Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

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HeKe2
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Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von HeKe2 » 07.09.2019 0:00

Hallo zusammen!

Ich wollte mal etwas Anderes probieren und habe alle meine dokumentenechten Tinten so in Kästchen nebeneinander gemalt, dass jede Tinte einmal jede andere des Vergleichs als direkten Nachbarn hat. Herausgekommen ist ein recht ansehnliches Muster, das ich Euch zunächst einmal mit Zahlen verunstaltet vorstelle:
Dokuecht-2a.jpg
Dokuecht-2a.jpg (536.73 KiB) 6616 mal betrachtet
Dabei bedeuten die Zahlen folgende Tinten:
  1. LAMY T53 Crystal Ink "Benitoite"
  2. Pelikan 4001 Blau-Schwarz
  3. Diamine Registrars Ink
  4. Sailor Sei Boku
  5. Sailor Sou Boku
  6. Noodlers 54th Massachusetts
Nun das gleiche Bild noch einmal ohne die störenden Zahlen, damit man die Tinten besser miteinander vergleichen kann:
Dokuecht-1a.jpg
Dokuecht-1a.jpg (523.63 KiB) 6616 mal betrachtet
---
Wie den Meisten hier im Forum sicher bekannt ist, handelt es sich bei den ersten drei Tinten um Eisengallustinten, während die letzten drei auf der Nanotechnologie basieren. Bis auf eine Tinte kommen alle Tinten nahezu blau auf das Blatt. Nur die Pelikan 4001 Blau-Schwarz kam von vornherein grau auf das Papier. Das mag daran liegen, dass diese Tinte mit Abstand die älteste der verglichenen Tinten ist und somit schon einige "Reaktionszeit" hinter sich hat. Alle drei dunkeln aber noch nach, die 4001 am wenigsten, die Registrars Ink am kräftigsten. Die Lamy "Benitoite" behält aber einen schönen Blauton zurück, jedenfalls, wenn man sie so mit einem Zahnstocher aus dem Glas zu Papier bringt. Mit dem Füller verschrieben wirkt das jedoch deutlich grauer.
Verlierer dieses Vergleichs sind für mich die 54th Massachusetts und Sailor Sou Boku. Beide sind mir zu "petrolig" und zu blass in der Farbe. Bei der Noodlers Tinte liegt es daran, dass sie wie alle Noodlers "Bulletproof"-Tinten tief in das Papier einzieht. Die Sou Boku macht schon beim Tintenauftrag einen recht farblosen Eindruck. Ich hatte die Tinte bisher noch nicht in einem Füller, bleibt es jedoch auch dann bei dem Eindruck, ist sie für mich eine Enttäuschung und den hohen Preis nicht wert. Das kann die Sailor Sei Boku meiner Meinung nach viel besser.

Eine Bemerkung noch zu der Erscheinung der Tinten am Bildschirm:
Ich habe es aufgegeben, versuchen zu wollen, den Bildschirmeindruck so hinzubekommen, dass man die Farben wirklich korrekt beurteilen kann. Selbst 100%ig farbrichtig eingescannt zerstört spätestens das Anzeigemedium beim Betrachter das Ergebnis der Einstellarbeit. Auf meinem Bildschrim erscheinen z.B. die Farben der Blautöne viel zu leuchtend. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich das "farbrichtigste" Ergebnis meistens mit meinem Handy erhalte. Ich kann das aber nur für die Handys meiner Familie mit Sicherheit sagen und nicht für alle Marken dieser Welt.
Beste Grüße
Hermann

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Tenryu
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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von Tenryu » 07.09.2019 16:08

Ich hatte neulich die Sailor Sou-Boku und die Pelikan 4001 blauschwarz im selben Füller und fand den Unterscheid beim Schreiben recht gering. Die Sailor war eine Spur blauer, die Pelikan etwas grauer. Ich denke, daß beim Aufpinseln der Tinte die Farben deutlicher zur Geltung kommen, als beim Schreiben, weil dort die Tinte verdünnter auf's Papier gelangt.

