Robert Oster Signature Peach

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

Antworten
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6093
Registriert: 02.03.2016 17:57

Robert Oster Signature Peach

Beitrag von vanni52 » 13.03.2021 12:33

E7C42C97-E039-4865-ADA7-DAA5C54E057D.jpeg
E7C42C97-E039-4865-ADA7-DAA5C54E057D.jpeg (301.13 KiB) 2256 mal betrachtet
Die Robert Oster Peach, eine von mittlerweile über einhundert Tinten der Signature Reihe, aus einer Tintenmanufaktur
in Südaustralien, die hier im Forum schon seit einigen Jahren zahlreiche Fans gefunden hat. Meine erste Tinte dieses
Herstellers, mittlerweile sind weitere dazugekommen.
Was bei der Tinte sofort auffällt, ist das extreme Shading. Nicht Ton in Ton, sondern von Gelb bis Dunkelrotorange.
Allerdings ohne fließenden Übergang, also ein Farbwechsel, der in Ittens Farbkreis zwei Stufen überspringt, und zwar
Gelborange und Orange.
01FEFBF0-D59C-4D58-82B6-D77E13D1A051.jpeg
01FEFBF0-D59C-4D58-82B6-D77E13D1A051.jpeg (397.35 KiB) 2256 mal betrachtet
9C57B57C-7B4D-48E6-B31C-67B8547FDAA0.jpeg
9C57B57C-7B4D-48E6-B31C-67B8547FDAA0.jpeg (603.79 KiB) 2256 mal betrachtet
Was natürlich die Einsatzmöglichkeiten der Tinte ziemlich einschränkt. Etwa zur Unterzeichnung von Verträgen wohl
eher nicht.


Zu den weiteren Tinteneigenschaften:

70BC7C69-5561-439A-9FC8-681E1E122EE0.jpeg
70BC7C69-5561-439A-9FC8-681E1E122EE0.jpeg (474.09 KiB) 2256 mal betrachtet


Mit einer höheren Schreibgeschwindigkeit könnte man dieses besondere Shading etwas im Zaum halten.
Sättigung und Fließverhalten noch im Durchschnitt, die relativ kurze Trocknungszeit führt wie die weiteren untersuchten
Eigenschaften zu einer hohen Alltagstauglichkeit.

Einige Vergleichstinten zeigen bei stärkerem Tintenauftrag weniger ausgeprägte Farbvariationen, bleiben eher im
entsprechenden Farbspektrum:
BB84FD96-5D64-4A1B-B2AB-006FAE6942BA.jpeg
BB84FD96-5D64-4A1B-B2AB-006FAE6942BA.jpeg (404.51 KiB) 2256 mal betrachtet


Der Versuch einer Erklärung dieser Besonderheit der Peach anhand eines Chromatogramm-Vergleiches:

A08A065D-A774-4637-B176-A966F72590AE.jpeg
A08A065D-A774-4637-B176-A966F72590AE.jpeg (560.77 KiB) 2256 mal betrachtet

Auffällig bei der Peach ist gleichmäßige Verteilung des Farbstoffgemenges über das gesamte Chromatogramm, im
Gegensatz zur Pelikan Edelstein Mandarin, bei der fast das komplette Gemenge transportiert wird und quasi mit der
Laufmittelfront mitwandert. (Startpunkt bzw. Tintenauftrag am Mittelpunkt des Kreises).
Offensichtlich geht ein großer Teil der Peach-Farbstoffe eine festere „Bindung“ mit der Cellulose ein.
Verursacht durch die Polarität der beteiligten Moleküle. Wobei sich Wasserstoffbrücken ausbilden, also elektrostatische
Anziehungskräfte zwischen den positiv polarisierten Wasserstoffatomen des Farbstoffmoleküles und dem freien
Elektronenpaar eines negativ polarisierten Sauerstoffatomes der Hydroxylgruppe des Cellulosemoleküles. Oder umgekehrt.
(Sorry für den Exkurs, aber vielleicht haben ja nicht alle, die soweit mitgelesen haben, Chemie schon vor der
Oberstufe abgewählt 🙂).

Tintenvergleich und Schreibproben in Teil 2.
LG
Heinrich

Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6093
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Robert Oster Signature Peach

Beitrag von vanni52 » 13.03.2021 12:38

87C7C1B7-944A-4687-92E7-368E75E32EA8.jpeg
87C7C1B7-944A-4687-92E7-368E75E32EA8.jpeg (522.7 KiB) 2247 mal betrachtet
3F7B29B2-77A8-4D78-8D08-BEF024FA028E.jpeg
3F7B29B2-77A8-4D78-8D08-BEF024FA028E.jpeg (665.13 KiB) 2247 mal betrachtet
FC19800D-F223-45D4-B245-7CF84B8968EF.jpeg
FC19800D-F223-45D4-B245-7CF84B8968EF.jpeg (579.97 KiB) 2247 mal betrachtet
Die Robert Oster Signature Peach ist eine spannende, schöne Tinte. Und wie schon oben erwähnt, der Anlass für den
Kauf weiterer Tinten dieses Herstellers.
LG
Heinrich

Benutzeravatar
HeKe2
Beiträge: 1939
Registriert: 21.03.2018 23:31

Re: Robert Oster Signature Peach

Beitrag von HeKe2 » 13.03.2021 15:24

Heinrich, wenn das ist Ursache ist, könnte man mal ein wenig am pH-Wert des Fließmittels herumspielen. Trennschärfe ist in dem Chromatogramm wirklich keine vorhanden. Manchmal hilft es auch, die Tinte mit dest. Wasser zu verdünnen, um das Trennergebnis zu verbessern, jedenfalls dann, wenn man sich damit nicht zu sehr vom ursrünglichen pH-Wert der Tinte entfernt.
Beste Grüße
Hermann

Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6093
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Robert Oster Signature Peach

Beitrag von vanni52 » 13.03.2021 16:19

Hermann, danke für die beiden Tipps.
Die Verdünnungsmethode werde ich definitiv ausprobieren.
Beim Spielen mit dem pH-Wert müsste man sehen, ob ein möglicherweise enthaltener
Azofarbstoff mit einer Farbänderung reagiert. Dazu fällt mir gerade mit Methylorange einer der bekanntesten Säure-Base-Indikatoren ein.
LG
Heinrich

Chia
Beiträge: 2178
Registriert: 31.07.2020 15:55

Re: Robert Oster Signature Peach

Beitrag von Chia » 13.03.2021 17:35

vanni52 hat geschrieben:
13.03.2021 12:33
Was bei der Tinte sofort auffällt, ist das extreme Shading. Nicht Ton in Ton, sondern von Gelb bis Dunkelrotorange.
Allerdings ohne fließenden Übergang, also ein Farbwechsel, der in Ittens Farbkreis zwei Stufen überspringt, und zwar
Gelborange und Orange.
Kennst Du die Lamy Mango?
Die zeigt im Shading auch einen ziemlich ausgeprägten Sprung zwischen Gelb und Orange (wenn auch vielleicht etwas heller als die Peach hier).

Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6093
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Robert Oster Signature Peach

Beitrag von vanni52 » 13.03.2021 17:54

Chia hat geschrieben:
13.03.2021 17:35
vanni52 hat geschrieben:
13.03.2021 12:33
Was bei der Tinte sofort auffällt, ist das extreme Shading. Nicht Ton in Ton, sondern von Gelb bis Dunkelrotorange.
Allerdings ohne fließenden Übergang, also ein Farbwechsel, der in Ittens Farbkreis zwei Stufen überspringt, und zwar
Gelborange und Orange.
Kennst Du die Lamy Mango?
Die zeigt im Shading auch einen ziemlich ausgeprägten Sprung zwischen Gelb und Orange (wenn auch vielleicht etwas heller als die Peach hier).
Kannte ich noch nicht, stimme Dir aber zu, wenn ich mir hier die Vorstellung von Jester anschaue.
Ich hätte allerdings noch eine weitere orangefarbene Tinte, die einen vergleichbaren Farbkontrast beim Shading zeigt,
nämlich die Montblanc James Purdey & Sons Single Malt. Könnte ich ja noch anhängen.
LG
Heinrich

Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6093
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Robert Oster Signature Peach

Beitrag von vanni52 » 15.03.2021 13:29

Meine Hypothese, dass die Montblanc James Purdey Single Malt einen vergleichbaren Kontrast innerhalb des
Shadings aufweist, mit unterschiedlichen Federn auf Tomoe River 52 überprüft:


8DCB25B8-3CF0-494D-88BC-D88D57C6C0C5.jpeg
8DCB25B8-3CF0-494D-88BC-D88D57C6C0C5.jpeg (601.39 KiB) 2019 mal betrachtet
A7BC9114-D38B-4077-8C87-74E728ECD45E.jpeg
A7BC9114-D38B-4077-8C87-74E728ECD45E.jpeg (531.42 KiB) 2019 mal betrachtet

Das ausgeprägteste Shading wird mit der M- Feder des Montblanc Kafka erzielt, sehr schön Ton in Ton.
Womit klar ist, dass hier das Shading weniger unruhig ist im Vergleich zur Peach. Es bleibt klar im orangenen Spektrum.
Ob der dunklere Bereich noch im Farbton Orange liegt oder schon eine Tendenz Richtung Braun aufweist,
wird von Montblanc mit der eigenen Tintenfarbenbezeichnung beantwortet: Morron Orange.
Was auch durch das Chromatogramm bestätigt wird, in dem neben Gelb, Orange und Rot noch ein violetter Farbstoff zugesetzt wird (nicht untypisch bei Rezepturen für braune Tinten):


CB4FC513-D438-4B27-B827-1D147DA29145.jpeg
CB4FC513-D438-4B27-B827-1D147DA29145.jpeg (752.79 KiB) 2019 mal betrachtet
LG
Heinrich

Ex Libris
Beiträge: 2246
Registriert: 10.02.2010 22:43
Wohnort: Konstanz

Re: Robert Oster Signature Peach

Beitrag von Ex Libris » 28.03.2021 15:15

Hallo Heinrich,

vielen Dank für dieses sehr interessante Orange.

Ich muss nur gestehen, dass ich nicht recht weiß, ob sie mir gefallen soll oder nicht. Sie erscheint mir dann doch recht gelb und erinnert mich in den geschriebenen Passagen eher an ein Ockergelb bzw. helles Bernsteinbraun. Bei orangen Tinten mag ich wohl lieber einen deutlicheren Rotakzent, wie mir eben klar wird (vielleicht mit Ausnahme der Gelborange von De Atramentis).

Ich vermute aber, dass ich mir die Tinte mal in natura ansehen müsste, um ein echtes Urteil fällen zu können.

Viele Grüße,

Florian

Antworten

Zurück zu „Tintenbetrachtungen / Ink-Reviews“