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Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 15:02
von HeKe2
Gestern angekommen, heute schon bei Penexchange: Die neue Tinte von Fritz Schimpf aus Tübingen:

Fritz Schimpf
Morgenröte

Die Tinte hatte mich gereizt, weil mir die Beschreibung auf der Seite der Firma vielversprechend erschien, dabei habe ich für Rot eigentlich gar keine Verwendung. Ich war aber Neugierig, was mit „dunkelrot“, „rosa Kopfnote“, sheen und shading und alles in einer Tinte gemeint sein soll. Leider fehlt mir zum Vergleich das schon bekannte Schimpfrot, aber möglicherweise kann einer der anderen Foristinnen oder Foristen hier ja einen entsprechenden Vergleich anhängen.
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Wie bei der Firma Schimpf üblich, kam die Ware gestern extrem gut verpackt zusammen mit dem bestellten Feinpost Papier samt Umschlägen bei mir an. Der Farbton hat definitiv etwas Weihnachtliches. Da die Farbe aber in keinster Weise aufdringlich rot, rosa oder orange ist, kann sie auch sehr gut zu alltäglichen Zwecken verwendet werden. Für mich drängte sich an dieser Stelle der Vergleich mit der erst kürzlich von mir vorgestellten Roberst Oster Velvet Crush auf, die ich ja tatsächlich auch zum Zweck der Weihnachtspost gekauft hatte. Tatsächlich hat auch die Morgenröte einen Stich ins Violette. Dunkelrot mit etwas Violett und an den helleren, dünner aufgetragenen Stellen tatsächlich etwas rosa oder magenta wirkend. Auch wenn es ein Dunkelrot ist, würde ich es nicht als Blutrot bezeichnen. Durch den Sheen mag die Tinte an einigen satter aufgetragenen Stellen blutrot wirken, den sonst bei blutroten Tinten üblichen Schlag in Richtung braun finde ich hier jedoch nicht, auch wenn das Chromatogramm einen bräunlichen Anteil in der Tinte zeigt.

Sheen und shading sind, wie so oft, deutlich abhängig vom Papier. Auf nicht so saugfähigem Papier hat die Tinte ein wirklich schönes shading. Da ich das passende Papier (Fritz Schimpf Feinpost) gleich mitbestellt hatte, habe die Tinte natürlich auch darauf getestet. Der Einfachheit halber gebe ich die Tests im Folgenden der Reihe nach wieder:
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Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 15:02
von HeKe2
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Scans fangen ja bekanntlich den sheen nicht wirklich gut ein. Aber sheen hat die Tinte, auf Tomoe River Papier für meinen Geschmack sogar etwas zu viel. Auf Papieren wie Schimpf Feinpost, Clairefontaine Veloute oder Oxford Optik Papier wirkt das aber keineswegs übertrieben. Nachfolgend ein paar Bilder davon, das Geschriebene auf Tomoe River Papier, die Kleckse auf Oxford Optik Papier.
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Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 15:03
von HeKe2
Zu guter Letzt noch eine Besonderheit der Tinte. Der unfreiwillige Tintenklecks auf meinem Tomoe River Beispiel zeigt, dass die Tinte unter Umständen auch richtig violett erscheinen kann.
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Und ganz am Schluss noch das Bild des Chromatogramms. Richtiges Rot sieht man gar nicht, eher Violett, Magenta und eine Art Braunton. Sicherlich ist Wasser nicht das optimale Fließmittel für diese Tinte, aber das Wesentliche scheint mir dennoch aufgetrennt zu sein, auch wennn man es im Scan nicht wirklich guterkennt. Im Wesentlichen scheint die Tinte aus zwei Grundfarben zu bestehen, einem Magenta-Violett und ein einem gelblichen Braunton.
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Fazit:
Für mich das bisher alltagstauglichste Rot meiner Tintensammlung. Eine Tinte mit wirklich spannenden Eigenschaften, die sich je nach Papier unterschiedlich, jedoch immer völlig unproblematisch verhält. Ich finde Sie noch etwas weihnachtlicher, als die Velvet Crush, sodass ich ernsthaft überlee, für die Weihnachtspost einen kleinen Tintentausch vorzunehmen. Der Goldgrüne Sheen passt, wenn er nicht zu heftig ist, wirklich ganz hervorragend zu diesem Einsatzzweck. Deshalb ganz am Ende vielleicht noch ein kleiner Vergleich der beiden Tinten (Fritzrot habe ich ja leider nicht ;) ):
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Beide Tinten gefallen mir sehr, die Morgenröte hat aber deutlich mehr Sheen vorzuweisen ohne deshalb übersättigt zu wirken. Unter dem Strich hat die Firma Schipf meines Erachtens ihre auf den ersten Blick widersprüchlich wirkenden Werbeaussagen voll erfüllt. Alles da: Shading, Sheen, Rot, Dunkelrot , Rosa, Violett. Das Einzige was ich nicht erkennen kann, ist die Morgenröte. Dazu ist mir der Farbton dann doch zu kräftig, aber irgendeinen Namen muss diese schöne Tinte ja haben.