Jetzt wäre es natürlich noch interessant zu sehen, wie sich diese Tinten in Bezug auf die Wasser- und Lichtbeständigkeit, sowie auf Bleeding und Feathering (auf Normalpapier) unterscheiden.

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JulieParadise
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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von JulieParadise » 07.09.2019 16:45

Also ich finde ja nicht, dass die 4001 Blau-Schwarz und Sailor Sou Boku vergleichbar sind. Die Sou Boku und Lamys Blau-Schwarz sind sich recht ähnlich im Schreiben und im Füller, die 4001 BS ist dagegen sehr viel grauer (zumindest die alte Formulierung) und trockener (alt & neu). Und Sou Boku kann, was Lamy BS nicht kann: Sowohl in zickigen Füllern samtig und weich schreiben, lichtecht sein und wasserfest, dabei gut aus dem Füller wieder herauszubekommen und sogar mit Shading in Flexfedern. Ein Allroundwunder, das mir jeden Euro wert ist (50 ml/25€).
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V-Li
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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von V-Li » 07.09.2019 16:48

Hermann, vielen Dank für die Gegenüberstellung, das macht den farblichen Vergleich doch einfacher. Jetzt, wie schon gefordert ein Licht- und Wassertest und es wäre genial.

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HeKe2
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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von HeKe2 » 07.09.2019 20:09

V-Li hat geschrieben:
07.09.2019 16:48
Hermann, vielen Dank für die Gegenüberstellung, das macht den farblichen Vergleich doch einfacher. Jetzt, wie schon gefordert ein Licht- und Wassertest und es wäre genial.
Na dann werde ich mich mal um "Genialität" bemühen. :D

Das folgende Blatt bekommt in den nächsten Wochen Dachfenster in excellenter Südlage:
Lichttest-1.jpg
Lichttest-1.jpg (616.4 KiB) 6458 mal betrachtet
Schon bei dem Schreiben obiger Zeilen fiel auf, dass eine Tinte deutlich aus der Reihe tanzt. Die Noodlers Tinte ist so fließfreudig, dass sie nicht an der Spitzfeder bleiben will und beim ersten Kontakt mit dem Papier sich in dieses hineinsaugt. So schafft die Noodlers Tinte auch, was keine der anderen Tinten bei noch so dickem Tintenauftrag schafft, sie blutet durch das 90g/qm schwere Oxford Optik Papier durch. Ansonsten sieht man wohl, dass nicht der begabteste Spitzfederschreiber bin, aber diese Feder ließ sich am besten zwischen den verschiedenen Tinten reinigen. Leider nimmt sie nicht sehr viel Tinte auf, was hier aber den Vorteil hat, dass es auch dünner geschiebene Stellen für den Vergleich gibt. An den satter aufgetragenen Stellen zeigt die Sailor Sei Boku übrigens einen leichten roten Sheen. Meine Erwartung ist, dass sich bei den Nano-Tinten gar nichts bewegt, bei der Diamine Registrars Ink sehr wenig und bei den beiden verbleibenden etwas mehr. Aber warten wir es ab.


Dann gab es da noch den Wunsch nach einem Wassertest. Die einzige Tinte, deren Ergebnis ich nicht schon kannte, war allerdings die LAMY "Benitoite". Aber der Reihe nach, zuerst einmal das entsprechende Bild:
Wassertest.jpg
Wassertest.jpg (671.06 KiB) 6458 mal betrachtet
Der blaugraue Schatten auf den Kästchen der Pelikan 4001 und der Sou Boku kommt nicht von Tintenresten, sondern davon, dass ich das Blatt noch feucht gescannt habe. Ich habe das Blatt einfach unter fließendes Wasser gehalten und "abgewaschen".

