20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

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20 100
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20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von 20 100 »

Liebe Schreibfreundinnen und Schreibfreunde,

hier habe ich 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten zum Zweck des Vergleichs in jeweils drei Zeilen auf zwei Blättern und in zwei Farbkreisen aufgetragen. Darunter habe ich noch zu jeder Tinte meine Eindrücke und persönliche Meinung aufgeführt, mit der Hoffnung, dass dies manchen von Euch zur Unterhaltung oder Entscheidungsfindung beiträgt.

Ein Tipp: macht einen Rechtsklick auf das Bild, geht auf "Bild anzeigen", so werden die Bilder größer angezeigt.
Blue Black Inks Comparison 1 Crop.JPG
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Blue Black Inks Comparison 2 Crop.JPG
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Blue Black Inks Circle Crop.jpg
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1 Montblanc Midnight Blue: Ich weiß nicht, wie MB zu dieser Namensgebung kommt, es ist nämlich keine Spur von Blau auf dem Blatt erkennbar. Nur beim Auswaschen des Füllers wird ein Blauanteil sichtbar. Schönes Shading, eine insgesamt gutmütige Tinte, die ich als Dunkelgrau interpretiert gut fände, wenn ich Grau schriebe, was ich nicht tue, weswegen ich sie nicht mag oder brauche.
2 Pelikan Edelstein Tanzanite: Ähnlich, wie bei der Vorherigen, nur dunkler und mit etwas mehr Ahnung, es könnte eine blaue Tinte sein. Sehr gutmütig, kaum Shading aber rotgoldener Schimmer, fließt wunderbar und beflutscht das Schreiben, interessiert mich aber aufgrund der eindimensionellen Grundfarbe wenig.
3 Graf von Faber-Castell Midnight Blue: Diese Tinte hat auf dem Papier ebenfalls wenig Blauanteil, fragt mich nicht warum, aber ich finde sie wunderbar! Sie behält auch auf Kopierpapier ihr elegantes Shading und ihre Gutmütigkeit und fließt genau richtig - ich interpretiere sie als die Lamy 2000 der Tinten, welche ich auch sehr gerne und viel miteinander kombiniere (in diesem Vergleich, z. B.).
4 Pelikan 4001 Blauschwarz: Eisengallushaltige Tinte. Eine meiner ersten nicht-königsblauen Tinten. Entsprechend hat sich die Tintenfarbe seit dem Öffnen des Glases vor einigen Jahren leicht zum Dunkelgrauen hin verändert, sie ist jedoch nach wie vor eine optisch ansprechende, professionelle und in einem fließfreudigen FFH zuverlässige Alltagstinte im besten Sinne.
5 Lamy Blauschwarz: Etwas zartere Sättigung, tolles Shading, leichter Rotstich - ich mag sie, bin jedoch nicht immer in der Laune für den Violetteinschlag. Tadellose Alltagstinte, besonders für Kopierpapier.
6 J. Herbin Bleu Nuit: Eher eine edle Verwandte einer Königsblauen. Noch nass sieht sie wie ein zartes Violett aus, trocken wird sie aber zu einem lebendigen Mittelblau mit frühlingshafter Leichtigkeit. Für den Job fast zu schade, ich würde damit unkitschige Liebespost schreiben (lassen).
7 Diamine Prussian Blue: Ich bin mir nicht sicher, ob auch wirklich Prussian Blue in der Patrone ist, weil sie viel grünlicher aussieht, als in anderen Darstellungen der Tinte. Naja, so ist sie mir zu grünlich. Ansonsten: für Diamine außergewöhnliche Wasserresistenz, gutes Fließverhalten, unproblematisch auf Kopierpapier, etwas eindimensional in der Optik.
8 Pilot Blue Black: Zunächst optisch unauffällige und unverfängliche blaulastige Alltagstinte. Und dann nutzt Du sie und merkst, dass da ein subtiles Feuerwerk abgebrannt wird: Shading, Sheen, Wasserresistenz, Fleißverhalten, alles vorhanden und bemerkenswert unaufdringlich. Wenn eine Tinte das japanische Arbeitsethos widerspiegelt, dann diese.