Die Tinteneigenschaften im Einzelnen (Maximalwert 10):
Ausbluten, Ausfransen: 8 9 (selbst dick aufgetragen kein Ausfransen)
Durchscheinen: 9
Durchbluten: 8
Tintenfluss: 8
Wasserfestigkeit: 1-3, je nach Papier
Sättigung: 6
Shading: 8
Sheen: 8
Trocknungszeit auf Eco Office Multifunktionspapier (Pelikan M1005 „B“): ~15 sek.
Trocknungszeit auf Oxford Optik Paper 90g/m² (Pelikan M1005 „B“): ~35 sek.

Eingesetztes Material:

Fritz Schimpf „Morgenröte“
NAMISU Horizon AL, Titanfeder „B“
Pelikan M600 „Kaufhof“, 14k „M“
Rhodia Dotpad N°18, A4, 80g/qm, weiß
Fritz Schimpf „Feinpost“
Original Staufenpost Brieflock „extraweiß“, 70g/m²
EcoOffice Multifunktionspapier 80g/m²
Oxford Optik Paper, 90g/m²
Tomoe River Papier, 52g/m², creme
Laborfilterpapier Macherey&Nagel MN615

Für den Farbeindruck beachten:
Das Tomoe River und das Feinpost Papier sind cremefarben.

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 16:51
von Susisorglos
Danke für diesen tollen Test!
Auch bei mir ist die Morgenröte gestern angekommen, zum testen bin ich aber noch nicht gekommen 😉 Also habe ich mir jetzt hier schon mal einen Vorgeschmack geholt, probieren werde ich sie vor Montag wohl nicht können 🙄
Aber schon auf dem Bild der Vorstellung hat sie mir sehr gut gefallen, und hier bestätigt sich meine Meinung!

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 17:11
von vanni52
Dem Lob schließe ich mich an.
Dem Wunsch nach einem kurzen Vergleich mit Fritzrot komme ich gerne nach, schaffe dies aber erst Montag.

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 17:17
von Füchschen
Oh das scheint sehr ähnlich der Ortloff Kölschen Tinte zu sein.

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 17:45
von Blue Fox
Es ist wirklich beeindruckend, wie die Morgenröte auf den verschiedenen Papieren zur Geltung kommt. Danke für diese umfangreich, gelungene Vorstellung, lieber Hermann!

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 17:55
von HeKe2
vanni52 hat geschrieben:
12.12.2020 17:11
Dem Wunsch nach einem kurzen Vergleich mit Fritzrot komme ich gerne nach, schaffe dies aber erst Montag.
Hallo Heinrich!
Das freut mich. Danke sehr!
Füchschen hat geschrieben:
12.12.2020 17:17
Oh das scheint sehr ähnlich der Ortloff Kölschen Tinte zu sein.
Hallo Vanny!
Auch da fehlt mir leider der Vergleich. Ich kann mir aber vorstellen, dass alle diese Tinten sozusagen im selben Pool hergestellt werden. In der Tintenbetrachtung von Marc (Laminator) wirkt die Ortloff'sche Tinte dunkler und gesättigter. Ich würde diese hier auch nicht als Sheenmonster bezeichnen. Selbst wenn es dieselbe Grundmischung ist, scheint diese hier etwas "handzahmer" zu sein.

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 19:50
von Chia
Ich kenne zwar beide nur von fern, hätte aber gesagt dass die Ortloff'sche ein etwas braunstichigeres Rot hat.
Wenn ich mir die Bilder erneut anschaue, sind sich die beiden aber vielleicht doch näher als ich dachte...


Ein Morgenrot dieser Intensität würde allerdings nach den alten Bauernregeln ziemlich schlechtes Wetter bedeuten, denke ich ;)
Vielleicht ließe sich so dann direkt die Gewitterwolke und später Sirimiri und Niebla anschließen :P


Ich würde so eine Farbe wohl als "beerenfarben" beschreiben, gefühlsmäßig assoziiere ich mit ihr daher auch eher Sommer als Weihnachten.