Wie man sieht beeindruckt Wasser die meisten Tinten gar nicht bis auf eine Ausnahme. Bei der LAMY "Benitoite" ist doch ein bedeutender Blauanteil zu sehen, der die Tinte verlässt. Um frei den Meister der Eisengallustinten Thom zu zitieren: Das Dokumentenechte kommt nicht vom Farbstoffanteil. Offensichtlich ist in der Benitoite ein relativ hoher Farbstoffanteil enthalten, auch wenn die Tinte auf den ersten Blick gar nicht so wirkt und dieser Farbstoffanteil ist ganz offensichtlich gut wasserlöslich. Der Text bleibt, wie man sieht, immer noch sehr gut lesbar, er wechselt nur etwas seine Farbe.

So, das war's für heute zu dem Thema. Den Rest gibt es, wenn die Sonne ihr Werk getan hat.
Beste Grüße
Hermann

Thom

Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von Thom » 08.09.2019 16:58

Damian, grundsätzlich sage ich das schon seit Jahren (aber natürlich hört niemand), hier liegen wir aber farblich näher am Eisengallat, da sieht's schon ein bisschen anders aus. Dokumentenecht in Anlehnung an die Normen für dokumentenechte Kugelschreiber und Tintenroller sind Füller-Eisengallustinten in der Regel sowieso nicht, weil sie nicht beständig gegen Salzsäure und vermutlich auch nicht gegen bestimmte Bleichmittel sind. Sie sind aber urkundentauglich nach der Dienstordnung für Notare, solange sie blau oder schwarz schreiben und eine ausreichende Menge EG enthalten.

V.G.
Thomas

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HeKe2
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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von HeKe2 » 08.09.2019 17:35

Thom hat geschrieben:
08.09.2019 16:58
Dokumentenecht in Anlehnung an die Normen für dokumentenechte Kugelschreiber und Tintenroller sind Füller-Eisengallustinten in der Regel sowieso nicht, weil sie nicht beständig gegen Salzsäure und vermutlich auch nicht gegen bestimmte Bleichmittel sind. Sie sind aber urkundentauglich nach der Dienstordnung für Notare, solange sie blau oder schwarz schreiben und eine ausreichende Menge EG enthalten.
Thomas du weißt, ich schrecke nicht davor zurück, die Tinten mit Chlorbleichlauge (Natriumhypochloridlösung 12%, NaClO-Lsg) zu traktieren. 😉
Aber die ach so dokumententenechten Kugelschreiberminen sind so dolle nun auch nicht. Ethanol löst da so einiges vom Papier. Und dabei bleibt dann auch noch etwas vom Papier über, was nach einer Behandlung mit Salzsäure oder Natriumhypochloridlösung nach einiger Zeit höchswahrscheinlich nicht mehr der Fall ist.
Beste Grüße
Hermann

Thom

Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von Thom » 08.09.2019 17:44

Hermann, Du musst für Deinen Test schon DIN-zertifizierte Kuliminen verwenden, die anderen kannst Du in Sachen Ethanol sowieso vergessen. Aber auch ich befleißige mich einer gewissen Unschärfe, weil Gallussäure gar nicht ausreichend wasserlöslich ist, um genug EG in die Tinte zu kriegen, da sollte man schon Eisentannat dazunehmen. :)

V.G.
Thomas

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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von HeKe2 » 08.09.2019 18:11

Du hast recht, ich habe schon lange nicht mehr gelesen, was da so auf den Minen steht. Auf vielen Minen in den Werbekulis steht schlichtweg nichts. Komisch, wie sehr man darauf vertraut, dass es noch immer so ist, wie es in der Jugend war. Da stand auf so gut wie jeder Mine "Dokumentenecht" und "DIN". Kein Wunder, waren es doch fast ausschließlich Markenminen.