9 Rohrer & Klingner Salix: Eisengallushaltige Tinte. Tja, wir Zwei haben noch einiges auszuhandeln... Ihr Shading ist tief, ihre Farbe zu jedem Zeitpunkt schön, Wasser und schwammigstes Papier können sie nicht beeindrucken, und trotzdem zögere ich manchmal, sie einzusetzen. Der Grund ist, dass ihr PH-Wert zwischen Zirtonen- und Magensäure anzusetzen ist, und ich noch wenig Vertrauen in die Formel habe. :oops:
10 Montblanc Permanent Blue: Pigmenttinte. Sie kann alles, immer. Shading? Check. Fluss? Check. Präsenz? Check. Wasserdicht? Check, wie keine Andere. Schon trocken? Check, schon lange. Kopierpapier? Pah, gib ihr Rhodia oder Löschpapier, es macht keinen Unterschied. FFH blockieren? Check, über Nacht und für immer (Breaking News: Die Kappe von Faber-Castells Ambition schließt undicht!).
11 Graf von Faber-Castell Cobalt Blue: Die Tinte ist sanft, sensibel und gleichzeitig präsent und entschieden, was vom dezenten Shading und der Ahnung eines Violetteinschlags kommt. Auch diese GvFC mag den mittleren Fluss des Lamy 2000 - sparsam aufgetragen sieht die Tinte beliebig aus. Tolle Alltagstinte, die durch ihren Nuancenreichtum von "Trauma-Schultinte" weit entfernt ist.
12 Diamine Majestic Blue: So, Schluss mit dem Gequatsche. Behold the Majesty and all her bling bling. Ich habe die Tinte ausschließlich wegen ihrer Optik, wegen der es sich wirklich lohnt, die Trocknungszeit, das Verschmieren, die Hydrophobie, das ewig andauernde Ausspülen und das zeitweise Durchbluten zu übersehen. Tipp: 1:1 mit Wasser verdünnt verringert den Sheen, verbessert Shading und eliminiert die meisten soeben angesprochenen negativen Eigenschaften, und ja, sie ist auch dann noch gut gesättigt.
13 Pilot Blue: Majestic Blue auf Japanisch - opak und leuchtend, besser auf Kopierpapier, mehr Sheen, Wasser ist ihr beinahe egal (seht Ihr den vom Wasser unbeeindruckten violetten Sheen?!)... Wahrscheinlich hat sie keine Seele :wink:
14 Diamine Midnight: Tiefe, dunkelblaue Tinte. Das war's auch schon.
15 Diamine Denim: Tiefe, dunkelblau-graue Tinte. Etwas mehr Shading als die Edelstein Tanzanite, etwas weniger Sheen, aber die Diamine-typische Flucht vor Wasser, weswegen Denim sich mir nicht aufdrängt.
16 Kaweco Midnight Blue: Dieses ist eine klassische, professionelle Tinte ohne Violett- oder Grüneinschlag, die sich auf jeden Fall als Tinte, nicht aber als wichtigtuerisch erkennen lässt. Würde ich jederzeit einer langweiligen Tinte vorziehen :)
17 Diamine Oxford Blue: Ah, wieder irgendeine dunkelblaue Diamine. FALSCH. Oxford Blue hat ein subtiles Shading und dadurch eine profunde Tiefe, fügt noch einen Hauch roten Schimmer hinzu und wird so zu einer Urgewalt in ihrem Genre. Sie fließt gut, möchte aber auch ordentlich aufgetragen werden, weil sie sonst tatsächlich blaugrün-gräulich erscheinen kann (was niemand ihr antun wollte).
18 Sailor Sei-Boku: Pigmenttinte. Tja, und hier ist es passiert. Diese Tinte möchte genauso gerne ordentlich aufgetragen werden, im Schriftbeispiel oben habe ich sie aber dummerweise mit einem etwas schwach fließenden Kaweco aufgetragen. Sie hat tolles Potenzial zu Shading und violettem Sheen, ihr müsst mir halt glauben oder Euch in anderen Betrachtungen überzeugen. Ich bin jedenfalls überzeugt.
19 Pilot Iroshizuku tsuki-yo: Mist, dass ich das Glas verkauft habe.
20 Diamine Indigo: Eine untypische blaue Diamine: sie widersteht Wasser recht orgendtlich, ist auf allen Papieren zufrieden, ist eher geringer gesättigt und verrichtet ihre Arbeit ohne Aufsehen zu erregen. Eine wirklich gute Arbeitstinte.