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 20:43
von Andreas_Beutlin
Guten Abend, Hermann,

vielen Dank für diese wundervolle Beschreibung dieser Tinte. Ich habe sie seit der Vorstellung von Fritz Schimpf auf meiner Wunschliste. Da das Porto für Österreich ziemlich hoch ist, müssen sich alle anderen Tinten und ein Bogen Feinpost inkl. Briefumschläge in das Paket dazu schmuggeln.

Durch deine Betrachtung finde ich die Tinte aber auch das Papier noch interessanter.

Liebe Grüße,

Andreas

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 12.12.2020 21:10
von kopjekoffie
Toller Vorstellung der Tinte.

Noch ein Grund mehr mal zur Schimpf zu fahren...wahrscheinlich eher Sommer 2021 8-)

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 14.12.2020 13:16
von vanni52
Als Ergänzung zur Vorstellung der Fritz Schimpf Morgenröte ein kleiner Vergleich mit der Fritz Schimpf Fritzrot,
auf Wunsch von Hermann. Mit möglichst gleichen Bedingungen, also Pelikan M605 „Kaufhof“, einem frisch
geöffneten Glas, auf Clairefontaine Velouté 90g/m2 und Tomoe River 52g/m2. Zusätzlich noch Tomoe River 68g/m2.

Und ich beschränke mich auf Aspekte rund um das Thema „Farbe“, bei den weiteren Tinteneigenschaften wie
z.B. Fließverhalten habe ich keine relevanten Unterschiede zur Morgenröte festgestellt.

Fritzrot erschien erstmals zum 135jährigen Firmenjubiläum (2015), und ist immer noch verfügbar.
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Der Farbton wird von Fritz Schimpf als „rusty red“ bezeichnet. Dem kann man grundsätzlich folgen, diese leichte
Verschiebung innerhalb des roten Spektrums in Richtung Braun wird bei genauer Betrachtung noch von einem Hauch
von Violett begleitet.
Das Shading ist unter diesen Bedingungen eher zurückhaltend, bei der Morgenröte ist dies bei Verwendung des Pelikans ebenfalls festgestellt worden.
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Das Chromatogramm bestätigt diesen violetten Anteil, außerdem zeigen sich hier rosafarbene und braune
Gemengebestandteile. Im Vergleich zum Chromatogramm der Morgenröte ist bei der Fritzrot der Anteil
des braunen Farbstoffes höher.
Der Versuch, mit einem satten Tintenklecks einen Sheen-Effekt zu provozieren (auf Tomoe River 52g/m2), scheitert
im Prinzip, an den Stellen mit der höchsten Tintenmenge zeigen sich lediglich dunkelbraune Ablagerungen.

Die Fritzrot ist insgesamt eine sehr gute Tinte, mit einem schönen dunkelrotbraunen Farbton.
Da sie auch immer innerhalb des Hauptfarbenspektrums bleibt, mit einer guten Alltagstauglichkeit. Das heißt,
im Gegensatz zu Schimmertinten und Sheenmonstern auch geeignet für den beruflichen Einsatz, selbst als
Korrekturtinte, wobei sie sympatischer und schülerfreundlicher rüberkommt als diese knallroten Tinten, auf die ich
während meiner aktiven Berufszeit zurückgreifen musste.

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 14.12.2020 13:56
von HeKe2
Danke Heinrich.!

Auch ich hatte vermutet, dass der braune Anteil, den man auch in meinem Chromatorgramm der Morgenröte sieht, den man aber leider in dem Scan des Chromatogramms nicht wirklich gut erkennen kann, beim Fritzrot höher ist. Da ich aber die braunroten Tinten meist nicht so sehr mag, bin ich mit meiner Morgenröte sehr zufrieden.

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 15.12.2020 10:49
von Fritz Schimpf
Hallo Hermann,

vielen lieben Dank für diese wunderbar informative und auch für uns sehr interessante Tintenbetrachtung. Wir haben Neues über unsere morgenröte gelernt. Danke.

Mit besten Grüßen

Re: Fritz Schimpf Morgenröte

Verfasst: 15.12.2020 17:41
von yi_fr20
Vielen Dank Hermann für den ausführlichen Bericht.

Ich habe ein Fläschchen bei einer Bestellung von der Firma Fritz Schimpf bekommen (Danke! :)) und direkt ausprobiert. Eine kräftige und sättige Farbe, kann ich mir für Weihnachtskarten sehr gut vorstellen.

Viele Grüße
Yi