Federschenkel einen leichten Höhenversatz, der mit etwas Drücken mit dem Daumennagel aber schnell wieder behoben war..

Allerdings war die Feder nun extrem kratzig; durch das Weiten kamen die scharfen Innenkanten des Korns zur Wirkung. Also mit der Nagel-Polierfeile nachgearbeitet - hier ist das Ergebnis: Oben vorher - unten nach der Behandlung.
Waterman Apostrophe 1.jpg
Waterman Apostrophe 2.jpg
Es hat 'ne Weile gedauert das Korn wieder rund zu bekommen, aber es hat sich gelohnt. Jetzt legt der Apostrophe eine nasse Tintenspur hin und bring die Florida Blue richtig zum leuchten.

Gruß,
Andreas
HeiJa
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Re: Waterman: vom Katastrophe zum Apostrophe

Beitrag von HeiJa »

"Dr.füllirep.Andi", find´ich gut :D

Ich ziehe meinen Hut!

Chirurg wäre sicher auch kein schlechter Job für Dich oder "Federhalter-Doktor" als zweites Standbein.

Leider bin ich Grobmotoriker in solchen Sachen. Ich hätte dazu nicht die Nerven.

Munter bleiben!
Heiko

P.S.: Du hast eine schöne Handschrift.
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audace
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Registriert: 24.01.2011 20:31

Re: Waterman: vom Katastrophe zum Apostrophe

Beitrag von audace »

Sehr interessanter, aufschlussreicher Titel, aber dennoch wäre das der erste Waterman, von dem hörte, geschweige denn wüsste, so ein Prozedere über sich ergehen lassen zu müssen - aber wenn es hilft, why not?!
Der Zweck heiligt schließlich auch die Mittel!

Grüße!

Schöne Grüße, Audace

Il n'est jamais plus tard que minuit!
Josh
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Re: Waterman: vom Katastrophe zum Apostrophe

Beitrag von Josh »

Auf ähnliche Weise habe ich jüngst einer Montblanc-Feder manierliches Schreibverhalten anerzogen. Die Feder war im MB-Service getauscht worden, nachdem eben dort (im MB-Service) die Original-Feder im Rahmen einer Reparatur beschädigt worden war. Die neue Feder schrieb von Anfang an schlecht. Nach erneutem Aufenthalt bei MB war zwar Tintenfluss durchgängig, wenn auch für meine Begriffe etwas spärlich, vorhanden, die Feder kratzte aber erbärmlich.

Bislang hatte ich mich mangels Feinstschleifmittel nicht daran gewagt. Nun gab es aber beim Discounter ein dreiteiliges Nagelfeilen-Set mit Polier-"Feile" als feinster Stufe - damit sollte das Problem doch zu lösen sein?

Also habe ich mir die Feder unter der Lupe angesehen und tatsächlich scharfe Kanten an den Seiten des Schreibkorns festgestellt. Auch der Schlitz im Schreibkorn sah für mich etwas scharfkantig aus. In üblicher Schreibhaltung habe ich die Feder (den Füllfederhalter dazu mit Wasser befüllt) auf der auf dem Tisch liegenden Feile - mit nur sehr leichtem Druck - geschrieben, dabei zeitweise die Anstellwinkel in alle Richtungen etwas übertrieben. Unter der Lupe sah das Korn nun doch etwas zerfurcht aus - auf dem Papier kratzig, aber schon weniger hakelig als vorher. Dies habe ich mit der feineren und auch der feinsten Stufe wiederholt, wobei ich für den abschließenden Polierdurchgang den weitaus größten Aufwand spendiert habe. Anschließendes Probeschreiben (auf Papier, immer noch mit Wasser) zeigte deutliche Besserung in Sachen Kratzen, der Fluss war leider noch nicht verbessert. Unter der Lupe wirkte das Korn nun glatt wie der berühmte Kinderpopo, aber im Schlitz hingen Grate und/oder Schleifspäne.

Zum Reinigen / Entgraten des Federschlitzes habe ich von der Rückseite, ähnlich wie oben beschrieben, den Federschlitz (auch durch das Korn) mit einer gebrauchten Rasierklinge (Vorsicht! - höchste Verletzungsgefahr!) mehrfach nachgeschnitten. Anschließend habe ich das Korn nochmals leicht nachgeschliffen und kräftig nachpoliert.

Das Ergebnis hat mich vollkommen überzeugt - Die Feder steht meinem Liebling schon nach dieser Bearbeitung kaum noch nach - satter Tintenfluss und praktisch kein Kratzen mehr. Ich hoffe, dass das Einschreiben nun den "letzten Schliff" bringen und die Feder dann für mich perfekt passen wird.

Mein Fazit aus dieser Aktion - Mit gesundem Menschenverstand sowie etwas Fingerspitzengefühl und Geduld scheint die Anpassung einer Feder mit Haushaltsmitteln eigentlich für Jedermann machbar.

Viele Grüße
Josh
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Faith
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Re: Waterman: vom Katastrophe zum Apostrophe

Beitrag von Faith »

Josh hat geschrieben:Mein Fazit aus dieser Aktion - Mit gesundem Menschenverstand sowie etwas Fingerspitzengefühl und Geduld scheint die Anpassung einer Feder mit Haushaltsmitteln eigentlich für Jedermann machbar.
Na dann hoffe ich, dass ihr bald ein "eingeschleiftes" Paar werdet. ;)

Ich habe auch schon kratzige Federn mit der Polierfeile leichtgängiger gemacht. Wenn man vorsichtig ist, kann man nichts kaputt machen, denn nachfeilen ist ja jederzeit möglich.
Probiere im Moment, die extrem kratzige Feder meines zweiten M100 weicher zu machen, mal sehen ob ich damit noch Erfolg haben werde.
Viele Grüße
Faith

Meine Blog: www.tintenpfote.de
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