Diese Tinte, heute erst bei mir aus Butzbach eingetroffen, hat mich derart überzeugt, dass ich sie hier gleich vorstellen möchte:
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IG Blue #3
1. Eine gewisse Wasserfestigkeit
2. Eine gute Lichtechtheit
3. Eignung als Dokumententinte
4. Meistens einen blauen Tintenfluss
5. Ein eher trockenes Fließverhalten
Nicht alles davon habe ich nun gleich prüfen können, deshalb kann ich zur Lichtechtheit der Tinte hier nichts sagen. Auch die Eignung als Dokumententinte kann ich hier nicht verkünden, da der Hersteller diesen Anspruch weder auf seiner Internetseite, noch auf der Verpackung erhebt. Auf der anderen Seite dunkelt die Tinte deutlich nach, sodass anzunehmen ist, dass der EG-Anteil höher ist, als zum Beispiel bei der Lamy Crystal Ink Benitoite.
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Wieder habe ich meine von Volker gedrechselten Halter für die Bock Triples eingesetzt, diesmal in den Federstärken „M“ und Stub 1,1mm. Mit diesen 250er Triples von Bock reicht einmal eintauchen auf jeden Fall für eine Seite von Marks Formularen, ohne das der Tintenfluss merklich nachlässt. Dabei scheint der Tintenfluss recht ordentlich zu sein, obwohl dessen Beurteilung bei diesem Dip-Verfahren nicht ganz so einfach ist. Deshalb habe ich die Tinte auch noch in meinen Jinhao 159 gefüllt, der eigentlich nicht den allerbesten Tintenfluss zeigt.
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Wider Erwarten bleiben die Eigenschaften der Tinte auch beim Verschreiben mit dem Füller nahezu gleich. Die Tinte fließt mit einem wunderbar kräftigen Mittelblau. Haben andere EG-Tinten nur einen geringen Anteil an blauer Farbe, um den Eisengalluscharakter deutlicher hervorzuheben (vgl. Pelikan 4001 Blau-Schwarz oder Lamy Benitoite), so hat diese Tinte einen deutlich höheren Anteil an dieser löslichen Komponente. Bringt man diese Tinte nach dem Trocknen mit Wasser in Berührung, kann man das Herauslösen dieser Komponente aus dem Tintenauftrag auch deutlich erkennen. Aber auch der Eisengallusanteil scheint hoch genug zu sein, dass die Tinte kaum heller wird, auch wenn sich der blaue Anteil herauslöst.
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Eine Ursache dafür dürfte auch der für eine Eisengallustinte recht üppige Tintenauftrag sein. Der Hersteller der Tinten legt auf seiner Internetseite Wert darauf, dass seine Eisengallustinten nur aus gelösten Substanzen bestehen und keine irgendwie suspendierten Bestandteile enthalten. Das soll dazu führen, dass die Bestandteile tiefer in das Papier eindringen und somit die Dauerhaftigkeit der Tinte erhöhen. Das scheint tatsächlich zu funktionieren. Die Tinte hat auch genügend Zeit, in das Papier einzuziehen, denn sie trocknet nur recht langsam, was wohl die Kehrseite der Medaille ist. Mich als Rechtshänder stört das kaum, für einige Linkshänder könnte das aber mehr als störend sein. Diese lange Trocknugszeit ist auch unabhängig vom Papier. Wenn das Papier nicht wirklich saugfähig ist, braucht die Tinte länger als 60 Sekunden um zu trocken. Ich schreibe sehr gerne auf Zanders Gohrsmühle Papier von dem ich den Eindruck habe, dass die Tinten auf diesem Papier besonders langsam trocknen, aber bei dieser Tinte ist das auch auf den anderen Papieren so.
Ein weiterer Nachteil des deutlich stärkeren Tintenflusses und der langen Trocknungszeit ist, dass diese Tinte auf schlechten Paieren ausfranst und durchblutet. Das ist eher ungewöhnlich für Eisengallustinten, die meist etwas trockerner fließen und daher auch recht zügig trocknen.
Shading zeigt diese Tinte auch. Nicht allzu üppig, aber doch vorhanden und abhängig von Papier und Tintenfluss, was aber nicht ungewöhnlich ist. Sheen ist bei Eisengallustinten normalerweise kein Thema, so auch nicht bei dieser Tinte.
Zu guter Letzt: Auch diese KWZ Tinte hat den für diese Manufaktur typischen Geruch nach Vanillin. In Verbindung mit dem Duft, den Eisengallustinten selbst haben, kommt dieser Geruch etwas säuerlicher daher, aber er ist immer noch deutlich vernehmbar. Aufdringlich finde ich ihn aber nicht.
Die Tinteneigenschaften im Einzelnen (Maximalwert 10):
Ausbluten, Ausfransen: 6,5
Durchscheinen: 6
Durchbluten: 7 *)
Tintenfluss: 9
Wasserfestigkeit: 7 (frisch), 9 (1h getrocknet)
Sättigung: 9
Shading: 5
Sheen: 0
Trocknungszeit: >60 sek.
Eingesetztes Material:
KWZ Ink IG Blue #3
Saarpen „Triplehalter“, Bock 250 Triple M und Stub 1.1
Jinhao 159, Stahlfeder M
Original Staufen Briefblock, 70g/qm, extraweiß
Zanders Gohsmühle, 100g/qm, natur
Rhodia Dotpad N°18, 80g/m², weiß
Fazit:
Das ist eine Tinte nach meinem Geschmack. Ein schönes Blau, eine ausreichende Widerstandskraft gegen Wasser und Ausbleichen, guter Tintenfluss, füllertauglich, relativ hohe Sättigung sodass die Farbe nicht zu blass erscheint. Das ist so ziemlich alles, was mir bei einer Allzwecktinte, die ich auch im Beruf gebrauchen kann, gefällt. In einem KWZ Tintenfass sind 60ml Tinte enthalten. Mal sehen, wie lange ich brauchen werde, die Tinte aufzubrauchen. Wahrscheinlich weniger lange, als ich vor dem Kauf gemeint habe.