Aber deine Bemerkung reizt mich, das bei Gelegenheit mal auszuprobieren. LAMY, Schneider, Herlitz und NoName im Wettstreit.
Beste Grüße
Hermann

Thom

Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von Thom » 08.09.2019 18:17

Hermann, wennschon dennschon. Bei Dir habe ich keine Bedenken, dass Du Dich versehentlich in die Luft sprengst. :)

V.G.
Thomas

Patrick1982
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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von Patrick1982 » 13.09.2019 9:35

Hallo zusammen,

da ich aktuell auf der Suche nach einer wirklich lang beständigen Tinte bin, kam ich auf diesen Thread.
Hintergrund ist, dass ich für meine Tochter ein Märchenbuch an schreiben bin.
Momentan nur als Vorschrieb mit normaler Rohrer&Klinger Tinte, aber zur Reinschrift auf 100-120g Papier möchte ich was beständiges verwenden.
Jetzt bin ich über Eisen-Gallus-Tinte wie auch Nano-Tinte gestolpert.
Die Farbe sollte natürlich auch schön sein, aber erstmal geht es um die Beständigkeit, da dieses Buch mich hoffentlich einmal weit überleben soll.
Ein bekannter Künstler soll dazu die passenden Bilder malen (darum auch das dicke Papier) und ich möchte es in Leder binden lassen.

Hat jemand von euch hier Erfahrungen, Kenntnisse oder auch konkrete Empfehlungen bezüglich einer geeigneten Tinte?

Vielen Dank im voraus und Grüße
Patrick

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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von HeKe2 » 13.09.2019 12:18

Hallo Patrick!

Aus deinem Anforderungsprofil ergibt sich, dass von den Tinten, die ich hier getestet habe, eigentlich nur die beiden von Sailor in Frage kommen.

EG-Tinten können ein Phänomen wie Tintenfraß verursachen einschließlich der Ionenwanderung, die Thom mal irgendwo beschrieben hatte. Das wird zwar erst in 100 Jahren relevant, aber es soll ja lange halten. Die Noodlers Tinte wirkt matt und zieht in das Papier ein. Dadurch hält sie ewig, blutet aber gerne durch und zeigt einen Löschblatteffekt. Insofern ist die für deine Zwecke meiner Meinung nach eher weniger geeignet.

Der Nachteil der Sailor Tinten ist, dass sie etwa 25€ pro Glas kosten und nicht leicht zu bekommen sind, die Sou Boku noch schwieriger als die Sei Boku.
Beste Grüße
Hermann

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JulieParadise
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Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von JulieParadise » 13.09.2019 12:45

Hier bei Amazon bekommt man sie als Patronen. Wenn sonst nix dazu kommt, geht das auch als Brief durch: smile.amazon.de/gp/product/B07CM12PJR/ref=ppx_yo_dt_b_asin_title_o03_s00?ie=UTF8&psc=1
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Thom

Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von Thom » 13.09.2019 16:10

Von mir stammt auch die Formulierung, Eisengallustinten (sofern sie den Namen noch verdienen) sind für Jahrhunderte gut, Kohlenstofftinten für Jahrtausende. In den Jahrhunderten, in denen man vorrangig mit Eisengallustinten schrieb, wusste man das auch, hatte aber noch keine Nanotechnologie. Grundsätzlich sind die Schriftzüge von Nanotinten beständiger und farbstabiler, als die Schriftzüge von Eisengallustinten. Es gab auch Eisengallus-Ruß-Tinten, das wird aber nichts im Füller. Ausnahmen sind möglicherweise noch z.B. rote Nanotinten in Sachen Lichtbeständigkeit (die dokumentus ist magenta), die Eisengallustinten können das aber auch nicht farbstabil.

V.G.
Thomas

P.S. Ich muss mal noch dringend ergänzen, auf halbwegs saugfähigem Untergrund, wie das bei Schreibpapier der Fall ist.
Wenn der Schreibgrund richtig glatt und überhaupt nicht saugfähig ist, kann sich sozusagen das Blatt erstaunlicherweise wenden. :)

Thom

Re: Sechs Dokumentenechte im Vergleich (Blauschwarz)

Beitrag von Thom » 13.09.2019 18:11

Damian, alle blauen oder schwarzen Nanotinten haben hinsichtlich Beständigkeit ähnliche Eigenschaften, unterscheiden sich aber in Fließeigenschaften, offenen Zeiten u.ä.. Hermann hat nur die oben genannten probiert.

V.G.
Thomas

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