Dank einer lieben Mitforistin habe ich die Gelegenheit, eine Tintentablette einzuwerfen (nach Vorschrift in 1/32 Liter Wasser) und möchte meine Eindrücke dieser Tinte, der „Pelikan Tintentablette Blauschwarze Eisengallustinte“ hier in diesem Faden ergänzen.
Die zur Verfügung gestellten Tabletten sind blaugrau und besitzen noch die ursprüngliche zylindrische Form.
Eine Tablette wird in lauwarmes Wasser gegeben, geschüttelt und löst sich auf. Nach kurzer Zeit keine Spur mehr von einem Bodensatz.
Vor den Bildern noch einige kurze Infos:
Tintentabletten werden in den Pelikankatalogen von 1938 bis 1953 aufgeführt. Insgesamt gab es die Tabletten in den Farben Blauschwarz (Eisengallustinte), Rot, Blau und Grün.
Verwendet wurden Anilinfarbstoffe und bei der hier vorgestellten Tinte Eisengallus, außerdem noch Bindemittel.
Zur Frage, wie man die Farbstoffe vor der Luftfeuchtigkeit schützt, insbesondere die Anilinfarbstoffe mit einer hohen Hygroskopizität, findet man in der Literatur Zusätze von noch stärker hygroskopischen Substanzen wie z.B. Borsäurepulver oder Kieselgel.
Offen bleibt für mich die Frage, wie der Ausgangsstoff der Eisengallusreaktion, das Eisen-II-Kation, vor einer Oxidation durch den Kontakt mit Sauerstoff geschützt wird.
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Die Tinte zeigt einen hellblauen Farbton mit leichtem Graustich. Recht blass bzw. stumpf. Die Ränder der Linien leicht verstärkt und ohne Ausfransen, also besitzt die Tinte eine ausreichende Oberflächenspannung. Womit zugesetzte Tenside nach der langen Zeit ihrer Aufgabe nachgekommen sind.
Aus dem Pelikano mit einer M-Feder auf Tomoe River 52 mit einem trockenen Fluss, insgesamt eher ungesättigt. Verringert man die Schreibgeschwindigkeit, ergibt sich ein etwas stärkerer Tintenauftrag, dann schaut es nach einem leichten Shading aus.
Wie etwa in den Verlikallinien:
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Bei der Überprüfung der Löschbarkeit bleiben graue Linien stehen, gerade noch lesbar. Der oder die blauen Farbstoff(e) haben sich verabschiedet.
Sehr interessant finde ich das Ergebnis des Wassertests. Hier bleibt ein blaues Gitter stehen, vom erwarteten wasserunlöslichen grauschwarzen Eisengallatkomplex keine Spur.
Dazu zwei Chromatogramme, einmal sofort nach dem Tintenauftrag auf das Filterpapier chromatographiert, beim zweiten dann nach 10 Minuten. Diese Vorgehensweise hat bei zahlreichen Eisengallustinten den grauschwarzen Komplex nachgewiesen.
Sofortige Chromatographie:
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Und nach zehn Minuten:
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Bei keinem der beiden Chromatogramme ein Hauch von Grauschwarz.
Beide Chromatogramme zeigen einen wasserunlöslichen mittelblauen Farbstoff, der sich nach diesen zehn Minuten deutlich stärker verankert hat, und der für das stehengebliebene Gitter beim Wassertest verantwortlich ist.
Außerdem ein blauer Farbstoff mit leicht violettem Einschlag, erinnert an Methylblau, dazu passt auch die Löschbarkeit.
Allerdings werden beide blauen Farbstoffe gelöscht, zum mittelblauen habe ich daher keine Idee.
Außen noch ein türkiser Farbstoff, wasserlöslich, passt auch zum Wassertest.
Dem Nachweis einer möglichen Eisengallusreaktion gebe ich noch einige Tage Zeit, hierzu dann ein Vergleich mit dieser Schreibprobe:
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Was lässt sich abschließend sagen? Die Tintentabletten erfüllen ihren Zweck, etwa bei Reisen (oder aber beim Thema Feldpost). Und dies auch nach diesen ca. 70 Jahren. Da schließe ich mich den Meinungen weiter oben an, auch was den Wunsch nach einer Neuauflage betrifft.