Liebe Grüße
Vincent

(Rechtschreibfehler korrigiere ich demnächst mal vor dem Absenden...)
Zuletzt geändert von 20 100 am 06.06.2017 1:43, insgesamt 1-mal geändert.
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NicolausPiscator
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von NicolausPiscator »

Wow! Danke für diese große Übersicht, leider fehlt darin meine liebste Blauschwarze (Sailor blue black), dann sähe ich sie im Vergleich mit den anderen. Aber auch ohne sie ist der Vergleich für mich eine Bestätigung meines derzeitigen Tintenurteils... Deine Bemerkungen zu der Diamine Oxford finde ich sehr spannend und werde sie bei nächster Gelegenheit gründlicher austesten, um das Rot herauszukitzeln.
KaEff
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von KaEff »

Hat Dir die MB Permanent den Halter verstopft? Habe ich das richtig verstanden? Vielleicht hilft zerlegen oder Rohrer & Klingner Reinigungslösung noch.

Interessant ist der pH-Link übrigens allemal! 1,5 für eine Tinte... Damit kann man viel anstellen, außer schreiben.
Frank
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agathon
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von agathon »

Vincent,
mit gefallen deine aufgeschriebenen Eindrücke sehr gut. Ich kann damit sehr viel anfangen, mehr als mit standardisierten Formularen. Herzlichen Dank dafür, insbesondere auch für die Hinweise zum Schreibgefühl und zum Verhalten auf problematischen Papieren.

Grüße

agathon
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20 100
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von 20 100 »

Danke für Eure lieben Rückmeldungen! Ich hatte ganz vergessen, auszuweisen, welches Papier ich hier benutzt habe - es ist mein Lieblingspapier Oxford 90g. Keine der Tinten macht auf diesem Papier tintenspezifische Mucken, aber auch auf Kopierpapier ist keine dieser Tinten wirklich bedenklich. "Naja" bedeutet für mich, die Tinte lässt sich zu Durchbluten oder Ausfiedern (seltener beobachtet) auf Kopierpapier hinreißen, sie ist aber einseitig dennoch brauchbar und ansehnlich.

@KaEff: Ja, der Tintenleiter war dicht. Ich habe ihn mit allen möglichen Zahnreinigungshilfen bearbeitet, in J. Herbins Reiniger eingelegt, sogar in die Spülmaschine gepackt... er ist nicht mehr wie früher. Diese Tinte kommt mir mehr wie Lack vor, der sich auf und nicht in das Papier legt. Ich vermute, dadurch kommen ihre genialen, papierunabhängigen Eigenschaften und vielleicht auch diese Hartnäckigkeit auf selbigem und im Tintenleiter. Ein zweisitziges Pferd für mich.
Tintenklex

Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von Tintenklex »

20 100 hat geschrieben: 1 Montblanc Midnight Blue: Ich weiß nicht, wie MB zu dieser Namensgebung kommt, es ist nämlich keine Spur von Blau auf dem Blatt erkennbar....
...
3 Graf von Faber-Castell Midnight Blue: Diese Tinte hat auf dem Papier ebenfalls wenig Blauanteil, fragt mich nicht warum...
Mitter-Nachts sind halt alle Tinten dunkelst-grau ;-)

Danke für den eher praxisbezogenen Vergleich.

Die Sailor Sei-Boku ist in dem Spektrum zur Zeit mein Favorit - allerdings hatte ich die Erfahrung machen müssen, dass die Tinte auf Formularen meiner Versicherung (SEPA-Mandat, sah irgendwie beschichtet aus) zumindest mit breiter Feder absolut unbrauchbar war. Dauernd Aussetzer, und wenn mal nicht, lief alles zu. Musste ein neues Formular anfordern, da absolut unleserlich. Die GvFC Stone Grey machte da vergleichsweise deutlich weniger Probleme. Also ist die Tinte nicht ganz so unkritisch auf diversen Papieren, wie Du oben resümierst ;-)
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Killerturnschuh
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von Killerturnschuh »

Ich bin begeistert, Vincent
Vor allem deine Eindrücke zu den jeweiligen Tinten finde ich ausgesprochen gut.
Salve

Angi

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drwhox
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von drwhox »

Vielen Dank!

Tolle Gegenüberstellung! :D


LG,
Manuel
GinTonic
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von GinTonic »

Super Zusammenstellung!

Aber...unkitschige Liebespost schreiben lassen? :shock:

Was hast du gegen die tsuki-yo?
Thom

Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von Thom »

KaEff hat geschrieben: 1,5 für eine Tinte...
Stimmt auch nicht, Salix entspricht Scabiosa. Nur eine hat 1,5; das ist ESSRI.

