Robert Oster Velvet Crush

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

Antworten
Benutzeravatar
HeKe2
Beiträge: 1939
Registriert: 21.03.2018 23:31

Robert Oster Velvet Crush

Beitrag von HeKe2 »

Hallo liebe Tintenfreunde!


Diese Tinte hatte ich mir extra für den Penexchange Inkvent-Kalender besorgt. Den Bildern bei Papier und Stift zufolge erwartete ich ein schönes, weihnachtliches Violett mit goldenem Sheen. So stellte ich mir die Tinte für meine Weihnachtspost vor, also kurzerhand geordert und drei Tage später war die Tinte da. Um welche Tinte es geht? Um die

Robert Oster
Velvet Crush

Eigentlich hätte ich den eingangs genannten Erwartungen entsprechnd von der Tinte enttäuscht sein müssen, denn Sheen ist beim Schreiben nun wirklich nicht erkennbar.
.
Seite-1.jpg
Seite-1.jpg (719.45 KiB) 1835 mal betrachtet
Seite-2.jpg
Seite-2.jpg (708.05 KiB) 1835 mal betrachtet
.
Dabei fällt auf, dass die zum Vergleich herangezogenen Papiersorten völlig unerwartet reagieren. Leider besitze ich kein Tomoe River Papier*), um zu zeigen, ob dieses in der Lage ist, den Sheen hervorzuzaubern. Jedenfalls zieht die Tinte bei Oxford Optik Papier so sehr in das Papier ein, dass an Sheen gar nicht zu denken ist. Das geht so weit, dass die Tinte auf diesem Papier, 90g/m² auch am stärksten durchscheint, ohne beim Schreiben aber durchzubluten. Auch auf Rhodia DotPad N18 Papier, 80g/m² ist kein Sheen zu erkennen, allenfalls bei ganz dicken Tropfen sehr wenig. Aber ich sagte ja schon, dass beim Schreiben keinerlei Sheen entsteht. Auf dem Papier meines Staufen Briefblocks „Original Staufenpost“, 80g/m² lässt sich beim Tropfen wenigstens etwas Sheen provozieren. Am besten gelingt es auf Clairefontaine Veloute, 90g/m² Papier.
.
Sheen.jpg
Sheen.jpg (575.2 KiB) 1835 mal betrachtet
.
Nun sagte ich eingangs „eigentlich“ hätte ich enttäuscht sein müssen. Das „Eigentlich“ deshalb, weil mir die Tinte dennoch sehr gut gefällt. Zwar kann ich selbst mit meinem Feuerwehrschlauch-Füller, dem M1005 „Stresemann“ keinen Sheen erzeugen, jedoch gefällt mir die Tintenfarbe ausgesprochen gut.
.
Seite-3.jpg
Seite-3.jpg (587.14 KiB) 1835 mal betrachtet
.
Die Tinte stellt sich als sehr edel wirkendes Grauviolett dar. Es wirkt irgendwie nicht so knallig wie die meisten violetten Tinten und scheint etwas ins Schwarzgraue „abgestumpft“ zu sein. Es erinnert mich ein wenig an die violette liturgischen Gewänder in der katholischen Kirche. Jedenfalls gefällt mir die Farbe genau deshalb. Sie ist überhaupt nicht aufdringlich und kann deshalb auch durchaus im Alltag eingesetzt werden. Ganz nebenbei überzeugt die Tinte auch auf billigeren Papieren. Ich konnte keinerlei Ausfransen, oder Durchbluten feststellen. OK, wenn man die Tinte dick mit einem Haarpinsel aufträgt, kommt es bei einigen Papieren zum Durchbluten, aber dass kann ja nicht der Maßstab sein. Dass die Tinte sich diesbezüglich so problemlos verhält ist umso erstaunlicher, weil die Tinte selbst auf saugfähigen Papieren mindestens 25 sek. braucht, um zu trocknen. Darüber hinaus ist die Tinte erstaunlich wasserfest, was bei Robert Oster Tinten ja eigentlich eher selten der Fall ist. Die getrocknete Tinte lässt sich von dem Rhodia DotPad Papier unter fließendem, lauwarmem Wasser nur zu ca. 50% entfernen.

Was noch auffällt ist, dass die Tinte doch verhältnismäßig deutlich Shading zeigt. Natürlich ist auch das wieder abhängig vom Papier aber es spricht dafür, dass die Tinte eher weniger gesättigt ist, als man es gemeinhin von einem „Sheenmonster“ erwartet. Aber in diese Kategorie gehört diese Tinte auch definitiv nicht.

Mit Wasser als Fließmittel ließ sich die Tinte im Übrigen nicht auftrennen. Es lief ein violetter Fleck bis auf etwa 85% bezogen auf die Fließmittelfront. Möglicherweise ist mit einem anderen Fließmittel da noch etwas herauszuholen.


