Seitz-Kreuznach Pflaumenblau

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Der Zeitreisende
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Seitz-Kreuznach Pflaumenblau

Beitrag von Der Zeitreisende »

Seitz-Kreuznach Pflaumenblau

Die Firma Seitz-Kreuznach gehört wohl zu den besser bekannten Tintenverkäufern Deutschlands, aber die firmeneigenen Tinten sind in Europa eigenartigerweise viel weniger besprochen worden als in den USA. Mit dieser Besprechung (meiner ersten) hoffe ich die Lücke wenigstens ein bisschen zu schließen.

Die gescannte und hier hochgeladene Probe ist auf billigem Drucker- und Kopierpapier gemacht, was ich persönlich immer interessant finde, denn wenn man auf teuerem Papier von hoher Qualität schreibt, und mit einem teueren Federhalter von hoher Qualität, dann wird wohl jede Tinte gut aussehen; wenn man aber mit bescheideneren Federn auf Billigpapier schreibt, kommen die Stärken und Schwächen der Tinte besser zum Vorschein. (Das Formular habe ich vom amerikanischen Fountain Pen Network. Erst nachdem ich das Formular ausgefüllt hatte, habe ich in diesem Forum auch ein deutschsprachiges Formular gefunden. Aber es wird den Lesern wohl verständlich sein.)

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Farbe: Diese Tinte hat eine freundliche, ziemlich neutrale Farbe innerhalb des Lila-Purpur-Spektrums: zuerst lebhaft rötlich, dunkelt sie nach einigen Tagen ein wenig, und durch den merkbaren Blaustich ist sie nicht so penetrant wie manche andere violette Tinten. Im Fountain Pen Network hat es vor einiger Zeit schon eine Besprechung dieser Tinte gegeben, und in der anschließenden Diskussion wurde gefragt, warum diese Tinte doch ,blau‘ genannt wurde, wenn sie so rot ist. (Ein Forumsmitglied hat dann als Erklärung Bilder von Pflaumen hochgeladen: blaue Pflaumen sind von innen ja rötlich.)

Spreizung und Ausbluten (,spread‘ und ,feathering‘), Durchbluten: Auch auf diesem billigen Papier dringt die Tinte nicht schnell ein, und der Schriftstrich spreizt sich ziemlich, wodurch das Schriftbild dicker als mit manchen anderen Tinten wirkt; aber andererseits trocknet die Tinte schnell, und deshalb hält das ,feathering‘ sich sehr in Grenzen und blutet das Geschriebene gar nicht durch das Papier hindurch. – Sehr viel hängt von der benutzten Federbreite ab. Bei einem Lamy Logo mit F-Feder (einer Feder vom bekannten Typus Z50) sieht man dieses Ausbluten ein bisschen, aber bekanntlich ist Lamy ,F‘ nicht wirklich fein; bei einem Diplomat Esteem (wo eine ,F‘ wirklich fein ist) oder bei einem Waterman Graduate merkt man auch auf diesem Billigpapier praktisch nichts vom Ausbluten.

Nässe: Die Tinte hält ungefähr die Mitte, was die Nässe betrifft: es gibt trocknere Tinten, aber auch dünner fließende.

Sättigung und Schattierung: Diese Tinte ist nicht sehr gesättigt: hierdurch bleibt die Farbe lebhaft durch das Hindurchscheinen der Weiße des Papiers, obwohl die Tinte ziemlich matt trocknet. Bei besseren Papiersorten, wo die Tinte noch weniger schnell eindringt, gibt es ein kleines bisschen Schattierung.

Wasserresistenz: Erfreulich ist, dass die Tinte ziemlich wasserresistent ist. Zwar ist sie es nicht so stark wie Eisengallustinten (z.B. R&K Salix), Lamy Blau-Schwarz oder Pelikan 4001 Blau-Schwarz, aber deutlich stärker als ich es von anderen Tinten in diesem Farbspektrum kenne (z.B. die Violetttinten von Diamine und Waterman).

Trockenzeit, Verschmieren: Die Tinte trocknet ziemlich schnell, und wenn sie einmal getrocknet ist, verschmiert sie nicht.

Abschließende Bemerkungen: Für den persönlichen Gebrauch ist die Tinte sehr geeignet, vor allem weil Notizen, die hiermit geschrieben sind, sich farblich sofort als ,die eigenen‘ oder ,die speziellen‘ von anderen Schriftstücken abheben. Sie ist n.m.M. dunkel genug, um über längere Perioden gelesen zu werden (wenn man mehrere Seiten hiermit geschrieben hat und diese nachher liest, irritiert die Farbe nicht), könnte auch für feierliche Zwecke eingesetzt werden (Einladungen usw.), aber es ist die Frage, ob sie in formelleren Umgebungen verwendet werden sollte. Für z.B. das Schreiben einer Klausur oder Bewerbung wäre sie vielleicht weniger geeignet. Sie ist ziemlich wasserfest auf Papier, aber aus meinen Füllern und Konvertern ließ sie sich problemlos wegspülen.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
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Re: Seitz-Kreuznach Pflaumenblau

Beitrag von Nitschewo »

Vielen Dank für die Vorstellung des Seitz-Kreuznach-Mysteriums (das Blau, das sich als Rot-Violett entpuppt ... :wink: ), die Pflaumenblau ist wirklich sehr hübsch. Bei mir trudeln in letzter Zeit auch immer mehr Seitz-Kreuznach-Tinten ein, ich mag ihre Unkompliziertheit und die eher sanften Farben. Vor allem in Füllern mit unbändigem Tintenfluss sind sie unschlagbar!

Viele Grüße,

Bianka
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Bianka

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Rokebyrose
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Re: Seitz-Kreuznach Pflaumenblau

Beitrag von Rokebyrose »

Danke für die Besprechung, die preiswerteren Tinten werden ganz häufig zu Unrecht gering geschätzt.

Die Farbe finde ich wunderschön, allerdings stört mich an dieser (und generell an einigen SK-Tinten) auch etwas, dass sie in mittleren und breiteren Federn irgendwie unpräzise werden können, also -wie Du schreibst- einen breiten Strich machen. Das hält mich davon ab, mir ein Glas von der Pflaumenblau zuzulegen, obwohl sie mir optisch gut gefällt.

Interessant ist, dass sie in schmalen Federn gut aufgehoben sein könnte. Das muss ich wohl auch noch ausprobieren. Wenn sie sich dort bewährt, wäre sie wieder im Rennen.
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Der Zeitreisende
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Re: Seitz-Kreuznach Pflaumenblau

Beitrag von Der Zeitreisende »

Rokebyrose hat geschrieben:Interessant ist, dass sie in schmalen Federn gut aufgehoben sein könnte. Das muss ich wohl auch noch ausprobieren. Wenn sie sich dort bewährt, wäre sie wieder im Rennen.
Der Unterschied ist echt groß. Mit einem Lamy mit EF-Feder, oder den Waterman-Füllern mit F-Feder, oder dem Diplomat Esteem mit F-Feder bekommt man auch auf billigem Papier (z.B. weißem Briefumschlagpapier) einen echt feinen, sauberen, scharfen Strich.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
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