V.G.
Thomas
KaEff
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von KaEff »

Du willst sagen, die Messung im weiter oben verlinkten Bericht stimmt nicht? Gut möglich. Messen ist nicht einfach nur Glaselektrode rein, ablesen, fertig. Dort ist Salix mit pH 1.53 angegeben, Scabiosa mit pH 1,73.
Kann gut sein.
Frank
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Thom

Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von Thom »

Ja. Aber, wie gehabt, für Eisengallustinten keine Metallteile die nicht für dauerhaften Tintenkontakt vorgesehen sind und keine beschichteten Edelstahlfedern.
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20 100
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Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von 20 100 »

Danke Euch für die Rückmeldungen, mit großem Vergnügen!
Tintenklex hat geschrieben:Die Sailor Sei-Boku ist in dem Spektrum zur Zeit mein Favorit - allerdings hatte ich die Erfahrung machen müssen, dass die Tinte auf Formularen meiner Versicherung (SEPA-Mandat, sah irgendwie beschichtet aus) zumindest mit breiter Feder absolut unbrauchbar war. Dauernd Aussetzer, und wenn mal nicht, lief alles zu. (...). Also ist die Tinte nicht ganz so unkritisch auf diversen Papieren, wie Du oben resümierst ;-)
Danke für Deine wichtigen Ergänzungen!
Tintenklex hat geschrieben:Die GvFC Stone Grey machte da vergleichsweise deutlich weniger Probleme.
Ja, eine wunderbare, sehr widerstandsfähige und unproblematische Tinte, auch nach meinen (begrenzten) Erfahrungen.
GinTonic hat geschrieben:Super Zusammenstellung!
Aber...unkitschige Liebespost schreiben lassen? :shock:
Was hast du gegen die tsuki-yo?
Schreiben (lassen), weil ich erstens zur Zeit keinen Bedarf habe, jemandem Liebespost zu chicken (juhu!!) und zweitens, schriebe ich jemandem Liebespost, und mit der schönsten Tinte und trainiertesten Handschrift, vom tollpatschigen Inhalt könnte ich kaum ablenken.

Gegen Iroshizuku tsuki-yo habe ich überhaupt gar nichts, ich ärgere mich ja gerade, dass ich die nicht mehr habe, weil die so schön ist. Ich verschreibe damit gerade die letzten Tropfen einer Kolbenfüllung, die ich weiserweise vorher gemacht hatte.
Thom hat geschrieben:...für Eisengallustinten keine Metallteile die nicht für dauerhaften Tintenkontakt vorgesehen sind...
Selbst bei ca. pH 1,73 habe ich noch Vorbehalte, das ist ja immernoch sehr viel saurer, als die 4001 KB oder EG-Blauschwarz... wie kann diese Tinte denn "als moderne EG-Tinte füllhalterfreundlicher" sein - oder waren Tinten früher derart aggressiv?

Danke und herzliche Grüße
Vincent, der vielleicht irgendwann auch zum Tintenversteher wird :-)
KaEff
Beiträge: 373
Registriert: 28.09.2016 9:13

Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von KaEff »

Das Thema Metalle angreifen ist etwas komplexer und nicht unbedingt allein der Säure geschuldet. Wenn man Edelmetalle hat, kann es (nicht direkt säureabhängig) zu katalytisch durch die Edelmetall-Oberfläche verstärkten Redox-Prozessen kommen, die Metallerosion unedler Metalle an der Grenzfläche Edelmetall-Stahl hervorrufen können.

Zum hier zitierten pH der Salix/Scabiosa meine ich, dass ein experimenteller Fehler die Ursache sein könnte. (Verfälschung der Messung durch Reaktion von Inhaltsstoffen der Tinte mit was auch immer??).
Einem anderen Bericht zufolge verändert sich der pH von Salix mit zunehmender Messdauer nach sauer (kleinerer Zahlenwert). Nicht gerade logisch.

Thom scheint den pH der Salix zu wissen?
Frank
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Thom

Re: 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten im Vergleich

Beitrag von Thom »

Na ja, der Umstand, dass sich der pH-Wert der Tinte mit zunehmender Messdauer nach sauer verändert, zeigt ja, dass die geballte Kompetenz zugange war. Für die handfesten Füller-EG (die R&K, G10, Lamy, Midnight Blue, Registrars, ESSRI) ist pH kleiner 2 realistisch, aber die ..,5 nur für ESSRI. Waren diese Tinten früher auch so aggressiv? Das kommt darauf an, wie weit man zurück geht. Zur Zeit der Hanse waren sie's nicht. Im späten 19.Jh. auch noch aggressiver (Frank hat aber schon auf die Differenziertheit der Problematik hingewiesen). Können die Füller das aushalten? Bei Einhaltung der oben genannten Vorsichtsmaßnahmen definitiv ja.

V.G.
Thomas
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