Die Tinteneigenschaften im Einzelnen (Maximalwert 10):
Ausbluten, Ausfransen: 9
Durchscheinen: 8
Durchbluten: 7
Tintenfluss: 8
Wasserfestigkeit: 5-7, je nach Papier
Sättigung: 6
Shading: 7
Sheen: 3
Trocknungszeit auf Navigator Universal Multifunktionspapier (Pelikan M1005 „B“): ~25 sek.
Trocknungszeit auf Rhodia Dotpad N°18 80g/m² (Pelikan M1005 „B“): <45 sek.
Trocknungszeit auf Oxford Optik Paper 90g/m² (Pelikan M1005 „B“): <75 sek.

Eingesetztes Material:
Robert Oster „Velvet Crush“
NAMISU Horizon AL, Titanfeder „B“
Pelikan M1005 „Stresemann“, 18k „B“
Rhodia Dotpad N°18, A4, 80g/qm, weiß
Rhodia Color N°18, A4, 80g/m², creme (liniert)
Navigator Universal Multifunktionspapier 80g/qm
Oxford Optik Paper, 90g/qm
Tomoe River Papier, 52g/m², creme
Laborfilterpapier Macherey&Nagel MN615
Fließmittel: Wasser
Beste Grüße
Hermann
Benutzeravatar
HeKe2
Beiträge: 1939
Registriert: 21.03.2018 23:31

Re: Robert Oster Velvet Crush

Beitrag von HeKe2 »

Fazit:
Das ist schon eine sehr problemlose Tinte. Sie scheint fast unter allen Umständen zu funktionieren. Einzig auf den sehr glatten Papieren hatten die beiden Füller manchmal Anschreibprobleme mit dieser Tinte. Insgesamt eine wirklich sehr schöne Tinte. Ich hätte nie gedacht, dass mir mal eine violette Tinte derart gefällt, dass ich mir vorstellen könnte, sie auch im Alltag einzusetzen.



*)
Mir hat hat es am Ende keine Ruhe gelassen, das Ganze auf Tomoe River Papier auszuprobieren. Spätestens mit dem M1005 sollte das mit dem Papier ja klappen. Also habe ich kurzerhand 100 Blatt geordert, um der Sache auf den Grund zu gehen.
.
Tomoe River.jpg
Tomoe River.jpg (523.96 KiB) 1809 mal betrachtet
.
Das Ergebnis ist: Es funktioniert, aber nur mit dem „Stresemann“. Schon der durchaus saftig schreibende Namixu bringt auch auf dem Papier kaum noch Sheen hervor. Und auch mit dem dicken „Stresemann“ ist das Ergebnis nicht gerade überwältigend. Es ist so wenig, dass man es gerade so bemerkt, auch wenn man nicht genau hinsieht. Und zuletzt auch mit einer Stub-Feder ist kaum Sheen auf das Papier zu bekommen.
.
Detail.jpg
Detail.jpg (742.04 KiB) 1818 mal betrachtet
Detail2.jpg
Detail2.jpg (516.93 KiB) 1818 mal betrachtet
.

Und wer dem Sheen vielleicht mit einer entsprechenden Kontrastfarbe nachhelfen will: Wie wäre es mit KWZ Ink Old Gold?
.
Scan_20201206_0002.jpg
Scan_20201206_0002.jpg (322.36 KiB) 1818 mal betrachtet
.
Ich mag übrigens den Duft der KWZ Tinte nach Vanillin. Die Robert Oster Tinte duftet hingegen ganz leicht entweder nach einem phenolischen Desinfektionsmittel oder leicht angeräuchert. Der Duft ist so schwach, das ich ihn nicht richtig zugeordnet bekomme. Auf jeden Fall nicht lästig oder aufdringlich.
Beste Grüße
Hermann
Benutzeravatar
JulieParadise
Beiträge: 5415
Registriert: 13.06.2016 21:16
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Robert Oster Velvet Crush

Beitrag von JulieParadise »

Das sieht ja schön aus, danke sehr!

(Und das von mir, die ich Lila sonst wirklich selten etwas abgewinnen kann ...) ;)
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
Benutzeravatar
HeKe2
Beiträge: 1939
Registriert: 21.03.2018 23:31

Re: Robert Oster Velvet Crush

Beitrag von HeKe2 »

JulieParadise hat geschrieben:
09.12.2020 10:38
Und das von mir, die ich Lila sonst wirklich selten etwas abgewinnen kann ... ;)
Eben, ich eigentlich auch nicht. :D
Beste Grüße
Hermann
Antworten

Zurück zu „Tintenbetrachtungen / Ink-Reviews“